Hugo Wietholz – ein Diakon des Rauhen Hauses – Autobiographie. Jürgen Ruszkowski
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СКАЧАТЬ großen Zulauf von Jungen und jungen Männern. Die Jungschar war auf über 50 Jungen angewachsen.

      Der Wunsch wurde laut, doch einmal draußen im Zelt zu schlafen. In der Nähe des Flughafens fand ich ein passendes Waldgelände. Dicht dabei war ein Bauernhof, denn wir brauchten Wasser zum Abkochen. Heute hat der Flughafen das ganze Gebiet geschluckt. Die ganze Meute zog also los. Als Zeltmaterial hatten wir Dachpappe mitgenommen. Aus Holzstangen machten wir ein Gerüst, worauf die Dachpappe kam. Die Jungen waren begeistert. Abends lagen wir am Lagerfeuer, und es wurden Geistergeschichten erzählt. Wasser holten wir beim Bauern aus einem Soot, wo das Wasser in einem tiefen Loch gesammelt wurde. Für unsere Verpflegung hatten wir Brote von zu Hause mitgenommen. So kochten wir nur Kaffee. Solche Fahrten haben wir oft unternommen, dann aber nicht mehr mit Dachpappe. Es gab eine Möglichkeit, uns bei Serchinger in der Bachstraße Zeltbahnen zu leihen. Am Montag mussten diese in ordentlichem Zustand wieder zurück gebracht werden, was immer viel Zeit kostete.

      Im Herbst starteten wir die erste Herbstfahrt in meinem Leben, später kamen noch viele dazu. Bei Maschen hatte ich ein Heim der Veddeler Gemeinde ausfindig gemacht. Ein Diakon Unverricht war auf diesem Grundstück, Reiherhorst, der Hausvater. Auf dem Gelände stand eine große Baracke mit Waschraum. Dazu gab es ein paar kleine Hütten. Die Küche war in einem festen Bau untergebracht.

      Wir waren eine nette Gruppe, die auch äußerlich erkennbar war, durch die grünen Fahrtenhemden mit dem grauen Halstuch. Wir streiften durch die Gegend, einmal nahm uns der Bauer auf seinem Tankwagen mit. Zum Mittag mussten die Jungen Kartoffel schälen und beim Kochen des Essens helfen. Kein Tag verging ohne ein biblisches Wort mit Auslegung. Auch wurde kräftig gesungen.

      In der Jugendabteilung ging es auch interessant zu. Für den Sonntag hatten unsere Leiter meistens einen Redner verpflichtet. Einmal war es ein Sachse, der uns mit seinen Geschichten mächtig zum Lachen brachte. Ein anderes Mal berichtete uns ein Vikar Hennig, von seinem Japanaufenthalt. Besonders beeindruckte uns, als er uns erzählte, wie sie den Vulkan Fudschijama auf männliche Weise gelöscht hätten.

      Dann kam eines Tages ein Stadtmissionar mit Namen Zeising, der prima aus dem Erzgebirge erzählen konnte. Seine Geschichten hatten Fortsetzungen, und so saß dann wieder einmal der Zeising vor uns und plauderte lustig darauf los. Als er fertig war, sagte er: „Ich bin der Bruder von dem, der vorher hier war.“ Sein Bruder war krank, und er war für ihn eingesprungen. Es waren Zwillinge, und sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Wir hatten nichts gemerkt. Später in der Martinskirche entdeckte ich, dass die Zeisings Diakone des Rauhen Hauses waren und einer von ihnen um 1888 hier Dienst getan hatte.

      Jetzt planten wir ein Ferienlager auf dem Schäferhof und der CVJM gab uns einen Zuschuss, damit viele mitkommen könnten. Wir hatten eine schöne Gruppe aus Eppendorf zusammen. Natürlich war es für alle ein großes Erlebnis, nicht nur all die Spiele und das Baden. Man war auch erstaunt über die große Schar, die sich morgens um das Wort Gottes versammelte.

      Für die Regentage gab es ein mit Stroh ausgelegtes Tummelzelt. Außerdem hatten wir Glück, einen besonderen Mann vom Reichsverband der Jungmännerwerke zu bekommen. Der Jungschar-Onkel Horch war ein lustiges Haus, der hatte tolle Scherze auf Lager und konnte Geschichten erzählen, so dass die Jungen nicht genug bekommen konnten. Natürlich gab es auch die berühmten Speergefechte und abends am Lagerfeuer Geistergeschichten. Mit meiner Eppendorfer Gruppe gab es noch eine kleine Panne, einige hatten sich daneben benommen, was natürlich wieder ausgebügelt werden musste.

      Sonst war es eine erlebnisreiche Zeit. Unsere Jungschar wuchs und wuchs. Wir schafften eine Wanderkluft an, dazu eine Kopfbedeckung. Unsere Gruppe konnte sich schon sehen lassen.

      Im Volksheim war unser Bleiben nicht mehr angebracht. So suchte Georg Andresen ein neues Quartier und hatte Glück. Im Lokstedter Weg fand er in der Villa von Fräulein Bertoh eine Unterkunft. Wir konnten uns dort häuslich einrichten. Weil das Haus mit Garten an der Straße lag, musste am Gartenzaun ein Schaukasten angebracht werden. Für den Inhalt, mitsamt Bildern, sorgte ich.

      Inzwischen hatte ich mir einen gebrauchten Fotoapparat gekauft, und nun machte ich viele Aufnahmen. Ich bin oft am Flughafen gewesen und habe dort fotografiert. Die Bilder zeigten dort noch Wald und dann die Regulierung der Tarpenbek. Das kostete uns den Zeltplatz, den wir bisher so in der Nähe hatten. Natürlich musste der Flughafen vergrößert werden, denn Hamburg wollte das Kreuz des Nordens für den Flugverkehr werden.

      In Deutschland sah es wirtschaftlich mies aus. Die Erwerbslosenzahlen stiegen und stiegen, bald hatte man 6 Millionen erreicht und die Verzweiflung stieg. Man versuchte mit Notverordnungen etwas Ordnung in die Wirtschaft zu bringen, aber dem Reichskanzler Brüning gelang das nicht. Auf den Straßen nahmen die Parteienauseinandersetzungen blutige Formen an. Die Wirtschaft in Deutschland lag danieder, die ehemaligen Feinde verlangten Milliardenbeträge als Kriegsschuld, und so machten sie die Wirtschaft immer mehr kaputt. Es geht aber oft in der Welt so, wo der Sieger meint über den Schwachen zu herrschen, wird er eines Tages die Früchte seines Hasses ernten. Im Deutschen Volk kamen immer mehr radikale Kräfte an die Oberfläche, wer Wind sät, wird Sturm ernten!

      Bei uns hier in Eppendorf ging die Jugendarbeit fröhlich weiter. Im nächsten Sommer, wir schrieben das Jahr 1931, gab es auch politische Auseinandersetzungen mit den Jungkommunisten. Sie hatten sich von der Kirche losgesagt. Ihr Wahlspruch hieß: „Wir haben Gott aus den Herzen entfernt, nun erst haben wir lachen und spielen gelernt.“ In der Kegelhofstraße war die Hochburg der Kommunisten. Gegenüber der Tarpenbekstraße, Ecke Lokstedterweg, hatte Ernst Thälmann seine Wohnung. Der Balkon war stets mit kommunistischen Parolen geschmückt.

      In diesem Sommer also, nahm ich mir mehrere Tage Urlaub, um als Helfer im Ferienlager Schäferhof mitzumachen. Das waren tolle Tage und Nächte! Mit einem Freund zusammen haben wir das Lager in Atem gehalten.

      Wir hatten auch einen jungen Theologen im Lager, der es gut verstand, Gottes Wort zu erklären. Vergessen werde ich nie die Stelle aus dem Korintherbrief, wo Paulus schreibt: „Ihr seid ein Brief Christi.“ Dieser Vikar Halfmann wurde später Bischof in Schleswig Holstein.

      Von meiner Arbeit bei Meister Lampe gibt es nicht viel zu berichten. Es wurden nur kleine Aufträge vergeben, die nicht viel einbrachten. Was nötig war, wurde geflickt, sonst hatten die Hauseigentümer kein Geld für große Reparaturen.

      Im CVJM war plötzlich eine Änderung für unser Heim eingetreten. Wir mussten das Lokal bei Fräulein Bertoh räumen. Es gelang uns, eine Bleibe im großen Saal auf der Anscharhöhe zu bekommen. Aber das war nicht mehr das, was wir brauchten. Dann kam eine Führungskrise hinzu. Ich musste die Jungschararbeit abgeben, was bei mir zu einem Protest führte, ich blieb dem Verein fern.

      Inzwischen lernte ich einen jungen Mann kennen, Heini von Glan. Wir hatten beide unsere Probleme, er wurde mein Freund. Zu Ostern 1932 machten wir uns auf, an die Ostsee, auf den Priwall zu fahren. Dort fanden wir ein Heim, wo wir, trotz schlechtem Wetter unsere weiteren Pläne besprachen. Wir waren beide nicht mehr im CVJM Eppendorf, denn uns gefiel die Art und Weise nicht, wie man mit uns umgegangen war.

      Concordia-Pfadfinder

      Heini von Glan gehörte der Späherschaft Concordia in Hoheluft an. Eines Tages nahm er mich zu einem Elternabend mit, der im Gemeindesaal der Bethlehemkirche stattfand.

      Wir erlebten einen Elternabend, der ein großer Reinfall wurde. Ich sehe noch, wie die Jungen versuchten, ein Zeltlager auf der Bühne aufzubauen, was überhaupt nicht gelang. Auch waren nur sehr wenige Eltern gekommen. Zum Schluss mussten wir uns einen Streit der älteren Pfadfinder mit anhören. Keiner wollte die Verantwortung für die Gruppe übernehmen. Der bisherige Leiter war schwer erkrankt.

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