Название: Cuba Libre!
Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753180540
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„Und Harry? Was war mit ihm?“
Sie deutete auf die Leiche auf dem Fußboden, vermied es aber, sie zu betrachten.
„Harry war weg.“
Ihre nächste, nahe liegende Frage, warum Harry Rita ermordet hatte, konnte ich wieder nur mit der allgemeinen Spekulation beantworten, dass ich nicht glaubte, dass er es getan hatte.
Und verdammt noch mal, die Entwicklung schien mir wohl Recht zu geben.
„Ich fand ihn in seiner Wohnung. Gott sei Dank...“, ich hielt einen kurzen Augenblick inne „oder vielleicht auch nicht Gott sei Dank, fand ich ihn vor der Polizei und brachte ihn in Jo`s Hotel unter. - Ich wollte einfach etwas Zeit haben, um der Sache nachzugehen.“
Lisa drückte ihre Zigarette aus.
„Ja, aber wer...“
Ich kannte ihre Frage nur zu gut und unterbrach sie.
„Ich weiß es nicht Lisa, ich weiß nicht wer ihn umgebracht hat, und erst recht nicht warum. Ich weiß auch nicht, wie irgendjemand wissen konnte, dass ich Harry in das Hotel gebracht hatte.“
„Das ist nicht viel,“ befand sie.
„Das ist sogar verdammt wenig,“ ergänzte ich.
Nachdem wir ein paar Minuten schweigend nebeneinander saßen, stand ich wieder auf und hockte mich neben Harry.
„Es ist noch viel Schatten um dich herum, alter Knabe“, dachte ich und betrachtete ihn genauer.
Eine großkalibrige Waffe hatte ihm den halben Hals weggerissen. Kein normaler Mensch benutzte für einen Mord eine derartige Waffe. Es sei denn, es handelte sich um eine Hinrichtung, die irgendjemanden deutlich darauf aufmerksam machen sollte, seine Nase aus etwas herauszuhalten. Und dieser jemand war zweifelsohne ich. Sonst wäre der Koffer wohl nicht hier abgegeben worden.
Allerdings stellte sich die Frage, woraus ich meine Nase halten sollte.
„Das finden wir heraus, Harry! Das finden wir heraus!“ flüsterte ich und zog den Morgenmantel etwas über seinen halbnackten Körper.
Entweder war der Mörder verdammt schlecht und schoss mit Kanonen auf Spatzen, oder er war sehr mächtig, so dass er, wo er ging, verbrannte Erde hinter sich ließ.
„Was machen wir denn jetzt?“ holte mich die Stimme von Lisa wieder in die Realität zurück.
Eine Realität, die, wenn ich an Hammersmith dachte, nicht sehr angenehm werden würde.
„Verdammt“, ging es durch meinen Kopf, „diese Stadt holt aus allem nur die dunklen, im Schatten liegenden Teile hervor. Diese Mauern da draußen gebären Monster und die fressen ihre eignen Kinder!“
Mit dem Oberarm drückte ich leicht gegen meine Magnum. Eine eigentlich viel zu schwere Waffe. Aber ich liebte sie nun einmal. Sie war zuverlässig und ließ in ihrer Wirkung nichts zu wünschen übrig. Ich war es gewohnt, ganze Arbeit zu leisten. Und das verlangte ich auch von meinem Partner. - Und diese Kanone war ein sehr schwergewichtiger Partner!
Er sprach genau die einzige Sprache, die einige der Ratten dieser Stadt verstanden.
„Wir werden Hammersmith verständigen müssen“, bemerkte ich.
„Das bedeutet Ärger, Mr. Carlo“, stellte Lisa richtig fest.
Ich beugte mich über ihre Schulter.
„Pass auf Lisa. - Du rufst Hammersmith an und erzählst ihm von unserem Päckchen...“
„Und sie?“
„Ich habe keine Zeit, tausend unnötigen Fragen des Inspektors zu beantworten und kümmere mich lieber um wichtigere Dinge.“
„Was haben sie vor?“
„Es ist besser du weißt es nicht“, erklärte ich. „Sag Hammersmith ich würde ihn von unterwegs anrufen.“
Sie spitze die Lippen und schaute mich lange an. Lisa kannte mich gut genug, um zu wissen, wann der Ärger gefährlich wurde den ich mir in steter Gleichmäßigkeit alle paar Monate aufhalste.
Und in ihren Augen läutete Alarm wie ein ganzes Arsenal von Feuerwehrglocken.
„Das wird er nicht mögen, Mr. Carlo“, sagte sie und strich sich dabei durch ihr blondes Haar.
„Er wird es hassen Darling! Und dann wird er seine geifernden Hunde loshetzen.“
Kapitel 5
Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die hier lebten, mochte ich den April in New York. Es war noch nichts von diesem trocknen, staubigen Dreck des Sommers in der Luft, der vermischt mit den Autoabgasen an allem klebte, und sich bei den Leuten, die nicht aufs Land fahren konnten, ins Gehirn fraß und sie verrückt machte.
Der einzige Monat, in dem draußen und drinnen die gleiche, angenehme Temperatur herrschte. Keine Klimaanlagen, die entweder Kühlschränke oder Brutkästen erzeugten. Keine Dauererkältung!
Die Damen trugen schon leichte Kleidung, aber noch nicht so leicht, dass es wie im Sommer, keine Geheimnisse mehr gab.
Selbst, wenn man ein Auto wie ich ohne Klimaanlage fuhr, konnte man die Sonne hinter der Windschutzscheibe genießen.
Langsam und ohne Eile grummelte ich in meinem Buick in Richtung "Jo`s Palermo Hotel". Der einzige Ansatzpunkt in diesem Fall. Irgendjemand hatte Harry dort aufgestöbert und fertig gemacht.
Ich konnte mir nicht erklären, wie jemand herausbekommen hatte, wo Harry untergekrochen war. Es wussten nur drei Leute davon, dass ich ihn dort hingebracht hatte. Ich, Harry selbst und Jo.
Und Jo wusste nichts von dem Vorfall in der Blue Moon Bar. Außerdem gehörte er nicht zu denen, die für ein paar Dollar das Maul aufmachten. Aber wer weiß, wie viel Dollar hier im Spiel waren!?
Ich drückte mich etwas tiefer in das weiche Polster des Fahrersitzes. Mein Schädel brummte wie der Motor vor mir, noch von dem scheiß Whisky gestern Abend. Gemeinsam soffen der Wagen und ich Löcher in meine Taschen.
Löcher, zu deren Reparatur Fälle wie dieser, nicht unbedingt beitrugen.
Ich bog in die Grandstreet ein und hielt ein Block vom Hotel entfernt.
Da ich von hier aus, den Eingang gut einsehen konnte, blieb ich noch etwas sitzen. Was immer ich auch zu sehen erwartet, ich sah es nicht. Das Hotel stand da wie immer. Nichts neues, nichts Ungewöhnliches. Ich war mir sogar sicher, dass es nach derselben Hundescheiße roch wie gestern.
Mir erschien das Auto im Moment wie eine schützende Schale. Widerstrebend stieg ich aus und ging zum Hotel hinüber.
In der Eingangstür hatte ich das Gefühl, in den Magen eines hungrigen Monsters zu schauen.
Niemand war zu sehen, und ich ging direkt in die Lounge. Jedenfalls СКАЧАТЬ