Название: Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin
Автор: Peter Maier
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783752952759
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Mein Argument, dass vielleicht nur der Schlafplatz umgestellt werden müsse und dass doch soeben seine Tochter fast gestorben wäre, hatte keinerlei Wirkung auf ihn. Die Anregung, doch den Wünschelrutengänger zumindest ins Haus zu holen und der möglichen geomantischen Störung auf den Grund zu gehen, oder aber eine solche Störung explizit auszuschließen, prallte völlig ab. Er ist eben ein Skeptiker und Naturwissenschaftler, der geomantische Störungen grundsätzlich für Einbildung, Humbug, esoterischen Klaumauk und Schamanismus hält und Wünschelrutengänger für Scharlatane. Und genau diese Einstellung hatte ich ja bis 1992 selbst gehabt. Ich konnte meinen Bekannten deshalb sehr gut verstehen. Da es bisher nie eine solche Untersuchung gab, kann eine reale geomantische Störung im Haus meines Bekannten daher offiziell weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Leider hat diese Geschichte aber eine sehr tragische Fortsetzung. Als ich meinen Bekannten ein halbes Jahr später wieder traf, fragte ich ihn wieder nach dem Wohlergehen seiner Familie. Da erzählte er mir, dass es erneut ein großes Problem gebe. Seine Frau habe Brustkrebs, müsse sich gerade einer Chemotherapie unterziehen und sei deswegen sehr geschwächt. Das tat mir sehr leid für die Frau meines Bekannten. Ich vermutete, dass auch die Krebserkrankung der Frau vor allem durch die gleiche geomantische Störung in seinem Hause verursacht sein könnte, an der schon seine Tochter fast gestorben war. Dies wurde auch von der bereits erwähnten Geistheilerin bestätigt, die ich nochmals gebeten hatte, sich die Situation der Familie meines Bekannten geistig näher anzuschauen.
Als ich dem Bekannten dann meine Vermutung bei einem weiteren Telefonat mitteilte, lachte er gequält und beendete abrupt das Gespräch. Ich werde die offensichtliche geomantische Störung in seinem Haus bei unserer Kommunikation in Zukunft nicht mehr erwähnen, auch wenn mir dies persönlich schwer fällt. Er hat eben ein anderes Weltbild als ich, das muss ich respektieren. Offensichtlich ist er der Überzeugung, dass nicht sein kann, was nach seinem naturwissenschaftlichen Denken gar nicht sein darf.
So furchtbar es vielleicht klingen mag: Ohne es zu wollen, gefährdet mein Bekannter meiner Ansicht nach sich selbst und seine Familie, um die er sich sonst rührend kümmert, nur um sein naturwissenschaftliches Weltbild bewahren und diesem weiterhin treu bleiben zu können. Und darin haben Wünschelrutengänger und geomantische Störungen eben keinen Platz. Das empfinde ich persönlich als tragisch, mein Bekannter kann aber offensichtlich nicht anders. Aber denken heute nicht viele Menschen so? Auch ich hatte bis 1992 genau solch eine Einstellung. Geomantische Störungen waren für mich damals Ausdruck von Volksverdummung, Einbildung und Geldschneiderei. Ich wünsche der Frau und der Tochter meines Bekannten, dass sie wieder ganz gesund werden, auch wenn, wie ich nur vermuten kann, die geomantische Störung in seinem Haus weiterhin wirksam ist.
Dagegen erscheint die Haltung eines mit mir befreundeten Lehrers aus München, der naturwissenschaftliche Fächer unterrichtete, schon richtig harmlos. Zwanzig Jahre lang hatte er immer wieder schlimme Rückenschmerzen. Er fehlte deshalb oft monatelang in seiner Schule. In einer Münchner Klinik ließ er aufwendige und höchst unangenehme Untersuchungen über sich ergehen, um der Ursache seines Rückenleidens schulmedizinisch auf den Grund zu kommen. Es wurde nichts gefunden, daher wurde sein Rückenleiden als „unspezifisch“ eingeordnet.
Da ich selbst zehn Jahre lang mit dem Rücken zu tun und mich therapeutisch um mögliche seelische Ursachen gekümmert hatte, fragte ich meinen Bekannten, warum er denn nicht wenigstens eine Psychotherapie machen würde, um endlich den tieferen Ursachen für sein Rückenleiden auf den Grund zu gehen. Er antworte mir darauf folgendes: „Bevor ich auch nur eine Stunde zum Psychologen gehe, sterbe ich lieber!“
Dabei gilt Psychotherapie heute ja längst als medizinisch anerkannte Methode, und die Leistungen von Psychotherapeuten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Auch dieser Kollege vertraut nur der strengen Schulmedizin und vor diesem Hintergrund wird selbst eine Psychotherapie abgelehnt. Diese seine Haltung kann ich nur respektieren, ich dachte viele Jahre selbst so. Aber welche Ängste stecken wohl bei ihm dahinter? Ich weiß es nicht.
Mein Kollege ist dieser seiner ablehnenden Haltung gegenüber jeglicher Psychotherapie treu geblieben und musste vorzeitig seinen Dienst quittieren, weil er die Schmerzen im Unterricht nicht mehr ertragen konnte. Er hat über Jahre hinweg furchtbar gelitten, was mir sehr leid tut für ihn. Ich bin heute der Überzeugung, dass jede Erkrankung letztlich eine psychische, familiensystemische oder karmische Ursache hat. Um die Krankheit zu heilen, muss jedoch zuerst die „richtige“ Ebene gefunden werden, auf der der eigentliche Grund dafür liegt.
Auch ich habe bis 1992 gedacht und gehandelt wie die drei soeben erwähnten Bekannten. Doch dann kam zunächst der Autounfall, der alles veränderte und danach eine unsägliche Serie von Knieverletzungen, verursacht vor allem durch Sportunfälle. Im Rückblick gesehen wurde ich wie mit mächtiger Hand durch diesen Doppelschlag aus meiner bis dahin selbstverständlichen (naturwissenschaftlichen) Denkweise und Weltsicht herauskatapultiert und auf eine völlig neue, andere Bahn geschoben. Der Preis erschien mir damals hoch, aus heutiger Sicht bin ich jedoch vollkommen einverstanden damit, denn erst jetzt kann ich den tieferen Sinn all dieser Ereignisse für mich erkennen. Es scheint alles nach einem unsichtbaren, aber längst vorgegebenen Plan gelaufen zu sein – zumindest empfinde ich selbst dies nachträglich so. Innerhalb von nur 12 Tagen wurde mein Leben von Grund auf verändert – wie von einer mir unbekannten magischen Kraft gesteuert...
(2) Schlag fürs Leben: ein fast tödlicher Autounfall
Ein Winterabend Ende Januar 1992. Ich fahre bei einbrechender Dämmerung von Weilheim (Oberbayern) in Richtung Starnberg. Als ich dabei nach links zum Ammerseegebiet abbiegen will und mich bereits mit geringer Geschwindigkeit auf der Abbiegespur befinde, taucht plötzlich wie ein Gespenst ein weißer VW-Bus vor mir aus dem Nebel auf. Der Fahrer des mit neun Mann besetzten Fahrzeugs hat mich anscheinend nicht gesehen und verbotenerweise auf der abschüssigen Straße mit hoher Geschwindigkeit zum Überholvorgang angesetzt. Mir stockt der Atem.
Jetzt geht alles sehr schnell und gleichzeitig wiederum sehr langsam – wie in Zeitlupe. Menschen mit einer Nahtoderfahrung haben hinterher schon oft von solchen Phänomen berichtet, nämlich, dass die chronologische und die subjektiv empfundene Zeit vollkommen auseinanderfliegen können. Anscheinend nimmt unser Gehirn in seinen beiden Hälften in einer lebensbedrohlichen Situation wie dieser die Vorgänge mit einem sehr unterschiedlichen Zeitgefühl wahr.
Ich kann mich selbst beobachten, wie ich zu beten anfange, weil es für mich aufgrund meiner geringen Autogeschwindigkeit und der berühmten Schrecksekunde keine Möglichkeit mehr gibt, auf der äußeren Ebene noch irgendwie zu reagieren. Ich bin anscheinend nur noch Beobachter von Ereignissen, die mir soeben widerfahren und denen ich unausweichlich ausgeliefert bin: Ich kann plötzlich den Fahrer des VW ganz nahe vor mir sehen, sein Oberkörper nimmt trotz des Nebels äußerst klare Konturen an. Ich weiß wie ganz selbstverständlich, dass dies nun vielleicht mein Ende sein könnte und ich dagegen nichts, aber auch gar nichts mehr tun kann. Ich habe es einfach zu akzeptieren, was jetzt gleich geschehen würde: Wird mich der andere Fahrer mit seinem viel größeren Auto umbringen?
Zu meinem Erstaunen und in einem extremen Gefühl von Präsenz stelle ich nun fest, dass ich innerlich alles ganz ruhig annehmen will, egal was es sein würde. Noch nie hatte ich bisher solch eine Gelassenheit und so eine tiefe Zustimmung zu meinem Schicksal erlebt. Ich bin in diesem unendlich langen Moment, der auf der äußeren Zeitebene womöglich höchstens ein bis zwei Sekunden dauert, vollkommen mit mir und meiner Bestimmung im Einklang. Vielleicht weiß etwas in mir, dass alles so geplant ist, dass alles so kommen muss und dass alles in Ordnung ist. Auf einer rationalen Ebene kann man dies nicht mehr verstehen. Aber ich bin eben schlagartig in eine andere Wirklichkeitsebene in und um mich herum hineingeraten, von der ich bis zu diesem Moment keine Ahnung hatte.