Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Erster Teil. Gustav Schwab
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СКАЧАТЬ wie ein schnellruderndes Schiff

       herangeschwommen und nur noch einen Schleuderwurf von dem Felsen entfernt. Da plötzlich, das

       Land mit dem Fuße abstoßend, schwang sich der Jüngling hoch empor in die Wolken. Das Tier sah

       den Schatten des Mannes auf dem Meere. Während es tobend auf diesen losging, als auf einen

       Feind, der ihm die Beute zu entreißen drohte, fuhr Perseus aus der Luft wie ein Adler herunter, trat

       schwebend auf den Rücken des Tieres und senkte das Schwert, mit dem er die Meduse getötet hatte,

       dem Haifisch unter dem Kopf in den Leib, bis an den Knauf. Kaum hatte er es wieder herausgezogen,

       so sprang der Fisch bald hoch in die Lüfte, bald tauchte er wieder unter in die Flut, bald tobte er nach

       beiden Seiten wie ein von Hunden verfolgter Eber. Perseus brachte ihm Wunde um Wunde bei, bis

       ein dunkler Blutstrom sich aus seinem Rachen ergoß. Indessen troffen die Flügel des Halbgotts, und

       Perseus wagte nicht länger, sich dem wasserschweren Gefieder anzuvertrauen. Glücklicherweise

       erblickte er ein Felsriff, dessen oberste Spitze aus dem Meere hervorragte. Auf diese Felswand

       stützte er sich mit der Linken und stieß das Eisen drei‐ bis viermal in das Gekröse des Ungetüms. Das

       Meer trieb die ungeheure Leiche fort, und bald war sie in den Fluten verschwunden. Perseus hatte

       sich indessen ans Land geschwungen, hatte den Felsen erklommen und die Jungfrau, die ihn mit den

       Blicken des Dankes und der Liebe begrüßte, der Fesseln entledigt. Er brachte sie den glücklichen

       Eltern, und der goldene Palast empfing ihn als Bräutigam. Noch dampfte das Hochzeitsmahl, und die

       Stunden strichen dem Vater und der Mutter, dem Bräutigam und der geretteten Braut in

       sorgenfreier Eile dahin, als plötzlich die Vorhöfe der Königsburg mit einem dumpfen, brausenden

       Getümmel sich füllten. Phineus, der Bruder des Königs Kepheus, der früher um seine Nichte

       Andromeda geworben, aber in der letzten Not sie verlassen hatte, nahte mit einer Schar von Kriegern

       und erneuerte seine Ansprüche. Den Speer schwingend, trat er in den Hochzeitssaal und rief dem

       erstaunten Perseus zu: »Sieh mich hier, der ich komme, die mir entrissene Gattin zu rächen; weder

       deine Flügel noch dein Vater Zeus sollen dich mir entreißen!« So rief er, schon zum Speerwurfe sich

       anschickend: da hub sich Kepheus, der König, vom Mahle. »Rasender Bruder«, rief er, »welcher

       Gedanke treibt dich zur Untat? Nicht Perseus raubt dir die Geliebte; sie wurde dir schon damals

       entrissen, als wir sie dem Tode preisgaben, als du zusahest, wie sie gefesselt wurde, und weder als

       Oheim noch als Geliebter ihr deinen Beistand liehest. Warum hast du nicht selbst dir den Preis von

       dem Felsen geholt, an den er geschmiedet war? So laß wenigstens den, der ihn sich errungen hat, der

       mein Alter durch die Rettung meiner Tochter getröstet, in Ruhe!«

       Phineus antwortete ihm nichts, er betrachtete nur abwechselnd mit grimmigen Blicken bald seinen

       Bruder, bald seinen Nebenbuhler, als besänne er sich, auf wen er zuerst zielen sollte. Endlich nach

       kurzem Verzuge schwang er mit aller Kraft, die der Zorn ihm gab, den Speer gegen Perseus; aber er

       tat einen Fehlwurf, und die Waffe blieb im Polster hängen. Jetzt fuhr Perseus vom Lager empor und

       schleuderte seinen Spieß nach der Türe, durch welche Phineus eingedrungen war, und er würde die

       Brust seines Todfeindes durchbohrt haben, wenn dieser sich nicht mit einem Sprunge hinter den

       Hausaltar geflüchtet hätte. Das Geschoß hatte die Stirne eines seiner Begleiter getroffen, und jetzt

       kam das Gefolge des Eingedrungenen mit den längst von der Tafel aufgestörten Gästen ins

       Handgemenge. Lang und mörderisch war der Kampf; aber der Eingebrochenen war die Mehrzahl.

       Zuletzt wurde Perseus, an dessen Seite sich umsonst die Schwiegereltern und die Braut

       schutzflehend stellten, von Phineus und seinen Tausenden umringt. Die Pfeile flogen an ihnen von

       allen Seiten vorbei wie Hagelkörner im Sturme. Perseus hatte die Schultern an einen Pfeiler gelehnt

       und sich so den Rücken gedeckt. Von da zur Heerschar der Feinde gewendet, hielt er den Anlauf der

       Feinde ab und streckte einen um den andern nieder. Erst als er sah, daß die Tapferkeit der Menge

       erliegen müsse, entschloß er sich, das letzte, aber untrügliche Mittel, das ihm zu Gebote stand, zu

       gebrauchen. »Weil ihr mich genötigt«, sprach er, »will ich mir die Hilfe bei meinem alten Feinde

       holen! Wende sein Antlitz ab, wer noch mein Freund ist!« Mit diesen Worten zog er aus der Tasche,

       die ihm immer an der Seite hing, das Gorgonenhaupt und streckte es dem ersten Gegner zu, der jetzt

       eben auf ihn eindrang. »Suche andere«, rief dieser verächtlich beim ersten flüchtigen Blicke, »die du

       mit deinen Mirakeln erschüttern kannst.« Aber als seine Hand sich heben wollte, den Wurfspieß

       abzusenden, blieb er mitten in dieser Gebärde versteinert wie eine Bildsäule. Und so widerfuhr es

       einem nach dem andern. Zuletzt waren nur noch zweihundert übrig. Da hub Perseus das

       Gorgonenhaupt hoch in die Luft empor, daß alle es erblicken konnten, und verwandelte die

       zweihundert auf einmal in starres Gestein. Jetzt erst bereut Phineus den unrechtmäßigen Krieg.

       Rechts und links erblickt er nichts als Steinbilder in der mannigfaltigsten Stellung. Er ruft seine

       Freunde mit Namen, er berührt ungläubig die Körper der Zunächststehenden: alles ist Marmor.

       Entsetzen faßte ihn, und sein Trotz verwandelte sich in demütiges Flehen. »Laß mir nur das Leben,

       dein sei das Reich und die Braut!« rief er und kehrte sein verzagendes Angesicht seitwärts. Aber

       Perseus, über den Tod seiner neuen Freunde erbittert, kannte kein Erbarmen. »Verräter«, schrie er

       zornig, »ich will dir für alle Ewigkeit ein bleibendes Denkmal in meines Schwähers Hause stiften!«

       Und sosehr Phineus bemüht war, dem Anblicke zu entgehen, so traf doch bald das ausgestreckte

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