Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil. Gustav Schwab
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil - Gustav Schwab страница 37

Название: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil

Автор: Gustav Schwab

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742772916

isbn:

СКАЧАТЬ meinen Beistand nicht versagen. Auch hättest du dich

       meiner Obhut und meiner Hilfe zu erfreuen; aber ich weiß nicht, was es ist ‐ starren dir deine Glieder

       von der Arbeit oder lähmt dich die sinnberaubende Furcht: genug, du scheinst mir nicht der Sohn des

       feurigen Tydeus zu sein!« Diomedes blickte bei diesen Reden der Göttin auf, staunte ihr ins Gesicht

       und sprach: »Wohl erkenne ich dich, Tochter des Zeus, und will dir die Wahrheit unverhohlen sagen.

       Weder Furcht noch Trägheit lähmen mich, sondern der gewaltigsten Götter einer. Du selbst hast mir

       das Auge aufgetan, daß ich ihn erkenne. Es ist Ares, der Gott des Krieges, den ich im Treffen der

       Trojaner walten sah; sieh hier die Ursache, warum ich selbst zurückwich und auch dem übrigen

       Griechenvolke gebot, sich hier um mich zu sammeln!« Darauf antwortete ihm Athene: »Diomedes,

       mein auserwählter Freund! Hinfort sollst du weder den Ares noch einen andern der Unsterblichen

       fürchten; ich selbst will deine Helferin sein. Lenke nur mutig deine Rosse dem rasenden Kriegsgott

       selber zu!« So sprach sie, gab seinem Wagenlenker Sthenelos einen leichten Stoß, daß er willig vom

       Streitwagen sprang, und setzte sich selbst in den Sessel zu dem herrlichen Helden. Die Achse stöhnte

       unter der Last der Göttin und des Stärksten unter den Griechen. Sofort ergriff Pallas Athene Zügel

       und Peitsche und lenkte den Huftritt der Rosse Ares, dem Kriegsgotte, zu. Dieser raubte gerade dem

       tapfersten Ätolier, Periphas, den er erschlagen hatte, die Rüstung. Als er aber den Diomedes im

       Streitwagen auf sich zukommen sah ‐ die Göttin hatte sich in undurchdringliche Nacht gehüllt ‐, ließ

       er den Periphas liegen und eilte auf den Tydiden zu, über Joch und Zügel seiner Rosse herausgelehnt

       und mit der Lanze nach der Brust des Helden zielend. Aber Athene, unsichtbar, ergriff sie mit der

       Hand und gab ihr eine andere Richtung, daß sie ohne Ziel in die Luft hinausflog. Nun erhub sich

       Diomedes in seinem Wagensitze, und Athene selbst lenkte den Stoß seines Speeres, daß es dem Ares

       unter dem ehernen Leibgurt in die Weiche fuhr. Der Kriegsgott brüllte, wie zehntausend Sterbliche in

       der Schlacht schreien: Trojaner und Griechen zitterten, denn sie glaubten bei heiterer Luft den

       Donner des Zeus zu hören. Diomedes aber sah den Ares, in Wolken gehüllt, wie in einem Orkane zum

       Himmel emporfahren. Dort setzte sich der Kriegsgott neben den Donnerer, seinen Vater, und zeigte

       ihm das aus der Wunde herabtriefende Blut. Aber Zeus schaute finster und sprach: »Sohn, winsle mir

       hier nicht an meiner Seite! Von allen Olympiern bist du mir der Verhaßteste; immer hast du nur Zank

       und Fehde geliebt, mehr als alle anderen gleichest du an Trotz und Starrsinn deiner Mutter. Gewiß

       hat dieses Weh dir auch ihr Rat bereitet! Dennoch kann ich nicht länger mit ansehen, wie du leidest,

       und der Arzt der Götter wird dich heilen.« So übergab er ihn dem Paion, welcher der Wunde

       wahrnahm, daß sie sich auf der Stelle schloß.

       Inzwischen waren auch die andern Götter in den Olymp zurückgekehrt, um die Feldschlacht der Troer

       und Danaer wieder sich selbst zu überlassen. Zuerst brach jetzt Ajax, der Sohn Telamons, in das

       Gedränge der Trojaner und machte den Seinigen wieder Luft, indem er Akamas, dem gewaltigsten

       Thrakier, die Stirne unter dem Helm durchbohrte. Darauf erschlug Diomedes den Axylos und seinen

       Wagenlenker; vor Euryalos erlagen drei andere edle Trojaner, vor Odysseus Pidytes, vor Teucer

       Aretaon, vor Antilochos Ableros, vor Agamemnon Elatos, vor andern andere. Den Adrastos erhaschte

       Menelaos, als ihn die Rosse, strauchelnd, auf den Boden geworfen und mit dem Wagen unter andern

       herrenlosen Pferden zur Stadt enteilten. Der liegende Feind umschlang die Knie des Fürsten und

       flehte jämmerlich: »Fange mich lebendig, Atride, nimm volle Lösung von Erz und Gold aus dem

       Schatze meines Vaters, der sie dir willig gibt, wenn er mich wieder lebendig umarmen darf!«

       Menelaos fühlte sein Herz im Busen bewegt, da lief Agamemnon heran und strafte ihn mit den

       Worten: »Sorgst du so für deine Feinde, Menelaos? Fürwahr, sie haben es um dich im Heimatlande

       verdient! Nein, keiner soll unserm Arm entfliehen, auch der Knabe im Mutterschoße nicht! Alles, was

       Troja großgezogen hat, soll ohne Erbarmen sterben!« Da stieß Menelaos den Flehenden mit der

       Hand von sich, und Agamemnon durchbohrte ihm den Leib mit er Lanze. Unter den stürmenden

       Argivern hörte man Nestors hallenden Ruf: »Freunde, daß ja keiner, zu Raub und Beute gewendet,

       dahinten bleibe! jetzt gilt es nur, Männer zu töten; nachher könnt ihr gemächlich den Leichnamen die

       Rüstung abziehen!«

       Bald wären jetzt die Trojaner ihrer Stadt überwunden zugeflohen, wenn nicht Helenos, der Sohn des

       Priamos, der kundigste Vogelschauer, sich zu Hektor und Äneas gewendet und so zu ihnen

       gesprochen hätte: »Alles beruht jetzt auf euch, ihr Freunde; nur wenn ihr das flüchtige Volk vor den

       Toren hemmet, vermögen wir selbst noch die Scharen der Danaer zu bekämpfen. Dir, Äneas,

       übertragen die Götter zunächst dieses Geschäft. Du aber, Bruder Hektor, eile gen Troja und sage

       unserer Mutter ein Wort. Sie soll die edelsten Weiber auf der Burg im Tempel Athenes versammeln,

       ihr köstlichstes Gewand auf die Knie der Göttin legen und ihr zwölf untadelige Kühe geloben, wenn

       sie sich der trojanischen Frauen und Kinder und ihrer Stadt erbarmt und den schrecklichen Tydiden

       abwehrt.« Unverdrossen sprang Hektor vom Wagen, durchwandelte ermahnend die Geschwader

       und enteilte nach der Stadt.

       Glaukos und Diomedes

       Auf dem Schlachtfelde rannten jetzt der Lykier Glaukos, der Enkel des Bellerophontes, und der

       Tydide Diomedes aus den Heeren hervor und begegneten voll Kampfgier einander. Als Diomedes den

       СКАЧАТЬ