Kaiser und Galiläer. Henrik Ibsen
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Название: Kaiser und Galiläer

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752997835

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СКАЧАТЬ Ich? Ich will nicht mehr nach Eleusis – ich will allen Verkehr mit den Heiden abbrechen und Gott dem Herrn danken, daß er die Versuchung der Macht von mir genommen hat.

      Gregor. Gut – und dann?

      Julian. Ich verstehe Dich nicht –

      Gregor. So höre. Du darfst nicht glauben, daß es bei der Ermordung des Klematios sein Bewenden haben wird. Diese unerhörte Schandtat ist wie eine Pest über Antiochia hereingebrochen. Alle Greuel wachen auf und kriechen hervor aus ihren Schlupfwinkeln. Meine Mutter schreibt, es wäre, als hätte ein stinkender Abgrund sich aufgetan. Frauen verraten ihre Männer, Söhne verraten ihre Väter, Priester verraten Glieder ihrer eigenen Gemeinde –

      Julian. Es wird noch weiter um sich greifen. Die Niedertracht wird uns alle verderben. – O, Gregor, könnte ich fliehen bis an die Grenzen der Erde –!

      Gregor. Dein Platz ist auf der Erde Nabel, Prinz Julian!

      Julian. Was verlangst Du?

      Gregor. Du bist der Bruder dieses blutrünstigen Cäsar. Tritt vor ihn hin, – er nennt sich ja einen Christen. Schleudere ihm seine Tat ins Angesicht, schmettere ihn hinab in Schrecken und Reue –

      Julian zurückweichend. Wahnwitziger, was denkst Du?

      Gregor. Hast Du Deinen Bruder lieb? Willst Du ihn erlösen?

      Julian. Ich hatte ihn über alles lieb.

      Gregor. Du hattest –?

      Julian. Solange er nur mein Bruder war. Aber jetzt –. Ist er nicht Cäsar? Gregor, – Basilios – Ihr teuren Freunde, ich zittere für mein Leben, ich atme in Furcht vor Cäsar Gallos. Und ich sollte mich unterfangen, ihm unter die Augen zu treten, ich, dessen bloßes Dasein eine Gefahr für ihn ist!

      Gregor. Warum bist Du nach Athen gekommen? Du ließest prahlerisch durch die Länder verkünden: Prinz Julian verläßt Konstantinopel, um wider die falsche Weisheit zu kämpfen, um der christlichen Wahrheit wider die heidnische Lüge zum Siege zu verhelfen. Was hast Du geleistet?

      Julian. O, nicht hier sollte die Schlacht geschlagen werden.

      Gregor. Nein, nicht hier; – nicht mit Phrase wider Phrase, nicht mit Buch wider Buch, nicht mit spielerischem Wortgefecht im Lehrsaal! Nein, Julian, draußen im Leben, da sollst Du hervortreten – das Leben in den Händen –

      Julian. Ich sehe es – ich sehe es!

      Gregor. Ja, wie Libanios es sieht. Ihn hast Du verspottet: er kenne aller Tugenden Wesen und Kennzeichen, aber die Lehre sei ihm eben nur Lehre. Wieviel von dem Deinen gehört Gott? Wieviel darf der Kaiser fordern?

      Julian. Du hast selbst gesagt, es wäre Verhöhnung –

      Gregor. Wessen? Gottes oder des Kaisers?

      Julian schnell. Nun denn, – wollen wir zusammen gehen?

      Gregor abweisend. Ich habe meinen kleinen Kreis – ich habe meine Sippe zu beschützen. Weiter geht weder meine Macht noch meine Fähigkeit.

      Julian will antworten, horcht plötzlich nach rechts hin und ruft: Zum Bacchanal!

      Basilios. Julian!

      Julian. Zum Bacchanal, Ihr Freunde!

       Gregor sieht ihn einen Augenblick an; dann entfernt er sich durch den Säulengang links. Große Scharen von Hochschülern stürmen mit den neuen Ankömmlingen unter Lärm und Geschrei auf den Markt.

      Basilios näher. Julian, willst Du mich hören?

      Julian. Sieh da, sieh da! Sie haben ihre neuen Freunde ins Bad geführt, ihnen das Haar gesalbt. Sieh, wie sie ihre Knüppel schwingen, wie sie heulen und das Pflaster stampfen. Was sagst Du, Perikles? Ich meine, Deinen zornigen Schatten zu gewahren –

      Basilios. Komm, komm!

      Julian. Schau, da haben sie einen Nackten unter sich! Da kommen Tänzerinnen! Siehst Du, wie –!

      Basilios. Pfui, pfui! Wende Dein Auge ab!

       Der Abend ist hereingebrochen. Die ganze Schar lagert sich auf dem Markt am Springbrunnen. Man bringt Wein und Früchte. Geschminkte Mädchen tanzen beim Fackelschein.

      Julian nach kurzem Schweigen. Sag' mir, Basilios, warum war die heidnische Sünde so schön?

      Basilios. Du irrst, Freund; es ist schön gedichtet und berichtet von der heidnischen Sünde – aber sie war nicht schön.

      Julian. Was sagst Du? War nicht Alkibiades schön, wenn er, vom Weine heiß, wie ein junger Gott durch die nächtigen Gassen Athens stürmte? War er nicht schön in seinem Trotz, – wenn er Hermes verhöhnte und an die Türen der Bürger pochte, wenn er ihren Frauen und Töchtern rief, – indessen die Weiber drinnen erbebten und in seufzendem, atemlosem Schweigen nichts sehnlicher wünschten als –

      Basilios. O, ich bitte Dich flehentlich, leih mir Dein Ohr!

      Julian. War nicht Sokrates schön beim Symposion? Und Platon? Und die andern heiter schwelgenden Genossen? Und doch trieben sie Dinge, die jene christlichen Halbschweine da hinten abschwören würden vor Gott, beschuldigte sie einer dessen. Und dann denk an Oedipus, Medea, Leda –

      Basilios. Dichtung, Dichtung! Du wirfst Wahrheit und Dichtung zusammen!

      Julian. Haben nicht die erdichteten Sinne und Willenskräfte die Verhältnisse der wirklichen? Sieh unsere heiligen Schriften an, die alten wie die neuen! War die Sünde schön in Sodom und Gomorrha? Rächte Jehovas Feuer nicht das, was Sokrates ohne Scheu getan hat? – O, wenn ich dies Leben in Saus und Braus lebe, so denke ich oft bei mir, ob die Wahrheit denn wirklich die Feindin der Schönheit sein sollte.

      Basilios. Und in solch einem Augenblick kannst Du nach Schönheit seufzen? Hast Du so schnell vergessen, was Du eben gehört hast?

      Julian sich die Ohren zuhaltend. Kein Wort mehr von jenen Greueln! Alles, was in Antiochia geschehen ist, wollen wir von uns abschütteln –. Sag' mir, was schreibt Makrina sonst noch? Es war noch etwas – ich glaube, Du sagtest – wie nanntest Du die übrigen Nachrichten?

      Basilios. Seltsam.

      Julian. Jawohl, ja – und warum?

      Basilios. Sie schreibt von Maximos in Ephesos –

      Julian lebhaft. Dem Mystiker?

      Basilios. Ja, von diesem rätselhaften Mann. Er ist wieder aufgetaucht; diesmal in Ephesos. Das Land ringsum СКАЧАТЬ