Der Wildfang. Hedwig Courths-Mahler
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Название: Der Wildfang

Автор: Hedwig Courths-Mahler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4066338123138

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      Wie es sonst mit der Schulweisheit steht, da frage nur den Lehrer; die dümmsten Bauernkinder lernen mehr als sie. Und mit den französischen und englischen Stunden, die ihr unsere Frau Pastor gibt, da hapert es sehr. Die Vokabeln wirft sie durcheinander, wie Kraut und Rüben.«

      Gerhard lachte, ohne Rose-Marie und den »Mordskerl« aus den Augen zu lassen.

      »Dafür kann sie reiten, wie ein Husar, und weiß in Stall und Scheuer Bescheid, wie der beste Landwirt. Sollst sie nur mal im Kälbergatter sehen — sie versteht sich auf rationelle Kälbermast so gut wie ich selbst, und über Ackerbau und Viehzucht kann sie Dir eine famose Vorlesung halten, das Dir Hören und Sehen vergeht.

      Den Firlefanz den Du da aufzählst, das lernt so ein heller Kopf wie sie im Handumdrehen, wenn sie erst mal ausgewachsen ist und ihr das viele Stillsitzen keinen Schaden mehr macht. Nein, Henriette, rede nicht drein, ich habe mir das alles reiflich überlegt!«

      Frau Henriette schwieg seufzend.

      Während dieses Gesprächs hatte Rose-Marie den »Mordskerl« mehr und mehr zur Räson gebracht. Er gab das unsinnige Drehen auf und bequemte sich, mit einigen obstinaten Quersprüngen freilich, ihrer Führung zu folgen.

      Böllermann stand noch unter der Veranda auf dem Sprunge, und schob aufgeregt seine Mütze auf dem Kopfe hin und her.

      Er sorgte sich fast mehr um seines Herrn Kind, als dieser selbst, denn Rose-Maine war allen Leuten auf dem Burgauer Gutshofe fest ans Herz gewachsen.

      Nun erschien aber langsam ein breites, befriedigtes Lächeln auf seinem Gesicht.

      »Das Dunnerlitzchen, sie zwingt den »Mordskerl«!« rief er vergnügt zu seinem Herrn hinaus.

      Dieser nickte und seine Augen strahlten vor Stolz.

      »Ich wußte es,« sagte er, und zu seiner Frau gewandt fuhr er fort: »Nun, Henriette, ist es vorbei mit Angst und Not? Da sieh’, der Gaul wird ruhig und gehorcht ihrer Führung.«

      »Ach Gott, mir zittern noch die Knie,« seufzte Frau Henriette.

      Er schob ihr einen Stuhl herbei.

      »Komm, setze Dich. Und hier, nimm Dein Tuch um, es ist kühl!«

      Es lag viel zarte Fürsorge in der Art des großen, stattlichen Mannes, der, blond und blauäugig, den echten Germanentypus verkörperte.

      Aber in seinen Augen erschien ein schmerzlicher Ausdruck. Wie sehr hatte dieser kraftvolle, schaffensfreudige Mann all die Jahre unter der Kränklichkeit und Hilflosigkeit seines Weibes gelitten.

      Seit er sich von seinem kleinen Vermögen das Gut gekauft hatte, mußte er alle Kräfte anspannen, um sich in den schlechten Zeiten über Wasser zu halten.

      Gleich zu Anfang hatte er eine hohe Hypothek aufnehmen müssen. Und statt daß seine Frau ihm hätte helfen und unterstützen können durch eifriges Schalten und Walten in Hof und Haus, mußte er sich eine bezahlte Wirtschafterin halten, und extra noch eine Pflege und Bedienung für seine fast immer kränkliche Frau.

      Schwer genug hatte er darunter gelitten, aber er murrte nicht und liebte sie darum nicht weniger.

      Aber seine Rose-Marie, sein einziges Kind, sollte von — anderem Stoff sein. Sie sollte eine eisenfeste Gesundheit, jugendstarke Glieder und frisches Blut erhalten.

      Und Rose-Marie war Schlag von seinem Schlag. Rank und schlank, kraftvoll und widerstandsfähig war sie bisher herangewachsen.

      In Regen und Sonnenschein ging sie mit dem Vater durch dick und dünn, begleitete ihn zu Fuß und zu Pferd durch Wald und Feld, in Stall und Scheuer.

      Wie Kameraden hielten sie Seite an Seite.

      Anders war Rose-Maries Verhältnis zur Mutter.

      Zu ihrem Vater sah sie auf wie zu einer Gottheit, die zarte Mutter behandelte sie fast, als sei diese ihr herzlich geliebtes Sorgenkind, das sie immer ein wenig verhätscheln mußte, aber doch nie so recht ernsthaft nahm.

      Während Gerhard seine Frau umsorgte, hatte Rose-Marie ihr Pferd mehr und mehr beruhigt.

      Es ging nun im schlanken Trabe ringsum im Hofe.

      Ihre Augen strahlten vor Vergnügen. Sie nickte den Eltern fröhlich zu.

      Der Vater kam langsam die Verandastufen herab. Böllermann wandte sich nach ihm um.«

      »Na, dann kann ich ja wohl wieder an meine Arbeit gehen, Herr!« sagte er, seiner Mütze einen kühnen Schwung gebend.

      »Ja, Böllermann, ich helfe Rose-Marie selbst aus dem Sattel,« erwiderte Gerhard.

      Böllermann ging in den Stall zurück.

      »Is man selber so’n Rackerchen, wie der »Mordskerl«, unsere Rose-Marie,« murmelte er schmunzelnd vor sich hin.

      Gerhard ließ seine Tochter noch einige Male an sich vorbei galoppieren; dann hob er die Hand.

      »Stopp — nun ist’s genug, Wildfang!«

      Sie nickte und führte das Pferd in ruhiger Gangart bis zu dem Vater hinüber. Dieser streicheln die Flanken des Tieres und klopfte es belobend auf den Hals.

      Rose-Marie sprang mit einem kühnen Satz aus dem Sattel in die Arme des Vaters.

      Dann suchte sie in ihrer Tasche nach einem verwahrten Stück Zucker, das sie dem »Mordskerl« auf der Hand hinreichte. Ganz vorsichtig nahm das Pferd den Leckerbissen aus ihrer Hand.

      Sie graute ihm die Mähne.

      »Na, »Mordskerl«, nun sind wir gute Freunde, nicht?« fragte sie lächelnd, und sich zum Vater wendend, fuhr sie fort: »Ich führe ihn selbst in den Stall, Vati, nachher komme ich zum Frühstück. Meine kleine Musch hat wohl wieder Angst um mich?«

      Er nickte und sah sie mit lächelndem Wohlgefallen an.

      Wie sie blühte vor Kraft und Gesundheit, und wie hübsch sie aussah mit den wild zerzausten Locken.

      »Nun mache schnell, Rose-Marie, und sorg' dafür, daß »Mordskerl« abgerieben wird!«

      »Ja, Vati, ich sag’ es Böllermann.«

      Sie führte das Pferd davon.

      Wenige Minuten später sprang sie mit zwei Sätzen die Verandastufen empor.

      Dort war inzwischen von Fräulein Ulrike, der Wirtschafterin, der Frühstückstisch gedeckt worden. Vater und Mutter saßen schon, ihrer harrend, daran.

      »Morgen, Herzensmusch! Hast Du gut geschlafen?« fragte sie, sich zärtlich über die Mutter beugend und sie küssend.

      Sie pflegte mit dem Vater viel früher aufzustehen als die Mutter, und hatte sie heute noch nicht begrüßt.

      »Guten Morgen, mein Kind. Ich danke, ich habe gut geschlafen!«

      »Und kein Kopfweh heute?«

      »Nein, СКАЧАТЬ