Gesammelte Werke. Sinclair Lewis
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121103

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СКАЧАТЬ dem gähnenden Hausherrn vor: »Wenn's Ihnen und Schwester Bains nicht unangenehm ist, möcht' ich noch paar Minuten hier unten am Feuer bleiben und meine Notizen für die morgige Predigt fertig machen. So werd' ich auch Bruder Shallard nicht im Schlafen stören.«

      »Schön, schön – eaaaah – 'tschuldigen Sie – ich bin so schläfrig. Das Haus gehört Ihnen, mein Junge – Bruder. G'Nacht.«

      »Gute Nacht! Gute Nacht, Bruder Bains. Gute Nacht, Schwester Bains. Gute Nacht, Schwester Lulu … 'Nacht, Frank.«

      Das Zimmer war viel geräuschvoller, als er allein darin geblieben war. Es knackte und lärmte. Er ging auf und ab, sich nervös auf die linke Handfläche schlagend, blieb aufgeregt stehen, um zu lauschen … Die Zeit schleppte … Sie würde nicht kommen.

      Ein Rascheln wie von schleichenden Mäusen auf der Treppe, zögernde Fußspitzen im Vorzimmer.

      Sein ganzer Oberleib dehnte sich vor Sehnsucht. Er schleuderte die Arme zurück, die Fäuste an den Seiten hinunter, das Kinn hoch, wie die Statue von Nathan Hale. Aber als sie schüchtern hereinkam, war er ganz der freundliche starke Pastor, einen Ellbogen auf der Ecke des Harmoniums, mit zwei Fingern an seiner massiven Uhrkette spielend, mit einer wohlwollenden und ein wenig belustigten Miene.

      Sie war nicht im Schlafrock; sie hatte das selbe blaue Kleid an wie vorher. Aber sie hatte ihr Haar aufgemacht, dessen helle Seidigkeit um ihren Hals schimmerte. Sie sah ihn flehend an.

      Sofort änderte er seine Pose und stürzte mit einem kleinen jungenhaften Schrei auf sie zu.

      »Ach, Lu! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mich Frank gekränkt hat!«

      »Was? Was?«

      Ganz selbstverständlich, mit einer höchst natürlichen Vertraulichkeit, legte er seinen Arm um ihre Schulter, und seine Fingerspitzen erfreuten sich an ihrem Haar.

      »Es ist schrecklich! Frank sollte mich kennen, aber was meinen Sie, daß er gesagt hat? Ach, er hat sich nicht getraut, richtig damit 'rauszukommen und 's zu sagen – mir nicht – aber er hat Andeutungen gemacht und Winke und so rumgeredet, daß Sie und ich uns in der Kirche schlecht benommen hätten, wie wir miteinander geredet haben. Und Sie wissen doch noch, wovon wir geredet haben – von meiner Mutter! Und wie schön und hübsch sie früher war, und wie ähnlich Sie ihr sehen! Finden Sie das nicht gemein von ihm?«

      »Oh, und ob! Ich find's ganz einfach fürchterlich. Er hat mir von Anfang an nicht gefallen!«

      In ihrem Mitleid hatte sie gar nicht daran gedacht, aus seinem Arm zu schlüpfen.

      »Kommen Sie, setzen Sie sich neben mir auf das Sofa, Liebe.«

      »Ach, ich darf nicht« – während sie sich mit ihm auf das Sofa zu bewegte – »ich muß sofort wieder hinauf. Cousine Adeline, die ist so argwöhnisch.«

      »Wir werden beide hinaufgehen, jetzt gleich. Aber das hat mich so aufgeregt! Das hätten Sie nicht gedacht, daß so ein großer Bär wie ich ein so sentimentaler Schafskopf sein kann, was?«

      Er zog sie näher an sich. Sie schmiegte sich an ihn, widerstandslos, und seufzte:

      »Oh, das kann ich verstehen, Elmer, und ich glaub', es ist niedlich, ich mein', es ist hübsch, wenn ein Mann so groß und stark sein und doch schöne Gefühle haben kann. Aber, wirklich, ich muß gehen.«

      »Muß gehen, Lieber.«

      »Nein.«

      »Ja. Ich laß Sie nicht weg, bevor Sie's sagen.«

      »Ich muß gehen, Lieber!«

      Sie war aufgesprungen, aber er hielt ihre Hand fest, küßte ihre Fingerspitzen und sah mit kläglicher Zärtlichkeit zu ihr auf.

      »Armer Junge! Hab' ich alles gutgemacht?«

      Sie hatte ihre Hand weggezogen, sie hatte ihn rasch auf die Schläfe geküßt und war entflohen. Ganz verdreht lief er hin und her, bald voll stolzen Triumphs, bald voll trauriger Sehnsucht.

      9

      Während der Rückkehr auf der Draisine nach Babylon und ins Seminar hatten Elmer und Frank einander wenig zu sagen.

      »Seien Sie doch nicht so ein Brummbär. Wirklich, ich hab' gar keinen Unsinn mit der kleinen Lulu machen wollen«, knurrte Elmer keuchend, während er am Handgriff pumpte, grotesk aussehend in Mütze und Halstuch.

      »Schön. Vergessen wir's«, sagte Frank.

      Bis Mittwoch hielt Elmer es aus. Zwei Tage lang war er von Plänen gemartert worden, wie er sich Lulu verschaffen sollte. Die Pläne waren so deutlich in ihm geworden, daß sie ihm zu leben schienen, während er sich auf der Kante seines Feldbettes wand, mit geballten Fäusten und abwesenden Blicken … In seinem Traum verschwendete er ganze zweieinhalb Dollars für eine »Mietskarre« am Abend nach Schoenheim. Er ließ sie an der großen Eiche, eine Viertelmeile vom Bains'schen Farmhaus. Im Mondlicht konnte er den runden, ausgehöhlten Eichenstamm sehen, dort wo ein Ast abgeschnitten war. Er schlich sich zum Farmhof, vom Maisschuppen gedeckt, kalt, aber aufgeregt. Sie kam mit einer Schüssel Wasser an die Tür – stand mit der Seite zu ihm im Licht, ihr Gingan-Arbeitskleid schmiegte sich an die Kurve zwischen Schulter und Brust. Er pfiff ihr; sie erschrak, kam zögernden Schritts auf ihn zu, schrie vor Freude auf, als sie sah, wer es war.

      Sie konnte nicht bei ihm bleiben, bevor die Arbeit getan war, aber sie bestand darauf, daß er im Stall wartete. Dort war die Wärme der Kühe, ihr süßlicher Geruch und ein Heuduft. Er saß im Dunkeln auf der Kante einer Krippe, voller Entzücken, doch so begierig, daß er zitterte wie in Angst. Die Stalltür ging auf, ein Strahl des Mondlichts fiel herein; sie kam auf ihn zu, zögernd, bezaubert. Er rührte sich nicht. Sie bewegte sich, gebannt, geradeswegs in seine Arme; sie saßen miteinander auf einem Bündel Heu, steif vor Leidenschaft, ohne ein Wort zu sprechen, seine Hand streichelte ihre Fessel.

      Und ein andermal wieder, in seinen Phantasien, war es die Kirche, in der sie sich ihm gab; aus irgendeinem Grund, der unklar blieb, war er ohne Frank dort, an einem Wochentagsabend, und sie saß neben ihm in einem Kirchenstuhl. Er konnte sich selbst ihr zureden hören, daß sie ihm vertrauen müßte, daß ihre Liebe ein Teil der göttlichen Liebe wäre, auch während er sie koste.

      Aber – wenn auf sein Pfeifen der Diakon Bains käme und ihn im Hof bei den Ställen herumschleichen sähe? Wenn sie sich weigerte, in Kuhställen romantisch zu werden? Und was für eine Ausrede hatte er denn dafür, abends mit ihr in der Kirche zu sein?

      Aber – immer und immer wieder, auf seinem Feldbett sitzend, im Halbschlaf liegend, das Bettzeug wild packend, hatte er seine Phantasieerlebnisse, bis er es nicht mehr ertragen konnte.

      Erst am Mittwoch vormittag kam der Reverend Elmer Gantry auf den Gedanken, daß er nicht schleichen und herumlungern müßte, daß ihn nichts dazu zwang, was immer er auch für Gewohnheiten gehabt hätte, und daß es nichts gab, was ihn daran hindern könnte, sie offen zu besuchen.

      Er gab auch keine zweieinhalb Dollars für einen Wagen aus. Trotz seiner Pracht und Herrlichkeit war er in Wirklichkeit ein sehr armer junger Mann. Er ging nach Schoenheim (diesmal nicht im Traum, sondern wirklich), er brach um fünf Uhr nachmittags auf und nahm ein Schinkenbrot zum Abendessen mit; er ging die Eisenbahnstrecke entlang, die kalten Schwellen hallten unter seinem СКАЧАТЬ