Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ – und wenn wir reisen und dein Tormina sehen wollen, oder was es ist, ja, dann werden wir's eben tun können, wenn wir genug Geld in der Tasche haben – Du machst dir nie Gedanken drüber, was werden soll, wenn einer von uns krank wird und wir nicht ein schönes Stück Geld gespart haben!«

      »Das bilde ich mir auch gar nicht ein.«

      »Na eben, deshalb muß ich's für dich tun. Und wenn du nur einen Augenblick lang glaubst, daß ich mein ganzes Leben in diesem Nest verbringen will und mir keine Gelegenheit zum Reisen und zum Anschauen von allem möglichen und so wünsche, dann verstehst du mich eben nicht. Nur, ich bin praktisch dabei. Zuerst muß ich das Geld verdienen – ich leg' alles in gutem, sicheren Landbesitz an. Begreifst du jetzt, wie's ist?«

      »Ja.«

      »Willst du probieren, ob du mich für ein bißchen mehr halten kannst als einen ganz gemeinen Dollarjäger?«

      »Ach, mein Lieber, ich bin sehr ungerecht gewesen! Es ist wirklich schwer, mit mir auszukommen. Und die Dillons werde ich nicht mehr besuchen! Und wenn Doktor Dillon für Westlake und McGanum arbeitet, ist er mir abscheulich!«

      Vierzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      In diesem Dezember war sie in ihren Mann verliebt.

      In ihren romantischen Träumen war sie nicht mehr die große Reformatorin, sie war die Frau des Landarztes. Die Alltäglichkeiten des Doktorhauses färbte sie mit ihrem Stolz bunt.

      Spät in der Nacht ein Schritt vor der Tür, den sie schlafverwirrt hörte; die Außentür öffnete sich; ein Tappen an der Innentür, das Anschlagen der elektrischen Klingel. Kennicott brummt: »Gottverdammt noch einmal«, kriecht aber geduldig aus dem Bett, denkt daran, die Decken zurechtzuziehen, damit ihr nicht kalt wird, tastet nach Pantoffeln und Bademantel und stapft hinunter.

      Dann hört sie verschlafen den Teil einer Unterredung in dem Pidgin-Deutsch der Farmer, welche die Sprache ihrer Heimat vergessen haben, ohne die neue zu lernen:

      »Hallo, Barney, was wollen Sie?«

      »Morgen, Doktor, die Frau ist schrecklich krank. Die ganze Nacht hat sie schreckliche Bauchschmerzen gehabt.«

      »Wie lang ist das schon so?«

      »Ich weiß nicht, vielleicht zwei Tage.«

      »Warum sind Sie nicht gestern gekommen, statt mich aus meinem guten Schlaf zu wecken. Jetzt ist es zwei Uhr! Warum so spät, was?«

      »Na ja, ich weiß, aber 's ist am Abend soviel schlimmer geworden. Ich hab' gemeint, es wird wieder vergehen, aber es ist viel schlimmer geworden.«

      »Fieber?«

      »Ja, ich glaub', sie hat Fieber.«

      »Auf welcher Seite sitzt der Schmerz?«

      »Ha?«

      »Auf welcher Seite tut's weh? Hier?«

      »Stimmt. Genau da ist es.«

      »Ist es steif – hart?«

      »Ich weiß nicht. Das hat sie mir nicht gesagt.«

      »Was hat sie gegessen?«

      »Na, wohl so, was wir immer essen, vielleicht Corned Beef und Kohl und Wurst und so. Doktor, sie weint immer. Die ganze Zeit schreit sie wie der Deibel. Kommen Sie doch.«

      »Gut. Schön, aber das nächste Mal holen Sie mich früher. Hören Sie, Barney, Sie sollten sich ein Telephon anschaffen. Euch wird da draußen mal einer sterben, bevor ihr den Doktor kriegen könnt.«

      Die Tür fiel zu. Barneys Wagen, die Räder waren im Schnee nicht zu hören, aber der Wagenkasten ratterte. Kennicott tippte auf die Hörergabel, um die Telephonistin, die Nachtdienst hatte, aufzuwecken, wartete, fluchte leise, wartete wieder und brummte schließlich: »Hallo, Gus, hier der Doktor. Hören Sie, äh, schicken Sie mir Pferde her. Der Schnee wird fürs Auto zu hoch sein. Ich muß acht Meilen nach Süden. Was? Einen Dreck werd' ich! Was? Ja, ja, das ist jetzt ganz gut. Schön, Gus. Wiedersehn!«

      Sein Schritt auf der Treppe, seine stillen Bewegungen im kalten Zimmer, während er sich anzog; sein zerstreutes Husten. Er glaubte, daß sie schlafe, sie war zu herrlich schummerig, um den Zauber durch Worte zu brechen. Auf ein Stück Papier auf seinem Schreibtisch – sie konnte die Feder kratzen hören – schrieb er auf, wo er hinfahren mußte. Er ging weg, hungrig, fröstelnd, ohne zu klagen; und bevor sie wieder einschlief, liebte sie ihn wegen seiner Tapferkeit und sah die aufgeregte Fahrt durch die Nacht zu der erschrockenen Familie auf der fernen Farm; malte sich Kinder aus, die am Fenster stehen und auf ihn warten. Plötzlich war er in ihren Augen ein Held, wie der Telegraphist auf einem sinkenden Schiff; wie ein Forscher, vom Fieber gepackt, von seinen Trägern verlassen, aber weiter – Dschungel – – marschierend –

      Um sechs, als das Licht hereinsickerte wie durch Milchglas und die Stühle allmählich Umrisse bekamen, hörte sie seinen Schritt vor der Tür, hörte ihn bei der Heizung; das Knirschen des geschüttelten Rostes, das langsame Herausnehmen der Asche, die Schaufel, die in die Kohlenkiste gestoßen wurde, das Klappern der Kohlen, die in den Feuerraum flogen, das Einstellen der Züge – die täglichen Geräusche im Leben Gopher Prairies, die ihr jetzt zum erstenmal den Eindruck von etwas Tapferem und Bleibendem, etwas Buntem und Freiem machten. Sie glaubte die Feuerzange zu sehen, die Flammen wurden zitronengelb und metallisch golden, während der Kohlenstaub hindurchflog, kleine züngelnde zitternde Purpurfleckchen, gespenstische Flammen, die kein Licht gaben, zwischen den schwarzen Kohlenreihen emporschlüpften.

      Es war herrlich im Bett, und das Haus würde warm für sie sein, wenn sie aufstand. Was war sie doch für ein nutzloses Ding! Was waren ihre Bestrebungen neben seiner Tüchtigkeit?

      Als er ins Bett stieg, erwachte sie wieder.

      »Es kommt mir vor, als wären erst ein paar Minuten vergangen, seitdem du weg bist!«

      »Ich war vier Stunden weg. Ich hab' in einer Küche an einer Frau eine Blinddarmoperation gemacht. Beinah wär' sie mir unterm Messer gestorben, aber ich hab' sie noch durchgebracht. Grade noch dran vorbeigerutscht. Barney sagt, am letzten Sonntag hat er zehn Kaninchen geschossen.«

      Er schlief sofort ein – eine Stunde der Ruhe, bevor er aufstehen und für die Farmer bereit sein mußte, die früh kamen. Sie wunderte sich darüber, daß er in einem Zeitraum, der für sie nur ein verschwommener Augenblick der Nacht war, weit draußen gewesen sein, sich um ein fremdes Haus gekümmert, eine Frau aufgeschnitten, ein Leben gerettet haben sollte.

      Kein Wunder, daß er den trägen Westlake und McGanum verachtete! Wie konnte der bequeme Guy Pollock diese Geschicklichkeit und diese Ausdauer verstehen?

      Dann knurrte Kennicott: »Viertel acht! Willst du denn überhaupt nicht zum Frühstück aufstehen?« Das war kein Held der Wissenschaft mehr, sondern ein ziemlich nervöser und gewöhnlicher Mann, der sich rasieren mußte. Sie tranken Kaffee, aßen Pfannkuchen und Wurst und sprachen über Frau McGanums scheußlichen Krokodilledergürtel. СКАЧАТЬ