Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ ja!« Elmer stöhnte, sie drängten sich durch die Menschenmenge zurück, während Eddie Fislingers Singsang sie verfolgte wie eiskalter, alles durchdringender Regen:

      »Habet keine Furcht, die Führerschaft Jesu anzuerkennen! Wollt ihr euch zu feig erweisen, das Hohngelächter der Gottlosen auf euch zu nehmen?«

      Sie hatten sich aus der Schar gerettet und schritten in höchster Eile mit ernsten Gesichtern zur Alten Heimat zurück.

      »Das war ein gemeiner Trick von Eddie!« sagte Jim.

      »Weiß Gott, daß er gemein war! Zu versuchen, mich zu bekehren! Grade vor den Dreckskerlen! Wenn ich noch einen Piepser von Eddie hör', schlag' ich ihm den Schädel ein! So eine Frechheit von ihm, mich auf die Armsünderbank bringen zu wollen! So sieht er aus! Das werd' ich ihm noch zu fressen geben! Los, mach bißchen schneller!« verkündete der Bruder Aller, die da bedrückt sind.

      Um die Zeit, als ihr später Abendzug ging, hatten die herzhafte Konversation des Mixers und die herzhaften Eigenschaften seines Bourbon-Whiskys Elmer und Jim Eddie Fislinger und die Schrecken religiöser Entkleidung in der Öffentlichkeit vergessen lassen. Um so entsetzter waren sie, als sie später, auf ihren Sitzen im Raucherwagen schaukelnd, Eddie neben sich stehen sahen, die Bibel in der Hand, von seinen beiden freudestrahlenden Gefährten in der Verkündigung des Evangeliums flankiert.

      Eddie zeigte die Zähne, lächelte bis zu seinen wasserhellen Augen hinauf und jubelte:

      »Oh, Jungens, ihr wißt ja gar nicht, wie wundervoll ihr heute abend wart! Aber, oh, Jungs, jetzt wo ihr den ersten Schritt getan habt, warum sich zurückziehen – warum zögert ihr – warum laßt ihr den Heiland weiter leiden, während er euch erwartet, sich nach euch sehnt? Er braucht euch mit euerer herrlichen Kraft und euerem prachtvollen Verstand, den wir so bewundern –«

      »Die Luft«, bemerkte Jim Lefferts, »wird mir hier zu dick. Mir scheint, ich riech' einen merkwürdigen, fischigen Gestank.« Er stand auf und ging zum Vorderwagen.

      Elmer versuchte ihm zu folgen, aber Eddie hatte sich auf Jims Platz fallen lassen und quiekte munter drauflos, während die beiden anderen sich über sie beugten, mit einem zärtlichen Y.M.C.A.-Lächeln, das Elmers geschwächtem Magen nicht gut tat, während der Zug vorwärts rumpelte.

      Trotz aller mutigen Worte hatte Elmer nichts von Jims energischer Verachtung für die Kirche. Er hatte Angst vor ihr. Das hing mit seiner Knabenzeit zusammen … Seine Mutter, von früher Witwenschaft und harter Arbeit vertrocknet, kannte keine anderen Freuden als Hymnen und die Bibel und pflegte zu weinen, wenn er seine Sonntagsschulaufgabe nicht lernte. Die Kirche, ganze dreißig Fuß hoch, bis zu ihren seltsam geschnitzten Dachsparren, und die Prediger, so überwältigend mit ihren rollenden Stimmen, so schrecklich mit ihren Gleichnissen von kleinen Buben, die Wassermelonen stahlen oder sich hinter dem Viehstall biologischen Experimenten hingaben. Der entsetzliche, peinigende Augenblick seiner zweiten Bekehrung, im Alter von elf Jahren, als er, bei dem Gedanken an den Verzicht auf so viel lustige Dinge verwirrt weinend, von feierlichen, bärtigen Erwachsenengesichtern umgeben, ein Gelöbnis unterzeichnete, das ihn dazu verpflichtete, für immer auf die Freuden der Weltlichkeit, des Alkohols, der Karten, des Tanzens und des Theaters zu verzichten.

      Diese Wolken hingen hinter und über ihm, all seinem Mut zum Trotz.

      Eddie Fislinger, das menschliche Wesen, verabscheute er. Er betrachtete ihn als Heuschrecke, und voll Befriedigung hätte er ihn zertreten, aber Eddie Fislinger, der Verkündiger des Evangeliums, ausgerüstet mit genau der gleichen in genarbtes Leder gebundenen Bibel (Lesezeichen aus Zelluloid und Seidenfransen, die zwischen den Seiten hervorgrinsten) wie seine Sonntagsschullehrer sie in der Hand geschwungen hatten, wenn sie ihm versicherten, daß Gott immer herumkröche, um kleine Buben bei ihren geheimsten Gedanken zu erwischen – der so gewappnete Eddie war eine Amtsperson, und Elmer lauschte ihm voll Unbehagen, nie ganz sicher, ob er nicht doch mit einemmal einen schrecklichen Menschen in sich fände, der ein reines und langweiliges Leben in einem sauberen Gehrock führt.

      »– und denk doch daran,« winselte Eddie, »wie schrecklich gefährlich es ist, die Stunde der Gnade von sich zu weisen! ›So wachet nun: denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt‹, heißt es. Stell dir vor, der Zug verunglückt heute nacht!«

      Unglückseligerweise durchfuhr der Zug in dieser Sekunde eine Kurve und machte einen Ruck.

      »Siehst du? Wo würdest du in der Ewigkeit sein, Höllenhund? Glaubst du, daß alle Vergnügungen zusammen es wert sind, in der Hölle zu braten?«

      »Ach, hör doch auf. Ich weiß das ganze Zeug. Es gibt eine Menge Beweise – wart nur, ich hol' Jim, er soll dir erzählen, was Bob Ingersoll über die Hölle sagt!«

      »Ja! Freilich! Vergiß aber nicht, daß Ingersoll auf dem Totenbett seinen Sohn zu sich gerufen und bereut und ihn gebeten hat, sich zu beeilen, der Gnade teilhaftig zu werden und alle seine verruchten Schriften zu verbrennen!«

      »Also – Donnerwetter – ich bin heute abend nicht in der Stimmung, über Religion zu reden. Hör auf damit.«

      Aber Eddie war in der Stimmung, über Religion zu reden, sogar sehr. Er schwenkte begeistert seine Bibel und fand immer die unerfreulichsten Stellen. Elmer hörte so wenig wie möglich zu, aber er war zu schwach, um Drohungen auszustoßen.

      Es war eine herrliche Erleichterung, als der Zug seinen letzten Rumpler machte und in Gritzmacherquellen hielt. Die Station war eine schmierige Holzkiste, der Bahnsteig lag unter dickem Kot im Licht der Petroleumlampen. Doch Jim erwartete ihn, eine Zuflucht vor verwirrenden theologischen Fragen, und Eddie ein wütendes »G'Nacht« zurufend, schwankte er davon.

      »Warum hast du ihm nicht das Maul gestopft?« fragte Jim.

      »Hab' ich ja! Was, glaubst du, ich hab' mich nicht getraut? Ich hab' ihm gesagt, er soll die Schnauze halten, und er hat die Schnauze gehalten, und ich hab' den ganzen Weg über gepennt, und – oh! Mein Schädel! Geh nicht so schnell!«

      Zweites Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Seit Jahren hatte der Zustand der Sünde, in dem Elmer Gantry und Jim Lefferts staken, verzücktes Entsetzen in den christlichen Herzen des Terwillinger-Colleges hervorgerufen. Keine Wiedererweckungsversammlung, die nicht ihre schwefelgetränkten Pfeile nach ihnen geschleudert hätte – gewöhnlich in ihrer Abwesenheit. Kein Gebet bei den Meetings der Y.M.C.A., das sich nicht Sorgen über ihre haltlose Lasterhaftigkeit gemacht hätte.

      Von Elmer wußte man, daß er zusammenzuckte, wenn der Rektor, Rev. Dr. Willoughby Quarles, bei der Morgenandacht einen seiner guten Tage hatte; Jim jedoch hatte ihn fest im Glauben des Unglaubens gehalten.

      Nun eilte Eddie Fislinger wie ein Prärie-Seraph zwischen den Zimmern der Auserwählten einher, um die staunenerregende Neuigkeit zu verbreiten, daß Elmer sich öffentlich zum Glauben bekannt und im Zug neununddreißig Minuten persönlicher Beschwörung ertragen hätte. Sofort wurde ein heiliges Komplott gegen das unglückselige Opferlamm geschmiedet, und in ganz Gritzmacherquellen, in den Studierzimmern der geistlichen Professoren, in den Zimmern der Studenten, in dem kleinen Gebetsraum hinter der Kapelle, verschworen sich frohlockende Seelen mit dem Herrn gegen Elmers fröhliches, herzhaftes Sündigen. Überall, durch den Schneesturm, konnte СКАЧАТЬ