Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ von welcher mächtigen Bedeutung sie für ein sauberes und anständiges Leben ist, und wenn Sie jetzt nur fair sein wollten, mein Freund, und mich diesen anderen Herren sagen ließen, was ich für Erfahrungen über die Erhörung von Gebeten gemacht habe –«

      »Ja, recht viel schöne Erfahrungen haben Sie da gemacht, so wie Sie aussehen!«

      »Hören Sie, es sind noch Leute da, die vielleicht hören wollen –«

      Obgleich Elmer einen Widerwillen gegen Eddies Albernheit hatte, obgleich er vielleicht ganz gern mit dem netten jungen stichelnden Bäcker getrunken hätte, sah er keine andere Möglichkeit für eine wirklich gute, herzhafte Rauferei, als Religionsstreiter zu werden. Die aneinandergepreßte Menge, der Druck derber Leiber, der Geruch nasser Mäntel und das Geräusch der pöbelhaften Stimmen, das alles erregte ihn. Es war wie bei der Fußball-Aufstellung.

      »He, Sie!« schrie er dem Bäcker zu. »Lassen Sie den Jungen reden! Geben Sie ihm doch Gelegenheit. Suchen Sie sich lieber einen aus, der so groß ist wie Sie, Sie Riesenkerl!«

      An seinem Ellbogen bat Jim Lefferts: »Schauen wir, daß wir da rauskommen, Höllenhund. Du guter Gott! Du wirst doch nicht einem Evangelium-Hausierer helfen!«

      Elmer stieß ihn zur Seite und reckte seinen Brustkasten dem Bäcker entgegen, der lachte: »Nanu! Sie sind wohl auch so'n Täufer!«

      »Ich wär' es gern, wenn ich würdig wär'!« In diesem köstlichen Augenblick glaubte Elmer selbst ganz daran. »Die Jungs sind Klassenkameraden von mir, und sie sollen weiter reden können!«

      Eddie Fislinger blökte seinen Gefährten zu: »Oh, Kameraden, Elm Gantry! Gerettet!«

      Selbst diese erschreckende Auslegung seiner Motive konnte Elmers heiligen Kampfeseifer jetzt nicht mehr dämpfen. Er warf den älteren Mann zur Seite, der zwischen ihm und dem Bäcker stand – er trieb ihm den steifen Hut ein, der Alte schob sich zusammen wie ein Schildkrötenhals – er stand da und ließ seine Faust wie eine Triebstange an seiner Seite arbeiten.

      »Wenn Sie Krakeel suchen –«, meinte der Bäcker, seine riesigen, gebleichten Fäuste plump hin und her schlenkernd.

      »Ich nicht«, bemerkte Elmer und schlug zu, einmal, wohl berechnet, genau auf die Kinnspitze.

      Der Bäcker schüttelte sich wie ein Wolkenkratzer bei einem Erdbeben und stürzte zu Boden.

      Einer von den Kameraden des Bäckers schrie: »Ran, wir wollen die Kerle umlegen und –«

      Elmer erwischte ihn am linken Ohr. Es war ein sehr kaltes Ohr, der Kamerad wankte sehr geschwächt. Elmer sah froh aus. Aber es war ihm nicht wohl zumute. Er war jetzt fast nüchtern und bemerkte, daß ein halbes Dutzend forscher junger Arbeiter sich bereitete auf ihn loszugehen. Er hatte zwar eine ausgezeichnete Meinung von sich, aber er wußte zu viel vom Fußball, wie es von den Sekten-Colleges mit den christlichen Zutaten des Kniebohrens und Tretens gespielt wird, um sich einzubilden, er könnte ein halbes Dutzend Arbeiter auf einmal schlagen.

      Es ist sehr fraglich, ob er je in engere Verbindung mit dem Herrn und Eddie Fislinger gekommen wäre, wenn die Vorsehung nicht in ihrer charakteristisch wunderbaren Weise interveniert hätte. Der Vorderste der Angreifenden holte eben nach Elmer aus, als der Haufen aufschrie: »Aufpassen! Die Polypen!« Die Polizeitruppe von Cato, alle drei Mann hoch, keilte sich in die Menge. Es waren schlanke, schnurrbärtige Männer mit kühlen Augen.

      »Was hat der Auflauf zu bedeuten?« erkundigte sich der Wachtmeister.

      Er sah Elmer an, der drei Zoll größer war als alle anderen Anwesenden.

      »Ein paar von den Kerls wollten eine friedliche religiöse Versammlung unterbrechen – ja, sie wollten sogar den Reverend hier anpöbeln – und ich hab' ihn in Schutz genommen«, sagte Elmer.

      »Das stimmt, Wachtmeister. Regelrechte Überschreitung«, klagte Jim.

      »Das ist wahr, Wachtmeister«, flötete Eddie Fislinger von seiner Kiste herunter.

      »Also, jetzt wird Schluß gemacht damit. Was, verdammt noch einmal! Ihr solltet euch schämen, einen Reverend nicht in Frieden zu lassen! Machen Sie weiter, Reverend!«

      Der Bäcker war zu sich gekommen, man hatte ihn auf die Füße gestellt. Seine Miene zeigte, daß ihm Unrecht angetan worden war, und daß er etwas unternehmen wollte, hätte er nur dahinter kommen können, was geschehen war. In seinen Augen standen entsetzte Blicke, sein Haar war ein schmutziges Durcheinander, seine große mehlige Wange war aufgerissen. Er war zu benommen, um zu erkennen, daß der Polizeiwachtmeister vor ihm stand, und in seinem umnebelten Geist wollte er nicht vom Glauben lassen, daß er die ganze Religion vernichte.

      »Ah, Sie sind auch einer von den salbadernden Predigern!« schrie er Elmer zu – eben als einer der schlanken Polizisten einen unglaublich langen Arm ausstreckte und ihn faßte.

      Die Aufmerksamkeit der Menge wärmte Elmer, er dehnte sich wohlig in ihr und rieb sich im Geiste die Hände über ihrer Flamme.

      »Vielleicht bin ich kein Prediger! Vielleicht bin ich nicht einmal ein guter Christ!« rief er. »Vielleicht hab' ich alles mögliche getan, was ich nicht hätte tun sollen. Aber laßt euch von mir sagen, daß ich Hochachtung vor der Religion habe –«

      »Oh, Amen, lobe den Herrn, Bruder«, von Eddie Fislinger.

      »– und ich denke nicht daran, zuzugeben, daß jemand ihre Ausübung stört. Was haben wir denn anderes als die Religion, was uns die Hoffnung geben könnte –«

      »Lobe den Herrn, oh, preise seinen Namen!«

      »– daß wir jemals ein anständiges Leben führen können, sagen Sie mir das, bitte, sagen Sie mir nur das!«

      Elmer redete mit dem Polizeiwachtmeister, der zugab:

      »Ja, wird schon stimmen. Also, jetzt wollen wir das Meeting weitergehen lassen, und wenn einer von euch Kerls noch stört –« Damit waren alle Vorstellungen, die dem Wachtmeister im Augenblick über Religion und Ausschreitungen zu Gebote standen, erschöpft. Er blickte alle im Umkreis streng an und stapfte durch die Menge, um zur Polizeistation und seinem Kartenspiel zurückzukehren.

      Eddie schwang sich zu den Höhen verzückten Redens auf:

      »Oh, meine Brüder, jetzt seht ihr, wie mächtig der Geist Christi ist, all das Gute und Schöne in uns aufzuregen! Ihr habt das Zeugnis unseres Bruders hier gehört, des Bruders Gantry, sein Zeugnis von dem einen und einzigen Weg zur Gerechtigkeit! Wenn ihr heimkommt, dann will ich, daß ihr, all und jeder, euch das Alte Buch hervorholt und das Hohelied Salomos aufschlagt, dort wo er von der Liebe des Heilands zur Kirche spricht – schlagt das Hohelied Salomos auf, viertes Kapitel, zehnter Vers, wo es heißt – wo Christus von der Kirche spricht, und sagt – das Hohelied Salomos, viertes Kapitel, Vers zehn – ›Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut! Deine Liebe ist lieblicher denn Wein!‹

      »Oh, die unaussprechliche Freude, die Freuden der Gnade zu entdecken! Ihr habt das Zeugnis unseres Bruders gehört. Wir kennen ihn als Mann der Kraft, als Bruder Aller, die da bedrückt sind, und jetzt hat er seine Augen aufgetan und seine Ohren geöffnet, und er sieht die Notwendigkeit des Bekenntnisses und des demütigen Niederwerfens vor dem Thron – Oh, das ist ein historischer Augenblick im Leben Höllenh… Elmer Gantrys! Oh, Bruder, habe keine Furcht! Komm! Tritt hier herauf zu mir und lege Zeugnis ab –«

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