Название: PLATON - Gesammelte Werke
Автор: Platon
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 4066338120939
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Fremder: Wenigstens diejenigen nicht, welche von jenen großen Werken eines bilden oder malen. Denn wenn diese die wahren Verhältnisse des Schönen wiedergeben wollten, so weißt du wohl würde das obere kleiner als recht und das (236) untere größer erscheinen, weil das eine aus der Ferne das andere aus der Nähe von uns gesehen würde.
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Lassen also nicht die Künstler das wahre gut sein, und suchen nicht die wirklich bestehenden Verhältnisse, sondern die welche als schön erscheinen werden, in ihren Nachbildern hervorzubringen?
Theaitetos: Freilich wohl.
Fremder: Ist es also nicht billig, das eine, da es doch ähnlich ist ein Ebenbild zu nennen?
Theaitetos: Ja.
Fremder: Und der hiemit beschäftigte Teil der nachahmenden Kunst ist, wie wir auch vorher sagten, die ebenbildnerische zu nennen.
Theaitetos: So ist er zu nennen.
Fremder: Wie aber was nur scheint, weil es gerade vom gehörigen Orte aus betrachtet wird, dem Schönen zu gleichen, wenn es aber jemand genau betrachten könnte, dem gar nicht gleichen würde, dem es zu gleichen behauptet, wie wollen wir das nennen? Nicht eben, weil es zu gleichen scheint und doch nicht gleicht, ein Trugbild?
Theaitetos: Unbedenklich.
Fremder: Und sehr bedeutend ist dieser Teil sowohl in der Malerei als in der gesamten bildenden Kunst.
Theaitetos: Wie sollte er nicht?
Fremder: Und die ein Trugbild nicht ein Ebenbild hervorbringende Kunst, werden wir die nicht am richtigsten die trugbildnerische nennen?
Theaitetos: Bei weitem am richtigsten.
Fremder: Diese beiden Arten nun meinte ich gäbe es von der bildermachenden Kunst, die ebenbildnerische und die trugbildnerische.
Theaitetos: Richtig.
Fremder: Was ich aber damals noch unentschieden ließ, in welche von beiden der Sophist zu setzen sei, das kann ich auch jetzt noch nicht bestimmt sehen. Aber der Mann ist eben wahrlich rätselhaft und schwer zu erkennen; denn auch itzt ist er gar schön und schlau in einen höchst schwierig zu erforschenden Begriff hineingeschlüpft.
Theaitetos: Das scheint er.
Fremder: Bejahest du das aus eigner Einsicht, oder hat dich nur gleichsam die Welle der Rede, wie du es schon gewohnt bist, mit fortgerissen so schnell beizustimmen?
Theaitetos: Wie so, und weshalb fragst du das?
Fremder: In Wahrheit, du Guter, wir befinden uns in einer höchst schwierigen Untersuchung. Denn dieses Erscheinen, und Scheinen ohne zu sein und dies Sagen zwar aber nicht wahres, alles dies ist immer voll Bedenklichkeiten gewesen schon ehedem und auch jetzt. Denn auf welche Weise man sagen soll, es gebe wirklich ein falsch reden oder meinen ohne doch schon, indem man es nur ausspricht, auf alle Weise in Widersprüchen befangen zu sein, dies, o Theaitetos, ist schwer zu begreifen.
Theaitetos: Wie so?
(237) Fremder: Diese Rede untersteht sich ja vorauszusetzen, das nichtseiende sei. Denn sonst gäbe es auf keine Weise falsches wirklich. Parmenides der große aber, o Sohn, hat uns als Kindern von Anfang an und bis zu Ende dieses eingeschärft, indem er immer ungebunden sowohl als in seinen Gedichten so sprach. Nimmer vermöchtest du ja zu verstehn, sagt er, nichtseiendes seie, sondern von solcherlei Weg halt fern die erforschende Seele. So wird es von ihm bezeugt, vor allem aber muß es gewiß die Rede selbst zeigen bei gehöriger Prüfung. Dies also laß uns zuerst betrachten, wenn es dir nichts verschlägt.
Theaitetos: Mir glaube nur sei alles genehm wie du willst, und wie die Rede sich am besten durchführen läßt, so gehe du bei der Untersuchung, und führe auch mich desselben Weges.
Fremder: Das soll geschehen. Sage mir also, das auf keine Weise seiende, das unterstehen wir uns ja doch irgend auszusprechen.
Theaitetos: Warum denn nicht?
Fremder: Nicht meine ich Streitens wegen oder zum Scherz, sondern wenn einer von den Zuhörern ernsthaft überlegend zeigen sollte, wo man dieses Wort anzubringen hat, das nichtseiende, glauben wir daß er selbst, wozu und wobei er es zu gebrauchen habe, wissen, und es dem Fragenden würde zeigen können?
Theaitetos: Schweres fragst du, und was gerade herausgesagt für einen wie mich ganz und gar unbeantwortlich ist.
Fremder: Soviel also ist doch gewiß, daß irgend einem seienden das nichtseiende nicht kann beigelegt werden.
Theaitetos: Wie ginge das wohl!
Fremder: Wenn also nicht dem Seienden, würde es auch wer es dem Etwas beilegte nicht richtig beilegen.
Theaitetos: Wie das?
Fremder: Das ist uns doch auch deutlich, daß wir dieses Wort Etwas jedesmal von einem seienden sagen. Denn allein es zu sagen gleichsam nackt und von allem seienden entblößt ist unmöglich. Nicht wahr?
Theaitetos: Unmöglich.
Fremder: Und gibst du wohl mit Hinsicht hierauf zu, daß wer etwas sagt wenigstens Ein etwas sagt?
Theaitetos: Gewiß.
Fremder: Denn das Etwas, wirst du sagen, ist das Zeichen für eines, das etwelche oder Einige dagegen für viele.
Theaitetos: So ist es.
Fremder: Wer daher nicht einmal etwas sagt muß ganz notwendig, wie es scheint, ganz und gar nichts sagen.
Theaitetos: Ganz notwendig freilich.
Fremder: Dürfen wir nun etwa auch das nicht einmal zugeben, daß ein solcher zwar rede, er sage aber eben nichts, sondern müßten sogar läugnen der rede, der sich unterfängt das nichtseiende auszusprechen?
Theaitetos: Dann hätte doch alle Not mit dieser Sache ein Ende.
(238) Fremder: Noch tue nicht groß. Denn es ist noch eine Not hierin zurück, und zwar leicht die erste und größte, denn sie betrifft den ersten Anfang der Sache selbst.
Theaitetos: Wie meinst du? sprich, und halte nichts zurück.
Fremder: Einem seienden könnte wohl ein anderes seiendes zukommen.
Theaitetos: Unbedenklich.
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