Karl der Große im Norden. Elena Brandenburg
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СКАЧАТЬ ebenfalls „an integral and ongoing part […] from its earliest beginning“.riddarasögur4 An dieser Stelle ist es unabdingbar, Begriffe wie Übertragung und Übersetzung zu präzisieren, die für diese Arbeit zentral sind: Unter Übertragungen, unter die auch der Begriff Übersetzung fällt, versteht man Reproduktionsprozesse, bei denen von einer Vorlage ein Reprodukt hergestellt wird; hierbei werden sowohl die Inhalte als auch Formen der Vorlage in einem anderen Medium oder in einem anderen gesellschaftlichen und sprachlichen Kontext verfügbar gemacht.5 Von einer Übersetzung spricht man, wenn dabei ein Sprachwechsel stattfindet.6 Demnach ist eine Übersetzung ein Vorgang, durch den „die Äquivalenz zwischen zwei Sprachen“7 hergestellt wird. Aber auch der in dieser Definition verwendete Begriff Äquivalenz bedarf selbst einer Klärung, ist doch die Äquivalenzfrage auf dem Gebiet der Übersetzungswissenschaft eine nicht unumstrittene.8 Die linguistisch-normativ orientierte Äquivalenzforderung der Translationslinguistik in Bezug auf textsemantische und -pragmatische Aspekte wird von den übersetzungstheoretischen Entwicklungen der Descriptive Translation Studies als verengend kritisiert, wohingegen die zielkulturellen Faktoren an Bedeutung gewinnen. Die Entwicklung hin zu einem kulturwissenschaftlichen Übersetzungsverständnis kulminierte im sog. translational turn, der über die traditionellen Übersetzungskategorien, wie etwa Äquivalenz oder Originaltreue, hinausgreift.9 Die seit den 1980er Jahren einsetzenden cultural turns10 haben in der Übersetzungsforschung einen weiten, kulturanthropologisch orientierten Übersetzungsbegriff für sich beansprucht, der auf die Problemfelder der Auseinandersetzung zwischen den Kulturen verweist,11 obgleich sie auch keinen revolutionären Paradigmenwechsel bewirkten. Der die einzelnen turns umfassende cultural turn ist hier nicht als ein obligatorisches holistisches theoretisches System zu verstehen, sondern als ein interpretatorisches Angebot, sich durch Perspektivenverschiebungen literarischen Werken anzunähern.12 Das kulturanthropologisch ausgerichtete Konzept der Übersetzung wird so zum Medium des interkulturellen Dialogs, welches auf der Analyse der kulturellen Differenzen und Übertragungsmethoden basiert, und somit zum interaktiven Prozess der wechselseitigen Beeinflussung.Holger Danske13

      2.3. Polysystemtheorie

      PolysystemtheorieEin von den Translation Studies aufgegriffenes Modell zur Funktionsbestimmung der übersetzten Literatur bietet die seit den 1970er Jahren sich stets entwickelnde PolysystemtheoriePolysystemtheorie des israelischen Kulturwissenschaftlers Itamar Even-Zohar. Dieser semiotisch orientierte systemische Ansatz knüpft an den Russischen Formalismus und Tschechischen Strukturalismus an, vor allem an die Werke Jurij Tynjanovs, Roman Jakobsons und Boris Ejchenbaums, übernimmt dessen Konzepte wie System und literarische Evolution1 und entwickelt sie weiter. Der Ansatz Even-Zohars ist als funktionalistisch zu bezeichnen, da er alle semiotischen Phänomene als Teile eines oder mehrerer Systeme begreift und diese auf ihre Funktionen und ihre wechselseitigen Beziehungen hin analysiert. Funktionalismus, oft mit dem Vorwurf des auf Saussure zurückgehenden statischen, in sich geschlossenen Systems ohne Einbeziehung außersystemischer Determinanten konfrontiert,2 kann hier jedoch eine dynamische Komponente sowie eine Erweiterung durch Einbeziehung außersystemischer Elemente erfahren, welche schon bei Tynjanovs Konzept der literarischen Evolution zu erkennen ist. So unterscheidet Even-Zohar u.a. zwischen der Theorie der statischen und der dynamischen Systeme.3

      2.3.1. Polysystem, Zentrum, Peripherie

      Zentral in seiner Theoriebildung ist das Konzept des Polysystems, definiert als „a multiple system, a system of various systems which intersect with each other and partly overlap“.1 Unter Übersetzung versteht der Polysystemiker den Vorgang der Translation eines Textes von einem kulturellen System in ein anderes2 und in Bezug auf die übersetzten Texte ist das Ziel der PolysystemtheoriePolysystemtheorie die Funktionsbestimmung des übersetzten Textes innerhalb des Polysystems der Aufnahmekultur. Hierbei sind übersetzte Texte lediglich ein System in dem größeren literarischen Polysystem, das seinerseits als ein (Sub-)System der sie umfassenden Polysysteme, wie etwa Kultur, fungiert. Die Polysysteme sind nach Even-Zohar offene, dynamische und stratifikatorische Systeme, gekennzeichnet durch die Anordnung von Zentren und Peripherien, die sich in einer steten zentripetalen bzw. zentrifugalen Interaktion befinden. Sein Ansatz, die Analyse der internen Wechselbeziehungen und Strukturen innerhalb soziosemiotischer Systeme, geht auf Tynjanovs Konzept der literarischen Evolution zurück, erweitert um eine synchrone Perspektive.3 Die Verschiebung der Hierarchien geschieht durch ein Gelangen von nicht-kanonisierten Texten oder Textgattungen aus der Peripherie des Polysystems in dessen Zentrum.4

      2.3.2. Übersetzungen

      In den literaturwissenschaftlichen Kanonbildungsprozessen sind die Übersetzungen, historisch gesehen, am ehesten an der Peripherie anzusiedeln,1 während einheimische, autochthone Texte und Gattungen zentral sind. Even-Zohar betrachtet die Übersetzungen hingegen nicht nur als „integral system within any literary polysystem“, sondern als „most active system within it“.2 Übersetzungen können von der Peripherie des Polysystems aus wandern und aktiv an der Gestaltung dessen Zentrums sein:

      Through the foreign works, features (both principles and elements) are introduced into the home literature which did not exist there before. These include possibly not only new models of reality to replace the old and established ones that are no longer effective, but a whole range of other features as well, such as a new (poetic) language, or compositional patterns and techniques.3

      Even-Zohar kristallisiert drei Faktoren heraus, welche die Bewegung von übersetzten Texten ins Zentrum ermöglichen. Zum einen sei dies möglich, wenn es sich um junge Literatur handele oder diese sich im Prozess der Etablierung befinde: Hier komme der übersetzten Literatur eine zentrale Rolle bei der Vermittlung literarischer Modelle zu. Zum anderen gelangen Übersetzungen ins Zentrum, wenn Literatur schwach (weak) oder peripher (peripher) oder beides sei. Aufgrund der Unfähigkeit, selbst Innovationen zu produzieren, bedarf es Übersetzungen nicht nur „as a medium through which new ideas can be imported, but also as the form of writing most frequently imitated by ‚creative‘ writers in the native language“.4 Der dritte Fall tritt ein, wenn es zu einer Krise (crisis), einem Wendepunkt (turning point) oder einem literarischen Vakuum (literary vacuum) in der Literatur kommt.5 Die Annahme, dass übersetzte Literatur sich entweder am Zentrum oder an der Peripherie eines literarischen Polysystems befindet, schließt hingegen nicht aus, dass es in verschiedenen Systemen zu verschiedenen Positionierungen kommen kann: Übersetzte Literatur als System ist an sich stratifikatorisch; während also bestimmte Bereiche peripher bleiben, können andere eine zentrale Position einnehmen. Die Beziehungen zwischen der Position der übersetzten Literatur und dem literarischen Polysystem beschreibt Even-Zohar anhand zweier Annahmen. Erstens, die Wahl der zu übersetzenden Texte ist von den Bedingungen des sie aufnehmenden Polysystems abhängig: „Texts to be translated are chosen because of their compatibility with the new forms needed by a polysystem to achieve a complete, dynamic, homogeneous identity“.6 In einem vakuösen Polysystem, dem es an literarischen Techniken, Formen oder Genres fehlt, werden diese durch übersetzte Texte transportiert, da das Polysystem sonst „defective“,7 mangelhaft bleibt.

      Zweitens unterscheidet Even-Zohar zwischen den Übersetzungsstrategien, determiniert von den sozioliterarischen Bedingungen der Aufnahmekultur: Soll übersetzte Literatur innovatorisch wirken, bleibt sie näher am Originaltext der Ausgangssprache. Sind die Innovationen aber zu radikal für die neue Kultur, besteht die Gefahr, dass übersetzte Texte nicht ins neue Polysystem integriert werden können. Ist der neue Text hingegen erfolgreich, übernimmt er die Funktion der primären, d.h. einheimischen, nicht übersetzten Literatur. Die zweite Übersetzungstendenz internalisiert bereits etablierte Normen der Aufnahmekultur und bestätigt die dominanten ästhetischen Normen zulasten der Innovationen.

      2.3.3. Gideon Toury: a target-oriented approach

      Eine erhebliche Erweiterung erfährt der polysystemische Ansatz durch die Arbeiten des israelischen Kulturwissenschaftlers СКАЧАТЬ