Achtsames Selbstmitgefühl unterrichten. Кристин Нефф
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Название: Achtsames Selbstmitgefühl unterrichten

Автор: Кристин Нефф

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783867813242

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СКАЧАТЬ Das kann bedeuten, dass sie an einer Übung nicht teilnehmen, wenn sie sich zu verletzlich fühlen, oder einfach Selbstmitgefühl praktizieren, indem sie eine Tasse Tee trinken oder einen Spaziergang machen. Wir alle öffnen oder verschließen uns den ganzen Tag über für unsere Erfahrungen, und wenn Gruppenmitglieder das Gefühl haben, sich verschließen zu müssen, dann ermutigen wir sie dazu. Wenn wir uns zwingen, uns in ­Situationen zu öffnen, in denen es besser wäre, sich zu verschließen, kann uns das emotional schaden und ist sicher kein Ausdruck von Selbstmitgefühl. Zu lernen, über einen längeren Zeitraum formelle Meditation zu praktizieren (was manche Teilnehmende emotional überfordern kann), ist daher bei MSC weniger wichtig, als bewusst wahrzunehmen, wenn wir leiden (Achtsamkeit), und mit Freundlichkeit darauf zu antworten (Selbstmitgefühl).

      Womit beginnen?

      Viele fragen sich, ob sie zuerst Achtsamkeit lernen oder mit Selbstmitgefühlstraining beginnen sollten. Das ist eine wichtige empirische Frage, mit der wir uns in den kommenden Jahren beschäftigen werden. Bisher gibt es einige vorläufige Leitlinien:

       Präzise Informationen: Potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen ihre eigenen Bedürfnisse normalerweise sehr gut, und wenn sie präzise Informationen erhalten, können sie in der Regel selbst entscheiden, welches Training für sie am besten ist. Eine Orientierungssitzung kann diesen Prozess erleichtern.

       Selbstkritik: Achtsamkeitspraktizierende, die selbstkritisch sind, können es als schwierig empfinden, konsequent Achtsamkeit zu praktizieren, solange sie nicht ihren inneren Kritiker bemühen. Daher könnte es für selbstkritische Menschen von Vorteil sein, zunächst mit der Praxis des Selbstmitgefühls zu beginnen, bevor sie am Achtsamkeitstraining teilnehmen. Umgekehrt haben Menschen, die wenig Selbstkritik üben, vielleicht ein geringeres Bedürfnis nach Selbstmitgefühl und profitieren eher davon, sich eine solide Grundlage in Achtsamkeit zu schaffen, bevor sie Selbstmitgefühl einfließen lassen.

       Commitment: Zweifellos ist für jeden Menschen die beste Praxis diejenige, die ihm oder ihr am meisten am Herzen liegt. Nachdem die Schüler und Schülerinnen verschiedene Achtsamkeits- und Selbstmitgefühlsübungen ausprobiert haben, liegt es daher in ihrer Verantwortung, selbst ihr bester Lehrer, ihre beste Lehrerin zu werden. Das bedeutet zu wissen, welche Praktiken für sie am wohltuendsten, wichtigsten und effektivsten sind, und diese regelmäßig zu praktizieren.

      Selbstmitgefühl und Mitgefühl für andere

      Manch einem ist es unangenehm, dass der Schwerpunkt bei MSC auf Selbstmitgefühl und nicht auf dem Mitgefühl für andere liegt. Es folgen ein paar Fragen, die häufig zu diesem Thema gestellt werden, und unsere Antworten darauf:

       Schafft die Fokussierung auf das »Selbst« beim Selbstmitgefühl nicht mehr Leiden, als sie lindert?

      Wir stimmen völlig darin überein, dass ein rigides, getrenntes »Selbst« die Hauptquelle von unnötigem emotionalen Leiden in unserem Leben ist, insbesondere hinsichtlich unserer Bemühungen, unser Ego ständig vor realen oder eingebildeten Bedrohungen zu schützen. Wenden wir uns aber mitfühlend uns selbst zu, wenn wir leiden, beginnt sich unser Gefühl des Getrenntseins paradoxerweise aufzulösen. Was geschieht beispielsweise, wenn es uns schlecht geht und wir uns die Hände auf den Herzbereich legen, um uns selbst zu trösten und zu unterstützen? Dieser Akt der Freundlichkeit ermöglicht es uns normalerweise, uns vom egozentrierten, grüblerischen Denken zu lösen und die Welt mit neuen Augen zu sehen.

       Gibt es kein besseres Wort als »Selbstmitgefühl«?

      Unsere Sprache tendiert dazu, Vorstellungen zu verfestigen. Ein gleichwertiger Ausdruck für »Selbstmitgefühl« ist »inneres Mitgefühl«. Wir verwenden den Ausdruck »Selbstmitgefühl«, weil er Anfängern einleuchtet, die vielleicht Probleme mit sich selbst haben. Wenn Praktizierende durch meditatives inneres Forschen entdecken, dass es kein festes »Selbst« gibt, wird »inneres Mitgefühl« zu einem passenderen Ausdruck.

       Kann ein Selbstmitgefühlstraining nicht zur Aktivierung von Emotionen beitragen?

      Wir alle haben problematische Erinnerungen, die beim Selbstmitgefühlstraining wieder ins Bewusstsein treten können. MSC wurde ­entwickelt, um alten Verletzungen auf eine gesunde, neue Art und Weise begegnen zu können: mit Achtsamkeit und Mitgefühl. Emotionale Aktivierung ist ein wesentlicher und unvermeidbarer Teil des Transformationsprozesses. Die Stabilisierung des Gewahrseins inmitten heftiger Emotionen ist einer der Hauptgründe, weshalb neben dem Selbstmitgefühl gleichzeitig Achtsamkeit gelehrt wird. Die Unterstützung durch die Gruppe ist ein weiterer wichtiger Teil des Selbstmitgefühlstrainings: das Leiden in einem freundlichen Umfeld da sein lassen.

       Sollte sich MSC nicht darauf konzentrieren, neben Selbstmitgefühl auch Mitgefühl für andere zu vermitteln?

      MSC war nie als komplettes Mitgefühlstraining konzipiert. Wenn Mitgefühl umfassend und vollständig sein soll, sollte es nach unserem Verständnis sowohl nach innen als auch nach außen gerichtet sein. Leider kann man überall auf der Welt die Tendenz beobachten, Mitgefühl für andere über das Mitgefühl für sich selbst zu stellen. Deshalb soll unsere besondere Betonung des Selbstmitgefühls helfen, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren. Unser Anspruch ist eigentlich sehr bescheiden: Wir wollen uns selbst in den Kreis derer aufnehmen, denen Mitgefühl entgegengebracht wird. MSC lehrt auch Mitgefühl für andere, verknüpft es aber mit Selbstmitgefühl, weil das unser Hauptfokus ist. Diverse Studien zeigen, dass MSC-Training hilft, Mitgefühl für andere zu entwickeln (Neff und Germer, 2013), dass aber auch die Zunahme des Mitgefühls für andere uns hilft, zunehmend Selbstmitgefühl zu entwickeln (Breines und Chen, 2013).

      Können wir beginnen?

      Sie werden nun durch das MSC-Programm geführt. Der weitere Text von Teil I widmet sich den theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen des Selbstmitgefühls und des Selbstmitgefühlstrainings (Kapitel 2 bis 4). Teil II beschreibt die Didaktik des Selbstmitgefühlstrainings. Kapitel 5 befasst sich mit der Struktur und dem Curriculum von MSC. Kapitel 6 fasst zusammen, wie didaktische Themen vermittelt und Meditationen und Gruppenübungen angeleitet werden. In Kapitel 7 geht es darum, Selbstmitgefühl zu verkörpern und mitfühlende Lehrende zu werden. Kapitel 8 bietet Einblicke in und Vorschläge für den Umgang mit Gruppenprozessen, und in Kapitel 9 wird der Weg des Lernens und Lehrens auf der Basis des Inquiry-Prozesses beschrieben.

      Teil III bietet einen detaillierten Einblick in jede der acht Sitzungen des MSC-Programms (ein Kapitel pro Sitzung) sowie ein separates Kapitel über das halbtägige Retreat. Jedes Kapitel beginnt mit einem Überblick über die Sitzung (oder das Retreat), gefolgt von der Beschreibung eines didaktischen Themas, vollständigen Anleitungen für jede Meditation, informelle Übung und Gruppenübung sowie Beispielen des Inquiry-Prozesses, der im Anschluss an die bei den Übungen gemachten Erfahrungen stattfindet. (In den Anhängen des Buchs finden Sie zusätzliche Quellen und Ressourcen für Studium, Praxis und Lehre.)

      Teil IV befasst sich speziell mit der Integration von Selbstmitgefühl in die Psychotherapie, zeigt Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen MSC und Therapie auf und beschäftigt sich ausführlicher mit besonderen Themen wie »Trauma« und »Scham«.

      Wir nennen meist weibliche und männliche Form, wechseln manchmal aber zwischen beiden, wenn wir uns auf eine einzelne Person beziehen, oder nennen beide. Eine hundertprozentig genderneutrale respektive inkludierende Wortwahl ist aus Gründen der besseren Lesbarkeit in diesem Buch nicht realisiert. Obwohl wir die grammatisch maskuline und/oder feminine Form gewählt haben, sind jeweils beide und alle, die sich nicht in das gesellschaftlich hegemoniale Zweigeschlechtersystem einordnen СКАЧАТЬ