Das Antikrebs-Buch. David Servan-Schreiber
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Название: Das Antikrebs-Buch

Автор: David Servan-Schreiber

Издательство: Bookwire

Жанр: Медицина

Серия:

isbn: 9783956140839

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СКАЧАТЬ nicht an einen simplen Zufall glauben oder geheimnisvolle Vorgänge im Körper dafür verantwortlich machen. Mit Hilfe eines Registers für transplantierte Organe verfolgte sie die beiden Nieren zurück zur Spenderin. Der Gesundheitszustand der Spenderin hatte den üblichen Anforderungen entsprochen: keine Hepatitis, kein HIV und natürlich kein Krebs. Aber Rona MacKie blieb hartnäckig und stieß schließlich in einer schottischen Datenbank für Patienten mit einem Melanom auf den Namen der Spenderin. 18 Jahre zuvor war die Spenderin operiert worden, man hatte einen winzigen Hauttumor entfernt, der gerade einmal 2,6 Millimeter maß. Anschließend wurde ihr Gesundheitszustand 15 Jahre lang von einer Spezialklinik für Hautkrebs kontrolliert. Schließlich war sie ein Jahr vor ihrem tödlichen Unfall, der mit der alten, überwundenen Krebserkrankung nichts zu tun hatte, als »vollständig geheilt« eingestuft worden. In den Organen der Patientin, die nach bestem Wissen und Gewissen als »frei von Krebs« galt, hatten sich immer noch winzige Tumoren befunden, doch ihr Immunsystem hatte sie in Schach gehalten. Bei der Transplantation gelangten die Mikrotumoren in neue Körper (die von George und Mary-Ann), deren Immunsysteme absichtlich unterdrückt worden waren, damit die transplantierten Nieren nicht abgestoßen wurden. Ohne ein normal funktionierendes Immunsystem konnten sich die Mikrotumoren schnell entwickeln und ausbreiten.

      »Die Natur hält sich nicht an die Lehrbücher«

      Mit den Mäusen von Professor Zheng Cui konnten die Wissenschaftler zeigen, dass weiße Blutkörperchen in wenigen Wochen bis zu zwei Milliarden Krebszellen beseitigen. Knapp sechs Stunden nach der Injektion der Krebszellen kommt es in der Bauchhöhle der Mäuse zu einer regelrechten Invasion von 160 Millionen weißen Blutkörperchen. Bei dieser Schlacht verschwinden 20 Millionen Krebszellen an einem halben Tag! Vor den Experimenten mit der krebsresistenten Supermaus und ihren Nachkommen hätte man nicht einmal zu hoffen gewagt, dass sich das Immunsystem in einem solchen Ausmaß aktivieren lässt: Immerhin wird es mit Krebszellen fertig, die 10 Prozent des Körpergewichts ausmachen. Niemand hätte das für möglich gehalten, am allerwenigsten die Immunologen. Die vorherrschende Meinung über die Möglichkeiten und Grenzen der Immunabwehr hätten einen klassischen Immunologen wahrscheinlich davon abgehalten, sich überhaupt Gedanken über die Ursachen der phänomenalen Gesundheit von Maus Nr. 6 zu machen. Zumindest glaubt das Lloyd Old, Professor für Krebsimmunologie am Sloan-Kettering Cancer Center in New York. An Zheng Cui (der vor seiner Begegnung mit Maus Nr. 6 so gut wie nichts über Immunologie wusste) schrieb er: »Wir müssen dankbar sein, dass Sie kein Immunologe sind. Sonst hätten Sie diese Maus ohne zu zögern sterben lassen.« Woraufhin Professor Zheng Cui antwortete: »Wir sollten einfach nur dankbar sein, dass sich die Natur nicht an die Lehrbücher hält!«19

      Die Ressourcen des Körpers und seine Fähigkeit, mit Krankheiten fertig zu werden, werden von der modernen Naturwissenschaft immer noch unterschätzt. Natürlich hängt die außergewöhnliche Resistenz der Supermaus mit ihren Genen zusammen. Aber was ist mit all jenen, die wie Sie und ich nicht mit solch außergewöhnlichen Genen gesegnet sind? Inwieweit können wir uns darauf verlassen, dass unser »normales« Immunsystem so schwierige Aufgaben meistert?

      Im Jahr 2007 erschien in der Zeitschrift Nature eine Studie über das Immunpotenzial ganz normaler Mäuse, die nicht die außerordentlichen Abwehrkräfte von Mighty Mouse besaßen. Catherine Koebel und ihr Team an der Washington University in St. Louis injizierten mehreren normalen Mäusen eine Sorte Teer, die noch stärker krebserregend ist als der Teer in Zigarettenrauch. (Der genaue Name ist Methylcholanthren, MCA.) Erwartungsgemäß entwickelte eine Gruppe der Versuchstiere rasch tödliche Tumoren. Aber überraschenderweise zeigte eine andere Gruppe keinerlei Tumorwachstum. Die Forscher fanden heraus, dass diese gesunden Mäuse tatsächlich Träger von Krebszellen waren, aber die Krebszellen »im Schlafzustand« blieben – das Immunsystem hielt sie in Schach. Dr. Koebels Daten sprechen dafür, dass Mikrotumoren eher zu wachsen und sich auszubreiten beginnen, wenn das Immunsystem geschwächt ist.20 Die Beispiele von Mary-Ann und George, die ich weiter oben vorgestellt habe, illustrieren das Konzept von den »schlafenden Tumoren«.

      Catherine Koebels Team hat erstmals unter Laborbedingungen ein radikal neues Konzept der Onkologie überprüft. Die Ergebnisse ihrer Forschungen sprechen dafür, dass Krebs nur von solchen Krebszellen ausgeht, die einen fruchtbaren »Boden« finden, auf dem sie wachsen können. Das heißt, Krebszellen werden nur bei Menschen zu wuchern beginnen, deren Immunabwehr geschwächt ist. Möglicherweise spielt die fehlende Immunabwehr die Hauptrolle dabei, ob aus schlafenden Krebszellen aggressive Tumoren werden.

      Das eröffnet völlig neue Ansätze für die Behandlung. Ziel wäre es demnach nicht, Tumoren zu bekämpfen, indem man die Krebszellen selbst ins Visier nimmt, sondern die Tumoren durch Mobilisierung und Stärkung der natürlichen Abwehr über lange Zeit zu »stabilisieren«.

      Wir können gar nicht genug schätzen, wie wichtig es ist, dass unsere weißen Blutkörperchen kampfbereit bleiben. Sie sind ausschlaggebend dafür, dass unser Körper in der Lage ist, Krebs zu widerstehen und ihn zu bekämpfen.

      Wir können ihre Vitalität steigern oder zumindest verhindern, dass sie in ihrer Aktivität nachlassen. Die Supermäuse sind darin erfolgreicher als andere, aber wir alle können unsere weißen Blutkörperchen so weit »antreiben«, dass sie bei der Konfrontation mit Krebszellen ihr Bestes geben. Verschiedene Studien zeigen, dass menschliche Immunzellen ähnlich wie Soldaten eifriger kämpfen, wenn man sie 1. mit Respekt behandelt (sie richtig ernährt und vor Giftstoffen schützt) und wenn 2. ihr Kommandant einen kühlen Kopf bewahrt (sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzt und gelassen bleibt).

HemmendAktivierend
Traditionelle westliche Ernährung (entzündungsfördernd)»Mittelmeerdiät« Indische Küche, asiatische Küche
Unterdrückte GefühleGelebte Gefühle
Stress, Verbitterung, DepressionRuhe und Gelassenheit
Soziale IsolationUnterstützung durch Freunde und Familie
Verleugnen der eigenen Identität (z. B. seiner Homosexualität)Sich selbst so akzeptieren, wie man ist, mit seinen Wertvorstellungen und der eigenen Geschichte
Sitzende LebensweiseRegelmäßige Bewegung

      Tabelle 1: Was hemmend und was aktivierend auf die Immunzellen wirkt. Die verschiedenen Studien über die Aktivität der weißen Blutkörperchen zeigen, dass sie auf die Ernährung, die Umwelt, auf Bewegung und das emotionale Erleben reagieren.

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