Название: Das Antikrebs-Buch
Автор: David Servan-Schreiber
Издательство: Bookwire
Жанр: Медицина
isbn: 9783956140839
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Aufgrund ihrer Rechercheergebnisse konnte Dr. MacKie ihre Kollegen in der Transplantationsabteilung davon überzeugen, die Immunsuppressiva bei George abzusetzen. Stattdessen verordneten sie ihm ein Medikament zur Steigerung der Immunabwehr, damit die melanominfizierte Niere so schnell wie möglich abgestoßen wurde. Einige Wochen später konnte die Niere entfernt werden. George musste zwar wieder zur Dialyse, war jedoch auch zwei Jahre später noch am Leben und zeigte keine Anzeichen eines Melanoms. Sobald sein Immunsystem seine natürliche Stärke wiedererlangt hatte, erfüllte es seine Aufgabe und bekämpfte Tumoren.III
»Die Natur hält sich nicht an die Lehrbücher«
Mit den Mäusen von Professor Zheng Cui konnten die Wissenschaftler zeigen, dass weiße Blutkörperchen in wenigen Wochen bis zu zwei Milliarden Krebszellen beseitigen. Knapp sechs Stunden nach der Injektion der Krebszellen kommt es in der Bauchhöhle der Mäuse zu einer regelrechten Invasion von 160 Millionen weißen Blutkörperchen. Bei dieser Schlacht verschwinden 20 Millionen Krebszellen an einem halben Tag! Vor den Experimenten mit der krebsresistenten Supermaus und ihren Nachkommen hätte man nicht einmal zu hoffen gewagt, dass sich das Immunsystem in einem solchen Ausmaß aktivieren lässt: Immerhin wird es mit Krebszellen fertig, die 10 Prozent des Körpergewichts ausmachen. Niemand hätte das für möglich gehalten, am allerwenigsten die Immunologen. Die vorherrschende Meinung über die Möglichkeiten und Grenzen der Immunabwehr hätten einen klassischen Immunologen wahrscheinlich davon abgehalten, sich überhaupt Gedanken über die Ursachen der phänomenalen Gesundheit von Maus Nr. 6 zu machen. Zumindest glaubt das Lloyd Old, Professor für Krebsimmunologie am Sloan-Kettering Cancer Center in New York. An Zheng Cui (der vor seiner Begegnung mit Maus Nr. 6 so gut wie nichts über Immunologie wusste) schrieb er: »Wir müssen dankbar sein, dass Sie kein Immunologe sind. Sonst hätten Sie diese Maus ohne zu zögern sterben lassen.« Woraufhin Professor Zheng Cui antwortete: »Wir sollten einfach nur dankbar sein, dass sich die Natur nicht an die Lehrbücher hält!«19
Die Ressourcen des Körpers und seine Fähigkeit, mit Krankheiten fertig zu werden, werden von der modernen Naturwissenschaft immer noch unterschätzt. Natürlich hängt die außergewöhnliche Resistenz der Supermaus mit ihren Genen zusammen. Aber was ist mit all jenen, die wie Sie und ich nicht mit solch außergewöhnlichen Genen gesegnet sind? Inwieweit können wir uns darauf verlassen, dass unser »normales« Immunsystem so schwierige Aufgaben meistert?
Im Jahr 2007 erschien in der Zeitschrift Nature eine Studie über das Immunpotenzial ganz normaler Mäuse, die nicht die außerordentlichen Abwehrkräfte von Mighty Mouse besaßen. Catherine Koebel und ihr Team an der Washington University in St. Louis injizierten mehreren normalen Mäusen eine Sorte Teer, die noch stärker krebserregend ist als der Teer in Zigarettenrauch. (Der genaue Name ist Methylcholanthren, MCA.) Erwartungsgemäß entwickelte eine Gruppe der Versuchstiere rasch tödliche Tumoren. Aber überraschenderweise zeigte eine andere Gruppe keinerlei Tumorwachstum. Die Forscher fanden heraus, dass diese gesunden Mäuse tatsächlich Träger von Krebszellen waren, aber die Krebszellen »im Schlafzustand« blieben – das Immunsystem hielt sie in Schach. Dr. Koebels Daten sprechen dafür, dass Mikrotumoren eher zu wachsen und sich auszubreiten beginnen, wenn das Immunsystem geschwächt ist.20 Die Beispiele von Mary-Ann und George, die ich weiter oben vorgestellt habe, illustrieren das Konzept von den »schlafenden Tumoren«.
Catherine Koebels Team hat erstmals unter Laborbedingungen ein radikal neues Konzept der Onkologie überprüft. Die Ergebnisse ihrer Forschungen sprechen dafür, dass Krebs nur von solchen Krebszellen ausgeht, die einen fruchtbaren »Boden« finden, auf dem sie wachsen können. Das heißt, Krebszellen werden nur bei Menschen zu wuchern beginnen, deren Immunabwehr geschwächt ist. Möglicherweise spielt die fehlende Immunabwehr die Hauptrolle dabei, ob aus schlafenden Krebszellen aggressive Tumoren werden.
Das eröffnet völlig neue Ansätze für die Behandlung. Ziel wäre es demnach nicht, Tumoren zu bekämpfen, indem man die Krebszellen selbst ins Visier nimmt, sondern die Tumoren durch Mobilisierung und Stärkung der natürlichen Abwehr über lange Zeit zu »stabilisieren«.
Wir können gar nicht genug schätzen, wie wichtig es ist, dass unsere weißen Blutkörperchen kampfbereit bleiben. Sie sind ausschlaggebend dafür, dass unser Körper in der Lage ist, Krebs zu widerstehen und ihn zu bekämpfen.
Wir können ihre Vitalität steigern oder zumindest verhindern, dass sie in ihrer Aktivität nachlassen. Die Supermäuse sind darin erfolgreicher als andere, aber wir alle können unsere weißen Blutkörperchen so weit »antreiben«, dass sie bei der Konfrontation mit Krebszellen ihr Bestes geben. Verschiedene Studien zeigen, dass menschliche Immunzellen ähnlich wie Soldaten eifriger kämpfen, wenn man sie 1. mit Respekt behandelt (sie richtig ernährt und vor Giftstoffen schützt) und wenn 2. ihr Kommandant einen kühlen Kopf bewahrt (sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzt und gelassen bleibt).
Wie wir noch sehen werden, sind Immunzellen (einschließlich der NK-Zellen und der weißen Blutkörperchen, die Krebs bekämpfen) dann besonders leistungsfähig, wenn wir uns gesund ernähren, in einer »sauberen« Umwelt leben und unseren gesamten Körper bewegen (und nicht nur Kopf und Hände). Auch das wurde in Studien nachgewiesen. Außerdem sind Immunzellen sensibel für Emotionen. Sie reagieren positiv auf emotionale Verfassungen, in denen es uns gut geht und wir uns mit den Menschen um uns herum verbunden fühlen. Es ist fast so, als würden sie besser funktionieren, wenn sie im Dienste eines Lebens stehen, das sich, objektiv betrachtet, zu leben lohnt. Wir werden diesen treuen Wächtern über unsere Gesundheit in den folgenden Kapiteln immer wieder begegnen, wenn wir uns mit natürlichen Therapieansätzen befassen, die eine Krebsprävention und -behandlung immer begleiten sollten.IV
Hemmend | Aktivierend |
Traditionelle westliche Ernährung (entzündungsfördernd) | »Mittelmeerdiät« Indische Küche, asiatische Küche |
Unterdrückte Gefühle | Gelebte Gefühle |
Stress, Verbitterung, Depression | Ruhe und Gelassenheit |
Soziale Isolation | Unterstützung durch Freunde und Familie |
Verleugnen der eigenen Identität (z. B. seiner Homosexualität) | Sich selbst so akzeptieren, wie man ist, mit seinen Wertvorstellungen und der eigenen Geschichte |
Sitzende Lebensweise | Regelmäßige Bewegung |
Tabelle 1: Was hemmend und was aktivierend auf die Immunzellen wirkt. Die verschiedenen Studien über die Aktivität der weißen Blutkörperchen zeigen, dass sie auf die Ernährung, die Umwelt, auf Bewegung und das emotionale Erleben reagieren.
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