Requiem für den amerikanischen Traum. Noam Chomsky
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Название: Requiem für den amerikanischen Traum

Автор: Noam Chomsky

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783956142208

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      Der Ton des Angriffs

      … Der womöglich einflussreichste Widersacher der amerikanischen Wirtschaft ist Ralph Nader, der – zum großen Teil dank der Medien – längst eine Legende und ein Idol für Millionen Amerikaner geworden ist. In einem jüngst in der Zeitschrift Fortune erschienenen Artikel heißt es über Nader: »Die Leidenschaft, die ihn beherrscht – und er ist ein leidenschaftlicher Mensch –, ist darauf gerichtet, das Ziel seines Hasses, die Macht der Konzerne, vollkommen zu zerschmettern …«

      Die Apathie und Nachlässigkeit der Wirtschaft

      … Die amerikanische Wirtschaft [ist] »wirklich in der Klemme«; die Reaktion auf die breite Front der Kritiker zeigt keine Wirkung und besteht teilweise bloß aus Beschwichtigungen; es ist Zeit – allerhöchste Zeit – die Weisheit, den Einfallsreichtum und die Ressourcen der amerikanischen Wirtschaft gegen jene zu mobilisieren, die sie zerstören wollen.

      Die Verantwortung der Unternehmensführer

      … Das mit Abstand Wichtigste für Unternehmer ist die Erkenntnis, dass es letztendlich ums Überleben geht – um das Überleben des freien Unternehmertums und all dessen, was es für die Stärke und den Wohlstand Amerikas und die Freiheit unseres Volkes bedeutet.

      Eine aggressivere Haltung

      Es wird Zeit, dass die amerikanische Wirtschaft – die in unübertroffener Weise in der Lage ist, Konsumentenentscheidungen zu produzieren und zu beeinflussen – ihre großen Talente mit Nachdruck zur Bewahrung des Systems einsetzt.

      Die Krise der Demokratie: Bericht an die Trilaterale Kommission zur Regierbarkeit von Demokratien, 1975

      Die Lebendigkeit und Regierbarkeit der amerikanischen Demokratie

      Die 1960er-Jahre erlebten eine dramatische Erneuerung des demokratischen Geistes in Amerika. Zu den vorherrschenden Trends dieser Dekade gehörten die Kritik an der Autorität etablierter Institutionen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die verstärkte Beteiligung der Bevölkerung in diesen Institutionen und die Kontrolle darüber, eine Bewegung gegen die Konzentration von Macht in der Exekutive der Bundesregierung und zugunsten der Wiederherstellung der Befugnisse des Kongresses und der Regierungen der Bundesstaaten und auf lokaler Ebene, eine Rückbesinnung auf die Idee der Gleichheit aufseiten der Intellektuellen und anderer Eliten, die Entstehung von Lobbygruppen, die sich dem »öffentlichen Interesse« verschrieben, verstärktes Bewusstsein für die Rechte von Minderheiten und Frauen und der Einsatz für ihre Teilhabe an Politik und Wirtschaft sowie eine durchgängig kritische Haltung gegenüber allen, die über besonders viel Macht oder Reichtum verfügen oder von denen man dies annahm. Der Geist des Protests und der Gleichheit sowie der Drang, Ungerechtigkeiten aufzudecken und zu korrigieren, prägten das Land. Die Themen der 1960er-Jahre knüpfen an die demokratischen Reformbestrebungen von Andrew Jackson und die Skandalisierung von Missständen durch die Progressiven um 1900 an; sie verkörperten Ideen und Haltungen, die tief in der amerikanischen Tradition verwurzelt sind, die aber normalerweise nicht mit solcher leidenschaftlichen Intensität und Entschlossenheit verfolgt werden, wie es in jener Zeit der Fall war. Diese Dekade stellte die Lebendigkeit der demokratischen Idee unter Beweis. Es war eine Dekade, in der Demokratie und das demokratische Gleichheitsprinzip verstärkt Geltung beanspruchten …

      In den 1960er-Jahren kam es natürlich auch verstärkt zu anderen Formen der Bürgerbeteiligung wie Protestmärschen, Demonstrationen, Protestbewegungen, gesellschaftlichem Engagement (Beispiele sind Common Cause, eine Gruppe, die sich der Förderung von Transparenz verschrieben hat, auf Verbraucherschutz fokussierte Nader-Gruppen und Umweltschützer). Die Ausweitung der Beteiligung quer durch die Gesellschaft drückte sich auch im deutlich höheren Selbstbewusstsein der Schwarzen, der amerikanischen Ureinwohner, der Amerikaner mexikanischer Abstammung, der Studenten und Frauen aus – sie alle wurden aktiv und fanden neue Organisationsformen, um sich ihren angemessenen Anteil an der Bewegung und dem, was es zu gewinnen galt, zu sichern … Zuvor passive und unorganisierte Gruppen der Bevölkerung erhoben nun verstärkt ihren Anspruch auf berufliche Chancen, Positionen, Belohnungen und Privilegien, zu denen sie sich zuvor nicht berechtigt gefühlt hatten …

      Der Verfall der Regierungsautorität

      … Das Wesen der Demokratiewelle der 1960er-Jahre war eine allgemeine Kritik an der herrschenden öffentlichen wie privaten Autorität. In der einen oder anderen Form manifestierte sich diese Kampfansage in der Familie, der Universität, der Wirtschaft, in öffentlichen und privaten Gruppierungen, der Politik, der Bürokratie und im Militär. Die Menschen waren weniger bereit, jenen zu gehorchen, die sie zuvor aufgrund ihres Alters, ihres Rangs, ihres Status, ihrer Erfahrung, ihres Charakters oder ihres Talents als überlegen anerkannt hatten … Jegliche auf Hierarchie, Expertise und Reichtum gründende Autorität lief dem egalitär demokratischen Zeitgeist entgegen und wurde in den 1960er-Jahren heftig kritisiert.

      Schlussfolgerungen: Unterwegs zu einer demokratischen Balance

      … Al Smith, demokratischer Präsidentschaftskandidat im Wahljahr 1928, bemerkte einmal: »Das einzige, was gegen die Übel der Demokratie hilft, ist mehr Demokratie.« Unserer Analyse zufolge würde man mit dieser Kur heutzutage jedoch Öl ins Feuer gießen. Einige Probleme der Regierungsfähigkeit in den Vereinigten Staaten ergeben sich aus einem »Übermaß an Demokratie«, und zwar in eben jenem Sinne, in dem David Donald diesen Ausdruck für die Folgen der auch als »Revolution« bezeichneten Reformen unter Andrew Jackson verwendete, die seiner Meinung nach dazu beitrugen, das Land in den Bürgerkrieg zu stürzen. Was stattdessen nottut, ist eine maßvollere Demokratie.

      Alan Schwarz, »Aufmerksamkeitsdefizit oder nicht, Pillen für bessere Schulleistungen«, New York Times, 9. Oktober 2012

      CANTON, GEORGIA. – Wenn Dr. Michael Anderson einen kleinen Patienten aus einer Familie mit geringem Einkommen hat, der in der Grundschule nicht richtig mithalten kann, verschreibt er ihm in der Regel ein Hammermedikament: Adderall.

      Diese Pillen sollen bewirken, dass sich Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, besser konzentrieren und ihre Impulse beherrschen können. Obwohl Dr. Anderson ihnen ADHS bescheinigt, nennt er die Störung »eine reine Erfindung« und »einen Vorwand«, um Pillen an Kinder verschreiben zu können, die in Wahrheit unter einem ganz anderen Übel leiden – schlechten schulischen Leistungen in schlechten Schulen.

      »Ich habe keine große Wahl«, sagt Dr. Anderson, der als Kinderarzt im Cherokee County nördlich von Atlanta viele arme Familien betreut. »Wir haben als Gesellschaft entschieden, dass es zu teuer ist, das Umfeld der Kinder zu verändern. Also müssen wir die Kinder verändern.«

      Dr. Anderson gehört zu den offensten Vertretern einer Idee, die immer mehr Ärzten einleuchtet. Sie verschreiben Schülern aus unterfinanzierten Schulen Psychopharmaka – nicht unbedingt zur Behandlung von ADHS, sondern um ihre Leistung zu fördern.

      Noch lässt sich nicht sagen, ob Dr. Anderson der Vertreter eines um sich greifenden Trends ist. Doch einige Experten verweisen darauf, dass sich der Einsatz von Medikamenten bei Schülern aus einkommensschwachen Verhältnissen mit schlechten Noten nicht sonderlich vom Stimulanzien-Missbrauch durch wohlhabende Schüler an den Universitäten und Highschools unterscheidet, die ihre bereits guten Noten noch weiter in die Höhe zu treiben versuchen. Schließlich möchten auch arme Eltern, dass ihre Kinder es zu etwas СКАЧАТЬ