Requiem für den amerikanischen Traum. Noam Chomsky
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Название: Requiem für den amerikanischen Traum

Автор: Noam Chomsky

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783956142208

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СКАЧАТЬ steckt mich ins Gefängnis, aber wenn ihr nicht beweisen könnt, dass in Amerika Demokratie nicht Heuchelei ist, legt nicht Hand an mich. Demokratie ist Heuchelei. Wenn Demokratie Freiheit bedeutet, warum sind dann unsere Leute nicht frei? Wenn Demokratie Gerechtigkeit bedeutet, warum haben wir dann keine Gerechtigkeit? Wenn Demokratie Gleichheit bedeutet, warum haben wir dann keine Gleichheit? Zwanzig Millionen Schwarze in diesem Land sind nur Boys im Haus des weißen Mannes. Er nennt uns sogar Boy. Und egal, wie großartig du bist, er nennt dich Boy. Selbst als Professor bist du für ihn nur ein Boy.

      Martin Luther King, Wo wollen wir hin?, Rede am 16. August 1967

      Wenn wir über die Frage »Wo wollen wir hin?« reden, müssen wir uns ehrlich dem Faktum stellen, dass unsere Bewegung sich daran machen muss, die gesamte amerikanische Gesellschaft umzubauen. Es gibt bei uns vierzig Millionen Arme, und wir müssen uns fragen: »Warum gibt es in Amerika vierzig Millionen Arme?« Und wenn ihr euch das fragt, stellt ihr die Frage nach dem Wirtschaftssystem, nach einer breiteren Verteilung des Wohlstands. Und wenn ihr euch dies fragt, stellt ihr bereits die kapitalistische Wirtschaft in Zweifel. Ich sage nur, dass wir immer mehr Fragen nach der ganzen Gesellschaft stellen müssen. Wir sind angehalten, dem hungrigen Bettler auf dem Marktplatz des Lebens zu helfen. Aber irgendwann müssen wir einsehen, dass eine Gesellschaft, die Bettler erzeugt, umgebaut werden muss. Das heißt, es müssen Fragen gestellt werden. Und meine Freunde, ihr seht, wenn ihr euch darauf einlasst, werdet ihr euch fragen: »Wem gehört das Öl?« Und ihr werdet Euch fragen: »Wem gehört das Eisenerz?« Ihr werdet Euch fragen: »Warum müssen Menschen in einer Welt, die zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, Wassergebühren bezahlen?« Genau das ist es, was gefragt werden muss.

      Gaylord Nelson, Rede des US-Senators zum Tag der Erde am 22. April 1970

      Ich gratuliere Ihnen, die Sie durch Ihre Anwesenheit hier am heutigen Tag Ihre Besorgnis und Ihr Engagement für ein Thema zum Ausdruck bringen, bei dem es nicht nur ums Überleben geht. Die entscheidende Frage lautet, wie wir überleben können.

      Der Tag der Erde ist der spektakuläre Beweis für ein umfassend neues, die Grenzen von Generationen und Ideologien überschreitendes Bewusstsein. Vielleicht ist er ein Symbol für einen neuen Austausch zwischen Jung und Alt über unsere Werte und Prioritäten.

      Machen Sie sich diese große neue Einigkeit zunutze. Halten Sie daran fest. Schmieden Sie eine neue nationale Koalition, deren Ziel es ist, die Bruttosozialqualität auf eine Stufe mit dem Bruttosozialprodukt zu stellen.

      Führen Sie landesweite Kampagnen durch, um den 92. Kongress zu einem »Ökologiekongress« zu machen – einem Kongress, der Brücken baut zwischen unseren Bürgern und zwischen dem Menschen und den Natursystemen, anstatt noch mehr Schnellstraßen, Staudämme und neue Waffensysteme zu schaffen, die das Wettrüsten anheizen.

      Der Tag der Erde kann – und muss – der Lösung der Probleme, die immer noch das Gewebe dieser Gesellschaft zu zerreißen drohen, neue Dringlichkeit verleihen und zu ihrer Bewältigung beitragen … den Problemen der Rassendiskriminierung, des Kriegs, der Armut, der modernen Institutionen.

      ZWEITES PRINZIP

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      IDEOLOGIE BESTIMMEN

      Anfang der 1970er-Jahre begann eine massive, breit angelegte und konzertierte Offensive der Wirtschaft gegen die egalitären Bestrebungen, die auch in der Amtszeit von Richard Nixon kein Ende fanden.

      Siehe: Lewis F. Powell Jr., Powell Memorandum, 1971; S. 41.

      Auf der Seite der Rechten manifestiert sich das beispielsweise in dem berühmten Powell Memorandum, das Lewis F. Powell, später Richter am Obersten Gerichtshof, dem größten Wirtschaftslobbyisten vorlegte – der Chamber of Commerce, der amerikanischen Handelskammer. Er warnte die Wirtschaft, ihr könne die »Kontrolle« über die Gesellschaft entgleiten, und empfahl, den herrschenden Tendenzen »entgegenzuwirken«.

      Das Powell Memorandum beschreibt die Kapitalistenklasse als die am stärksten verfolgte Klasse der USA. Den Besitzenden und Superreichen gehe es an den Kragen, die rabiaten Linken seien im Vormarsch – Herbert Marcuse, Ralph Nader, die Medien, die Universitäten. Doch immerhin habe die Wirtschaft noch das Geld, etwas dagegen zu unternehmen. Sie müsse ihre ökonomischen Mittel nutzen, um zu retten, was Powell »Freiheit« nannte – ihre Macht.

      Natürlich stellt er es als einen Verteidigungskampf dar, es geht ihm darum, sich »gegen eine von außen gerichtete Macht zur Wehr zu setzen«. Aber im Grunde ist es ein Aufruf an die Wirtschaft, ihre Kontrolle über die Ressourcen für eine Großoffensive zu nutzen, um die Demokratisierungswelle zurückzudrängen.

      Ein Übermaß an Demokratie

      Siehe: Die Krise der Demokratie: Bericht an die Trilaterale Kommission zur Regierbarkeit von Demokratien, 1975; S. 43.

      Im Lager der liberalen Internationale sah man die Dinge ähnlich. Der erste Bericht an die Trilaterale Kommission, Die Krise der Demokratie, befasste sich mit diesem Thema. Die Trilaterale Kommission besteht aus liberalen Internationalisten der drei größten kapitalistischen Wirtschaftsblöcke: Europa, Japan und Nordamerika. Ihre politische Färbung lässt sich an der Tatsache ablesen, dass Jimmy Carter beinahe seine gesamte Regierungsmannschaft aus ihren Reihen rekrutierte – im politischen Spektrum ist sie also am anderen Ende angesiedelt.

      Auch die Vertreter der Trilateralen Kommission gelangten, aufgeschreckt durch die Demokratisierungstendenzen der 1960er-Jahre, zu dem Schluss: »Darauf müssen wir reagieren.« Sie befürchteten ein »Übermaß an Demokratie«. Bislang passive und gefügige Teile der Bevölkerung – Frauen, junge und alte Menschen, Minderheiten Berufstätige –, die sogenannten Interessengruppen also, würden sich organisieren und auf die politische Bühne streben. Das übe zu viel Druck auf das System aus, hieß es, dem könne es nicht standhalten. Diese Gruppierungen müssten in die Passivität zurückgedrängt und entpolitisiert werden.

      Die größten Sorgen bereiteten ihnen die jungen Menschen, die in den 1960er-Jahren den Ton angaben. Sie wurden den Liberalen zu frei und unabhängig. Man sah hierin ein Versagen der Schulen, Universitäten und der Kirchen – also jener Institutionen, die für die »Indoktrinierung der Jugend« verantwortlich waren. Das ist ihre Formulierung, nicht meine. Nötig sei, wiederum ihr Ausdruck, mehr »demokratische Mäßigung«, dann würde alles wieder ins Lot kommen.

      Die Liberalen der Trilateralen Kommission schlugen Maßnahmen vor, durch verbesserte Indoktrination die Kontrolle über die Presse zu gewinnen, die Menschen in Passivität und Apathie zurückzutreiben und dafür zu sorgen, dass sich die Gesellschaft in die »richtige« Richtung entwickle. Etliche dieser Vorschläge wurden auch umgesetzt, und der gezielte Umbau der Wirtschaft lieferte die Mittel dazu.

      Bildung und Indoktrinierung

      Eine direkte Ursache-Wirkung-Relation lässt sich schwer nachweisen, doch die allgemeine Tendenz ist kaum zu übersehen. Nehmen wir beispielsweise die Indoktrinierung der Jugend. Anfang der 1970er-Jahre war eine Reihe von Prozessen zu beobachten, die der Kontrolle der Studenten dienten. Wer sich noch an die Zeit kurz nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Kambodscha erinnert, weiß, in welchem Aufruhr sich das Land damals befand. Die Studenten streikten, täglich gab es Demonstrationen in Washington und so weiter. Die Kontrolle hatte viele Facetten, so СКАЧАТЬ