Geschichte Italiens. Wolfgang Altgeld
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Название: Geschichte Italiens

Автор: Wolfgang Altgeld

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Reclam Sachbuch premium

isbn: 9783159610733

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СКАЧАТЬ Die demokratischen Institutionen blieben formal unangetastet, wurden jedoch aus dem Hintergrund von Cosimo und seinen beiden Nachfolgern gelenkt. Dazu dienten vor allem eine Manipulation der Wählerliste, ein konsequenter Ausbau der Medici-Klientel und ein fast erdrückendes Mäzenatentum auf allen Gebieten der Wissenschaft und Kunst. Ganz allmählich bahnte sich der Übergang von der Kryptosignorie zur offenen Herrschaft an: So wurden bei Lorenzo il Magnifico seit 1469 Bestimmungen über das Mindestalter bei [130]bestimmten Ämtern nicht eingehalten, er heiratete in die römische Adelsfamilie der Orsini ein und vernachlässigte die ursprüngliche Quelle seines Reichtums; dies führte zur Schließung mehrerer Filialen der Medici-Bank und (wahrscheinlich) zum unberechtigten Zugriff auf staatliche Gelder. Der Abstand zwischen der Familie und ihrer Klientel wuchs, was wesentlich zur Katastrophe von Lorenzos Sohn Piero lo Sfortunato beitrug.

      Zunächst freilich wirkte sich ein Ereignis, das eigentlich den Ruin der Medici herbeiführen sollte, im Ergebnis zu ihren Gunsten aus: der Versuch, im April 1478 Lorenzo und Giuliano de’ Medici zu ermorden – ein Versuch, in den die mit den Medici konkurrierende Familie Pazzi, der Erzbischof von Pisa und kuriale Kreise bis hinauf zu Papst Sixtus IV. verwickelt waren. Es gelang den Verschwörern aber nur, Giuliano zu töten; Lorenzo konnte schwerverletzt entkommen. Währenddessen versuchten der Erzbischof und die Pazzi, die Tat als Tyrannenmord darzustellen und einen Aufstand der Florentiner Bevölkerung gegen die Medici zu erregen. Sobald jedoch bekannt wurde, dass Lorenzo den Anschlag überlebt hatte, schlug die Stimmung um: Die Verschwörer, darunter der Pisaner Erzbischof, wurden am Fenster des Palastes der Signoria erhängt.

      Der Papst reagierte in einer Weise auf die Bluttat, die ihn als Mitwisser erscheinen ließ: Er verhängte die Exkommunikation, aber nicht über die Verschwörer, sondern über Lorenzo de’ Medici (unter dem Vorwand, die Erhängung des Erzbischofs sei ein Bischofsmord gewesen). Als die Florentiner sich dennoch nicht von Lorenzo abwandten, folgte das Interdikt über die Stadt, schließlich ein Kriegszug, wobei des Papstes wichtigster Verbündeter König Ferrante [132]von Neapel war. In dieser Situation entschloss sich Lorenzo zu einem mutigen Schritt: Er reiste persönlich nach Neapel, um den König in direkten Verhandlungen auf seine Seite zu ziehen. Die Reise barg ein hohes Risiko, da Lorenzo keinerlei Garantien für seine Unversehrtheit hatte, war aber von einem vollen Erfolg gekrönt. Daraufhin musste sich schließlich auch der Papst mit Florenz und den Medici versöhnen.

      Die Medici

      Der Kirchenstaat im Spätmittelalter

ab 1309 Päpste in Südfrankreich (Avignon); der Kirchenstaat entgleitet der päpstlichen Kontrolle.
1312 Kaiserkrönung Heinrichs VII.
1328 Kaiserkrönung Ludwigs des Bayern.
1347 »Tribunat« des Cola di Rienzo.
1353–1367 Kardinal Albornoz gewinnt den Kirchenstaat zurück.
1367–1370 Vorübergehende Rückkehr Urbans V. nach Rom.
1378 Tod Gregors XI. in Rom; Beginn des Großen Abendländischen Schismas: Urban VI. gegen Clemens (VII.).
1381 Rückzug Clemens (VII.) nach Avignon.
1409 Konzil von Pisa: Verdreifachung des Schismas.
1414–1418 Konzil von Konstanz: Absetzung bzw. Rücktritt der drei Päpste.
1420 Rückkehr Papst Martins V. nach Rom.
1431–1449 Konzil von Basel/Ferrara/Florenz.
ab 1437 Papst Eugen IV. in Florenz.

      [133]Die Abwesenheit der Päpste seit der Wahl Clemens’ V. bildete für den Kirchenstaat, vor allem aber für die Stadt Rom eine politische und ökonomische Katastrophe. Die Kurie als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor fiel weg, dadurch verarmte die Bevölkerung, die Einwohnerzahl schrumpfte, die öffentlichen Gebäude (vor allem die großen Kirchen) verfielen. Die Stadtregierung folgte weiter dem von Nikolaus III. eingeführten Modell, d. h., der Papst war Senator, vertreten durch zwei adlige (Vize-)Senatoren (bis 1343 durch Vermittlung König Roberts von Neapel). Aber die entfernter liegenden Gebiete waren offenen Expansionsbestrebungen der Nachbarn ausgesetzt (S. 126), und selbst in unmittelbarer Nähe Roms konnte z. B. die Familie der »Stadtpräfekten« de Vico eine Art Signorie aufbauen, die sich über Orvieto, Viterbo, Corneto, Montefiascone und Bolsena erstreckte. Ernsthaft um eine Erneuerung der päpstlichen Herrschaft bemühten sich erst die Päpste, die wirklich die Rückkehr der Kurie nach Rom betrieben, d. h. von Innozenz VI. (Papst seit 1352) an. Die tatsächliche Rückkehr Urbans V. bzw. Gregors XI. wurde freilich Auslöser für die schwerste Krise des spätmittelalterlichen Papsttums, das Große Schisma, in dessen Verlauf der Kirchenstaat wiederum der Gefahr der Säkularisierung bzw. Eroberung ausgesetzt war, ehe der Friede von Lodi auch in Mittelitalien für Stabilität sorgte.

      Die Kaiserkrönungen von 1312, 1328 und 1355

      Auch die drei Kaiserkrönungen, die in Abwesenheit der Päpste vorgenommen wurden, blieben Episode und führten in Italien nur zu noch größerer Verwirrung: die [134]Krönung Heinrichs VII. 1312 (vgl. S. 112), Ludwigs des Bayern 1328 und Karls IV. 1355.

      Der Romzug Ludwigs des Bayern erfolgte im Gegensatz zu Papst Johannes XXII., der, gestützt auf den (weltlicherseits nicht anerkannten) Approbationsanspruch für die deutsche Königswahl, Ludwigs Unternehmen für unrechtmäßig erklärte und ihn mit Bann und Interdikt belegte. Der Hof Ludwigs bediente sich dagegen der Thesen des Marsilius von Padua (vor allem seiner Schrift Defensor pacis), der die Kirche dem Staat unterordnete und das römische Volk als den eigentlichen Verleiher der Kaiserwürde ansah. So zog Ludwig 1327 über Trient nach Mailand, wo er in die Rivalität zwischen den della Torre und den Visconti eingriff und am 31. Mai die italienisch-langobardische Krönung empfing. Am 7. Januar 1328 langte er schließlich in Rom an: Am 17. Januar erfolgte die Kaiserkrönung als »papstfreie« Zeremonie: zwar in St. Peter, aber durch vier Laien als Vertreter des römischen Volkes. Die nächsten Monate brachten eine ideologische Radikalisierung: Ludwig erklärte aus kaiserlicher Machtvollkommenheit den Papst in Avignon für abgesetzt und veranlasste eine Neuwahl, aus der am 12. Mai 1328 Nikolaus (V.) hervorging; von ihm ließ sich Ludwig am 22. Mai noch einmal als Kaiser krönen. Dann brach der politische Schwung ab, und Ludwig kehrte im August 1328 nach Deutschland zurück. Der im Stich gelassene Nikolaus (V.) musste sich zwei Jahre später Johannes XXII. unterwerfen.

      Die Romfahrt Karls IV. 1354/55 war fast nur noch ein »touristisches« Ereignis: am 6. Januar 1355 Krönung in Mailand, am 5. April 1355 Kaiserkrönung in Rom, danach schnellstmögliche Rückkehr aus Italien.

      [135]Rienzo, der »Letzte der Tribunen«

      In die Zeit des Aufenthaltes der Päpste in Avignon fiel ein kurzlebiger, aber enorm spektakulärer Versuch, Größe und Glanz Roms in antiken Dimensionen zu erneuern: das »Tribunat« des Cola di Rienzo.

      Im April/Mai 1313 geboren (was das falsche Gerücht ermöglichte, sein Vater sei Kaiser Heinrich VII. gewesen), trat Nicola di Lorenzo СКАЧАТЬ