Lasst uns über Liebe reden. Walter Muller
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Название: Lasst uns über Liebe reden

Автор: Walter Muller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783701362912

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СКАЧАТЬ Als du selbst noch ein junger Mann warst, bist du mit deiner Schwester Helga mit dem Fahrrad über den Pass Lueg gestrampelt und dann seid ihr zu Fuß hinauf auf die Werfener Hütte gestiegen. Die Berge haben dich fasziniert.

      Zur Bundesheerzeit hast du am Untersberg beim Seilbahnbau mitgeholfen und hast Ziegel geschleppt. Das karge Ziegelgeld ist nach den Anstrengungen meist fürs Durstlöschen draufgegangen.

      Wo du glücklich warst? Beim Schwammerlsuchen in Hüttau! Auf Reisen, mit dem Auto nach Kroatien. Du, der Frühaufsteher, hast alle anderen zum Frühstück mit Obst und Gemüse versorgt, das du bei Sonnenaufgang gepflückt oder eingekauft hast. Die Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, die Schiffsfahrt auf dem Rhein, die Reise zur Zitronenblüte in Nizza und Cannes. Wanderurlaube in Niederösterreich. Die Flugreisen nach Amerika, nach Florida … und einmal mit dem Wohnmobil von Los Angeles bis Las Vegas. Deinen 65. Geburtstag, heuer im Februar, habt ihr, die Anni und du, Richard, auf Mallorca gefeiert, als die Mandelbäume so wunderschön geblüht haben.

      Über alle Maßen glücklich? Auf der „Hütt’n“! Seit 30 Jahren – in jeder freien Minute „auf der Hütt’n“! Am Fuße des Schlenken habt ihr einen Stadel umgebaut, habt jedes Brett händisch hinaufgeschleppt, und dein Vater hat dir geholfen beim Fenster-Einbauen. Die zweite Hütte, die in Adnet-Wimberg, ist schon gestanden, aber hübsch erweitert habt ihr sie, immer fest Hand angelegt. Und dann diese unvergesslichen Momente: In der Hütte sitzen, vor der Hütte sitzen, mit lieben Freunden die prachtvolle Aussicht genießen, den Sonnenuntergang.

      Einfach glücklich sein. Reden, singen, erzählen … wie lange du und die Anni schon verheiratet seid zum Beispiel. Voller Genuss das Bier trinken und den Schweinsbraten verspeisen, den du eigenhändig am alten Bauernofen zubereitet hast … oder deine Kaspressknödel. Ein begnadeter Koch bist du gewesen. 25 Leberknödel auf einmal – eine Kleinigkeit. Koch und Genießer. Beim Kochen hast du dich so gut vom Arbeitsstress und vom Alltagsärger erholen können. Redselig warst du. Und leutselig. Selig mit Leuten rund um dich.

      Deine Anni hast du überallhin begleitet, auch zu den Dreharbeiten fürs Klingende Österreich. Du warst stolz auf deine Familie, über das erste Schulzeugnis eurer Enkelin Stefanie, lauter Einser!, hast du dich sehr gefreut. Vor vier Wochen warst du noch auf der „Hütt’n“, ein bissl was herrichten, für später.

      Am Schluss ist alles so schnell gegangen. Dass du alles erledigt hast, hast du der Anni gesagt, „wann i’ a Bankl reiß“. Das war deine Art: raue Schale, butterweiches Herz. Du hast viele Seiten des Lebens kennengelernt, nicht nur die strahlenden. Du hast verzweifelt und du hast so glücklich sein können, Ritschi, Hirtenbruder. Du hast dir den Himmel weiß Gott redlich verdient.

       Barfuß über jeden See

      (Robert Christl, 1922–2013)

      Da braust einer übers Wasser, am Seil von einem Motorboot gezogen, mehr als 60 Stundenkilometer schnell – braust so dahin und hat nicht einmal Skier unter den Füßen. Barfuß ist er unterwegs, auf den nackten Sohlen. Nicht irgendeiner: Robert Christl, Weltmeister im Barfuß-Wasserskifahren!

      Dreieinhalb Kilometer barfuß übers Wasser flitzen. „Dann passt du drei Tage lang in keinen Schuh hinein, so geschwollen sind die Füße“, hat er mir erzählt, beim späten Besuch, keine vier Wochen vor seinem Tod, draußen in Itzling, in der Wohnung, in der er 65 Jahre lang gelebt hat. 26 Kilometer von seinem geliebten Mondsee entfernt, zu dem er bei jedem halbwegs schönen Wetter gefahren ist. Sein See, sein Club. Und er der Star, als Läufer und als Lehrer. Der Barfußkaiser.

      „Er war ein Unikum, die Seele der Wasserschule, das Mädchen für alles“, sagt Sepp Mörtl vom Wasserskizentrum Mondsee. Immer für alles und für alle da. Hunderte Menschen haben von ihm das Wasserskilaufen gelernt … Wie Hunderte Menschen im Winter von ihm das Schneeskifahren gelernt haben.

      „Das Wichtigste ist“, erzählt der Robert – und er kann so anschaulich erzählen auch ganz am Ende seines langen Lebens –, „dass du im richtigen Moment aus den Ski-Schlaufen springst und dann ganz flach arschlings und am Rücken auf der Wasseroberfläche landest. Wie ein Stein, den man über den See plattelt. Dann ziehst du den Körper hoch und braust dahin. Auf den Sohlen.“ So einfach ist das, wenn man einer wie er ist.

      Wasserskifahren: Wahrscheinlich seine größte Leidenschaft – neben Skispringen, Kunstturnen, Turmspringen, Langlaufen, Drachenfliegen, Marathonlaufen und so weiter und so fort. 24 Sportarten in 46 Disziplinen hat er wettkampfmäßig betrieben. Und immer überall ganz vorne dabei. Einmal ist er Allround-Europameister in einer Kombination aus 20 Sportarten geworden!

      Am meisten abgeräumt hat er freilich beim Wasserskilauf. 85 Medaillen allein bei Welt- und Europameisterschaften, davon 30 in Gold. Wenn man sein Trophäenzimmer in der Bognerstraße besichtigt, glaubt man, da müssen die Pokale, Medaillen und Urkunden einer ganzen Sportlergeneration deponiert sein. Es sind aber einzig und allein seine. 700 werden es wohl sein.

      Darunter etwa ein Pokal, den ihm König Hussein von Jordanien persönlich überreicht hat. Dass er zweimal im Internationalen Guinness-Buch der Rekorde steht, hat ihn besonders stolz gemacht: 1997 mit 30 Teilnahmen an Wasserski-Europameisterschaften (es sind ja danach noch vier weitere gefolgt) und 2006 als ältester Schneeski- und Wasserski-Lehrer der Welt. Der Titel „Doyen der europäischen Wasserski-Elite“ hat ihn gefreut und geehrt. In Florida, in Australien ist er, Robert Christl, Ehrenmitglied bei den diversen Barfußfahrer-Clubs. Letzten Sommer, das ist ja erst ein halbes Jahr her, ist er in bestechender Manier über den Mondsee gefahren, mit dem Mono-Wasserski, nach seinem 90. Geburtstag noch.

      Dabei wäre sein Leben, das Leben des Robert Christl, nach einem halben Jahr schon fast vorbei gewesen. In Stall im Mölltal hat er das Licht der Welt erblickt. Am 26. Juni 1922. Der Vater: nicht da. Ein lediges Kind also. Und die Mutter sieht nur eine Chance, den Buben über die Runden, in eine halbwegs gute Zukunft zu bringen: Er muss nach Zell am See, zu den Großeltern, den Steinachers. Also bettet sie ihn im kalten Jänner 1923 in einen Wickelpolster und die Hebamme macht sich mit ihm auf den Weg. Zu Fuß von Stall über Flattach bis Mallnitz, durch den Schnee, stundenlang.

      Der Robert, der Bub, hat Keuchhusten und ist dem Tod näher als dem Leben. Von Mallnitz aus geht es mit dem Personenzug nach Zell. Der Opa ist ein sehr tüchtiger, erfolgreicher Schuhmacher; die Oma, die der Robert später dann und immer „Mutter“ nennen wird, schaut sich das hustende, kleine Würmchen im Wickelpolster an, meint lächelnd „So a liab’s Biabl!“, und schon gehört er zur Familie. 13 Kinder gibt es bereits, da kommt es den Steinachers auf ein weiteres wahrlich nicht an. „Bei dir“, sagt die Oma, die „Mutter“, später einmal, „hab i’ ma nur die Geburt erspart!“

      Das „liabe Biabl“ wird rasch gesund und entwickelt sich in Zell am See prächtig. Wird ein lebendiges Kind im wahrsten Sinne des Wortes. An jedem Spiel, an jedem Sport interessiert. Spielt Fußball auf der Straße, mit so einem Temperament, dass dann und wann eine Fensterscheibe dran glauben muss. Vor allem aber gibt es den See für den Sommer. Und die Berge und bald schon die Schanze im Winter!

      Der Robert ist grad einmal 14 Jahre alt, als die Sprungschanze im Köhlergraben eröffnet wird, 1936. Der legendäre Bubi Bradl siegt mit einem Sprung über 81,5 Meter. Robert Christl schafft als Vorspringer immerhin 49 Meter, ohne Training und mit 2,40 Meter langen Skiern, in die der Wagner von Zell am See schnell zwei Rinnen auf der Waxlseite gezogen hat, damit man mit diesen Dingern halbwegs springen kann. Am Gersberg, später dann, wird der Robert den Schanzenrekord aufstellen, der ewig hält – 38 Meter. Bis ins Flache. Und dann haut es ihn hin und er liegt eine Zeit lang im Gips, vom Hals bis zum Bauch. Auch das gehört zu so einer unglaublichen Sportlerkarriere. Wie er ja auch das Barfuß-Wasserskifahren nicht ohne gewaltige Salti, spektakuläre, schmerzhafte Stürze erlernt hat. Aber irgendwie ist СКАЧАТЬ