Qumran. Daniel Stökl Ben Ezra
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Название: Qumran

Автор: Daniel Stökl Ben Ezra

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия: Jüdische Studien

isbn: 9783846346815

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СКАЧАТЬ der Oberfläche und bieten einen hervorragenden Kontrast. Anders als Tinte, in der der Farbstoff völlig aufgelöst ist und die Flüssigkeit selbst farbig ist, dringt Tusche nicht in den Beschreibstoff ein und kann einfach wieder abgekratzt oder abgewaschen werden.

      Einige wenige Rollen wie das Genesisapokryphon zeichnen sich durch ein Kupferfraß genanntes Phänomen aus: das Leder ist genau dort zerfressen, wo ursprünglich einmal Buchstaben standen. Diese Rollen sind sehr viel schwerer zu entziffern und in einem wesentlich schlechteren Erhaltungszustand. Vielleicht liegt dies an anderen Bindemitteln oder an Metallen – wie Kupfer –, die der Tusche zugesetzt wurden. Schließlich wurde ganz selten, genau gesagt in vier Fällen (z.B. 4QNumb), auch zinnoberrote Tusche benutzt, um Textabschnitte farblich ähnlich wie Rubriken in mittelalterlichen Handschriften zu kennzeichnen.

      |35|Als Schreibgerät diente wahrscheinlich hauptsächlich ein aus Schilf geschnittenes Schreibrohr, lat. calamus, hebr. qulmus. Die Schøyen-Sammlung besitzt einen angeblich aus Höhle 11 stammenden CalamusCalamus. Schilfrohre sind billig und praktisch und relativ leicht herzustellen sowie individuell anpassbar. Man kann die Spitze eines Schreibrohrs unterschiedlich anspitzen, um die Ansatzpunkte und die Proportionen von waagerechten und senkrechten Strichen zu ändern oder individuellen Schreibwinkeln gerecht zu werden (s.u. Paläographie).

      2.2 Vom Fragment zur Transkription

      Da der Text nicht überall lesbar war, entwickelten die Editoren ein System, um sichere, wahrscheinliche und mögliche Lesungen von Rekonstruktionen zu unterscheiden.

Lücken im Fragment werden durch eckige Klammern angedeutet. Text[ ]TextText[ ]Text
Wird in derartigen Lücken Text rekonstruiert, wird er in die eckigen Klammern der Lücke gesetzt, und zwar sowohl im hebräischen Original als auch in der Übersetzung. Text[Rekonstruierter Text]TextText[Rekonstruierter Text]Text
Ein von einem der antiken Schreiber als gelöscht markiertes Wort wird mit geschweiften Klammern angezeigt. Text{gelöscht}TextText{gelöscht}Text
Wenn ein Teil einer Zeile leer ist, steht dort vacatvacat (lat. leer).
Margen oben oder unten werden explizit gekennzeichnet (z.B. „top margin“).
Eine wahrscheinliche Lesung eines unvollständigen Buchstabens wird durch einen kleinen Punkt über diesem Buchstaben angedeutet. א̇‏‏‏‎א̇‏‏‏‎
Eine mögliche, aber unsichere Lesung eines unvollständigen Buchstabens wird durch einen offenen Kreis über diesem Buchstaben angedeutet: ‎‏ד֯‏‎‎‏ד֯‏‎
Bei beiden Fällen ist speziell für Nichthebraisten besondere Vorsicht geboten, denn dies wird in den Übersetzungen im besten Fall mit einer Fußnote angegeben, im Normalfall gar nicht.
Ist der Buchstabenrest so klein, dass man nur noch angeben kann, dass hier etwas stand, aber nicht was, steht statt eines Buchstabens nur ein großer Kreis.○
Wird in der Übersetzung ein Wort ergänzt, das im Original dort nicht steht, aber für die Verständlichkeit notwendig ist, steht diese (Ergänzung)(Ergänzung) in runden Klammern.

      Als Grundregel gilt: Je kleiner die Fragmente, desto mehr unvollständige und daher unsichere Buchstaben und Worte. Steht in einer |36|Zeile nur ein Wort oder gar ein Teilwort ohne Kontext oder sind viele Buchstaben „bepunktet“ ist die Übersetzung oft hypothetisch. Auch wer kein Hebräisch kann, sollte immer auch auf die Transkription des Fragmentes schauen. Die Zeilennummer lässt klar erkennen, wo der Editor die Lesart für sicher oder nur für möglich hält.

      Wer des Hebräischen mächtig ist, kann sich an folgendem Fragment spielend einüben. Andere können zumindest ihr Verständnis des Transkribierungssystems testen. Wie viele Zeilen hat das Fragment? Können wir seinen Platz in der Kolumne bestimmen (oben, unten, rechts, links)? Gibt es andere Merkmale (z.B. Linierung oder Nahtlöcher)? Können Sie den Leerraum zwischen Wörtern von dem zwischen Buchstaben unterscheiden? Welche Schriftart ist in der Schriftentabelle der Schrift dieses Fragments am ähnlichsten? Machen Sie sich dann an die fünf klar lesbaren Wörter. Zwei Hinweise: Waw und Jod werden in dieser herodianischen Schrift nicht unterschieden. He unterscheidet sich von Chet darin, dass es links ein Vordach hat, während Chet zwei Stangen mit durchhängender Wäscheleine ähnelt. Lassen Sie sich bei der Entzifferung des letzten Wortes der dritten Zeile nicht durch das Loch und die für Sie etwas ungewöhnliche Orthographie verwirren!

      

Abb. 3:

      4Q286 fr 20a

      Wenn Sie die fünf ganzen Worte entziffert haben, versuchen Sie sich an den Buchstabenresten. Wie viele Buchstaben sind vor dem |37|Wort in der ersten Zeile erkennbar? Spielen Sie alle Möglichkeiten durch! Warum kann es (normalerweise) kein Nun oder Tzade sein? Welcher Buchstabe bleibt als einzige Möglichkeit übrig? Wie viele Buchstabenreste sehen Sie in der zweiten Zeile vor den beiden gut lesbaren Worten? Für den ersten Buchstaben gibt es nur eine Möglichkeit und für den letzten auch! Sehen Sie den relativ undefinierbaren Buchstabenrest in der vierten Zeile? Wie viele Buchstaben können Sie in der fünften (!) Zeile ausmachen, zwei oder drei? Besuchen Sie die Webseite des Leon-Levy Archivs der IAA und lokalisieren Sie 4Q286! Finden Sie ein Foto mit „Ihrem“ Fragment? Vergrößern Sie es, bis Sie die drei Buchstabenreste sehen! Ähnelt Ihre Transkription der unten angegebenen? Achten Sie vor allem auf die Punkte und Kreise. Wenn Sie wissen wollen, wie die Editorin auf die umfänglichen Rekonstruktionsvorschläge gekommen ist, schauen Sie sich den Kommentar der Editorin Bilhah Nitzan in DJD 11, S. 42 an.

4Q286 20a 1–5
1 מחשב]ת֗ צדק‏‎ ] [ ] gerechtes [Denke]n
2 ‎‏ מצות]מה יוכיחנו וירחם‏‎ ] [ nach] ihren [Geboten] wird er uns ermahnen und er wird sich erbarmen
3 ‎‏ מיום] ל֗[יו]ם֗ לוא‏‎ ] [ von einem Tag] zum [ander]en [wird er] nicht
4 ‎‏ אנש]י֯ היחד‏‎ ] [ die Männ]er der Gemeinschaft (jachad)
5 ‎‏ מעשי] ר֗מ֯[י]ה֯‏‎ ] [ Taten] der Arg[li]st

      2.3 Schrift (Paläographie)

      Aus der Schrift lässt sich aber oft noch viel mehr Information ableiten, als nur der Text. Diese Kunst nennt man Paläographie, die wissenschaftliche Kunde der Schrift. Es ist eine unverzichtbare, sehr komplexe und etwas technische Disziplin, die es ermöglicht, nicht nur Schriften nach ihren Stilen zeitlich und geographisch einzuordnen, sondern darüber hinaus Einblicke in Wissensvermittlung und Technologiegeschichte zu gewinnen.

      Erst die Entdeckung der Qumranrollen hat es ermöglicht, die Geschichte der Schriften Judäas in der hellenistisch-römischen Zeit und damit die Entstehung der sogenannten Quadratschrift näher erforschen СКАЧАТЬ