Qumran. Daniel Stökl Ben Ezra
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Название: Qumran

Автор: Daniel Stökl Ben Ezra

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия: Jüdische Studien

isbn: 9783846346815

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СКАЧАТЬ war nicht Strugnells Grundhaltung.

      Strugnells Nachfolger wird Emanuel TovEmanuel Tov (*1941), ein Schüler von Frank Cross und Shemaryahu Talmon, Professor an der Hebräischen Universität und Editor der griechischen Zwölfprophetenrolle von Nahal Hever (8HevXIIgr). Tov wird sich als äußerst effizienter Chefadministrator erweisen, doch wird er schon |23|kurz nach seiner Ernennung vor neue Tatsachen gestellt: Die Huntington Library will allen Interessierten Zugang zu Fotos der Qumranrollen, auch der unveröffentlichten, gewähren. Erst jetzt wird öffentlich bekannt, dass aus Vorsorge vor möglichen Kriegen insgeheim mehrere Kopien der PAM-Fotoserien angefertigt und verteilt worden waren: seit 1972 am Hebrew Union College in Cincinnati, und seit den 80er Jahren auch im Oxforder Center for Postgraduate Hebrew Studies, im Ancient Biblical Manuscripts Center in Claremont, Kalifornien und in der Huntington Library in Kalifornien.

      Alle Bibliotheken haben Verträge unterschreiben müssen, die den Zugang zu den Fotos verhindern, mit Ausnahme der Huntington Library, die eigentlich Daten zu ganz anderen Themen und Zeiten sammelt als die anderen Zentren und mehr oder minder zufällig die Qumran-Negative erhalten hat. Sie stammen aus der Stiftung einer wohlhabenden Dame, die einen Teil der Sicherheitskopien finanziert hat, sich dann mit dem Zentrum in Claremont überwirft und ihr privates Double Huntington überlässt. 1991 veröffentlichen Robert Eisenman und James Robinson die Mehrzahl der PAM Fotos in A Facsimile EditionFacsimile Edition of the Dead Sea Scrolls (1991). Nun hat alle Welt Zugang zu fast allen bislang unveröffentlichten Fotos, wenn auch nicht immer in guter Abbildungsqualität.

      Diese Edition enthält im Vorwort von Hershel Shanks auch eine unautorisierte Transkription von 4QMMT. Qimron verklagt Shanks auf Schadenersatz und gewinnt. Da es sich um einen antiken Text handelt und nicht um einen modernen, war dieser Ausgang nicht ohne weiteres vorauszusehen. Qimron und Strugnell wird das Copyright für ihre Rekonstruktion eines von einem antiken Autor verfassten Textes zugesprochen.

      Ein in jenem Band veröffentlichtes Fragment, das angeblich einen vorchristlichen Messias erwähnt, der eines gewaltsamen Todes starb (4Q285 frg. 7), lässt die Wogen in der Presse hoch schlagen. Die wissenschaftliche Debatte hingegen stellt schnell klar, dass es im Gegenteil der Messias ist, der (einen Gegner) tötet. Diese Episode illustriert den Sensationshunger der Presse und völlig unbegründete Theorien, dass sich die Veröffentlichung verzögere, weil der Vatikan das Christentum relativierende Handschriften verborgen halten möchte (z.B. Verschlußsache Jesus).

      Ebenfalls 1991 bringen Ben Zion Wacholder und AbeggWacholder (1924–2011) und sein Doktorand Martin Abegg den ersten Band mit Transkriptionen der unveröffentlichten Texte heraus A Preliminary EditionPreliminary Edition of the Unpublished Dead Sea Scrolls: The Hebrew and Aramaic Texts from Cave Four. Sie hatten von Strugnell eine der wenigen per Hand kopierten Konkordanzen des Editorenteams erhalten. Abegg |24|gibt für seinen (blinden) Lehrer Wacholder, der zeitlebens auf die Herausgabe dieser Texte wartete, Zeile für Zeile der Konkordanz für jedes Wort in seinem Kontext in einen Computer ein. Daraus rekonstruiert er dann in „Reverse Engineering“ die vollständigen Transkriptionen der späten fünfziger Jahre, die der Konkordanz als Grundlage gedient hatten. (Das ist so, als würde man mit Google books den Text eines Buches rekonstruieren, obgleich man immer nur auf Abschnitte von 2–3 Zeilen Zugriff hat).

      Tov agiert sehr schnell. Ohnehin ist er damit beschäftigt, das Team auf über 80 Mitarbeiter zu erweitern, die entweder mit den bisherigen Editoren zusammenarbeiten oder von ihnen ihre vorläufigen Niederschriften „ererben“. Viele der neuen Mitarbeiter sind Israelis. Einige decken wichtige Gebiete wie Halakhageschichte ab, für die vorher kein Teammitglied Experte war. 1993 veröffentlicht Tov eine hervorragende Mikrofiche-EditionMikrofiche-Edition aller Fotos und schließt so die Lücke zwischen offiziellen und inoffiziellen Mitteln, an die unveröffentlichten Texte zu gelangen. Sein Organisationstalent und seine effiziente Genauigkeit machen es möglich, dass in den darauffolgenden achtzehn Jahren jedes Jahr ein bis zwei Bände erscheinen können, bis zum Abschluss von Discoveries in the Judaean DesertAbschluss von Discoveries in the Judaean Desert im Jahre 2008.

      Jean-Baptiste Humbert, der Nachfolger von de Vaux als Chefarchäologe, engagiert für die Veröffentlichung der endgültigen Ausgrabungsberichte das belgische Ehepaar Robert Donceel und Pauline DonceelDonceel-Voute, Spezialisten für frühchristliche Mosaike. Diese überraschen die Forscherwelt mit einer de Vaux Interpretation auf den Kopf stellenden These: Qumran wäre eine Villa, wie man aus unveröffentlichten Funden schließen könne, die zahlreiche Luxusgüter wie Glas und hochwertige Keramik enthalten. Ein von de Vaux als Schreibsaal identifizierter Raum sei ein Triklinium (Speisezimmer). Die Schriftrollen hätten mit der Siedlung und ihren Bewohnern nichts zu tun. Kurze Zeit später publiziert der Genizaspezialist Norman GolbNorman Golb sein Buch Who wrote the Dead Sea Scrolls?. Auch er trennt die Rollen von der Siedlung, seiner Ansicht nach ein Fort. Seine Bewohner halfen im jüdischen Aufstand Flüchtlingen aus Jerusalem, die ihre Schriftrollen nach Qumran gebracht hatten. Die Schriftrollen stellen also einen Querschnitt durch Jerusalemer Bibliotheken dar.

      Wirklichen Zugang zu (fast) allen nicht-biblischen Rollen erhält die spanische Weltöffentlichkeit 1992 durch Florentino García-Martínez (1942–) GesamtübersetzungGesamtübersetzung Textos de Qumran, 1994 ins Englische übersetzt. 1995 erscheint die erste deutsche Komplettübersetzung durch Johann Maier. Eine neue Etappe beginnt mit der Publikation von elektronische Datenbankenelektronischen Datenbanken der Texte und |25|Fotos, zuerst 1997 von Alexander und Lim, dann bei Brill und bei Accordance (s.u. S. 61). Seit 2012 sind alle historischen und viele neue Fotos auch über die Internetseiten der Israelischen Antiquitätenbehörde frei zugänglich, allerdings (noch) ohne Transkriptionen (s.u. S. 60). Dies wird sich mit dem neuen Scripta Qumranica Electronica Projekt in den nächsten Jahren ändern. Mehr und mehr eröffnen chemisch-physikalische Untersuchungen der Schriftrollen neue Einsichten in ihre Geschichte. Vor allem aber kann, seitdem die Allgemeinheit Zugriff auf alle Texte hat, die Gesamtsammlung in ganz anderer Weise verstanden werden. Nun ist es klar, dass die als essenisch definierten Texte, die bis 1977 die Diskussion bestimmten, nämlich die großen Texte aus Höhle 1 und die Texte Allegros, nicht die Mehrheit unter den nicht-biblischen Texten darstellen. Jetzt wird aus der Bibliothek einer marginalen Sekte wirklich das, was Hartmut Stegemanns und Norman Golbs ursprünglich diametral entgegengesetzte Sichtweisen schließlich vereint: eine essenische Auswahl aus der breiten Masse der hebräischen und aramäischen Literatur unterschiedlicher Gruppen des Judentums des Zweiten Tempels.

      |27|2 Wie liest man ein Fragment? Anatomie der ältesten jüdischen Bücher

      S. auch Literatur zu Kapitel 3

      Cross, Frank, The Development of the Jewish Script. In: Wright, George Ernest (Hg.), The Bible and the Ancient Near East. Essays in Honor of William Foxwell Albright, Garden City 1961, 133–202.

      Cross, Frank, Palaeography and the Dead Sea Scrolls. In: Flint, Peter/VanderKam, James (Hgg.), The Dead Sea Scrolls After Fifty Years, Leiden 1998, Bd. 1, 379–402.

      Doudna, Greg, Dating the Scrolls on the Basis of Radiocarbon Analysis. In: Flint, Peter/VanderKam, James (Hgg.), The Dead Sea Scrolls After Fifty Years, Leiden 1998, Bd. 1, 430–471.

      Johnson, William, Bookrolls and Scribes in Oxyrhynchus, Toronto 2004.

      Jull, Timothy/Donahue, Douglas/Broshi, Magen/Tov, Emanuel, „Radiocarbon dating of scrolls and linen fragments from the Judean desert“, Radiocarbon 37 (1995) 11–19.

      Leach, Bridget/Tait, John, Papyrus. In: Nicholson, Paul/Shaw, Ian (Hgg.), Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, 233–253.

      McLean, СКАЧАТЬ