Fettie macht 'ne Arschbombe. Martin Arz
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Название: Fettie macht 'ne Arschbombe

Автор: Martin Arz

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9783940839787

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СКАЧАТЬ den Blick des Flaneurs, beginnt sofort das klassische »Hello, hello, Mister!«-Rufen. Jenes Rufen, das jedem Mann, der nicht in Begleitung einer Frau an einer der offenen Bars vorbeigeht, überall in Thailand hinterherschallt, egal, ob in Patpong, auf Phuket oder Koh Samui. Männer, echt jetzt, macht euch das geil?

      Viele Kneipen haben ein paar Tische draußen an der Straße stehen, da kann man gepflegt ein kühles Bier zischen und das bunte Treiben in der Gassenmitte beobachten: Dort tobt Thailands bekanntester Nachtmarkt, der sich am Wochenende krakenartig sogar die ganze Silom Road hinunter ausbreitet. Touristen drängen sich dicht an dicht, grabschen hier nach einem T-Shirt und zerren dort ein anderes hervor. Eifrig beobachtet von den Verkäuferinnen, die jede Bewegung des potenziellen Kunden mit ihrem schwer verständlichen Englisch-Singsang kommentieren. Egal, wie groß der Kunde ist, es ist immer »Won saih! Won saih!« (»One size«). Von überall tönt der längst zum Klassiker gewordene Ausruf: »Same same! But different.« Mittlerweile gibt es T-Shirts mit dem Spruch. Übrigens können sich auch Frauen problem- und gefahrlos in der Sündenmeile Patpong bewegen. Sie stürzen sich mit Verve auf alles, was nachgemacht ist – von der Handtasche bis zum Polohemd. Dabei sollten sie ihre Männer nicht aus den Augen lassen, die verstohlen in die Sex-Läden schielen und auf ein noch billigeres Amüsement als ihre Gattinnen aus sind.

      Um mitreden zu können, habe ich einmal vor Jahren eine Live-Sex-Show in Bangkok besucht. Damals mit dem Lufthanseaten Carlo. Eine Stewardess hatte uns einen Club empfohlen, in dem es angeblich eine gute Gay-Show gäbe. Sie selbst hätte schon mehrere gesehen, und diese sei die beste gewesen. Stewardessen scheinen ein ausgesprochenes Faible für schwule Sex-Shows zu haben, denn als wir in dem Laden ankamen, trafen wir auf einen gackernden Haufen Saftschubsen beiderlei Geschlechts. Eine halbe Lufthansacrew lümmelte in den schmuddeligen Sitzen. Der Laden lag im ersten Stock eines unscheinbaren Hauses in einer Seitengasse der Silom, schräg gegenüber einer angesagten Disco, vor der aufgetakelte Nachtfalken jederlei Geschlechts in der Schlange warteten, Einlass zu finden. Carlo und ich bestellten Bier und dann ging schon die Show los. Fünfzehn magere Thaiboys tummelten sich in weißer Feinripp-Unterwäsche mit Eingriff auf der Bühne. Sie wiegten sich ein wenig zu dröhnenden Discoklängen und zogen die Unterhemden aus. Dann spielten sie ein wenig an sich herum und entledigten sich der Unterhosen. Die Stehfreudigeren mussten in den vorderen Reihen herumhopsen. In den hinteren Reihen kämpfte manch einer sichtbar damit, eine anständige Erektion hinzubekommen. Wir durften die nächsten Minuten den Burschen beim Onanieren zusehen. Einer kam sogar. Dann wurde es dunkel, die Wichser schlichen von dannen. Licht an: Ein muskulöser, erstaunlich männlicher Thai und ein magerer Bursche strippten und schraubten aneinander herum. Als beide endlich einen vorzeigbaren Ständer hatten, zog der Bursche dem Kerl einen Pariser drüber (immerhin!) und ließ sich in Folge in jeder erdenklichen Position nageln. Eine nicht sehr stimulierende, aber augenscheinlich kraftraubende Rammelei zog sich vom einen Bühnenende zum anderen hin. Akrobatik pur, der Kerl balancierte den Burschen in Positionen, die Equilibristen vor Neid erblassen lassen würden. Mit Höschen hätte man die Nummer beim Zirkusfestival in Monte Carlo laufen lassen können. Längst hatte der Kerl keinen Ständer mehr, wie wir aus unserem Blickwinkel bemerkten, doch er pumpte professionell weiter und der Bursche fakte schließlich einen Top-Orgasmus. Nun stürmten wieder die fünfzehn Burschen die Bühne. Diesmal trugen sie Unterhosen, an denen ein Zettel mit einer Zahl befestigt war. Sie tanzten eine Weile, und wir hätten uns unsere Wunschzahl aussuchen können, diese bei der Bedienung bestellen und dann ins Separée folgen können. Wir verzichteten dankend. Animierend ist etwas anderes als Elend ausbeuten.

      Koh Samui

      Doch auch auf unserer nächsten Station Koh Samui stolpern wir über sie, die hemmungslosen Sex-Touris, obwohl die Insel als Paradies der letzten Hippies und Aussteiger und als Musterbeispiel für sanften Tourismus gilt. Aber selbst Hippies wollen poppen.

      r Kassiererin im Supermarkt Beifall zu spenden, wenn sie nach erfolgreichem Hacken auf der Kassentastatur »Macht dann zwölfachtundsechzig« plärrt. Oder der Jeansverkäuferin fürs »Ne, die hamma net in deiner Größe! Brauch ich gar net erst nachschauen!«-Sagen. Oder dem Piloten fürs katastrophenfreie Landen. Doch schließlich applaudieren meine pauschalreisenden Landsleute ja mit Begeisterung geistigen Tieffliegern, die die kulturelle Latte wöchentlich tiefer legen, indem sie absolut talentfrei mit akustischer Luftverpestung die Charts stürmen und dann auch noch bar jeder Sprachbegabung mit ihren als bedrucktes Klopapier in Buchform gebrachten »Lebenserinnerungen« die Bestsellerlisten anführen. Dafür muss man einen neuen Begriff einführen: Bohlen, als Steigerung von peinlich, schlimmer gehts nimmer. Und dann wird mir klar: Damals, Anfang der 1980er-Jahre, wurde die schlimmste aller denkbaren Langzeitbomben gezündet, die sich auf Englisch »Modernes Geschwätz« nannte. So kann man Kultur ebenfalls schlachten, vernichten, ausradieren. Stehen am Ende gar die Taliban dahinter? Werden sie also doch auf die weiche Art siegen, oder …

      Als kleines Zeichen des kulturellen Werteerhalts setze ich mich demonstrativ auf meine Hände, als wir uns im Landeanflug auf München befinden. Wollen wir doch mal sehen! Die Maschine setzt auf, butterweich, der Flieger bleibt still. Draußen hat es minus 4 Grad, der Himmel ist bleiern grau, ein Hauch Schnee bedeckt die Landschaft. Die Motoren drosseln ihre Leistung, das Flugzeug rollt langsam aus, kein Applaus. Wo sind wir denn?! Ich habe mich so darauf gefreut, kopfschüttelnd die Augen zu verdrehen und meine klatschenden Nachbarn mit vernichtendem Blicken zum Verstummen zu bringen. Vielleicht sollte ich mich ein wenig als Agent Provocateur betätigen, und die Vorgabe machen? Da – der Flieger steht fast, endlich führen zwei oder drei Pauschalisten frenetisch patschend ihre Handflächen zusammen. Niemand steigt darauf ein. Nun fällt mir auch ein, dass bereits auf dem Hinflug bei der Landung in Bangkok kein Mensch geklatscht hatte. Die Klatscher verstummen, noch bevor sie richtig losgelegt haben. Schade, wo ich so gerne vernichtend um mich blicke. Pauschalreisen sind halt einfach nicht mehr das, was sie einmal waren …

      PS, ein paar Monate später: Wie man eine uralte Kultur nachhaltig plättet und ausbluten lässt, haben kurz nach unserem Urlaub unsere amerikanischen Freunde demonstriert, als sie den Irak überfielen und neben vielen anderen berichtenswerten Aktionen auch Panzer dafür abstellten, Bagdads Museen mit jahrtausendealten Artefakten zu bewachen – zu bewachen, damit Plünderer (nicht selten GIs) ungehindert kostbare Kunstwerke aus der Frühzeit jeglicher menschlicher Kultur aus den Museen rauben und in Amerika verhökern konnten. So funktioniert das.

      PS, beim Überarbeiten 2019: Damals, 2003, war Kambodscha noch touristisches Entwicklungsland. Wir hatten das Glück, Angkor noch verhältnismäßig leer zu erleben. Wir konnten in den verwunschenen Tempeln noch Fotos nur von uns machen. Heute, so heißt es, gehört Angkor zu den vom Übertourismus bedrohten Zielen, die man sich getrost sparen kann. Spart es euch auf gar keinen Fall, wenn ihr es euch irgendwie leisten könnt. Es ist über-gorgeos bzw. über-awesome. Meine Heimatstadt München zählt ja ebenfalls zu den vom Übertourismus schwerst gebeutelten Orten – und ist trotzdem weiterhin eine sensationell tolle Stadt, die jeden Besuch wert ist.

      2 Beim Terroranschlag am 28. November 2002 auf ein Hotel in Mombasa wurden 16 Menschen getötet und 80 verletzt. Gleichzeitig wurde versucht, ein israelisches Passagierflugzeug mit Strela-2-Raketen abzuschießen.

      1 Beim Anschlag vom 12. Oktober 2002 wurden in der Stadt Kuta durch muslimische Extremisten 202 Menschen getötet und 209 verletzt.

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