Название: Reich werden auf die gute Art
Автор: Gregor Henckel Donnersmarck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783990010952
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Wie leicht zu erkennen ist, haben die Unternehmensberater sich den Begriff aus der christlichen Terminologie geborgt. Die »Mission« im Sinne der Evangelisierung ist ein zutiefst religiöses Konzept. Dennoch finde ich diese Wortentwendung in Ordnung, solange sie nicht als Feigenblatt dafür dient, ein Profitstreben zu verdecken, das keinem sinnvollen inneren Antrieb gehorcht. Warum soll nicht auch ein Unternehmen eine »Mission«, eine Sendung haben, sich darüber klar werden, worin sein Dienst an der Gesellschaft besteht, was sein Auftrag ist, an dem es dann natürlich auch verdienen darf, ja muss, um überleben und ihn dauerhaft erfüllen zu können? Auch bei dieser Suche nach einer »Mission« für die eigene Arbeit stellt sich rasch die Frage, wo ich sie finde. Muss ein solcher Auftrag gar vom Himmel kommen?
Ich glaube, wir sollten das Ganze nicht zu hoch hängen und auch hier dem Prinzip der Lockerheit verpflichtet bleiben. »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott« ist ein geflügeltes und ein wahres Wort. Wer mutig selbst versucht, seine Mission, seine Sendung zu finden, sie in Einklang mit den eigenen Begabungen und Interessen zu erspüren, der darf darauf vertrauen, dass es auch funktionieren wird. In der Theologie wird dieses Prinzip mit dem lateinischen Satz »Gratia supponit naturam« des Heiligen Bonaventura beschrieben: »Die Gnade setzt die Natur voraus«. Das soll heißen, wenn wir unsere weltlichen Fähigkeiten, unser Charisma, unser Interesse in aufrichtiger Weise bündeln, um den für uns richtigen Weg zu finden, wird bestimmt auch die Gnade mithelfen.
Weil mir das Prinzip der Konzentration auf die Sache, des Vertrauens auf die eigenen Begabungen, Werte und Intuitionen so wichtig ist, möchte ich es an einem Beispiel aus meinem eigenen Leben erläutern. Im Stift Heiligenkreuz, dem ich als Abt dienen durfte, hat der Lobpreis Gottes durch das gemeinsame Chorgebet der Ordensbrüder seinen festen Platz. Auch Papst Benedikt XVI. bestärkte uns bei seinem Besuch im Stift im Jahr 2007 darin, dass dieses absichtslose Chorgebet, das eben kein permanentes Flehgebet ist, seine zentrale Stellung behalten soll.
Als dann die Musikfirma Universal mit dem Vorschlag auf uns zukam, aus unserem Chorgebet, dem Gregorianischen Choral, in dem wir diese Meditation vollziehen, eine CD zu machen, habe ich zunächst eher gebremst und gezögert. Ich hatte das Gefühl, dass wir aus dem Gebet kein »Business« machen sollten. Aber dann kam ein Mitbruder und zeigte mir eine Stelle aus der Rede des Heiligen Vaters an uns: »Jeder Mensch trägt im Innersten seines Herzens die Sehnsucht nach der letzten Erfüllung, nach dem höchsten Glück, also letztlich nach Gott. Ein Kloster, in dem sich die Gemeinschaft täglich mehrmals zum Gotteslob versammelt, bezeugt, dass diese menschliche Sehnsucht nicht ins Leere geht.«
Das ist, so wurde mir klar, die unserem Chorgebet innewohnende apostolische Mission, eine zusätzliche Bedeutung, die noch über die tägliche Freude, unsere Liebe zu Gott gemeinsam zu besingen, hinausgeht.
Es ergab sich dann allerdings die Frage, welche Teile unseres Gebets wir für die Aufnahme aus wählen sollten. Da wir in den Wochen zuvor drei Sterbefälle im Stift hatten, habe ich vorgeschlagen, das Requiem zu singen, weil wir es doch am besten konnten. Dabei hatte ich, da ich innerlich noch immer am Zögern war, ein wenig die geheime Hoffnung, Universal würde das als unmöglich zurückweisen und das Projekt platzen lassen.
Aber nein, die Universal-Leute haben es akzeptiert, und das sogar mit Freude. So entstand dann die CD Music for Paradise, benannt nach dem Toten-Officium »In paradisum deducant te angeli«. Mit dieser CD waren wir bald darauf tatsächlich sehr prominent in den Charts vertreten und haben einiges an Geld umgesetzt. Das Geld konnte das Stift damals sehr gut brauchen, denn wir hatten vor dem Papstbesuch recht große Ausgaben für vorgezogene Renovierungen getätigt. Mit dem Erlös aus der CD hat sich immerhin ein Teil des durch diese Ausgaben begründeten Jahresdefizits decken lassen.
Enttäuschen musste ich allerdings jene Leute, die geglaubt hatten, ich würde mir zur Feier des Erfolgs einen Pink Cadillac anschaffen, damit über den Highway in Hollywood fahren und mich unter die Reichen der Welt einreihen. Selbstverständlich eine absurde Vorstellung. Aber es gab jeman den, der sie so witzig fand, dass er mir sogar einen rosaroten Miniatur-Cadillac schenkte.
Auch wenn es sich bei diesem Beispiel um einen eher außergewöhnlichen Fall von wirtschaftlichem Erfolg handelt, zeigt es doch recht gut, worum es geht. Hätten meine Mitbrüder und ich uns das Hirn zermartert, womit wir Geld machen könnten, wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, eine CD aufzunehmen. Stattdessen haben wir unsere Zeit dafür genutzt, in Demut unseren Gregorianischen Choral zu pflegen und das Chorgebet immer schöner und kräftiger erklingen zu lassen. Das ist uns, aus Liebe zur Sache und zu unserem spirituellen Auftrag, offenbar recht gut gelungen. Im Ergebnis daraus haben wir einen wirtschaftlichen Erfolg erzielt, der gar nicht geplant war, aber dem Stift und somit allen seinen Projekten und Aufgaben zugutegekommen ist.
Der eigentliche, spirituelle Erfolg unserer Plattenaufnahme bestand aber darin, dass wir danach tausende Rückmeldungen per Email von Menschen bekamen, die sich dafür bedankten, dass sie damit, wie sie schrieben, wieder einen Zugang zur Liturgie, zum Glauben und zur Heiligen Schrift gefunden hatten.
Es ist kein Zufall, dass spiritueller und
wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand
gehen. Wer in der Lage ist, den Menschen
etwas zu geben, was sie tatsächlich bereichert,
den werden sie auch angemessen
dafür bezahlen.
Das aber setzt ein Tun voraus, das Demut, Interesse an der Sache und Distanz gegenüber reinem Profitstreben in den Vordergrund rückt. Es ist diese Lektion, die nicht nur jeder Einzelne, sondern auch unsere Wirtschaft zur Gänze neu zu lernen und zu beherzigen hat, wenn wir langfristig erfolgreich sein wollen.
Bleibt locker und übt euch in Demut.
Den großen Erfolg bringt die Konzentration
auf die Sache, nicht das Schielen auf
den Profit.
Es gibt noch einen weiteren Grund, aus dem ich dringend rate, sich gerade auch im Wirtschaftlichen nicht nur auf das Geld zu fixieren. Denn wer eine solche Verhärtung an den Tag legt, der wird niemals den »spielerischen« Umgang mit Geld erlernen, der erfolgreich unternehmerisch handeln de Menschen fast immer auszeichnet. Wenn ich vom spielerischen Umgang spreche, dann meine ich natürlich nicht Casino und Glücksspiel und auch nicht die Mentalität, die damit verbunden ist. Allerdings habe ich an der Hochschule für Welthandel gelernt, dass alles wirtschaftliche Handeln mit Risiko verbunden ist. Die gänzlich risikofreie Wirtschaft, das todsicher gewinnbringende Unternehmen oder Geschäft gibt es nicht. Der Grund dafür ist sehr einfach. Der Mensch ist kein reiner homo oeconomicus, kein Wesen, das immer unfehlbar seinen wirtschaftlichen Nutzen sucht. Darüber sollten wir selbstverständlich froh sein.
Unlängst habe ich auf einem Auto einen Aufkleber entdeckt, dessen Aufdruck mich noch immer beschäftigt, weil ich nicht genau weiß, wie er gemeint ist: »Wer lebt, stört«, stand darauf zu lesen. Tatsächlich ist damit auf provokante Weise eine Wahrheit ausgesprochen. Denn der Mensch ist für die strenge Kalkulation der Wirtschaft immer auch ein »Störfaktor«, manchmal ein produktiver, manchmal aber auch einer, der das wirtschaftliche Risiko schlagend werden lässt. Wenn wir uns das vergegenwärtigen, zusammen mit der Tatsache, dass doch in erster Linie die Wirtschaft für den Menschen da zu sein hat und nicht um gekehrt, dann verstehen wir gleich besser, warum das Spielerische, richtig verstanden, für alles wirtschaftliche Handeln und für den Umgang mit Geld einen so zentralen Stellenwert hat.
Wenn СКАЧАТЬ