SoulPassion. Silke Naun-Bates
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Название: SoulPassion

Автор: Silke Naun-Bates

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783931560881

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СКАЧАТЬ schwer verletzen. Nein, nein, das mache ich auf keinen Fall. Wenn ich zwischen Eispalast und Verletzungen wählen muss, dann entscheide ich mich für den Eispalast. Der tut wenigsten nicht so weh.

      Ich beschließe, dass es für heute genug mit meinen Besuchen im Marionettentheater ist, und gehe ins Bett. Einfach nur schlafen, das ist alles, was ich im Moment noch möchte.

      Eine tiefe, traumlose Nacht hat dafür gesorgt, dass ich am nächsten Tag entspannt aufwache. Heute habe ich den ganzen Tag Zeit, mich meinen Marionetten zu widmen. Auch wenn die Erlebnisse mit den ersten drei Marionetten aufwühlend waren, so freue ich mich doch auf weitere Begegnungen. Ihre Aufführungen sind spannend und passen zu meinen Erlebnissen, sogar dann, wenn ich ihre Botschaften noch nicht vollkommen begreife.

      Nachdem ich geduscht und gefrühstückt habe, mache ich es mir wieder auf meiner Couch gemütlich. Ich muss schmunzeln. Wenn jemand wüsste, wie ich mein Wochenende verbringe, würde ich wahrscheinlich für verrückt erklärt werden. Mit einem Grinsen auf den Wangen und gespannt, wen ich als Nächstes kennenlerne, schließe ich meine Augen und stelle mir mein Marionettentheater vor.

      Der Narr

      Als ich die Bühne betrete, wechselt die Bühnenleinwand ihr Bild. Vor meinen Augen erscheint ein türkisches Bad in blauen und türkisfarbenen Fliesen. Treppen aus Mosaiksteinen, von goldenen Handläufen gesäumt führen ins Wasser. Die Kuppel des Bades ist aus Glas. Sie fängt das Sonnenlicht ein und zaubert Lichtspiele an die Wände und den Boden. Das Klingen von näher kommenden Schellen dringt zu mir hindurch. Ihre Karte schwungvoll vor sich herschwenkend kommt eine kunterbunt gekleidete Marionette mit einer Narrenkappe auf dem Kopf auf mich zu. Neugierig versuche ich, nach der Karte zu greifen, doch geschwind springt sie mit einem breiten Grinsen davon. Noch im Sprung wirft sie mir die Karte zwinkernd zu. Etwas unsicher, ob ich sie mir jetzt anschauen darf, beginne ich zu lesen:

      Künstlername: Narr

      Ursprünglicher Name: Neid

      Genre: Satire

      Kleidungsstil: kunterbunt, Narrenkappe

      Besonderes Merkmal: klingende Schellen

      Die Marionette kommt wieder auf mich zu, nimmt ihre Karte an sich und steckt sie unter ihre Kappe. Sie dreht sich um und bittet mich mit einem Kopfnicken, ihr zu folgen. Ihren betörenden, klingenden Schellen folgend finde ich mich alsbald im Wasser treibend wieder. Umgeben von marmorner und goldener Schönheit bade ich genussvoll in warmem flüssigem Gold. Die klingenden Schellen entführen mich in eine Welt, in der ich all das habe, um das ich andere Menschen beneide: unermesslichen Reichtum, Anerkennung, Erfolg, Schmuck und Edelsteine, eine Jacht, unzählige Autos, Kleidung von Prada und Gucci, eine Villa am Strand … Eingesponnen in meinem Traum schießt plötzlich eine pechschwarze, nach Teer stinkende Hand aus dem flüssigen Gold, greift nach mir und zieht mich unter die Wasseroberfläche. Das wohlig warme Gold verwandelt sich in eine gelbe, übel riechende, eklige, blubbernde Masse. Ich sinke tiefer und tiefer. Gelbes Gift strömt in meinen Körper und ich sinke auf den Beckenboden. Wie aus weiter Ferne dringen das Lachen und klingende Schellen zu mir herunter. Langsam verebben die Geräusche und das Gelächter verstummt. Gift und Galle spuckend tauche ich wieder auf. Das wundervolle türkische Bad hat sich in einen leeren, öden Raum verwandelt. In der Ferne sehe ich die entschwindende Silhouette der tanzenden Marionette. Als Souvenir hat sie mir eine Kopie ihrer Karte dagelassen. Ich nehme sie in die Hand und schaue sie mir nochmals genauer an. Auf der Vorderseite sehe ich das türkische Bad abgebildet, ich drehe die Karte um und erblicke das Bild eines lachenden Narren in einem öden und leeren Raum.

      Ich öffne meine Augen. Das wohlig warme, goldene Wasser war so schön und all die Reichtümer erst, doch der öde, leere Raum gefiel mir gar nicht. Aus welchem Grund hat die Marionette sich für den Namen „der Narr“ mit dem Ursprung Neid entschieden? Viel schöner wäre doch der Name „Wunsch“ oder „Traum“ und als Ursprungsname „fliegende Fantasie“! Ja, das hätte mir viel besser gefallen. Doch wenn ich ehrlich bin, muss ich über die Botschaft nicht weiter nachdenken. Ihre Wirkung im Alltag ist mir nur zu bekannt. Das sind die Situationen, in denen ich entweder den Erfolg eines anderen Menschen infrage stelle, mich freundlich herablassend über diesen Menschen äußere oder vor Wut die Decke hochgehen könnte, weil dieser Mensch etwas vor mir erreicht hat. Ein wirklich unangenehmes Gefühl. Neid bewirkt, dass ich Menschen nicht mehr in die Augen schauen kann. Und wenn ich es ganz genau betrachte, dann sehe ich doch hinter dem lachenden Narren Madame Eva mit ihrer filigranen Maske hervorblitzen. Was für eine Überraschung! Da scheint ja ein Zusammenhang zwischen einigen Marionetten zu bestehen, der mir genauso wenig bewusst ist wie das Wirken jeder einzelnen Marionette in meinem Alltag. Es scheint Sinn zu machen, mir die nächsten Künstler anzuschauen, bevor ich beginne darüber nachzudenken, was ich mit ihren Botschaften anfange. Vielleicht gibt es mehr Zusammenhänge, als ich mir im Moment vorstellen kann.

      Erneut schließe ich meine Augen und tauche in meine innere Welt ein. Mit jedem Mal gelingt es mir ein wenig schneller, fast so, als müsste ich aufholen, was ich all die Jahre zuvor versäumt habe. Sanft lande ich auf der Bühne …

      Der Harlekin

      Über mir höre ich ein Geräusch. Ich schaue nach oben und sehe, wie eine Marionette auf mich zuschwebt. Sie trägt ein mit Flicken übersätes buntes Kostüm. Eine lustige Kappe ziert ihren Kopf und ein brauner Gürtel ihren Bauch. Einladend streckt sie mir ihre Karte entgegen, als sie sanft neben mir landet:

      Künstlername: Harlekin

      Ursprünglicher Name: Zweifel

      Genre: Science-Fiction

      Kleidungsstil: mit Flicken übersätes Kostüm, Augenmaske, Kappe, Gürtel

      Besonderes Merkmal: wechselnde Szenerien und Rollen, kann in jeder Welt erscheinen

      Während des Lesens fällt mir ein, dass der Harlekin die Fähigkeit besitzt, sich zwischen den Welten zu bewegen. Er nimmt nichts ernst und übertreibt in seinen Darstellungen oft maßlos. Aufgrund seiner fröhlichen Natur wird er oft als Spaßmacher bezeichnet. Gespannt auf die Aufführung der Marionette reiche ich ihr ihre Karte zurück. Pfeifend steckt sie diese wieder ein und bittet mich, ihr zu folgen. Sie führt mich auf eine Art Spielfeld, welches sie auf einer altehrwürdigen Gedenkstätte für mich erschaffen hat. Diese Gedenkstätte wurde zu Ehren des Philosophen René Descartes errichtet. Über dem Eingang der Gedenkstätte kann jeder Besucher den ersten Grundsatz „Ich denke, also bin ich“ dieses großen Philosophen lesen. In Stein gemeißelt wurde er für die Ewigkeit festgehalten. Berührt, da mir einfällt, dass seine Schriften nach seinem Tod im 16. Jahrhundert vom Heiligen Stuhl verboten worden waren, folge ich der Harlekin-Marionette auf ihr geschichtsträchtiges Spielfeld. Beeindruckt schaue ich mich um, doch ist mir nicht ersichtlich, was ich hier erleben soll. Die Marionette schaut mich belustigt an und blickt dann nach oben. Ich folge ihrem Blick und sehe, dass sich das Feld trichterförmig gen Himmel öffnet. Weit oben hängen unzählige Körbe, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den heutigen Basketballkörben aufweisen. Seltsam, doch noch mehr irritiert mich, dass die Körbe sich wie von selbst zu vervielfältigen scheinen und in immer schnellerem Rhythmus ihre Plätze tauschen. Es sind so viele Körbe, dass ich den Himmel kaum noch sehen kann. Bevor ich mich in diesem verwirrenden Bild verliere, werde ich von hinten gepackt und in die Höhe geworfen. Erstaunt blicke ich nach unten. „Die Körbe werden dir die Antworten auf deine Fragen geben. Jeder Korb enthält eine Antwort für dich“, ruft mir die Marionette begeistert zu und kugelt sich dabei vor Lachen auf dem Boden, während ich weiter hinauf zu den Körben fliege und im ersten Korb lande. Kaum im Korb angekommen, falle ich aus der unteren Öffnung des Korbes wieder heraus und werde in den nächsten Korb katapultiert. Immer weiter und weiter. Von einem Korb in den anderen. Antworten über Antworten prasseln auf mich ein. Keine hält СКАЧАТЬ