Singapur – oder tödliche Tropen. Volker Schult
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Название: Singapur – oder tödliche Tropen

Автор: Volker Schult

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783961450244

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СКАЧАТЬ in der Gegend. Fortan stand Adler jedoch unter strengster Beobachtung.

      Doch von all dem weiß Wilhelm Kurz nichts. Nachdem dieser das Hotel verlassen hat und in die Rikscha steigt, die ihm zu seinem Schiff bringt, muss er tief durchatmen und kann über den Landsmann Adler nur den Kopf schütteln.

      Am nächsten Morgen stehen die Kessel des Kanonenboots Iltis unter vollem Dampf. Es kann losgehen. Kapitän Wilhelm Kurz brennt förmlich darauf, endlich mit seinem Schiff wieder in See stechen zu können. Für einen eingefleischten Seewolf gibt es nichts Schöneres, als wenn sich das Schiff in den Wellen des unendlichen Meeres wiegt. Das Ziel, das er ausgegeben hat, sind Schießübungen, die man nordöstlich von Penang abhalten will, um den Alltag der Bewohner nicht zu stören. Genauso hat er das dem Hafenkommandanten Jenkins versprochen. Und genauso wird er es auch machen. Ein zufriedenes Lächeln zeichnet sich in Kurz Gesicht ab.

      Mit seinem Schiff, dem Kanonenboot Iltis, ist er auch zufrieden. Erst im August 1898 lief das Schiff in Danzig vom Stapel. Endlich, so jedenfalls empfindet es Kurz, hat man in Berlin auf die neue deutsche Stellung in der Welt reagiert und schließlich die Gelder für die langersehnten Kanonenboote, die extra für den Dienst in den deutschen Kolonien vorgesehen sind, bewilligt.

      Noch im ersten Monat des neuen Jahres verließ Kurz mit seinem Schiff die Förde in Kiel mit dem Ziel Tsingtau, die deutsche Kolonie in Nordchina. Die Fahrt auf dem zweiundsechzig Meter langen und neunhundert Tonnen verdrängenden Schiff verlief bisher reibungslos. Auf seine acht Offiziere und einhunderteinundzwanzig Mann Besatzung ist Kapitänleutnant Kurz stolz. Tadelloses Schiff, tadellose Besatzung. Nur die vier 8,8 Zentimeter Schnellfeuerkanonen und die sechs 3,7 Zentimeter Revolverkanonen warten noch darauf, getestet zu werden.

      Mit seinen zwei qualmenden Schornsteinen schiebt sich das Kanonenboot Iltis durch das ruhige tiefblaue Meer. Obwohl die Tropensonne von einem ebenso blauen Himmel erbarmungslos scheint, bringt der Fahrtwind eine leichte Abkühlung. Nur die Heizer tief unten im Rumpf des Schiffs unter der Wasseroberfläche bekommen davon nichts mit. Ihnen rinnt der Schweiß nur so vom Körper. Eine regelmäßige Ablösung und Wasseraufnahme ist im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig.

      Langsam nimmt Iltis Fahrt auf. Die Hafeneinfahrt von Georgetown erstreckt sich zwischen der Nordküste Penangs und dem malaiischen Festland über eine Entfernung von fünfzehn Seemeilen. Mit einer Fahrgeschwindigkeit von mittlerweile zehn Knoten benötigt es dafür ungefähr eineinhalb Stunden. Als Iltis den äußeren Hafen verlässt, muss das Schiff zu beiden Seiten seichte Gewässer passieren. Äußerste Konzentration auf der Brücke wird beim Durchfahren der knapp drei Kilometer breiten Fahrrinne zwischen Georgetown und Butterworth verlangt. Man muss höllisch aufpassen, nicht in die flachen Gewässer zu geraten.

      Ganz allmählich verschwinden die hohen Hügelrücken, die die Insel Penang in ihrer ganzen Länge durchziehen, am Horizont. Für kurze Zeit ist noch der Tanjong Puchat Muka Leuchtturm im Norden der Insel zu sehen. Dann verschwindet auch er. Von dem vor über fünfzehn Jahren fertiggestellten Leuchtturm, der aus Granit ist und sechsundzwanzig Meter über dem Meeresspiegel ragt, hat man einen fantastischen Blick. Sein Licht kann aus dreißig Seemeilen Entfernung noch gesehen werden. Aber dafür hat jetzt weder Kapitän Kurz noch einer seiner Leute ein Auge. Mit voller Konzentration wird Iltis auf Kurs gebracht.

      3. KAPITEL

      INSEL LANGKAWI. DIE SCHIEßÜBUNGEN

      Nun wieder auf hoher See ist der Augenblick gekommen, in dem Kapitänleutnant Wilhelm Kurz seine Offiziere zu sich ruft und ihnen den Geheimbefehl verkündet.

      Mit fester Stimme ruft er aus: „Meine Herren, ich weihe Sie jetzt in unseren eigentlichen Auftrag ein. Es geht nicht um die Schießübungen, wie auch alle Männer an Bord glauben. Vielmehr hat man uns von hoher Stelle den folgenden Auftrag mitgegeben.“

      Stille kehrt ein, Gebannte Blicke sind auf ihren Kapitän gerichtet. Die Anspannung unter den Offizieren ist nun förmlich mit Händen greifbar. Nach einer kurzen Pause und einem Räuspern fasst Kapitänleutnant Kurz den Befehl mit einem neutralen Gesichtsausdruck und mit sonorer Stimme zusammen:

      „Der Staatssekretär des Äußeren von Bülow hat geruht festzustellen, dass man nicht abgeneigt sei, der Frage der Erwerbung einer Kohlenstation in der Gegend der Straße von Malakka durch die Firma Behn, Meyer & Co. näher zu treten. Voraussetzung sei, dass die Marine dies für wünschenswert halte. Wenn das der Fall sei, dann solle ein Kriegsschiff gelegentlich und unauffällig die Gegend erkunden. Wegen der politischen Brisanz der Unternehmung sei eine unbedingte Geheimhaltung notwendig.

      Der Staatssekretär des Reichsmarineamts Admiral Tirpitz hat erklärt, dass er es begrüßen würde, wenn Iltis nach der Ausreise aus Penang, die Insel Langkawi aufsuchen würde. Der Kapitän solle sich ein Urteil über den Wert der Insel als Kohlenstation und auch als Stützpunkt machen. Ein Besuch des Kapitäns oder eines Offiziers von Iltis, natürlich inkognito, sei zweckmäßig.“

      Nach einer kurzen Pause fügt Kapitänleutnant Kurz hinzu:

      „Und genauso machen wir es, meine Herren.“

      Mehr brauchen seine Offiziere nicht zu wissen. Das reicht schon, denkt sich Wilhelm Kurz. Angespannte Stille. Die Offiziere trauen ihren Ohren nicht. Aber Befehl ist Befehl und nicht zu hinterfragen. Dann nicken sie fast zeitgleich und gehen mit entschlossenem Ausdruck in ihren Gesichtern wieder auf ihre Posten.

      Die Fahrt verläuft ohne Komplikationen. Mit dampfenden Schornsteinen hält Iltis schnurgerade seinen Kurs durch das ruhige, klare smaragdgrüne Wasser. Gelegentlich verdecken einige Wolken die Sonne, doch bringt das keine wirkliche Erleichterung. Unbarmherzig umweht die Männer die Tropenhitze.

      Links und rechts begleiten Fregattvögel das Kriegsschiff. Die schlanken schwalbenschwanzähnlichen Jäger mit ihrem kurzen, gerundeten Kopf tauchen auf und ab. Schon bei geringen Windstärken müssen die Vögel nur noch gleiten und keine aktiven Flügelschläge mehr durchführen. Bei jedem Tropenfahrer lösen sie wegen ihrer wendigen, ja vollendeten Flugmanöver Begeisterung aus. Auch Kurz schaut den geschmeidigen Vögeln versonnen hinterher.

      Richtung Meer ist der Himmel friedlich Er geht in geheimnisvollen Zwischentönen in ein helles, leuchtendes Wasserfarbenblau über, das nach oben hin immer dunkler wird. Urplötzlich bauen sich Wolkenbänke auf. Gewitter entladen sich. Blitze zucken.

      Auch diese gelegentlichen, meist kurzen Tropengewitter mit ihren heftigen Regengüssen lindern die Qualen der Männer nicht. Das Gegenteil ist eher der Fall. Die Luft wird dadurch immer mehr mit Feuchtigkeit angereichert. Das unablässige Schwitzen zehrt an den Nerven der Besatzung. Aber mit großer Disziplin erledigt sie ihre Arbeit.

      Nach sechzig Seemeilen auf nordwestlichem Kurs von Penang können die Männer auf der Brücke die gebirgige Insel Langkawi erkennen. Sie befindet sich zehn Seemeilen vom malaiischen Festland entfernt, eine geografisch äußerst günstige Lage.

      Eine märchenhafte Landschaft tut sich vor ihnen auf. Ein Tropenidyll. Und ausgerechnet in einer solchen fast schon paradiesischen Atmosphäre soll er Gespräche mit möglicherweise geostrategischen Folgen führen, denkt Wilhelm Kurz. Das hat schon etwas Skurriles.

      Die Wasseroberfläche ist vollkommen glatt. Das letzte bisschen Wind hat sich gelegt. Das Kanonenboot pflügt sanft durch tiefblaues ruhiges Wasser. Über dem Schiff und ihrer Besatzung erstreckt sich ein endlos klares Hellblau des Himmels, verziert mit einzelnen makellos weißen Wolken. Ein Schwarm Vögel fliegt gemächlich über das Meer. Lautlos. Alles scheint unendlich friedlich.

      In dem betörenden Licht tauchen СКАЧАТЬ