Erstflug. Matthias Falke
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Название: Erstflug

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770912

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СКАЧАТЬ knickste förmlich. Dann schloss sie die Tür. Er hörte noch die Schritte ihrer schwerer Holzcloggs, die sich die Wendeltreppe nach unten tasteten.

      Er lag eine Weile da und betrachtete die Decke. Dann setzte er sich auf. Er aktivierte den Schirm. Es gab täglich mehrere Verbindungen nach Lihue, direkt oder mit Zwischenlandung in Newark oder Atlanta. Ein erstes Durchscrollen ergab, dass überall noch Plätze frei waren. Er nahm davon Abstand, sich jetzt schon festzulegen und ein Ticket zu reservieren.

      Dann sah er auf die Uhr. Eine Stunde Zeitverschiebung: Das hieß: Sie hatte jetzt gerade Mittag. Er atmete tief durch und pingte ihre Nummer an.

      Die Leitung wurde sofort freigegeben. Wie er vermutet hatte, saß sie bei Tisch.

      »Ungewohnte Zeit«, sagte sie nur.

      Sie hatte ein Display neben dem Ess-Tablett erzeugt, auf dem sie ein Fachjournal studierte. Sie legte die Hand darauf. Die Anzeige erlosch. Dann sah sie ihn an.

      »Mahlzeit«, brachte er hervor.

      Sie sah umwerfend aus. Obwohl für gewöhnlich rot ihre Farbe war, brachte auch der weiße Kittel ihr schwarzes Haar und den blassen Teint gut zur Wirkung. Ihre Augen, aus denen das Störrische nur selten wich, das Eigensinnige. An den Wochenenden brauchte es meist den ganzen ersten Abend, viel Champagner und noch mehr Küsse, um das Harte zu mildern, das in ihren Augenwinkeln und auf ihren Lippen war. Auch jetzt war ihr Blick streng und ein bisschen ungeduldig, als sei er in die Ordination geplatzt.

      »Danke.« Sie stocherte in ihrem Salat herum. »Was – gibt’s?«

      »Ich wollte mich einfach mal wieder melden.« Lügen war noch nie seine Stärke gewesen.

      Sie fiel auch nicht eine Sekunde darauf herein. Mit vollen Backen kauend, dass er das Krachen der Salatblätter und Paprikascheiben bis zu sich hörte, sah sie ihn an und musterte dann die Umgebung, soweit sie bei der Übertragung mit ins Bild kam.

      »Wo bist du da überhaupt?«

      »Ein Gasthof, im Ort«, sagte er schnell.

      »Aha?«

      Sie schob eine weitere Gabel in den Mund und spähte unverhohlen nach der Uhr.

      »Ich musste mal raus.«

      »Laertes.«

      »Ich.« Er hatte nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde.

      »Hast du etwas ausgefressen?«, fragte sie mütterlich. »Du hast doch nicht gekündigt? Oder haben sie dich rausgeschmissen.«

      »Sie haben mich nicht rausgeschmissen«, beeilte er sich zu sagen.

      »Was ist dann passiert?« Sie schob das Tablett weg, obwohl der Teller kaum zur Hälfte geleert war, und trank einen Schluck Wasser. Dann sah sie wieder nach der Uhr.

      »Laertes«, sagte sie. »Ich muss dann wieder. Worum geht es denn?«

      »Das ist es ja!« Er ertappte sich dabei, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Ich würde gerne richtig mit dir reden. In Ruhe und unter vier Augen. Nicht so!«

      Sie sah ihn nur an. Im Hinterkopf ging sie ihre OP-Termine durch.

      »Können wir uns sehen?«, fragte er.

      »Die Woche ist es schlecht«, sagte sie rasch. »Jeden Tag zwei, drei komplizierte Sachen. Da muss ich mich konzentrieren. Am Wochenende Bereitschaft.«

      »Am Wochenende bin ich auf Kauai.«

      »Wie wäre es das Wochenende danach?«

      »Das müsste gehen.«

      »Und wo? Magst du herkommen?«

      »Gerne!« Er holte Luft. Irgend etwas verhakte sich in seinem Kopf. Da war noch ein Meeting, das er eigentlich nicht absagen konnte, aber er hatte vergessen, wo es stattfand und um was es sich handelte. Paris? Irgendwas mit »Personale Identität«. Er wischte den Gedanken weg. Ohnehin würde er sich organisatorisch neu aufstellen müssen.

      »Ist gut.« Er nickte ihr zu, die ihn aus dem Schirm heraus ansah. »Ich komme zu dir, und wir gehen irgendwo in der Stadt was essen. Auf der Burg! Such uns was Schönes aus!«

      »Mach ich.« Ihr Blick wurde ein wenig weicher. Der warme sinnliche Schmelz ihrer braunen Augen, der so selten und so kostbar war. »Magst du mir nicht sagen, was es ist?«

      »Kathy.« Er wand sich. »Ich muss dir etwas sagen.« Warum war es so schwer? »Ich möchte dich etwas fragen!«

      »So so.« Jetzt, endlich lächelte sie. »Dann frag doch!«

      »Nicht so.« Er sonnte sich in ihrer Schönheit, ihrer Erwartung, ihrer Freude. »Das würden wir uns den Rest unseres Lebens nicht verzeihen.«

      »Da kannst du recht haben«, schmunzelte sie versöhnlich. »Also Freitag in acht Tagen, sechs Uhr abends, im Burgrestaurant. Schaffst du das?«

      »Ich werde da sein.«

      »Fein.«

      Er hätte so gerne ihre Hand genommen. Diese Videoverbindungen waren einfach Mist!

      »Ich liebe dich.«

      »Ich liebe dich auch.« Sie deutete einen Kuss an. »Jetzt muss ich aber wirklich!«

      Die Leitung wurde gekappt.

      Er blieb den ganzen Tag auf dem Zimmer. Die Tablette hatte den Kopfschmerz ausgeknipst, aber nicht die Mattigkeit, die mit dem Föhn zusammenhing. Er streckte sich auf dem Bett aus und schlief eine Stunde. Dann ging er ins Bad, duschte sich kalt ab, setzte sich in die kleine Sauna und duschte noch einmal eiskalt. Danach ging es ihm besser.

      Er rief auf der Rezeption an und bestellte ein leichtes Essen. Der Anblick der knackigen Salate auf Kathys Teller in der Mensa der Semmelweis-Klinik hatte ihm Appetit gemacht. Wenig später kam ein junger Mann in Lederhosen und brachte ihm etwas, das man in Übersee mit viel Fantasie als Caesar’s Salad bezeichnet hätte. Laertes war enttäuscht. Er hatte sich auf das Dirndl gefreut. Aber natürlich getraute er sich nicht, danach zu fragen. Bestimmt hatte sie schon Feierabend.

      Er setzte sich im Bademantel auf den Balkon und aß, während er den Blick über den kleinen Ortskern des Dorfes und die Felder schweifen ließ. In der Ferne blinkte etwas. Das waren die Flachdächer und Antennenmasten des Bunkers. Schon jetzt hatte er beinahe vergessen, dass es die Firma gab, und dabei hatte er sein halbes bewusstes Leben dort verbracht! Er war erleichtert. Es würde auch ohne gehen.

      Am Nachmittag unternahm er einen Spaziergang, einmal rund um den Ort. Die Berge im Süden wurden immer noch plastischer. Auf den Feldern stiegen überall die goldbraunen Fahnen der Spreu auf, die von der Tätigkeit der Mähdrescher und Erntemaschinen kündeten. Es war warm und trocken, unglaublich angenehm. Er setzte sich auf einen Felsbrocken, der an einer Weggabelung lag, und bot sich den Sonnenstrahlen dar. Würde er das vermissen? Der Gedanke überkam ihn wie ein Schock. In der Firma war ihm in schöner Regelmäßigkeit die Decke auf den Kopf gefallen. Einmal am Tag musste er an die frische Luft und die halbe Stunde außenrum, immer am Zaun entlang, sonst wurde er verrückt. Dort würde das nicht möglich СКАЧАТЬ