Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke
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Название: Kampf mit den Tloxi

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770561

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СКАЧАТЬ ihrem Standort an der Backbordscheibe senkte Jennifer einen Blick in mich.

      Bei dem Wort »gekämpft« war der Pilot blass geworden. Was waren das nur für Greenhorns? Seit ich Kommandant der Marquis de Laplace war, hatte ich die Enthymesis-Flotte vernachlässigt. Etwas zu sehr, wie sich jetzt herausstellte. Bei Gelegenheit würde man sich die Rekrutierungsmaßnahmen der Ausbildungsgeschwader und die Zuteilung der Schichten etwas genauer ansehen müssen. Aber es war jetzt nicht der geeignete Augenblick dafür. Auch dafür nicht! Für wie viele Dinge war nicht der passende Moment, und das schon seit vielen Jahren!

      »Da ist noch etwas«, sagte der Mann.

      Ohne dazu aufgefordert zu sein, hatte er wieder Vortrieb weggenommen. Wir schlichen uns bei Kleiner Fahrt an die Stadt heran, die wie eine Schüssel aus Licht, in deren Mitte das Dunkel schwappte, vor uns in der Nacht lag. Dahinter kam ein weiteres Phänomen über den Horizont und augenblicklich ging im Orchester unserer Instrumente eine ganze Kakofonie los.

      »Meldung!«, rief ich. »Was zur Hölle ist da los?«

      Rogers hatte sich in seinem Sessel aufgerichtet und lugte neugierig nach vorne. Selbst Jennifer hatte ihre lässige Haltung gegen eine etwas interessiertere eingetauscht.

      »Ein elektromagnetischer Impuls«, rasselte der Pilot herunter. »Starke Entladungen in allen Spektren. Konzentrische Wellen von bis zu zwanzig Metern.« Der Mann stockte.

      »Oh!«, machte der Zweite Pilot.

      Vor uns stand ein Atompilz in der Nacht.

      »Verdammte Scheiße!«, entfuhr es mir.

      Die Explosion musste sich ereignet haben, als wir unter dem Horizont waren. Sie konnte nicht länger als dreißig oder vierzig Sekunden her sein. Jetzt entfaltete sich die charakteristische Pilzwolke, die noch intensiv von innen heraus leuchtete. Eine glühende Blume, die langsam weiter aufstieg. Der Kopf wurde allmählich dunkel und unsichtbar. Er verschmolz mit dem Nachthimmel. Der hohe Blütenschaft, der immer höher und dünner geworden war, wurde von den Passatwinden verweht.

      Die beiden Piloten hatten das Schiff gestoppt. Noch ein paar Kilometer von Pura City entfernt, keine dreitausend Meter hoch, starrten wir zu der blau glosenden Ikone der Moderne hinaus, die ganz langsam in das ozeanische Finster dieser Nacht einsickerte. Der Fußpunkt der Pilzwolke befand sich nordwestlich, wenige Kilometer jenseits der Hauptstadt. Um deren Kais brandete gerade der künstliche Tsunami, der durch die Detonation ausgelöst worden war.

      »Wer hat das angeordnet?«, fragte ich.

      Mir war aufgefallen, dass Rogers sich beim Anblick der Wolke entspannt hatte. Genüsslich vor sich hin grinsend, hatte er sich wieder in seine Polster aus modifizierter Gravitation sinken lassen.

      Die Frage war rhetorisch.

      »Der alles hier anordnet«, brummte er, ohne aufzusehen.

      »Was soll das?« Ich musste mich ernstlich zusammenreißen. »Der Einsatz von atomaren Waffen unter atmosphärischen Bedingungen ist nur in akuten Notfallsituationen …«

      »Langweile mich nicht mit den Gefechtsvorschriften, Frank.« Der General gähnte, ohne von seinem Display aufzusehen. »Ich habe sie selbst erlassen.«

      »Aber du hältst dich nicht daran«, rief ich. »Wir sind im Landeanflug und du lässt uns einen Gefechtskopf vor die Nase setzen?«

      »Es war ein kleines taktisches Kaliber«, dozierte er, »eine Kilotonne oder so.« Immerhin ließ er jetzt für einen Moment den Kommunikator und gönnte mir einen Blick. »Selbst ein Volltreffer würde diesem Schiff nichts anhaben.«

      »Dort unten kämpfen unsere Bodentruppen! In der Stadt sind Zivilisten!«

      Ich ging nach vorne und ließ mir das Radarbild auf die Frontscheibe projizieren. Der Atomschlag war auf eine kleine Insel, wenige Kilometer vor der Küste, niedergegangen, aber er hatte einen tiefen Krater in die Wassermassen geschlagen, die sie umgaben. Die Wellen breiteten sich konzentrisch aus und wurden dabei langsam niedriger. Immerhin war der äußere Kranz mehr als zwanzig Meter hoch. Und als er die auf der Nordseite gelegenen Hafenanlagen Pura Citys erreichte, bäumte er sich zu einer Wasserwand der doppelten Höhe auf. Das gesamte Viertel wurde überflutet, Industrieanlagen und Containerterminals wurden ins Meer gerissen. Unersetzliche Werte wurden vernichtet. Ob Menschen zu Schaden kamen, war aus dieser Perspektive nicht auszumachen.

      »Auf der Insel befand sich die Feuerleitzentrale«, sagte Rogers. »Radar. Luftabwehr. Auch weitreichende Raketenstellungen, mit denen sie sogar den Orbit bestreichen konnten.«

      »Und da schmeißt man vorsorglich eine Atombombe drauf?«

      »Ein Landungsunternehmen hätte mindestens zweihundert unserer Soldaten das Leben gekostet.« Wie immer, wenn er besonders eindringlich wirken wollte, senkte er den Kopf und sah mich über den Rand einer imaginären Brille hinweg an. »Es gibt Berechnungen für so etwas. Und Erfahrungswerte. Der Krieg ist eine Wissenschaft wie jede andere auch. Manche behaupten sogar: eine Kunst!«

      »Das ist Stümperei.« Ich holte tief Luft. »Einfach mal mit dem größtmöglichen Kaliber draufhalten.«

      Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Jennifer mich mit diesem schmerzlichen Lächeln musterte, das mich immer ganz besonders in Rage brachte.

      »Haltet mich für naiv, wenn ihr wollt«, grollte ich, »aber aus der Nummer bin ich raus.«

      Ich sah zu, wie sich die Wolke hoch über unseren Köpfen abflachte, als sie die eisigen dünnen Luftschichten der Stratosphäre berührte. Es wetterleuchtete darin wie in einem Gewitteramboss. Die Wasserwelle hatte Pura City umlaufen und verlor sich nach allen Seiten im Ozean.

      »Wenigstens hättest du mich informieren müssen.«

      Mehr fiel mir nicht mehr ein.

      »Du weißt genau so gut wie ich, dass das nicht annähernd unsere größtmöglichen Kaliber sind«, sagte Rogers noch. Dann war auch für ihn die Sache erledigt.

      »Landeanflug fortsetzen!«, sagte ich zu den beiden Piloten. Sie hatten der Auseinandersetzung mit der Bestürzung beigewohnt, mit der Kinder einem Streit ihrer Eltern lauschen. Jetzt waren sie froh, sich wieder ihren Instrumenten widmen zu können.

      »Der Raumhafen ist noch nicht gesichert«, sagte Rogers, als wir langsam auf die Stadt zuschwebten.

      »Wie lange dauert es?«, fragte ich.

      »Zu lange.«

      »Dann gehen wir hier runter!« Ich markierte die Position auf dem Stadtplan, den ich mir auf mein Handkom gelegt hatte, und gab die Koordinaten an die Piloten weiter.

      »Die Innenstadt ist in unserer Hand.« Rogers nickte meine Entscheidung ab. »Der Platz und die City sind gesichert. In den Außenbezirken wird noch gekämpft. Aber das ficht uns ja nicht an.«

      »Sie haben es gehört«, sagte ich zu den Piloten. »Setzen Sie dort auf.«

      Die Enthymesis schwenkte ein und richtete sich auf den neuen Kurs aus.

      Der Chronist

      Die Geschichte ist die Geschichte der Imperien und der ihnen notwendig korrelierenden Politik. Das Vorgehen СКАЧАТЬ