Die 8te Pforte. Akron Frey
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Название: Die 8te Pforte

Автор: Akron Frey

Издательство: Автор

Жанр: Философия

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isbn: 9783906925011

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СКАЧАТЬ Spiess einfach um: „Und du denkst, ich möchte immer noch zu dir? Doch die Frage wäre: Willst du zu mir?“

      „Es ist die Sehnsucht des Menschen nach sich selbst“, meldete er sich mit einem funkelnden Ausdruck in den Augen wieder zu Wort, „wenn die Menschen dieses Verlangen in der Anbetung ihrer eigenen Schöpfungen stillen.“

      „Dann ist die Religion kein Heimweg zu Gott, sondern ein Umweg auf dem Weg zu sich selber?“ seufzte ich.

      „Religion ist nur ein Bild, das vom Umgang und von der Verantwortung zu sich selbst ablenkt. Eine Droge oder eine Art psychischer Datenbank, aus welcher der Mensch seine Sehnsüchte in den von ihm bevorzugten Bildern abrufen kann, wenn er für seine kollektiven Handlungen und Taten nach einer Legitimation verlangt“, strahlte er. Irgendwie stand er plötzlich weiter von mir weg und nur, wenn ich die Augen verdrehte, konnte ich ihm folgen.

      „Es ist immer der Mensch, der sich in den Mittelpunkt stellt und die anderen unterdrückt, und wir brauchen den Teufel auch gar nicht im Außen zu suchen. Er existiert im Inneren, in jedem einzelnen von uns, im unsichtbaren Teil eines jeden Menschen, der sich im Schatten des anderen versteckt. Aber weisst du auch, wo wir beide uns hier befinden?“, fragte er mit einem unheimlichen Ausdruck in der Stimme. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich diese Worte von aussen oder von innen hörte: „Wir befinden uns gerade auf der Schwelle zwischen handelnder Bewusstheit und verdrängter Erinnerung.“

      „Handelnde Bewusstheit und verdrängte Erinnerung? Wie geht das zusammen?“, röchelte ich. Ich versuchte meine duale Welt gegen die Übergriffe des Unbekannten zu verteidigen.

      „Nun, im Gegensatz zu den Verdrängungen ist dieser Zustand mehr mit der Hölle verbunden, in der du dich befindest …“ Seine Augen bildeten flammende Kreise: „ … und im Gegensatz zur Hölle ist das, was du hier erlebst, mehr verbunden mit dem, was du bist!“

      „Gegensatz? Hölle?“, jammerte ich, und sein Blick streichelte mich sanft zwischen den Brauen. „Dann hatten die alten Philosophen recht, wenn sie sagten, dass der Teufel die andere Seite von Gott wäre?“, wagte ich beeindruckt einzuwenden.

      „Beide sind überflüssig. Das Böse steckt im Menschen selbst. Und die Sehnsucht nach Gott bringt einen eigenen kollektiven Brennpunkt hervor, eine von Menschen erschaffene Bühne, die genauso wenig mit einer höheren Kraft in Verbindung steht“, hörte ich ihn antworten. „Nimm dich also vor allen Schöpfungen menschlicher Vorstellungen in Acht!“

      „Vor was soll ich mich noch alles in Acht nehmen? Stehe ich nicht schon auf der Schwelle zum Ende?“, sagte ich erschöpft.

      „Noch bist du zu schwach, um deinen Körper zu verlassen. Nur in deiner Schwäche bist du vor dem Tod geschützt, denn solange wir miteinander reden, wird er dich nicht anrühren!“, erwiderte er mit ruhiger Stimme.

      „Sprichst du vom Ende an der Schwelle zum Tod?“ Irgendwie war mir, als stünde ich im Begriff, den Tod einzuladen, ihm zu erlauben, von mir Besitz zu nehmen.

      „Ich rede von der Schwelle zum Paradies. Wenn der Mensch sie überschritten hat, weiß er, wer er ist“, vernahm ich aus weiter Ferne seine Antwort.

      „Dann sag mir lieber, wie ich zum Ende meiner Existenz vordringen kann!“ Ich versank in einem dunstartigen Schleier und ahnte, dass es eine Form von Erschöpfung war. Der Schleier bestand aus vielen einzelnen Bildern, die in Myriaden von Ausformungen vor meinem Bewusstsein tanzten.

      „Indem du schweigst oder, ganz unverblümt, endlich die Klappe hältst!“ Seine Stimme befahl mir, meine ganze Aufmerksamkeit auf den geistigen Kraftstrom zu konzentrieren. Im gleichen Moment sah ich den Tod wie in einer Seifenblase vor meinem Gesichtsfeld tanzen.

      „Wie soll ich sie halten? Die läuft wie von selbst!“ Unfähig, mich zu rühren, konnte ich genau spüren, wie seine Energie in meinen Körper floss.

      „Indem du am Übergang dein andauerndes Selbstgespräch mit mir unterbrichst! Das ist das einzige, womit du dem Tod Widerstand entgegenbringen kannst“, sagte er unvermittelt und, um seine Worte zu unterstreichen, legte er den Zeigefinger an seinen Mund. Dann drückte er mir die Hände auf den Solarplexus: „Deine vielen Fragen, die du wie ein beständiges Mantra vor dir herbetest, sind wie ein Panzer, durch den der Tod dich nicht erreichen kann.“

      „Dann wäre der Tod nichts anderes als eine Art Loslassen des Inventars?“, ächzte ich und stiess einen gewaltigen Seufzer aus.

      „Das ist‘s genau, jetzt hast du‘s erfasst!“, sagte er unvermittelt. Der Schleier zerfiel in unzählige einzelne, verschachtelte Bilder, die sich ausdehnten, bis sie mich einhüllten. „Der Tod ist, als ob du das Inventar, wie die Welt zu sein hat, aus dem Fenster wirfst. Dann erst kann dir die Erfahrung zuteilwerden, wie es ist, wenn du frei von angelernten Inhalten mit dem kosmischen Bewusstsein verschmilzt.“

      Es war, als sähe ich in meinem Traum durch die halbgeschlossenen Lider in eine lichtdurchflutete Feuerglut: „Mach dich bereit und löse dich aus der Umklammerung der anerzogenen Vorstellungsinhalte, die dich in dieser materiellen Welt festhalten“, fuhr er fort. Er hielt einen Augenblick inne, und ich fühlte ein unermessliches Gefühl von Sehnsucht in mir aufsteigen.

      „Sieh meine Hand.“ Er streckte mir seine rechte entgegen: „Was bedeutet sie dir?“

      „Sie bedeutet mir Vertrauen und Schutz. Ich fühle mich an deiner Hand geborgen“, erwiderte ich ganz beseelt.

      „Das ist nicht genug! Möchtest du wissen, was sie für dich sonst noch bedeutet?“ Ich zuckte zusammen, denn dieser freundliche, schleichende Tonfall bedeutete meist eine Falle. Ich überlegte hin und her, kam aber zu keinem Schluss. Wenn sie mehr als seine Hand war, was konnte sie dann für mich noch sein?

      „Meine Hand ist ein Wegweiser in die Unterwelt!“, sagte er, und ich legte meine eigene instinktiv auf den Bauch. „Du hast sie für dich zu einem Symbol der äusseren Stärke und der inneren Führung gemacht, die dich in schwierigen Zeiten geleitet. Aber das stimmt nicht ganz.“ Ich konnte seine Stimme sehr gut in mir vernehmen: „Nur dein blinder innerer Wächter ist hier ehrlich genug, dir das Resultat deiner Wünsche und Erwartungen als das zu erklären, was sie sind“, fuhr er fort, „nämlich ein Bündel emotionaler Vorstellungen, die einerseits dazu da sind, um deine eigenen Aktivitäten zu stimulieren, und andererseits um die Begegnung mit dem Tod zu halluzinieren. Dabei bedingen beide einander: Ohne den jeweils anderen ist jede der beiden Grundsätze bedeutungslos! Ohne den Tod hätte das Leben für den Menschen keinen Sinn! Denn die definitive Wahrheit ist …“

      „ … die definitive Wahrheit?“ Ich schaute ihn herausfordernd an. Die Hand, die er mir hinhielt, zuckte unmerklich, aber seine Stimme blieb fest. „Die definitive Wahrheit ist die, dass der unersetzliche Partner im Leben eines jeden Menschen der Tod ist.“

      „Dieser innere Wächter, von dem du sprichst … ist das der Tod?“, wollte ich von ihm wissen.

      „Ja, aber andererseits ist er auch bloss eine geistige Vorstellung.“ Er sagte, ich solle gut auf seine Worte achten, denn diese wären auf der anderen Seite mein einziger Halt. Dann empfahl er mir, sie wie verschachtelte kleine Bilderrätsel zu betrachten, die vor meinem Bewusstsein tanzten, und ich fühlte, wie ich ihnen folgte, als sie langsam aus meinem Gesichtsfeld schwebten. Zusätzlich vernahm ich zirpende, kaum hörbare Stimmen oder besser, kreisende Laute, die sich immer schneller um mein Empfinden drehten …

      „Der Wächter der Seele am Ende der Träume …“ Ich spürte plötzlich diesen klaren Gedanken in mir, der wahrscheinlich von ihm ausgelöst СКАЧАТЬ