Unbekanntes Wien. Isabella Ackerl
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unbekanntes Wien - Isabella Ackerl страница 10

Название: Unbekanntes Wien

Автор: Isabella Ackerl

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783990402061

isbn:

СКАЧАТЬ mit den Osmanen verbündet hatten, die Wiener Vorstädte bedrohten, wurde in aller Eile ein Verteidigungswall errichtet. Das Projekt wurde „Linea“ genannt: Es bestand aus einer Palisadenwand und dahinter lag ein Graben. Im März wurde der Bau begonnen, alle Stadtbewohner zwischen 18 und 60 Jahren mussten bei der Schanzarbeit helfen, täglich waren etwa 1.000 Arbeiter im Einsatz. Finanziert wurde der Bau durch die allgemeine Schanzsteuer. Als im Juli 1704 wegen Geldmangels die Arbeit am Linienwall eingestellt wurde, hatte er bereits eine Höhe von vier Metern erreicht. Insgesamt war die gesamte Anlage 13,5 Kilometer lang, der Wall begann an der Donau bei St. Marx, umschloss die heutigen Bezirke drei bis neun und erreichte in Lichtental wieder die Donau. Die Verteidigungslinie erwies sich als äußerst effektiv, denn im Juni 1704, noch während am Linienwall gebaut wurde, konnte der Angriff der Kuruzzen erfolgreich zurückgeschlagen werden.

      Den Zugang zur Stadt bildeten insgesamt neun Tore, neben denen man im Laufe der Zeit die so genannten Linienämter errichtete, wo Mautgelder eingehoben wurden. Zwischen 1740 und 1760 wurden bei den Toren auch kleine Kapellen gebaut, die alle dem Brückenheiligen Johannes Nepomuk gewidmet waren.

      Im 19. Jahrhundert hatte der Linienwall als Verteidigungsbauwerk ausgedient. Schnell wurde er zu einer fiskalischen Grenze umfunktioniert, denn nun wurde in den Linienämtern die so genannte Verzehrsteuer eingehoben, eine Steuer auf alle in die Stadt eingeführten Lebensmittel. Diese Steuer verteuerte die Lebensmittel in der Stadt erheblich, wodurch der Linienwall auch zu einer sozialen Grenze wurde. Denn wer arm war, musste jenseits des Linienwalls Logis nehmen – da war der Einkauf von Lebensmitteln billiger. Diese Grenze blieb bis zur Eingemeindung der Vororte im Jahr 1891 bestehen. Ab 1873 wurde der Linienwall kontinuierlich abgebaut, an seiner Stelle wurde die Gürtelstraße trassiert.

      Noch heute steht die kleine Kapelle vor der Hundsturmer Linie (fünfter Bezirk). Die lebensgroßen Heiligenstatuen, die das kleine Gotteshaus früher flankierten, sind verschwunden. Die Kapelle aus dem Jahr 1759 war schon ziemlich verfallen, doch wurde sie nun endlich innen und außen restauriert.

      1050 Wien, Schönbrunnerstraße, nach Nr. 124 (U4 und Autobus 12A)

      DIE ALTE MATZLEINSDORFER

       PFARRKIRCHE

      Mitte der 60er-Jahre erhitzte der Abriss einer architektonisch an sich unbedeutenden Kirche die Gemüter der Wiener: Die alte Matzleinsdorfer Pfarrkirche, im Volksmund „Rauchfangkehrerkirche“ genannt, weil diese Zunft dort regelmäßig Umzüge veranstaltete, musste dem Verkehr auf der Wiedner Hauptstraße geopfert werden. Sie galt als einmalig – weil sie mitten auf der Straße stand, denn links und rechts führte jeweils eine Fahrbahn vorbei. Die 1725 errichtete Kirche „Zum heiligen Florian“, bis 1783 Filialkirche von St. Stephan, war ein typisches bescheidenes Vorstadtkirchlein im Barockstil, in ihrer Uniformität entsprach sie ganz dem josephinischen Sparsamkeitsgebot. Doch trotz dieser Schlichtheit war sie schon Kaiser Joseph II. ein Dorn im Auge, aber der Widerstand der Bevölkerung verhinderte damals einen Abriss.

      Im Jahr 1900 wurde die Kirche sorgsam restauriert, 1937 um den von Karl Ehn erbauten Pfarrhof erweitert (er war übrigens auch der Erbauer des Karl Marx-Hofes). Sogar den Zweiten Weltkrieg überstand sie noch unbeschadet, aber Mitte der 60er-Jahre schlug ihre Stunde. Die Matzleinsdorfer Pfarrkirche war wegen ihrer den Verkehr behindernden Lage den Stadtplanern im Weg: Ihretwegen mussten die Autofahrer bremsen, ihretwegen war der Verkehrsfluss in der Wiedner Hauptstraße unterbrochen.

      Der Entscheid für den Abbruch führte zu einer ersten vehementen Diskussion um die Stadterhaltung in Wien, doch die Befürworter des Kirchenerhalts kämpften vergeblich. Die Verkehrsplaner und Fetischisten von glatten Neubauten behielten die Oberhand. Heute erinnert nur mehr ein Mosaik an das alte Kirchlein.

      Als Ersatz wurde ein wenig stadteinwärts bei der Wiedner Hauptstraße 97 vom deutschen Star der Sakralarchitektur Rudolf Schwarz eine moderne turmlose Kirche in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet. Nur wenige Ausstattungsstücke aus der alten Kirche wurden in den Neubau übertragen. Die Wiener konnten sich lange nicht mit dieser „Gottesgarage“ anfreunden, zu ungewohnt und vielleicht auch zu unausgereift war der Ersatzbau.

      1050 Wien, Wiedner Hauptstraße, bei Nr. 97 bzw. 105 (Straßenbahn 1 und 62, Badner Bahn)

       die Vermählung“:

      DIE ELISABETHKAPELLE

      Karl Freiherr von Sothen, Bankier und Grundbesitzer Am Himmel, einer Anhöhe in Ober-Sievering, ließ zur Erinnerung an die Vermählung von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth in Bayern eine Kapelle errichten, die am 31. Juli 1856 eingeweiht wurde. Was den ziemlich übel beleumdeten Freiherrn von Sothen bewog, die Kapelle zu errichten, ist unbekannt. Er selbst fand ein gewaltsames Ende, wurde er doch von einem Forstwart erschossen, da er sich bei einer Typhusepidemie nicht darum gekümmert hatte, Hilfe für seine Mitarbeiter zu organisieren. Angeblich soll ein bitterböser Nachruf auf seinem Grabmal gestanden sein:

      „Hier in dieser Gruft

      Liegt ein großer Schuft.

      Zeigts kann Zwanzger runter,

      sonst wird er wieder munter.“

      Die später auch als Grablege für den Freiherrn und seine Gattin Franziska verwendete romantisch-neogotische Kapelle wurde vom Architekten Johann A. Garben an einem landschaftlich wunderbaren und als Ausflugsziel sehr beliebten Ort geplant. Denn seinerzeit gab es Am Himmel auch ein Schloss und einen Teich, und neben einem sehr beliebten Gasthof lockten noch andere Vergnügungen wie eine Kegelbahn. Ob die Kaiserin allerdings die Kapelle je besucht hat, ist unbekannt.

      Nach Sothens Tod ging der Besitz Am Himmel an das Nonnenkloster „Zum armen Kinde Jesu“.

      Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, war das kleine Gotteshaus zuletzt sichtlich in die Jahre gekommen, Bauteile waren locker, der Putz war teilweise heruntergefallen – die Sisi-Kapelle war ein Sanierungsobjekt. Das von Leopold Kuppelwieser geschaffene Altarbild konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, es befindet sich heute im Dom- und Diözesanmuseum.

      Anlässlich des Sisi-Gedenkjahres 1998, 100 Jahre nach der Ermordung der Kaiserin am Genfersee, fanden sich nicht nur Nostalgiker, sondern auch eine Gruppe von Förderern, die das gesamte Ensemble Am Himmel im Auge hatten. Denn hier war in der Zwischenzeit ein Landschaftskunstwerk entstanden: der Lebensbaumkreis erfreut sich eines regen Besucherzustroms, und mit dem „Oktogon“ steht auch wieder ein Gastronomiebetrieb zur Verfügung. Eine verfallene Kapelle – zwar von beachtenswerter Architektur – hätte in dieses Ensemble nicht hineingepasst. So wurden Geldgeber und Sponsoren gesucht, die die insgesamt 1,1 Millionen Euro für die Gesamtrestaurierung aufbringen sollten. Fast die Hälfte des Betrages, nämlich 475.000 Euro, steuerte schließlich die Stadt Wien bei.

      1190 Wien, Am Himmel (zu Fuß vom Autobus 38A)

      2002 erwarb das „Kuratorium Wald“ das Gebäude und richtete in der 2005 wieder eröffneten Kapelle auf 14 Flachbildschirmen den „Kreuzweg der Natur“ ein, eine Dokumentation darüber, СКАЧАТЬ