Название: Panitzsch
Автор: Группа авторов
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783961451647
isbn:
Blick in Richtung der Dreiecksiedlung.
Dank der im April 1993 erfolgten Anerkennung als „Programmdorf“ durch das Sächsische Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten bzw. das Staatliche Amt für ländliche Neuordnung (mit Sitz in Markkleeberg) sowie die Zuweisung von Fördermitteln im Zeitraum bis 1998 konnten weitere kommunale und private Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen ausgeführt werden. Im Mittelpunkt der 3,78 Millionen DM umfassenden Planungsvorhaben standen die Erhaltung des historischen Erscheinungsbildes des Ortes, die Herausbildung eines Dorfmittelpunktes mit privaten und öffentlichen Einrichtungen sowie Dienstleistungsangeboten, eine maßvolle bauliche Verdichtung durch Neubau und Umnutzung von Bausubstanz im Dorfkern und in den Randbereichen sowie der grundlegende Ausbau bzw. die Verbesserung der kommunalen Verkehrsverhältnisse. Nicht zuletzt sollten historisch wertvolle Bauten erhalten werden, was allerdings wie beim Gebäudekomplex des ehemaligen „Blauen Engels“ nicht immer gelang. Die Planung für die Neubebauung dieses Geländes sah sogar bis zu 18 verschiedene Geschäfte vor. Anfang 1997 wurde die Wohnanlage „Blauer Engel“ fertiggestellt.
Wohnungen und Geschäfte prägen die neue Anlage auf dem Gelände des ehemaligen „Blauen Engels“. Re.: Das erhaltenes Hauszeichen vom „Blauen Engel“.
Viele Panitzscher Bürger erhielten damit die Möglichkeit zum Bezug einer modernen komfortablen Wohnung. Inzwischen war das Telefonnetz ausgebaut worden und jeder Hauseigentümer hatte die Möglichkeit, sich an das Erdgasnetz im Ort anzuschließen. Mit der Fertigstellung des neuen Gebäudes auf dem Gelände des alten Gutshofes gegenüber der neuen Grundschule 1993 entstanden neben der neuen Konsum-Verkaufsstelle mehrere 2- und 3-Raumwohnungen, deren Erbauung durch den Freistaat Sachsen gefördert wurde. 1998 beteiligte sich die Gemeinde Panitzsch am Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“. Im Juli 1998 stellte die Bewertungskommission anerkennend fest: „Panitzsch hat sich in den letzten Jahren zum attraktiven großstadtnahen Wohnstandort entwickelt. Die enorme bauliche Entwicklung hatte einen starken Anstieg der Bevölkerung von 1.040 Einwohner 1990 auf derzeit ca. 3000 Einwohner zur Folge. Allerdings ist der dörflich-bäuerliche Charakter dabei weitestgehend verloren gegangen ...“ Hervorgehoben wurde die frühzeitige Aufstellung der Bebauungspläne, der Gestaltungssatzung, des Dorfentwicklungsprogramms und der Baumschutzsatzung. 96 Prozent der Grundstücke konnte an das neue Abwassertrennsystem im Ort angeschlossen werden. Weiter heißt es in der Begutachtung „Neben klein- und mittelständischen Unternehmen gibt es in Panitzsch eine breite Palette von Handwerksbetrieben, vor allem auf den Gewerbeflächen an der Borsdorfer Straße. Mit Kindergarten, Schule/Hort, verschiedenen Arztpraxen, Läden des täglichen Bedarfs, Friseur, Apotheke und Gaststätte gibt es ein verhältnismäßig breites Spektrum an sozialen und kulturellen Einrichtungen. Im Ort arbeiten 11 Vereine unter Mitwirkung der Dorfgemeinschaft. Jugendclub, Kunstgalerie, Bibliothek, Museum und ein mitgliederstarker Sportverein tragen dazu bei, dass die Integration der zahlreich zugezogenen „Neubürger“ unproblematisch erfolgte. Die neu entstandenen Wohngebiete am Ortsrand und der Dorfkern mit traditionellen Hofanlagen prägen das Ortsbild. Hier wurde auf entsprechende Begrünung geachtet, der Dorfteich wurde saniert und mit Schilfgürtel und Seerosen natürlich angelegt. Die Kirche einschließlich des Pfarrhofs wurden saniert. und stellen eine Dominante im Ort dar. Baumpflanzung an Wegen und Straßen, die Bepflanzung innerörtlicher Grünflächen, öffentlicher Plätze und privater Grundstücksflächen wurden umgesetzt.
Kritisch bewertet wurde allerdings, dass nicht immer die Bebauungsvorgaben eingehalten wurden: „Es sind allerdings Tendenzen der Abwendung von dorftypischen Strukturen, wie staudenreicher Vorgärten oder dorfuntypischer Laubgehölze zu verzeichnen.“
Panitzsch verliert seine kommunale Selbstständigkeit
Trotz der Einsicht in die Notwendigkeit der Lösung von Verwaltungsaufgaben im Verbund mit Nachbarorten, wie z. B. Althen, Engelsdorf oder Taucha, fasste der Gemeinderat im Februar 1994 zunächst den Entschluss zum Erhalt der Eigenständigkeit des Ortes und kam damit den Wünschen der Panitzscher nach. Schon 1994 wurden erneut Diskussionen zur bevorstehenden Gemeindegebietsreform in Sachsen geführt. Dabei ging es immer wieder um die Frage, zu welchem Kreis Panitzsch künftig gehören würde, zum Landkreis Leipzig oder zum Muldentalkreis. Favorisiert wurde seit 1995 zunächst eine freiwillige Zusammenarbeit mit Borsdorf in einer Verwaltungsgemeinschaft, wobei Borsdorf als „erfüllende Gemeinde“ tätig werden sollte. Mit Wirkung vom 1. April 1996 genehmigte das Innenministerium des Freistaates Sachsen die Bildung der Verwaltungsgemeinschaft Borsdorf/ Panitzsch, allerdings mit dem Zusatz, dass dies „nur (als) ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Bildung einer Einheitsgemeinde“ zu sehen sei. Ab April 1996 wurde ein Teil der Borsdorfer und Panitzscher Verwaltungsaufgaben für nunmehr insgesamt fast 6.800 Einwohner gemeinsam geleistet. Dazu gehörte unter anderem die Zuständigkeit des Meldeamtes Borsdorf für die Panitzscher Bürger sowie die Bearbeitung von Aufgaben des Sozialamtes und des Gewerbeamtes im Rathaus Borsdorf. Der aus Vertretern beider Gemeinden gebildete Verwaltungsausschuss, dem beide Bürgermeister angehörten, prüfte in der Folgezeit die jeweiligen Gemeindesatzungen und bereitete den späteren Zusammenschluss vor.
Luftbild der Gemeinde Panitzsch, Ende der 1990er Jahre, rechts das neu erschlossene Wohngebiet Am Wiesenweg.
Auch wenn die Panitzscher Einwohner gern ihre Eigenständigkeit bewahrt hätten, führte an der Eingemeindung kein Weg mehr vorbei. Am 15. Dezember 1998 tagte der Gemeinderat Panitzsch zum letzten Mal als eigenständiges Gremium. Zum 1. Januar 1999 entstand die neue Gemeinde Borsdorf mit den Ortsteilen Borsdorf, Cunnersdorf, Panitzsch und Zweenfurth (nach Borsdorf eingemeindet per 1. Juni 1973). Durch die Eingemeindung nach Borsdorf wechselte Panitzsch gleichzeitig aus dem Landkreis Leipziger Land in den 1994 gebildeten Landkreis Muldental.
Zehn Panitzscher Gemeinderäte arbeiteten zunächst mit 15 Borsdorfer Vertretern in einem gemeinsamen Gemeinderat. Ansprechpartner, darunter der noch 1998 gewählte Ortsvorsteher, standen für die Panitzscher vor Ort weiter zur Verfügung. Da beide Bürgermeister bei der Zusammenlegung ihr Amt verloren, fand am Sonntag, dem 28. März 1999 die Neuwahl für das Bürgermeisteramt statt. Als neuer Bürgermeister für Borsdorf wurde Ludwig Martin gewählt, der dieses Amt seitdem ausübt.
Hatten die Panitzscher sich mittlerweile an die neuen Behördenwege beim Landratsamt in Grimma oder der Außenstellen in Wurzen gewöhnt, stand ihnen nochmals ein Veränderung bevor: Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform in Sachsen wurden mit Wirkung vom 1. August 2008 die ehemaligen Landkreise Muldentalkreis und Leipziger Land zum neuen Landkreis Leipzig vereinigt. Kreissitz wurde nunmehr Borna, wobei sich einige Verwaltungsstellen des Landratsamtes noch in Grimma befinden.
Durch Fusionen anderer Orte im Umfeld ist Borsdorf heute die flächenmäßig kleinste selbstständige Gemeinde im Landkreis Leipzig. Wenn aktuell zur Zeit keine weiteren Eingemeindungsverhandlungen auf der Tagesordnung stehen, zeichnet sich jedoch schon seit längerer Zeit ab, dass es erforderlich ist, die Verwaltungsaufgaben zukunftsfähig zu lösen und personelle und finanzielle Ressourcen zu bündeln. So wurden zum 1. Januar 2016 die Aufgaben des Standesamtes für Borsdorf an die Stadt Brandis, mit der auch eine Kehrmaschine gemeinsam genutzt wird, übertragen.
Sind die Ortsteile der Gemeinde Borsdorf inzwischen vor allem durch die Parthenfeste näher zueinander gerückt, werden sich trotzdem Traditionen und regionale Besonderheiten nach wie vor nicht verlieren. Zum gegenseitigen Miteinander trägt das gemeinsame Begehen der Ortsjubiläum 2014 in Zweenfurth СКАЧАТЬ