Ich rauche gern….und hör jetzt auf! Die erfolgreichsten Strategien Nichtraucher zu werden. Die neueste Forschung - Wissen das wirklich funktioniert. Aufhören und trotzdem schlank bleiben.. Андреас Иопп
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СКАЧАТЬ mit der Zigarette hatten wir endlich etwas Cooles in der Hand, an dem wir uns festhalten konnten. Wenn das zweite teure Getränk leer war. Wenn die Theke brechend voll besetzt war und man den Ellenbogen nicht lässig anlehnen konnte. Wenn man sich beobachtet fühlte. Auch wenn uns ein süßes Mädchen die Sprache verschlug. Bevor man Unsinn stammelte, konnte man eine Zigarette anbieten und die Situation war gerettet. Cool war das.

      Erinnern Sie sich auch an die ersten Züge? Erst mussten wir fleißig üben, um den stechenden Rauch tief inhalieren zu können und ohne Husten wieder aus der Lunge strömen zu lassen. Das elegante Hantieren mit Zigarette und Feuerzeug musste geprobt werden. Auch das geniale Rauchausblasen aus dem Mundwinkel oder in eine andere Richtung, ohne das Gegenüber aus den Augen zu verlieren. Endlich gehörten wir dazu und waren also Raucher! In Filmen und Soap Operas hatten wir es ja auch schon lange gesehen. In 70% aller US-Filme wird geraucht. Unsere Filmidole rauchten beim Kennenlernen, bei schwierigen Aufgaben zur Konzentration, nach dem Sex zur Entspannung, in der Bar und bei allen möglichen anderen Anlässen. Was also sollte wohl so Schlechtes daran sein, wenn diese Identifikationsfiguren uns immer wieder vorführten, wie normal es ist zu rauchen.

       Der Fluch des Normalen

      Das Geheimnis der Zigarette als Droge ist, dass sie am Anfang absolut nicht schmeckt. Niemand kann sich vorstellen, von dem ekligen Rauch abhängig zu werden. Auch das ganze Handling der Zigarette nervt. Als Anfänger hält man sie noch weit genug von sich weg, damit einem der Rauch nicht in die Nase zieht. Man verrichtet seine „Pflichtzüge“, vielleicht 5-6 mal nötigt man sich den eklig schmeckenden Rauch auf. Genuss ist etwas anderes. Aber man will ja dazugehören, am Anfang. Man lässt die Zigarette zur Not unauffällig vor sich hin kokeln und sieht voll cool aus. Von der Lust zu rauchen, davon ist keine Rede bei den allerersten Zigaretten im Raucherleben.

      Kaum einer fühlt sich bei seinen ersten Zigaretten irgendwie besser. Angeregter, high, beschwingter. Null. Vielleicht ein kleiner Kick im Kopf. Vergleicht man dagegen die Wirkung anderer Drogen: Von Alkohol wird man enthemmt, lustig, kontaktfreudiger. Die billige Partydroge Ecstasy führt zur Ausschüttung des Glücksbotenstoffs Serotonin und macht glücklich, heiter, zufrieden, bringt die Leute einander näher, verwischt die Grenzen zwischen einem selbst und den Tanzenden nebendran. Das ungehemmte Partygefühl von Raves ist speziell. Marihuana entspannt, man wird high, stoned, alles ist easy und ist gut drauf. Kokain wirkt dagegen anregend auf das Nervensystem, die Gedanken und Ideen sprühen nur so, jedes Gefühl wird intensiviert. Das soll jetzt keine Werbung für diese Drogen sein. Auch diese Drogen nutzen sich schnell ab. Die ersten paar Mal geben sie aber zumindest einen gewissen Kick. Aber was tun die ersten Zigaretten für uns im Vergleich zu diesen Drogen? Nichts. Nikotin ist als Droge für den Rauchanfänger in jeder Hinsicht ein absoluter Versager! Erst fühlt man sich beschissen und übel. Dann muss man es auch noch üben. Keiner von uns käme auf die Idee, von so einem Durchschnittsgefühl abhängig zu werden. Nikotin beamt einen so überhaupt nicht über die Normalität hinaus. Und das bei miesem Geschmack. Unmöglich, davon jemals abhängig zu werden! Sagten wir uns.

      Die Zigarette macht im Gegensatz zu allen anderen Drogen am Anfang weder Spaß noch enthemmt oder berauscht sie. Zigaretten sind ein rein soziales Instrument: Dazugehören, erwachsen sein und cool wirken. Mehr nicht. Und genau das ist die große List des Nikotins.

       Der rasend schnelle Umbau des Nervensystems

      „Aber irgendwann fingen Zigaretten an, mir zu schmecken. Ich rauche heute gerne und finde es befriedigend. Keine Ahnung, warum ich mich nach einer Zigarette entspannter, ruhiger und wacher fühle.“ Jedes Gefühl entsteht zuerst durch chemische Botenstoffe im Gehirn. Durch Nikotin werden anregendes Dopamin und andere Botenstoffe ausgeschüttet. Das klingt erst einmal vorteilhaft. Diese Ausschüttung ist aber ganz minimal. Das gesunde Nervensystem des Rauchanfängers nimmt dies nicht als großartiges Plus, als Vorteil oder als glücklich machend wahr. Der kleine Kick im Kopf mit dem anschließenden, minimal kurzfristig benebelten Gefühl ist wirklich kaum der Rede wert. Trotzdem baut sich das Nervensystem unter dem Einfluss von Nikotin schon nach den ersten Zigaretten nachweislich um! Dort, wo das Nikotin andockt und es dann zu dieser kleinen Ausschüttung von Neurotransmittern (Glücksbotenstoffen) führt, werden die Andockstellen etwas weniger sensibel. So wird es für die körpereigenen Stoffe schwieriger, genügend Glücksbotenstoffe selber zur Ausschüttung zu stimulieren, um den gleichen Effekt zu erzielen.

      Nun rauchen Sie ab und zu mal einfach eine Zigarette mehr, um der Zufriedenheit ein ganz klein wenig nachzuhelfen. Sie fangen an, „gerne“ zu rauchen, um sich wieder normal zu fühlen, auch wenn Sie das kaum merken, weil Sie viel zu beschäftigt sind, „dazu“ zu gehören und cool zu sein.

       Rauchen wird erst befriedigend durch den Umbau des Gehirns

      Das junge Gehirn im Wachstum passt sich schon nach wenigen Zigaretten an diese Nikotinwirkung an.[2] Schon bald kann man die ersten Abhängigkeitssymptome feststellen. Nach und nach baut sich das Nervensystem immer mehr um und damit einhergehend werden Zigaretten immer befriedigender. Das geht rasant schnell (wie rasant zeige ich Ihnen in Kapitel 9). In der schleichenden Veränderung des Nervensystems liegt das Geheimnis der Zigarette: Nikotin wirkt erst dann positiv und befriedigend, wenn das Nervensystem so weit umgebaut ist, dass wir einen leichten Mangel an Nervenbotenstoffen spüren – eine kleine Unzufriedenheit –, die wir dann mit Nikotin ausgleichen!

      Während Nikotin für das nicht daran gewöhnte Nervensystem des Anfängers noch wenig Vorteile oder Genuss bietet, wirkt es ab dem Umbau wie eine Unterstützung für das veränderte Nervensystem. Nach und nach fangen wir an, „gerne“ zu rauchen, um diesen winzigen kleinen Auftrieb in das normale Gefühl zu bekommen, das wir von Natur aus vorher ohne Nikotin schon gratis hatten.

       Nikotin: Eine harte Droge?

      Der größte Hinterhalt der Zigarette ist, dass wir Nikotin wegen der anfangs fehlenden Wirkung nicht als abhängig machend wahrnehmen. Wir sind uns im jugendlichen Überschwang auch zu 100% sicher, dass wir von dieser minimalen Wirkung nicht abhängig werden könnten, wie unsere dummen Eltern oder andere ältere Raucher, die rauchen müssen.

      Der Umbau des Gehirns macht das Rauchen erst befriedigend. Dieser Hinterhalt macht Nikotin zur harten Droge. Zu der abhängig machendsten Droge von allen Drogen. 38% aller Rauchanfänger (Jugendliche und Erwachsene zusammengerechnet) werden nikotinabhängig und rauchen für die nächsten 10-20 Jahre „gerne“. Im Gegensatz dazu werden 23% von Heroin, 17% von Kokain, 15% von Alkohol und 9% von Cannabis abhängig. Kinder und Jugendliche werden noch häufiger nikotinabhängig. 75% der jugendlichen Rauchanfänger rauchen auch als Erwachsene weiter.[3] „Harte“ und „weiche“ Drogen sind nur Kategorien der öffentlichen Wahrnehmung. Wenn man dagegen das Abhängigkeitspotenzial von Drogen bestimmt und wie lange es dauert, heroin- oder nikotinsüchtig zu werden, dann liegen Zigaretten vor allen anderen harten Drogen. Und an keiner anderen Droge sterben so viele Menschen. 5 Millionen sterben jährlich an den Folgen des Zigarettenkonsums. 140.000 alleine in Deutschland. Jährlich.

      Jede andere Droge setzt zumindest einen Warnschuss. Man weiß, dass man auf Droge „nicht normal drauf“ ist und so auf Dauer nicht funktionieren kann. Dagegen kann man aber keine rauschhafte Wirkung der Zigarette beschreiben. Nur ein Gefühl nach einigen Packungen, dass man sich irgendwie besser fühlt und es genießt. Da sich dieser Genuss so unschuldig und normal anfühlt, dauert es lange, bis der Raucher sich darüber klar wird, dass er längst abhängig geworden ist und nicht mehr davon los kommt.

       Würden Sie wieder anfangen СКАЧАТЬ