Название: 50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte
Автор: Wolfram Letzner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783945751657
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Innerhalb der Befestigung konnten die Ausgräber auch Häuser nachweisen, die sich in slawischer Zeit alle an die Rückseite des Walls anschmiegten. Dabei handelte es sich um Bauten in verschiedener Ausführung. Neben Gebäuden aus Flechtwerk ließen sich auch Blockhäuser nachweisen.
Abb. 8 Dorf Mecklenburg. Denkmal auf dem Burgwall.
Literatur
U. Sommer, Die Mecklenburg. Der Ort, der dem Land den Namen gab (1995);
P. Donat, F 1 Dorf Mecklenburg, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 577 f.
Die Jaromarsburg ist ein Bodendenkmal in dramatischer Lage, von dem in 100 Jahren vielleicht nichts mehr übrig sein wird. Das Tosen des Sturms und die Wogen des Meeres fordern Jahr für Jahr ihren Tribut.
05PUTGARDEN – KAP ARKONA AUF RÜGEN: DIE JAROMARSBURG, EIN DENKMAL AUF ZEIT
Mecklenburg-Vorpommern
Eine der interessantesten und eindrucksvollsten Fundstellen auf der Insel Rügen ist die Jaromarsburg am Kap Arkona (Abb. 9), die schon sehr an unserer Zeitgrenze knabbert. Weil wir uns aber in einer Zeit bewegen, die durch schriftliche Quellen gut dokumentiert ist, lassen sich aus diesen nicht nur für die Anlage viele Informationen gewinnen, sondern auch auf andere archäologische Stätten slawischer Zeit übertragen.
Ausgrabungen
Die Jaromarsburg liegt 1 km nordöstlich von Putgarden auf dem Kap Arkona, die heute nach Jaromar I. (1170–1218), eines bedeutenden slawischen Fürsten der seit dem 7. Jh. auf Rügen siedelnden Ranen, benannt ist. Schon 1868 fanden die ersten Ausgrabungen statt, denen 1921 und 1930 weitere folgten. Sie dokumentierten heute längst im Meer verschwundene Reste. Zwischen 1969 und 1971 wurden erneut Forschungsarbeiten durchgeführt, denen weitere systematische Untersuchungen ab 2012 folgten; eine Reihe von älteren Deutungen der Befunde musste auf deren Basis verworfen werden.
Funde und Befunde
Die noch immer eindrucksvollen Überreste der Burganlage liegen 35–45 m über dem Meeresspiegel auf einem Steilkliff. Aufgrund der Küstenabstürze hat sich die Fläche der Anlage auf etwa ein Drittel verkleinert. Die Ausgräber gehen davon aus, dass die Befestigung im 8. oder 9. Jh. – vom Grundriss her ein Dreieck – an seiner Basis eine Länge von etwa 400 m besaß und maximal 300 m Tiefe aufwies. Dieser massive Wall hat im Norden und Süden durch die Abbrüche an Länge verloren. Diese mächtige Verteidigungsanlage war ca. 13 m hoch und trug zusätzlich auf der Wallkrone eine weitere Befestigung. Von einem inneren Wall und einem vorgelegten sind nur noch sehr kleine Reste erhalten; große Teile davon sind 1969 unwiderruflich im Meer versunken. Diese innere Befestigungslinie entstand im 8./9. Jh. und wurde angelegt, um eine Kultstätte zu schützen, den Platz also zu einer Tempelburg zu machen. Die hier verehrte Gottheit war Svantovit, Kriegsgott und zugleich Hauptgott der Ranen. Heute zeugt eine moderne Skulptur von diesem Gott, der mit seinen vier Gesichtern in alle Himmelsrichtungen schaut.
Abb. 9 Putgarden, Kap Arkona. Die Jaromarsburg aus der Luft.
Die archäologischen Funde innerhalb dieses Areals belegen auch Opferhandlungen. Dabei handelte es sich überwiegend um Tieropfer, die im Rahmen der sakralen Handlungen verspeist wurden – eine Sitte, die es bei vielen Kulturen gab. Daneben konnten aber auch vereinzelte Menschenopfer nachgewiesen werden.
Die Fläche zwischen den beiden Wällen war nach den Erkenntnissen der Archäologen nicht ständig bewohnt. Sie wurde während der Kulthandlungen aufgesucht und bot im Kriegsfall den in der Nähe lebenden Menschen Schutz (Abb. 10).
Im 10./11. Jh. scheint der innere Wall an Bedeutung verloren zu haben. Er wurde eingeebnet und durch einen symbolischen Graben ersetzt, sodass die sakrale Zone weiter betont blieb. Über den Tempel des Gottes wissen wir aufgrund einer Beschreibung aus der Feder des Saxo Grammaticus Bescheid, der Augenzeuge der Zerstörung der Tempelburg war. Neuere Forschungen haben den Tempelbezirk wohl identifizieren können. Es handelte sich um eine fundleere rechteckige Fläche, in deren Umgebung jedoch zahlreiche Opfergaben gefunden wurden. Das würde aber mit der Beschreibung des Saxo nicht übereinstimmen, der von einer doppelten Einfassung spricht, deren Spuren im Boden sicherlich nachzuweisen wären. Markant war seiner Beschreibung folgend auch ein purpurfarbenes Dach, das den gesamten Komplex abdeckte.
Jüngst stießen die Ausgräber direkt am Steilkliff auf Pfostengruben, die jeweils 1 × 1 m groß waren und einen Grundriss bildeten, der leicht schiffsförmig anmutete. Diese Form wies in skandinavische Richtung, was die Frage aufwarf, wie dieses Gebäude in einem slawischen Heiligtum entstanden und zu interpretieren sei. Eine Antwort darauf konnte bislang aber noch nicht gefunden werden.
Durch die Beschreibung unseres Chronisten sind wir sogar über die Kultfeiern und die Institutionen des Tempels informiert. Eine zentrale Rolle spielten Erntefeste. Es gab eine organisierte, wohlhabende Priesterschaft, die über ausgedehnten Grundbesitz verfügte. Außerdem bewahrte man eine Art „Staatschatz“ auf. Um dies alles zu schützen, gab es eine eigene Reitereinheit. Ein Mangel an Pferden dürfte mit Sicherheit nicht bestanden haben, weil die Priester eine Pferdezucht betrieben. Ein Schatzgräber darf sich aber keine Hoffnungen darauf machen, diesen Schatz zu finden. Bei der Eroberung der Feste fiel er in die Hände des dänischen Königs Waldemar I. (reg. 1157–1182) und Heinrich dem Löwen (reg. 1142–1180 und 1194–1195), Herzog von Sachsen und Bayern.
Vorstellbar ist ebenfalls, dass die Priester aus Märkten, die vor der Burg stattfanden, Einnahmen erzielten. Der Besitz der Priesterschaft ging nach der Eroberung durch die Dänen an die christliche Kirche, die an der Stelle des Heiligtums die älteste Kirche Rügens errichtete.
Abb. 10 Putgarden. Kap Arkona. Die Jaromarsburg von der Landseite.
Literatur
H. Berlekamp, Arkona und Rügen vor 1168. Betrachtungen zum Quellenmaterial (1993);
J. Herrmann, F 5 Arkona, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 581–583.
Das reizvolle Sternberger Seengebiet – heute ein Landschafts- und Naturschutzgebiet – und seine Umgebung bilden die Kulisse für zahlreiche Denkmäler aus den unterschiedlichsten Epochen der Menschheitsgeschichte.
06STERNBERG – GROSS GÖRNOW: EINE SLAWISCHE FLUCHTBURG IN HISTORISCHER LANDSCHAFT