Akte »M-S-K«. Jens Rübner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Akte »M-S-K« - Jens Rübner страница 5

Название: Akte »M-S-K«

Автор: Jens Rübner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783957448651

isbn:

СКАЧАТЬ beschränkte ihre Aufzeichnungen auf wenige Worte. So dass auf diesen Zetteln nur das steht, was ihr, Martha Lehmann, wichtig genug schien, festgehalten zu werden. Ein Beispiel: 7. Juli 1952, Posten 46, Taucha. Einige Tage sehr heißes Wetter. Himbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren, eine Pracht! Von den 12 Küken sind 7 Hähne. Hoffentlich kommt kein 3. Krieg. (Vgl.: Dokumentarfilm „Martha Lehmann“, Peter Voigt, 1972)

      Aufgehoben, im wahrsten Sinne des Wortes hat sie unzählige Papierschnipsel – Rückseiten von Einzahlungsbelegen für Miete oder Solidaritätsspenden – auf denen sie über Jahre ihre Gedanken festgehalten hat, das, was ihren Alltag ausmachte und das, woran sie sich erinnerte. Dies wiederum war dem Dokumentaristen Peter Voigt († 12. März 2015 in Berlin) einen Kurzfilm wert. Im Jahre 1971 entstehen einfache, klare Bilder, in dem das Leben und ihr Charakter, durch Kargheit sichtbar werden.

      Heute erinnert dieser fast in Vergessenheit geratene Dokumentarfilm „Martha Lehmann“ an eine verschwundene Gesellschaft und an eine Biographie, die von ihr geformt wurde. Als Gedächtnismedium bewahrt er Vergessenes und fordert zum Erinnern heraus. In keinem anderen Genre, hätte man über diese Frau einen Film gemacht. Da man sie wohl kaum irgendwo anders als bildgewaltig eingestuft hätte.

      Martha Lehmann erlebte die Premiere des Filmes im April 1972 leider nicht mehr.

      So absurd es für einige klingen mag, ich gehe gern auf Friedhöfen spazieren, besonders auf der mit 78 Hektar größten Friedhofsanlage in Leipzig, dem Südfriedhof, der zu Recht als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe in Deutschland zählt. An diesem Ort kann man bei einem Spaziergang so herrlich seinen Gedanken nachhängen, die Seele baumeln lassen und so viel Normales entdecken, wenn man die Augen aufmacht und sich die Zeit dafür nimmt. Plötzlich sieht man den Marienkäfer, der ein Blatt nach Läusen absucht, oder findet die Ameise, die an einem Stielchen hochkrabbelt, und nur ein paar Meter weiter entdeckt man auf einem Grabstein in Form eines Notenschlüssels eine kleine Eidechse, die sich auf ihm sonnt.

      Diese Ruhe, diese Stille, dieses Zurückfahren, Besinnen aufs Wesentliche – herrlich und gar nicht makaber! Der Besuch von Friedhöfen ist auch immer ein Blick in die Vergangenheit, in die Geschichte. So erinnere ich mich an frühere Zeiten, als in den 1970er und 1980er Jahren ein Mann und seine Band in der Musikbranche für Begeisterung sorgten und viele bis dahin bestehende Rekorde brachen. Auf dem Heimweg besuchte ich das neu erschaffene Trauer-Cafe am Südfriedhof, einen besonderen Ort der Einkehr, das aus dem ehemaligen Pförtnergebäude am Westtor zum Leben erweckt wurde. Bei einem Stück selbst gebackenen Mohnkuchen und einer frischen Tasse Kaffee ließ ich meiner Erinnerung freien Lauf.

      Vor langer Zeit lebte ein Junge mit dem Namen Farrokh Bulsara. Farrokh bedeutet „glücklich und froh“. Diese Vorzüge wünschte ihm jeder, als er zur Welt kam. Bulsara war der Name der Familie, in die er geboren wurde. Seine Ahnen hatten in der Stadt Bulsar gelebt. Einer von ihnen, ein Magier, zauberte Farrokh in dessen Geburtsstunde als Geschenk einen Stern an den Himmel, den Stern Mercury. Er sollte dem Jungen sein ganzes Leben zur Seite stehen.

      Zu den hübschesten Menschen auf diesem Planeten gehörte er nicht, dafür sorgten sein Zahnstand sowie sein hervorstehendes Gebiss, eines seiner Markenzeichen, für das er sich aber zeit seines Lebens schämte. Aus Angst, es könnte seine Stimme, seinen Gesang beeinflussen, ließ er es aber nicht korrigieren. Trotz dieses kleinen Makels schaffte es der schüchterne Junge von der Tropeninsel, eine Legende zu werden. Seine Musik, seine Stimme, sein Auftreten, seine Bühnenpräsenz verhalfen ihm dazu. Bis heute (2015) – vierundzwanzig Jahre nach seinem Tod – schwören ihm Millionen Fans ihre Treue. Ihnen allen widme ich diese Geschichte.

      Freddie Mercurys Leben glich einem Märchen, ja, das kann man von außen so sehen, so beschreiben. Aber wir alle wissen: Letztendlich fordert jedes Märchen zum Nachdenken auf – jeden, der es liest oder hört! Er war eine ganz GROSSER, einer der bedeutendsten Rocksänger der 1970er und 1980er Jahre. Er wurde als Mitbegründer, Komponist und Leadsänger der Band „Queen“ weltbekannt. Beruhigend: Auch er fing einmal ganz KLEIN an … 1958, mit ungefähr zwölf Jahren wurde er Mitglied der aus fünf Musikern bestehenden Band „The Hectics“, deren Auftritte vor allem im Rahmen von Schulveranstaltungen stattfanden. Eine kleine Ewigkeit später gelang ihm mit der britischen Rockband „QUEEN“ der internationale Durchbruch. Von da an ging es fast nur noch bergauf und fortan füllte er, die „singende Geldmaschine“, bei seinen Tourneen die größten Konzerthallen und Stadien der Welt.

      Freddie Mercury war mysteriös und rätselhaft, ein Mensch, der über die Grenzen hinausging. Er liebte es, mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern oder parallel mit mehreren Partnern sexuelle Kontakte einzugehen, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde. Er infizierte sich mit dem Aids-Virus und starb am 24. November 1991 in seiner Londoner Villa an den Folgen einer Lungenentzündung.

      Freddie hasste es, Interviews zu geben und Songtexte zu schreiben. Ein fast schüchterner Mann, der auf der Bühne zum Orkan wurde. Vor allem aber war er eine der charismatischsten und facettenreichsten Figuren des britischen Rock: Er war eine Persönlichkeit – zugegeben, keine normale … Er war sehr frivol und amüsierte sich gern. Und wo ginge das besser als vor einer Masse von Leuten, während eines Konzertes. Da lief er zu Hochform auf, liebte den Kontakt mit dem Publikum (aber wehe, wenn es nicht mitspielte). Vielleicht rührte es daher, dass auch er mal ein Fan war, ein Fan vom „Gitarren-Gott“ Jimi Hendrix. Der hatte ihm in seinem Konzert gezeigt, wie man mit Publikum umgeht, dass alles möglich ist. Wenn Freddie auf der Bühne stand und performte und seine Show abzog, hatte man das Gefühl, man wäre ein Teil dieses leicht tuntigen abgedrehten Spektakels, über das sich manche Leute so aufregten. Wer im Publikum war, dem gab der „Meister“ das Gefühl, zu den Auserwählten zu gehören.

      Andere sagen über ihn, er wäre ein großer Blender, ein Heuchler gewesen, wie er es eindrucksvoll und überzeugend im Video zu „The Great Pretender“ darbietet: „ … tue so, als ginge es mir gut. Bin einsam, aber keiner merkt es. Zu wahr ist dieses Gefühl, in einer Scheinwelt zu leben. Zu wahr, wenn ich fühle, was mein Herz nicht verbergen kann … “

      Für mich persönlich war er mehr als nur der Frontmann der erfolgreichen Band. Mercury machte mehr als nur Rockmusik. So tanzte er 1979 für ein Wohltätigkeitskonzert mit dem Royal Ballet, trat mit seiner Band „Queen“ im Juli 1985 beim bis dahin größten Rockkonzert der Geschichte auf – Live Aid war der Name des Benefizkonzertes. Zwei Jahre später sang er das Lied „Barcelona“ mit der spanischen Operndiva Montserrat Caballé, zu Ehren der Olympischen Sommerspiele 1992. Des Weiteren arbeitete er an einem Album mit dem zwölf Jahre jüngeren Michael Jackson, dass nie veröffentlicht wurde. In München nahm er sein Solo-Album „Mr. Bad Guy“ auf, das sich zu seiner großen Enttäuschung schlecht verkaufte.

      Er hatte nicht viele echte, wahre Freunde, er machte viel mit sich alleine aus, vielleicht zu viel. Seine Musik war dem Anschein nach einer seiner besten Freunde. In einem Interview sagte er einmal, dass er kein John Lennon sei, der eine Message für die Menschheit habe. Er habe nur ein Gefühl, aus dem heraus er seine Lieder schreibe: LIEBE.

      Der Song, „Bohemian Rhapsody“, der 1975 von Freddie Mercury geschrieben wurde und in poetischer Weise das Coming Out des Künstlers beschreibt, war in Europa wie in den USA überaus erfolgreich. Die Single verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Mal und wurde der erste Nummer-Eins-Hit von „Queen“. Seine Fans liebten und lieben ihn mit und ohne „Queen“. Wie lautet eine Textzeile in „Bohemian Rhapsody“ so treffend: „Is this the real life, is this just fantasy?” – Ist dies das wirkliche Leben oder ist es bloß Phantasie?

      Die Zeit ist vergangen, ich muss mich langsam auf den Heimweg machen, Stück für Stück wieder ins wirkliche Leben zurückkehren, ins Hier und Jetzt, diese Erinnerungen hinter mir lassen. Eines steht aber für mich persönlich fest, von den „Höfen des Friedens“ СКАЧАТЬ