Название: Akte »M-S-K«
Автор: Jens Rübner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783957448651
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Im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat deuteten sich nicht nur musikalisch Veränderungen an. Mitte der 1980er Jahre sendete der „Buschfunk“, dass ein Filmkollektiv an einer Dokumentation, einem Rockreport aus der DDR über die Musikszene im Underground recherchiert und arbeitet. Als der Film Flüstern und Schreien dann in die Kinos kam und gar auf den Filmfestspielen in Westberlin lief, da merkte man schon, dass hier was passiert beziehungsweise demnächst passieren wird. Kurze Zeit später gab die Berliner Bluesrockband „Engerling“ einen realen Einblick in die Szene jener Zeit. Mit dem Lied LEGOLAND vermittelte sie wie kaum eine andere die Atmosphäre während der (Wieder-) Vereinigung; es interessierte die Welt leider nur nicht, weil es wohl auf Deutsch interpretiert wurde.
Ob von der DDR-Rockmusik etwas bleiben wird, das eventuell kreative, junge Bands musikalisch beeinflussen könnte? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, da es auch eine Generationsfrage, ein Generationsproblem ist. Doch was ich definitiv sagen kann, dass es auch in der DDR Musik Musiker und Bands gab, die versucht haben, das Lebensgefühl musikalisch widerzuspiegeln, und damit meine ich nicht nur die Unzufriedenheit mit dem System. Denke ich an die lyrischen Texte, die durch Alltagspoesie ersetzt wurden, durch Liedermacher wie Demmler, Gruppen wie City, Lift, Silly oder Pankow.
Der 64-jährige Michael Heubach, der heute in Berlin-Mitte wohnt ist seinem Beruf, seiner Berufung treu geblieben. Er ist zwar nicht mehr live präsent, arbeitet jedoch weiterhin als Komponist und freier Musikproduzent.
Portrait Michael Heubach
Der fahrende Oberförster
Wenn man es ganz genau nimmt, muss die Geschichte der frühen Luftfahrt umgeschrieben werden. Denn ein sächsischer Luftfahrtpionier erfand, lange vor Graf Zeppelin, das erste lenkbare Luftschiff, und zwar mit sehr bescheidenen finanziellen und technischen Möglichkeiten. Leider ist dies in der Öffentlichkeit recht unbekannt.
Dass Graf Zeppelin der Erfinder ist, denken viele, weil dieser Luftschiff-Typ ein riesengroßer Erfolg war. Somit wird der Begriff „Zeppelin“ heute häufig synonym als Gattungsname für alle Arten von Luftschiffen angewandt. Richtig ist aber, dass bereits 21 Jahre zuvor, also 1879, der königlichsächsische Oberförster und „Freizeit-Aeronaut“, Ernst Georg August Baumgarten, aus Johanngeorgenstadt im Westerzgebirgees mit seinem fünften ausgeklügelten eiförmigen und circa zwanzig Meter langen Luftschiff schaffte, vom Boden abzuheben und somit der wirkliche Erfinder des lenkbaren Luftschiffes war. Sowohl diesen als auch in dem Zusammenhang unbedingt nennens- und erwähnenswerten anderen sächsischen Luftschiffpionier, Dr. Friedrich Hermann Wölfert, einen Verlagsbuchhändler aus Leipzig, kennt heutzutage ebenfalls kaum noch jemand. Beide wurden in ihrer Zeit verkannt, weil ihre Gedanken zu weit vorauseilten.
Der königlich sächsische Oberförster Baumgarten hatte, damals unvorstellbar, autodidaktisch die konstruktive Lösung des lenkbaren Luftschiffes gefunden. Seine ersten erfolgreichen Aufstiege mit seinem „Flügelluftschiff” fanden 1879 in Grüna (heute ein Stadtteil von Chemnitz) statt. Im gleichen Jahr traf er mit Dr. Wölfert zusammen. Begeistert von Baumgartens Luftschiffideen bot er finanzielle Hilfe und Zusammenarbeit an.
Ermutigend waren die erfolgreichen Aufstiege in Leipzig und Berlin, leider gab es auch immer wieder Rückschläge. So untersagte 1881 Baumgartens vorgesetzte Behörde, alle weiteren „unsinnigen Luftschiffexperimente“ zu unterlassen, und entließ ein Jahr darauf den heimlich Forschenden aus dem Amt. Nachdem er in einer Auseinandersetzung, in der es um seine Luftschiffe ging, zum Gewehr gegriffen hatte, wurde er im Januar 1883 in die Landesirrenanstalt Colditz eingeliefert. Man erklärte ihn kurz gesagt für geisteskrank. Wenig Zeit später musste Baumgarten erleben, wie seine verarmte Familie, Frau und acht Kinder, unter Vormundschaft gestellt wurden. Im Alter von 47 Jahren starb er mittellos, verkannt und depressiv in der Nervenheilanstalt in Zschadraß bei Colditz.
Das lenkbare Luftschiff
Dr. Wölfert – Holzstich von 1896
Wölfert führte die Arbeiten kurzzeitig allein weiter. Erst die Zusammenarbeit mit dem deutschen Ingenieur, Konstrukteur und Industriellen, Gottlieb Daimler, dem Erfinder des Benzinmotors und des ersten vierrädrigen Kraftfahrzeuges mit Verbrennungsmotor, der über einen Zeitungsartikel auf Wölfert aufmerksam wird, brachte schließlich einen weiteren Erfolg. Fortan fahren Wölferts Luftschiffe mit dem dringend benötigten Daimler-Benzinmotor. Am 12. Juni 1897 stirbt auch er beim Absturz seines neuen Luftschiffs „Deutschland“.
Wölferts Ideen greift Ferdinand Graf von Zeppelin auf und wird später der Begründer des Starrluftschiffbaus, seiner Zeppeline. Als dann gar seine Luftschiffe in den 1930er Jahren mehrmals im Jahr als Post- und Passagierluftschiffe eingesetzt und benutzt werden, sind die Namen Baumgarten und Dr. Wölfert längst in Vergessenheit geraten.
Doch die Welt-Geschichte verweist auf weitere Luftschiff- Bezüge zu meiner Heimatstadt. Als Luftschiffhafen und Fliegerstation wurde der Flughafen Leipzig-Mockau am 22. Juni 1913 eröffnet. Zur Einweihung der bis dato größten Luftschiffhalle der Welt reiste eigens Graf Zeppelin von Potsdam kommend, mit dem Luftschiff LZ 17 „Sachsen“ an, wo er vom sächsischen König Friedrich August III erwartet wurde. In den Jahren danach starteten von hier einige hundert Zeppeline und Flugzeuge. Somit war Leipzig-Mockau zudem weit über die 20er Jahre hinaus das mitteldeutsche Luftdrehkreuz.
In Anlehnung an die nur circa 100 Meter von der jetzigen Glashalle der Neuen Leipziger Messe entfernte, einst befindliche, größte Luftschiffhalle der Welt und eben auch an den Leipziger Hauptbahnhof wählten die Messe-Architekten das gläserne Halbrund.
Aufgehoben
Geschichte und Geschichten um das Phänomen Zeit. Nicht in dem Sinne „alte Zeit“, sondern: dass mal etwas gewesen ist, was nicht mehr da ist. Also nicht die Vergangenheit – die Vergänglichkeit, dies interessiert und fasziniert mich.
An einer ganz besonderen Geschichte möchte ich Sie teilhaben lassen. Eine Alltagsgeschichte, die als Notizen einer Leipziger Schrankenwärterin daherkommt, welche nach 1945 ihre Tagesabläufe auf Fahrkarten, Lotteriescheinen und Zetteln notierte. Ein halbes Arbeiter-Leben lang hatte Martha Lehmann, die Mutter dreier Söhne, auf ihrem einsamen Posten inmitten der Kleinstadt Taucha ihren Dienst getan. Tagtäglich und präzise wie ein Uhrwerk erfüllte die Schrankenwärterin auf ihrem Posten 46 (Überweg Graßdorfer Straße) ihre Pflicht.
Früher kannte man noch den Schrankenwärter, der die Schranken mit der Hand nach oben oder unten kurbelte – heute so gut wie verschwunden. Ein Glockenwerk kündigte durch eine unterschiedliche Anzahl von Schlägen das Dampfross von A nach B und B nach A an. Ein Blick auf die 50er Jahre aus einem Schrankenwärterhäuschen in Ostdeutschland – am Stadtrand von Leipzig. Hier hat sie, die Arbeiterin, Trümmerfau und Eisenbahnerin das vergangene Jahrhundert erlebt und durchlitten. All die Jahre, die sie lebte und ihren Dienst an der Bahnstrecke versah, gab es eigentlich nichts Besonderes an ihr – der bescheidenen alten Frau. Nun ist sie tot (1888 - 1971) und niemand hat sie nach ihrer Erinnerung befragt.
Als sie starb, hinterließ sie jedoch etwas Bemerkenswertes – eine Sammlung eigenartiger Aufzeichnungen. Denn wenn ihr Arbeitsalltag seine stillen СКАЧАТЬ