Zur Orakelbefragung benutzen wir zwei ineinander verflochtene Pentagramme. Das weiße, mit dem Haupt und den Gliedern der weißen Göttin versehene Pentagramm symbolisiert die weiße Magie oder den Sieg des Geistes über die Materie. Das schwarze Pentagramm, das mit den beiden Spitzen nach oben zeigt und in den Ziegenbart des Teufels mündet, stellt dagegen die schwarze Magie oder den Sieg der Materie über den Geist dar. Damit haben wir ein Werkzeug in Händen bzw. vor Augen, das alle Werte polarisiert. Außerhalb der polarisierten Werte gibt es keine Fragen, und je nach Art der Frage entscheiden wir nun, welches psychologische Erklärungsmodell wir in die Pentagramme verlegen wollen.
Gruppe 1 Persönlichkeitsfragen
I Baphomet - Wer bin ich?
(Das Geheimnis des Ego)
II Der Grüne Engel - Wer ist er?
(Das Geheimnis des Schattens)
III Der Seelenspiegel - Wer ist Ich?
(Das Geheimnis der Seele)
Gruppe 2 Sinnfindungs- bzw. Entwicklungsfragen
IV Der Schöpfungsknall - Wohin entwickelt sich die Sache?
(Was ist der Sinn?)
V Mephistos Hammer - Was verhindert die Sache?
(Was ist der Sinn der Krise?)
VI Das Nornenrad - Was treibt die Entwicklung voran?
(Was ist der Sinn des Sinns?)
Gruppe 3 Entscheidungsfragen bzw. Fragen nach dem Trendverlauf
VII Der Fünfstrahl - Wie soll ich mich entscheiden?
(Entscheidungsweg)
VIII Der Neunstrahl - Wie stehe ich zum anderen? Wie steht er zu mir?
(Beziehungsspiel)
IX Der Zehnstrahl - Wie verläuft der Trend?
(Der Joker unter den Legearten für alle Fragen)
Um die Funktion der ersten beiden Legegruppen (Legesysteme I-VI) zu erfassen, müssen wir verstehen, dass sie uns kein äußeres Abbild des Lebens zeigen. Das bedeutet, sie sagen weniger etwas zu äußeren Ereignissen aus als dazu, wer wir sind und warum geschieht, was geschehen muss. Sie zeigen uns nicht, was wir tun können, sondern sie ermöglichen uns, die Dinge in einem umfassenderen Sinn und in größeren Zusammenhängen zu sehen. Wenn wir aber davon ausgehen, dass alles, was wir in der äußeren Welt erleben, eine Widerspiegelung dessen ist, was wir im Inneren sind, ist die Beschäftigung mit diesen Reihen eine Möglichkeit, uns selbst zu erkennen und dadurch ungenutzte Energien zum Fließen zu bringen, die uns dann auch im äußeren Leben zur Verfügung stehen. Hier befinden wir uns im Wirkungsbereich dessen, was die Esoterik „die innere Eingebung“ oder „das kosmische Bewusstsein“ nennt. Dieses ist jedoch keine Stimme von oben, sondern eine innere Vorstellung, die mehr ist, als wir selbst zu sein glauben – aber weniger, als wir glauben, dass Gott ist. Es ist die Schwelle, über die alles in die Seele zurückfließen kann, was wir mit allen Kräften aus uns selbst entfernten – sei es, dass wir es in den Himmel erhoben oder in die Hölle versenkten, um dann Gott und Teufel über den Umweg unserer Projektionen gegeneinander ausspielen zu können, getreu dem Motto: „Das Böse steckt immer im anderen!“
Achtung
Bevor wir mit der Legung beginnen, d.h. die Karten aus dem fächerförmig in der Hand gehaltenen oder auf einer Unterlage ausgebreiteten Bündel ziehen, vermischen wir das Ganze so, dass ein Teil der Trümpfe „verkehrt“ im Kartenpaket liegt.
Im Weiteren ist es für den Ungeübten empfehlenswert, mit der dritten Legegruppe zu beginnen (Legesysteme VII-IX). Hier liegt der Schwerpunkt darauf, was in einer bestimmten Situation gegeben ist bzw. war und was in einer gegebenen Situation getan werden kann oder muss.
I Baphomet
Fragestellung
Diese Legemethode ist sehr willkommen, wenn wir keine gezielte Frage stellen, sondern einfach unser Unbewusstes befragen möchten, welche Teile außerhalb der üblichen Sichtweise, wie wir uns selbst wahrnehmen, entwickelt werden wollen. Damit befinden wir uns im Bereich paradoxer, nicht mit den Mitteln der Logik verständlicher innerseelischer Prozesse. Sie enthüllen dem Bewusstsein unzugängliche Teile der Seele, denen man sich oft schutzlos ausgeliefert fühlt (obwohl sie zu einem selbst gehören) und die man deshalb meist in ihren äußeren Projektionen bekämpft. Hier stehen Fragen im Blickpunkt wie:
Was bringe ich an eigenen inneren Bildern in eine Situation mit ein?
Wie bilde (rekonstruiere) ich mir die gegebene Lage mit Hilfe meiner Sinne, und welchen Anteil habe ich am Entstehen dieser Situation?
Allegorie (Die Invokation des Baphomet)
Im ersten Aeon war ich der Große Geist.
Im zweiten Aeon kannten mich die Menschen
als den Gehörnten Gott, als Pangenitor Panphage.
Im dritten Aeon war ich der Finstere, der Teufel.
Im vierten Aeon erkennen mich die Menschen nicht,
denn ich bin der Verborgene.
In diesem neuem Aeon erscheine ich vor euch als Baphomet,
der Gott aller Götter, der bestehen wird bis zum Ende der Erde.
Pete Carroll: Psychonautik
Liber Null, Teil II, S. 37
Verlag Edition Magus
Deutung
1. Der Große Geist (Das Ich)
Diese Karte zeigt das Große Ich, das mehr ist, als du bist, und trotzdem ist es nichts, was außerhalb von dir ist. Möglicherweise ist es das, was du Gott nennst, vielleicht tarnt es sich aber auch als Schatten. Auf jeden Fall kümmert es sich um deine Interessen und kann daher von dir auch in persönlicher Weise angerufen werden.
2. Der Gehörnte (Das Du)
In dieser Karte begegnest du deinen unbewussten, tief СКАЧАТЬ