Herzstücke in Oberbayern. Christine Metzger
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Название: Herzstücke in Oberbayern

Автор: Christine Metzger

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Herzstücke

isbn: 9783734323553

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СКАЧАТЬ passt nicht mehr. Der Förster von heute verbringt 80 Prozent seiner Zeit am Schreibtisch, und seine Dienstwohnung ist längst nicht mehr das Forsthaus.

      Dass sich diese Häuser anders nutzen ließen, erkannte man früh – Waldspaziergänge machen bekanntlich durstig. So erhielt das um 1880 erbaute Forsthaus Hubertus im Ebersberger Forst bereits 1955 die »Belieferungszusage« einer Brauerei. Die heutigen Wirtsleute haben es mit viel Deko geschmückt, die bestimmt kein Förster in Wohnung oder Garten hatte, aber drinnen wie im Biergarten sitzen Sie gemütlich, die Küche bietet regionale und Bio-Produkte, Service und Preis stimmen. Das mitten im Wald gelegene Wirtshaus ist ein ideales Ausflugsziel für Familien: Sie können die Kinder getrost aus den Augen lassen, hier toben sie ungefährdet. Entsprechend familienorientiert ist auch das Veranstaltungsprogramm. Im Sommer findet das Waldfest statt und in der Adventszeit kommt der Nikolaus mit Rauschebart und Engelein in seiner Kutsche angefahren. Wenn Petrus dann noch mitspielt und den »Silberwald« liefert, können Sie über mangelnde Romantik nicht klagen.

      Forsthaus St. Hubertus · Mitte März–Mitte Jan. Do–Sa ab 17.30, So 11–18 Uhr St. Hubertus 1 · 85560 Ebersberg · Tel. 08092/857 99 96 · www.forsthaushubertus.de

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      02

       RÜCKSCHÜTTMÜHLENROMANTIK

      Die Kinder, sagt man gerne, wenn Gespräche mal wieder in Richtung Kulturpessimismus driften, wüssten nicht mehr, wie unsere Lebensmittel entstehen. Aber wissen’s die Eltern? Haben die eine Ahnung, was eine Rückschüttmühle ist? Dann wird’s höchste Zeit für einen Familienausflug nach Forstinning. Die Wolfmühle gehört zu den wenigen noch aktiven Getreidemühlen, und die Besitzer, die das Unternehmen schon in der vierten Generation betreiben, haben sie zu einem Ziel für naturferne Städter gemacht. Auf der Terrasse am Bach sitzt man wunderschön, es finden Mühlenführungen statt, einmal im Jahr wird das Mühlenfest gefeiert. Und was auf den Tisch kommt oder im Laden verkauft wird, ist alles bio.

      Wolfmühle 1 · 85661 Forstinning · Gartencafé März–Okt. So 12–18 Uhr, Laden Di–Fr 9–18, Sa 8–13 Uhr · jeden Pfingstmontag Mühlenfest · www.wolfmuehle.de

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      03

       PLANEGG: SCHLEMMEREGG

      Wenn die Einheimischen behaupten, sie hätten die beste Eisdiele und die Schnitzel beim »Kottmeier« seien einfach sensationell, ebenso exquisit wie die Kreationen des lokalen Konditors, müssen Sie ihnen nicht glauben. Lokalpatriotismus treibt oft bunte Blüten.

      Entdecken Sie aber Autokennzeichen, die beweisen, dass Genießer auch aus anderen Landkreisen zum Pe.Es. Kottmeier pilgern, oder sehen die Schlangen, die sich vor dem Café Richter oder dem Purogelato stauen, weicht die Skepsis. Wirklich beurteilen, ob die Planegger angeben oder nicht, kann jeder nur selbst. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie schneidet Planegg kulinarisch ab? Lokalpatriotismus oder Schlemmeregg?

      Pe.Es. Kottmeier · Bräuhausstr. 18 · Garten an der Würm · pe-es.de · Café Richter · Bahnhofstr. 47 Kuchen, Torten · cafe-richter.de · Purogelato · Poststr. 4 · hausgemachtes Eis

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      04

       ISMANING: OBATZT IS!

       Wo bleibt Brüssel? Wie kann es angehen, dass ein wildes Volk im Süden Deutschlands macht, was es will, und niemand herbeieilt, um eine regionale Käsespezialität ins Raster der EU-Normen zu pressen? Agieren in Brüssel bayerische Obatzder-Lobbyisten, fließen Bestechungsgelder zum Erhalt der Vielfalt?

      Die einen schwören auf Kümmel, was andere zurückweisen – sie würzen nur mit mildem Paprikapulver. Camembert oder Brie? Vermengt mit einem Stich Butter oder Frischkäse? Auch bei den Zwiebeln scheiden sich die Geister: gar nicht, fein gewürfelt beigemischt oder als Ringe drapiert. Gleich wie er zubereitet wird, ob er mild schmeckt oder kräftig – die Wirte dürfen ihr Produkt Obatzder nennen und miteinander in Wettstreit treten, wer den besten kreiert. Dabei schneidet der Gasthof zur Mühle in Ismaning besonders gut ab. Ein Bier, eine Brezn zum Obatzdn, Kastanien und das Rauschen des Bachs, der früher die Jungmüllersche Mühle antrieb – der Gasthof mit dem schönen Biergarten ist seit vier Generationen im Besitz der Familie Seidl.

       image In dem hübschen Schloss-park von Ismaning blieb ein Pavillon erhalten, der als Galerie dient. Dort finden wechselnde interessante Ausstellungen statt.

      »Wo Wasser ist, dreht sich immer was«, war das Motto von Johann, der das Anwesen erwarb. Sohn Anton erbaute 1894 die Gastwirtschaft, die – denkmalgeschützt – noch heute erhalten ist. Was seine Nachfahren mit Wasser machen würden, ahnte Johann nicht: Das Hotel bietet Pool und Sauna, in den Konferenzräumen steht Wasser bereit für die Geschäftsleute, die hier tagen. Die Verkehrsanbindung ist ideal. Seit 1992 der neue Münchner Flughafen eröffnet wurde, lautet das Motto: »Wo Flugzeuge sind, dreht sich immer was.« In puncto Geschäftsessen bietet die Küche Feinstes auf internationalem Niveau. Die Tradition kommt dabei nicht zu kurz: Im Biergarten dürfen Sie noch immer die eigene Brotzeit mitbringen. Auch den Obatzdn, wenn Sie meinen, dass Sie ihn besser machen als der Koch der Mühle.

      Gasthof und Hotel zur Mühle · Kirchplatz · 85737 Ismaning · Tel. 089/96 09 30 www.hotel-muehle.de

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      05

       KRAUT FÜR DEN BISCHOF

       Gibt es Steigerungsformen von Kraut? Im Bairischen schon: »krauterer, krautest«. »Dees krauteste Kraut werd z’ Ismaning baut«, lautet ein alter Spruch. Ein anderer reicht ebenfalls weit zurück, ein Seufzer, der erstmals 1509 erklang: »Oh mei, oh mei: Uns hams ghaut. Hätt man bloß koa Bischofskraut!«

      Ghaut. Auf Hochdeutsch klingt das dramatischer: vom Schicksal geschlagen. Ein hartes Los trugen sie also, die Ismaninger. Und das fast 300 Jahre lang. Bis zur Säkularisation band der Pakt die Bauern, den sie 1509 mit Bischof Philipp von Freising geschlossen hatten. Der überließ ihnen die Krautäcker als Gemeineigentum und forderte als Gegenleistung, »jährlich zu der Hofhaltung zu Freising 2500 zeitige Krautköpf zu liefern«. Und zwar das »schenst und sauberst ausklaubte« Kraut. Die kirchlichen Herren wussten schon immer, was gut war, und das Kraut aus Ismaning war nun mal das »krauteste«. Das lag einerseits am Boden (Kalktuff), andererseits an der Sorte, die die СКАЧАТЬ