Название: Die Kunst des Krieges
Автор: Сунь-цзы
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Reclams Universal-Bibliothek
isbn: 9783159618777
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3.4. Nun, der Feldherr ist eine Stütze des Landes. Ist die Stütze umfassend, dann ist das Land bestimmt stark. Ist die Stütze lückenhaft, dann ist das Land bestimmt schwach. Das Unheil, das der Fürst in seinem vom Kriegsgeschehen weit entfernten Palast der Armee zufügen kann, ist dreifacher Art. Er weiß nicht, dass die Armee zu einem Vormarsch nicht fähig ist, aber er heißt sie vorzurücken. Er weiß nicht, dass die Armee zu einem Rückzug nicht fähig ist, aber er heißt sie, den Rückzug anzutreten. Das nennt man »der Armee einen Strick umbinden«. Weiß der Fürst über die Angelegenheiten in den drei Armeen50 nicht Bescheid, will aber an der Verwaltung der drei Armeen mitwirken, dann geraten die Armeeangehörigen in Verwirrung. Weiß der Fürst über die in den drei Armeen vorgenommenen Abwägungen hinsichtlich der sich laufend verändernden Umstände nicht Bescheid, will aber am Kommando über die drei Armeen mitwirken51, dann kommen bei den Armeeangehörigen Zweifel auf, und sie verlieren das Vertrauen in den Feldherrn. Kommt in den drei Armeen Verwirrung auf und steigen auch Zweifel auf, dann wird sich das Verhängnis eines Angriffs seitens feindlicher Lehensfürsten einstellen. Das nennt man »die eigene Armee in ein Chaos zu stürzen und den Feind zum Sieg zu führen«.
3.5. Es gibt fünf Umstände, in denen man im Voraus wissen kann, dass ein Sieg möglich ist. 1. Weiß der Feldherr, unter welchen Bedingungen ein Waffengang möglich und unter welchen Bedingungen ein Waffengang nicht möglich ist, dann ist ein Sieg möglich. 2. Versteht es der Feldherr, wo, wann und wie sowohl eine Menge als auch eine kleine Zahl von Soldaten geschickt einzusetzen sind, dann ist ein Sieg möglich. 3. Wünschen im eigenen Land die Oberen und die Unteren das Gleiche, dann ist ein Sieg möglich. 4. Tritt man mit eigener Kampfbereitschaft der nicht vorhandenen feindlichen Kampfbereitschaft entgegen, dann ist ein Sieg möglich. 5. Ist der Feldherr fähig und hemmt der Fürst ihn nicht, dann ist ein Sieg möglich. Diese fünf Umstände weisen den Weg zum Wissen, dass ein künftiger Sieg möglich ist.
Also sagt man: Weiß man über das Gegenüber Bescheid und weiß man über sich Bescheid, dann werden hundert Waffengänge kein Unheil bringen. Weiß man über das Gegenüber nicht Bescheid, weiß man aber über sich Bescheid, dann kann ein Sieg, aber auch eine Niederlage die Folge sein. Weiß man über das Gegenüber nicht Bescheid, und weiß man über sich nicht Bescheid, dann bringt jeder Waffengang bestimmt Unheil.
4. Kapitel
Die Gestaltung52 einer möglichst günstigen militärischen Ausgangslage
4.1. Meister Sun sagt: Wer sich früher gut auf Kriegführung verstand, schuf sich zunächst eine Ausgangslage, in der er nicht besiegt werden konnte, um auf eine Konstellation, in der der Feind besiegt werden konnte, zu warten. Die Schaffung einer Ausgangslage, in der man vom Feind nicht besiegt werden kann, hängt von einem selbst ab. Die Entstehung einer Konstellation, in welcher der Feind besiegt werden kann, hängt von Entwicklungen auf Seiten des Feindes ab. Wer sich daher gut in der Kriegführung versteht, vermag sich zwar eine Ausgangslage zu sichern, in der er nicht besiegt werden kann, aber er vermag es nicht, allein gestützt auf eigene Vorkehrungen den Feind in eine Konstellation zu versetzen, in welcher dieser mit Sicherheit besiegt werden kann. Daher sagt man: Man kann im Voraus wissen, dass ein Sieg möglich ist, aber man kann ihn nicht allein gestützt auf eigene Vorkehrungen, koste es, was es wolle, herbeiführen. Wer nicht besiegt werden kann, hält seine Stellung. Wer siegen kann, der greift an. Hält man die Stellung, dann deshalb, weil die Kräfte für einen Angriff nicht ausreichen. Greift man an, dann deshalb, weil man über ausreichende Kräfte verfügt. Wer sich gut im Halten der Stellung versteht, verbirgt sich gleichsam tief unter der Erde53, so dass er unangreifbar ist. Wer sich gut auf einen Angriff versteht, tritt gleichsam wie vom höchsten Punkt des Himmels aus, mit unwiderstehlicher Wucht, plötzlich in Aktion, so dass der Feind ihm wehrlos ausgeliefert ist. Daher kann er einen umfassenden Sieg erringen und dabei sich selbst unversehrt bewahren.
4.2. Übertrifft man, wenn man den Sieg voraussieht, nicht das Wissen, das auch schon die Menge über den künftigen Sieg besitzt, dann ist das nicht das Gute vom Guten, denn man sollte die Siegchancen bereits in einem viel früheren Stadium erkennen beziehungsweise dann, wenn in den Augen der Menge alles auf einen sicheren Sieg hindeutet, sich abzeichnende Tendenzen, die auf eine Niederlage hinweisen, rechtzeitig wahrnehmen und Maßnahmen gegen diese ergreifen. In einem spektakulären Waffengang einen Sieg zu erringen und dann deswegen von den Leuten unter dem Himmel für gut befunden zu werden, ist nicht das Gute vom Guten, optimal ist es vielmehr, eine Auseinandersetzung mittels Strategemen oder diplomatischen Mitteln ohne Waffengang zu gewinnen, so dass die Menschen einen solchen Sieg ohne Waffeneinsatz gar nicht wahrnehmen und natürlich auch kein Lob spenden.
Hebt man ein im Herbst neu gewachsenes winziges Flaumhaar eines Wildtiers empor, so ist das nicht ein Zeichen von viel Kraft. Erblickt man Sonne und Mond, so ist das nicht ein Zeichen besonders scharfsichtiger Augen. Vernimmt man einen Donnerschlag, dann ist das nicht ein Zeichen besonders hellhöriger Ohren. Wer im Altertum als jemand, der sich gut in der Kriegführung verstand, bezeichnet wurde, war einer, der über einen infolge der erfolgreichen Gestaltung der eigenen Ausgangslage und des Abpassens oder der Gestaltung einer günstigen Konstellation leicht zu besiegenden Feind siegte. Wenn daher einer, der sich wirklich gut auf einen Waffengang versteht, einen Sieg erringt, dann benötigt er gar keinen Waffengang. Daher erregt der Sieg, den er erringt, weil er nicht wahrgenommen wird, kein Aufsehen, daher glänzt er nicht infolge außergewöhnlicher militärischer Siege, daher verfügt er nicht über den Ruf eines Weisen, und daher erwirbt er, da er sich in einem Keimstadium der Auseinandersetzung mit Weisheit im Verborgenen durchgesetzt und nicht mit Streitmacht vor aller Augen gesiegt hat, keine auf Kühnheit gründenden Verdienste. Erringt er daher den Sieg, ohne eine Fehlleistung zu begehen, und führen, da er keine Fehlleistung begeht, die von ihm ergriffenen Maßnahmen den sicheren Sieg herbei, dann deshalb, weil er infolge seiner Gestaltung der Ausgangslage für die Erringung des Sieges und des Wartens auf eine oder der Herbeiführung einer günstige(n) Konstellation einen bereits der sicheren Niederlage geweihten Feind besiegt. Wer sich daher gut in der Kriegführung versteht, versetzt sich zunächst in eine Lage, in der ihm keine Niederlage beigebracht werden kann, und danach verpasst er keine sich ihm bietende Gelegenheit, dem Feind eine Niederlage beizubringen. Daher schafft eine siegreiche Streitmacht zunächst die Bedingungen für einen Sieg und sucht erst dann den Waffengang mit dem Feind. Eine der Niederlage geweihte Streitmacht beginnt zuerst einen Waffengang und sucht erst dann auf gut Glück nach Bedingungen für die Herbeiführung eines Sieges. Wer sich gut in einem Armeeeinsatz versteht, pflegt den Weg zur Gewährleistung einer guten Ordnung im eigenen Land und hegt die Mittel zum Aufbau einer schlagkräftigen Armee. So kann er zum Herrn über Sieg und Niederlage werden.
4.3. Im Buch Kriegskanon54 heißt es: Man benutzt fünf Schritte, um die Möglichkeit eines Sieges zu ermessen. Erstens: Einschätzung; zweitens: Bemessung; drittens: Zahlen, viertens: Gleichgewicht, fünftens: Sieg. Aus der Größe des eigenen Landesgebiets ergibt sich eine Einschätzung der verfügbaren Ressourcen. Aus der Einschätzung der verfügbaren Ressourcen ergibt sich eine Bemessung der eigenen militärischen Kapazitäten. Aus der Bemessung der eigenen Kapazitäten ergeben sich Zahlen betreffend die eigene militärische Stärke. Aus diesen Zahlen ergibt sich ein Gleichgewicht zwischen der militärischen Stärke und der konkreten Lage des Landes. Aus diesem Gleichgewicht ergibt sich die Grundlage für einen Sieg in einem Krieg.55
Wenn somit die Gestaltung der Ausgangslage für einen Sieg bestmöglich durchgeführt worden ist, dann gleicht die siegreiche Streitmacht dank ihrer Übermacht einer Yi-Gewichtseinheit, gegen die eine Zhu-Gewichtseinheit56 abgewogen wird. Die der Niederlage geweihte Streitmacht gleicht einer Zhu-Gewichtseinheit, gegen die eine Yi-Gewichtseinheit abgewogen wird.
4.4. СКАЧАТЬ