Dealer, Rapper, Millionär. Die Autobiographie. 50 Cent
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СКАЧАТЬ hatte, fuhren alle dicke amerikanische Wagen und trugen scharfe Anzüge mit teuren Schuhen. Als ich ungefähr zehn war, bemerkte ich jedoch eine Veränderung: Andere Leute hatten nun das Geld, die Macht und das Sagen bei uns im Viertel. Die neue Generation bestand aus lauter Teenagern, die kleinere, ausländische Wagen wie Mercedes, Audi und Saab fuhren. Sie trugen Sportanzüge mit brandneuen Turnschuhen und behängten sich mit dem größten und klobigsten Goldschmuck, den sie sich nur leisten konnten.

      Einer von diesen neuen Jungs war Sincere. Seine Tante lebte im Haus nebenan, und sein Großvater wohnte auch nur zwei Blocks entfernt. Er gehörte praktisch zur Familie. Manchmal sah er mich auf der Straße, wenn ich gerade nichts zu tun hatte. Meine Turnschuhe waren zerrissen, meine Kleider waren dreckig, meine Haut voller Asche. Dann öffnete er die Tür seines BMW und ging einfach mit mir einkaufen. Und zwar nicht bloß um die Ecke. Wir fuhren runter zum großen Einkaufszentrum in der ­Jamaica Avenue, wo wir zu Pop’s gingen. Dort kaufte er mir Jogginganzüge von Fila und alle möglichen Turnschuhe: Ellesse, Lotto, adidas, Nike. Als es draußen kühler wurde, kaufte er mir eine Jacke von Starter. Das war alles ganz toll, weil die Sachen, die er mir kaufte, auch noch gut zusammenpassten – es war nicht dieses Zeug vom Wühltisch. In Brooklyn wurden Leute für diese Sachen beraubt und umgebracht; ich bekam sie umsonst. Ich trug das Zeug, das er mir schenkte, sogar im Haus, wo mich niemand sehen konnte. Weil mir meine Großmutter keine Kleider kaufte, konnte sie mir auch nicht befehlen, etwas auszuziehen oder für einen „besonderen Anlass“ zu schonen.

      Meine Großmutter tat für mich, was sie konnte, aber sie hatte schon eine ganze Reihe hungriger Mäuler zu stopfen gehabt. Als sie ihre Kinder großzog, kosteten Turnschuhe ein paar Dollar. Damals kosteten sogar die guten Markenschuhe kaum mehr als zwanzig Dollar. Die Turnschuhe, die ich wollte, kosteten aber locker fünfzig Dollar, und die richtig geilen Teile waren nah an der Hundertermarke. Das erschien ihr völlig sinnlos. In ihrer Welt bekam man für fünfzig Dollar einen guten Wintermantel und ein paar Hosen, nicht nur ein Paar Turnschuhe. Wie konnte ich sie also guten Gewissens um ein Paar Air Jordans bitten, die ein Heidengeld kosteten? Das ging nicht.

      Meine Tanten und Onkel hätten nicht knapper mit Geld sein können. Einem nackten Mann greift man bekanntlich nicht in die Tasche, und wenn ich sie um Geld bat, dann war das wie eine Beleidigung: „Fünf Dollar? Wofür? Willst du sie ‚leihen‘, oder willst du, dass ich dir die fünf Dollar schenke? Hau mich bloß nie wieder um Geld an!“

      Der Einzige, der sich jemals um mich sorgte, war Onkel Harold. Er hatte eine haitianische Frau namens Sharon geheiratet, deren Familie große Mengen von Marihuana und Kokain von Mexiko durch den Südwesten schleuste. Dafür, dass er ihnen die Verantwortung für ihre Schwester abgenommen hatte, verschafften die neuen Schwager meinem Onkel einen Posten in ihrem Unternehmen. Es dauerte nicht lange, bis es ihm finanziell gut genug ging, dass er sich ein Haus in Miami kaufen konnte, außerdem mietete er noch ein Apartment in Houston, von wo aus er arbeitete. Bevor er ganz nach Miami zog, kaufte er mir einen Motorroller als Ersatz für den, den man mir gestohlen hatte.

      Der Mann von Tante Karen, Onkel Trevor, machte mir gern mal eine kleine Freude, obwohl er gar kein Blutsverwandter war. Jedes Mal, wenn sich unsere Pfade kreuzten, hatte Trevor etwas für mich. Seine jamaikanische Gang war berüchtigt. Als ich jünger war, wusste ich nicht viel über sie, aber ich bemerkte, dass die Typen, die ich für stark hielt, jedes Mal ganz nervös wurden, wenn Trevor oder seine Leute vorbeikamen. Ich verstand das nicht. Für mich war Onkel Trevor einfach ein netter Kerl, der gut verdiente und sein Geld mit den Leuten um ihn herum teilte. Selbst nachdem Trevor eingesperrt und zu dreizehn Jahren verurteilt worden war, betrachtete ich ihn nicht als schlechten Menschen. Einmal besorgte er meiner Großmutter sogar einen brandneuen Mercedes 190 E, weil ihr Oldsmobile ständig eine Panne hatte. Das war 1985, als dieser Mercedes noch eine verdammt heiße Schüssel war. Mein Großvater und ich fingen an, solche Scheiße zu reden wie: „Warum kriegt sie ein Auto?“

      Das waren die einzigen Leute aus meinem Bekanntenkreis, von denen ich wusste, dass sie in der Lage waren, etwas für jemand anderen außer sich selbst zu tun – und sie alle vertickten Drogen. Alle Dealer waren großzügig – bis auf meinen Cousin Brian. Der gab niemals irgendjemandem irgendetwas. Hauptsächlich kümmerte sich Sincere um mich. Wenn ich mit ihm unterwegs war, konnte ich sehen, dass ihn alle mit Respekt behan­delten. Die Ladenbesitzer begrüßten ihn, als gehöre er zur Familie, und die anderen Dealer sahen zu ihm auf. Ich mochte das Gefühl, das ich hatte, wenn ich mit Sincere unterwegs war. Man konnte mir auf keinen Fall weismachen, dass Dealen etwas Schlechtes war. Das waren die Leute, mit denen ich aufwuchs. Sie waren meine Vorbilder.

      Zu jener Zeit, damals, in der ersten Hälfte der Achtziger, war ­Kokain noch eine Freizeitdroge. Meine Tanten und Onkel – Star, Johnny und Jennie (der in einem noch schlimmeren Zustand aus der Army entlassen wurde als Johnny aus der Navy) –, sie alle nahmen Kokain. Sie trafen sich mit ihren Freunden, zogen ein paar Bahnen und gingen dann aus. Wenn sie zurückkamen, zogen sie noch ein paar Bahnen und soffen, bis sie am Nachmittag des nächsten Tages schlafen gingen. Ich wurde dann morgens von all dem lauten Gerede wach und fand sie in denselben Klamotten im Wohnzimmer sitzen, die sie getragen hatten, als ich ins Bett gegangen war. Sie hatten immer so viel Spaß, dass niemand Nachschub besorgen gehen wollte, wenn das Koks alle war. Also schickten sie mich runter zu ­Brians Haus, um ihnen ein paar dicke Alberts zu holen. Ein „dicker Albert“ war ungefähr ein Viertelgramm Kokain, in Alufolie oder einen Fetzen Plastik eingewickelt, das für fünfundzwanzig Dollar verkauft wurde. Brian ging noch zur Highschool. Mit anderen Worten: Er war in dem Alter, in welchem er eigentlich die Highschool hätte besuchen sollen, aber ich sah ihn nie mit Büchern oder über seinen Hausaufgaben sitzen. Wenn ich ihn sah, war er herausgeputzt und wie frisch aus dem Ei gepellt. Er hing mit Kerlen herum, die viel älter als er selbst waren und Pontiac Bonnevilles mit Weißwand­reifen fuhren. Aber wie ich schon sagte: Obwohl er mein Vetter war, schenkte er mir nie etwas.

      Einmal hatte ich fünfzig Dollar in der Tasche und besorgte bei Brian ein paar Alberts. Er trug ein brandneues Paar Turnschuhe, und fünf oder sechs Schachteln mit Tretern, die er noch nicht einmal angehabt hatte, stapelten sich in seinem Zimmer. Es war mit das Verrückteste, das ich je gese­hen hatte. Es sah aus wie in einem dieser Schuhgeschäfte, in die Sincere mit mir ging. Ich fragte Brian, ob er mir nicht ein neues Paar Turnschuhe kaufen wollte, weil die, die ich hatte, völlig ausgelatscht waren. Ich zeigte ihm die Sohlen meiner Lottos. Ein zerrissener Socken und die Spitze meines großen nackten Zehs schauten heraus, als wollten sie hallo sagen. Dieser Nigger Brian lachte mich aber aus, zählte das Geld, das ich ihm gege­ben hatte, gab mir die zwei Alberts und schickte mich wieder fort. Ich dachte so was wie: „Scheiß auf ihn.“ Danach ging ich nie wieder zu Brian, um irgendetwas zu besorgen. Von da an ging ich zu Sincere.

      Doch es kam die Zeit, als mir auch Sincere keine Kleider oder Turnschuhe mehr kaufen wollte. Sincere begann sich zu verändern. Mel und Jack, zwei von den älteren Jungs aus dem Viertel, hatten seinen Großvater gekidnappt und verlangten Lösegeld. Mel und Jack waren dieselben zwei Kerle, die sich auch auf Banküberfälle spezialisiert hatten. Die Zeiten änderten sich, aber Typen wie sie weigerten sich, sich mit ihnen zu ver­ändern. Es mangelte ihnen an der Finesse und der Geduld, die das Drogengeschäft erforderte, also klammerten sie sich an ihren alten Haurucktaktiken fest. „Übernahme“ – so nannten sie es. Überfälle am helllichten Tag: „Alle auf den Scheißfußboden – mach den Safe auf, du Schlampe.“ Fast immer hatten sie es auf die Kohle im Safe abgesehen, denn dort lagerte das wahre Geld. Das Geld an der Kasse war nur Kleinkram und oft registriert. Das Geld im Safe war vielleicht auch mit einer Seriennummer registriert, aber es war in jedem Fall ein besserer Gegenwert zu dem Risiko, das man einging, wenn man Wächter, Kunden und Angestellte mit dem Gesicht auf dem Fußboden mit der Waffe in Schach hielt wie in den Tagen von Al Capone. Dann begannen sie auch noch Drogen einzuwerfen, als wären sie nicht schon verrückt genug.

      Sincere sagte, ich müsste über solche Sachen die Klappe halten. Das brauchte er mir gar nicht zu sagen, denn die ganze Angelegenheit machte mir auch so schon gehörig Angst. Ich dachte: Was soll das denn jetzt? Diese ganze Scheiße ergab für mich einfach keinen Sinn. Ich СКАЧАТЬ