Tales of Beatnik Glory, Band III (Deutsche Edition). Ed Sanders
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СКАЧАТЬ aus einer der Kirchen mitgenommen, die der Klan in Brand gesteckt hatte. Als er Johnny zur elektrisch verstärkten Gitarre singen hörte, kam ihm die Idee, dass sein Sohn auf den Versammlungen singen könnte. Ethrom gab ihm einige Texte: »Ich möchte, dass du daraus ein Lied machst und es Morgen singst, wenn wir zur Beulah-Bethel-Kirche hinausziehen wegen dieser Sache mit der Registrierung der Stimmberechtigten.«

       Die Armeen der Weißen marschieren

       Marschieren für Jesus und den Ruhm

       Die Armeen der Weißen

       Retten die Südstaaten

       Aus Satans Sowjetgeschichte

      Johnny Ray konnte kaum das Lachen unterdrücken. Ethrom wollte das Lied zu einer Melodie von Hank Williams gesungen haben, und Johnny zerriss absichtlich eine Saite — pling! sodass sie seitlich von der Gitarre herunterhing.

      »Schon gut so, Junge, spiel weiter.«

      Sein Vater versank von Zeit zu Zeit in einer geifernden, seinen ganzen Körper zum Beben bringenden Grausamkeit. Der Begriff der permanenten Aggression war zwar noch nicht in Gebrauch, aber der an Heftigkeit ständig zunehmende Drang, sich in Terrorakten auszutoben, meldete sich in regelmäßigen Abständen. Für Ethrom gab es nichts Erregenderes, als zuzusehen, wie eine Kirche niederbrannte, oder zur Schlafenszeit in die Häuser von Leuten einzubrechen, die mit der Registrierung der Stimmberechtigten zu tun hatten, um sie zusammenzuschlagen. Die akustische Erinnerung an den dumpfen Schlag, welcher Talbots des Großen Karriere als Footballspieler ruiniert hatte, war für ihn immer noch etwas, was er genoss.

      Er musste diese Dinge vor Mattie Farlo verbergen. Als im Verlauf des Sommers ’66 die Gewalt zunahm, ließ sie ihn wieder und wieder schwören, dass er nichts damit zu tun hatte.

      Als er festgenommen wurde und später wegen einer Kirchenbrandstiftung vor Gericht kam, musste er aufwendigere Ausreden erfinden. Johnny Ray verstand nicht, warum sich sein Vater solche Sorgen machte, da doch der Richter in dem Prozess ein Mitglied des Klans war.

      Aber da es ein Geschworenengericht war, konnte der Richter den Urteilsspruch nicht einfach vorwegnehmen. »Die Kommunisten schicken Agenten von Russland bis hierher, um sicherzugehen, dass das Gericht mich schuldig spricht!«, meinte Ethrom unter Tränen zu Mattie Farlo und konnte sie damit beinahe überzeugen. Am Tag, bevor die Gerichtsverhandlung beginnen sollte, versammelte sich die Familie in Matties Haus zum Gebet und bat darum, von allen Atheisten und kommunistischen Rassenvermischern erlöst zu werden, und darum, dass Ethrom aus dieser Angelegenheit siegreich hervorgehen möge.

      Die Gerichtsverhandlung fand am anderen Ende des Staates statt, deshalb beschloss Ethrom, bei dortigen Klanmitgliedern zu übernachten. Abends patrouillierten die Secret Six durch die Straßen, in denen die Geschworenen wohnten, und hinterließen Flugblätter mit der Aufschrift THE KLAN IS WATCHING YOU auf Windschutzscheiben und an der Tür zur Gemischtwarenhandlung, wo sie ihre Milch und Brot einkauften. Johnny Ray musste in die Schule und blieb deshalb zu Hause. Er war froh darüber. Das Haus gehörte nun ihm!! Tante Mattie kam jeden Abend herüber, um ihm das Essen zu machen, dann kehrte sie wieder zurück in ihr Haus. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Johnny Ray ganz allein war. Es war wunderbar. Er konnte lesen, was er wollte, und die Sachen offen liegen lassen. Er konnte die ganze Nacht lang Gitarre spielen und Platten hören.

      Er hatte an Talbot geschrieben, ob man ihm ein Tonbandgerät besorgen könnte, also schickten wir ihm ein schönes handbemaltes Wollensak-Spulengerät, das mir Andy Warhol geschenkt hatte. Es hatte einen Siebdruck von einer der berühmten Blumen von Warhol vorne auf dem Aluminium. Dieses Wollensak von Warhol kam an, als Ethrom Slage gerade vor Gericht stand.

      Man hatte erwartet, dass die Verhandlung mindestens ein bis zwei Wochen dauern würde, doch wurde Ethrom bereits nach drei Tagen freigesprochen. Ein Konvoi mit Kerlen aus dem Klan fuhr in Richtung Birmingham und veranstaltete ein Hupkonzert. Johnny fragte sich, was los war, als er aus der Ferne das Gehupe hörte, kam aber nicht auf die Idee, dass das sein Vater sein könnte.

      Ethrom soff aus Krügen so groß wie Einmachgläser und brüllte, als wäre der Krieg zu Ende. Er wollte nicht, dass Mattie Farlo ihn beim Trinken erwischte, also hielt er seinen Wagen am Ende der Straße, die vom Haus wegführte, um den schwarzgebrannten Whisky in einer alten abgestorbenen Föhre zu verstecken, die in der Familie »regloser Baum« genannt wurde und Spechtlöcher hatte, groß genug, um ein Gefäß darin zu verbergen.

      Warhols Wollensak war in Johnnys Schlafzimmer. Er hatte sich ein paar Bänder angehört, die wir ihm geschickt hatten. Der alte Verstärker der Fugs stand auf dem Waschbecken und Dylans Gitarre lag auf dem Polster und war mit einem selbstgebastelten Kabel, das Johnny aus einem alten Radio von der Müllkippe gebastelt hatte, an den Verstärker angeschlossen.

      Ethrom war im Haus, bevor Johnny alles verstecken konnte.

      Ethrom blickte betrunken und verwundert auf das mit Blumen bemalte Tonbandgerät. Er nahm die Schachteln für die Tonbänder, um zu lesen, was darauf geschrieben stand.

      »Was ist da drauf auf der Maschine, Junge? Spiel es vor.«

      Johnnys Hand warf einen Schatten auf die Blume von Warhol, als er die »Play«-Taste drückte.

      Es war ein Tonband von den Begräbnisfeierlichkeiten für die Opfer des Bombenanschlags von Birmingham. Talbot war nach seiner Begegnung mit Johnny Ray zu dem Begräbnis gefahren. Wir hatten einen Brocken Mörtel von der Kirche, in der die Bombe explodiert war, auf meinem Schreibtisch im Peace Eye Bookstore stehen.

      Auf dem Band, das Johnny Ray seinem Vater vorspielte, beendete Martin Luther King gerade seine Rede zum Gedenken an die Opfer, und dann setzte der Trauergesang der versammelten Gemeinde ein, mit einer die Seele erschütternden Strophe aus Pete Seegers Hymne für die Bürgerrechtsbewegung:

       »They won’t die in vain

       They won’t die in vain

       Deep in my heart I do believe

       They won’t die in vain.«

      Als er die Stimme von Martin Luther King hörte, setzte Ethrom sich aufs Bett, rot im Gesicht und bebend, sein Atem kam stoßweise, der Whiskygeruch, der aus seiner Kehle rülpste, mischte sich mit scharfen Magendämpfen. Die Worte »They won’t die in vain« jedoch ließen seinen Hass und seine Wut wieder zurückkehren, sodass er ein Loch durch das Auge des Horus im Verstärker der Fugs, der nun auf Johnnys Bett stand, boxte. »Die Südstaaten werden auch nicht umsonst sterben!« zischte er.

      Diese Ungeheuerlichkeit! Sein Sohn, an den er seine Zukunftsvision geknüpft hatte — sein Sohn, dazu auserkoren, der fesselnde Prophet des Südens zu werden, welcher Ethrom am Liebsten selbst geworden wäre, war von den Kommunisten vereinnahmt worden! Während er an seinen Knöcheln lutschte, die von dem Schlag gegen den Verstärker bluteten, versuchte er seine Fassung wiederzugewinnen.

      »Woher hast du das, Junge?« Ethrom hielt die Gibson hoch.

      »Die ist von Bob Dylan, Daddy.«

      »Von wem?«

      Johnny Ray nahm die Gitarre und fing an »With God on Our Side« zu singen.

      Ethrom packte die Gitarre und schleuderte sie Richtung Wand, um sie zu zerschmettern, СКАЧАТЬ