Tales of Beatnik Glory, Band III (Deutsche Edition). Ed Sanders
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tales of Beatnik Glory, Band III (Deutsche Edition) - Ed Sanders страница 3

СКАЧАТЬ die Platten der Fugs, die entzückende Indian Annie oder Robert-Crumb-Comic-Hefte mit viel Geschick vor den andächtigen Augen von Tante Mattie fernhielt.

      Es war nicht so ganz einfach, einen Platz im Haus zu finden, wo er die Beute aus dem Peace Eye Bookstore verstecken konnte, denn die Räume hatten nach den jahrelangen peinlichen Besuchen von Geldeintreibern etwas Kahles an sich. Eines der Bilder, die sich in Johnnys Bewusstsein eingebrannt hatten, war seine hagere, faltige Mutter, die Blut auf der Zunge hatte, als sie schreiend auf der Veranda stand, während die Geldeintreibertypen die Lampen und Sessel wegräumten und die Versandhausteppiche im Wohnzimmer einrollten.

      Sein Vater versuchte sich in allerlei Berufen — er verkaufte beispielsweise Waffen im Wohnwagen im Hof, arbeitete als Störungssucher bei der Elektrizitätsgesellschaft. Seine aufbrausende Art verhinderte stets, dass er einen Job länger behielt. Einmal ein Jahr arbeitete er einen Plan aus, um Räucherfisch zu vertreiben. Gelegentlich stellte er Fallen für Waschbären auf und verkaufte deren Felle. Einmal bestellte er über Postversand eine transportable Nerzfarm, aber ein Opossum fraß ein Loch hinein und die Nerzbrut entkam in die Wälder. Draußen im Hinterland stand eine alte Hirsemühle, in die Ethrom wutentbrannt Löcher geschossen hatte, als die Sache im Eimer war. Schließlich gab es keine andere Möglichkeit mehr, sich über Wasser zu halten, als durch den Klan. Ethrom besaß gerade noch genug Charisma, um vor brennenden Kreuzen Geld zu sammeln, sodass schwitzende armselige Südstaatler ihre Tücher hochhoben und ein paar feuchte Dollar aus ihren Hosen fischten, wovon Ethrom ein Drittel für sich einbehielt, um auf diese Weise für seine Familie eine Existenz an der Armutsgrenze zu erschnorren.

      Täglich verwendete Ethrom eine gewisse Zeit dafür, um seinen Sohn darauf vorzubereiten, ein Anführer des Klans zu werden. Er war sich sicher, dass sein Sohn »etwas Großartiges« werden würde. Er war von dieser ihn verzehrenden Vorstellung wie besessen. Eine der Aufgaben von Johnny Ray bestand darin niederzuschreiben, was sein Vater von den Ku-Klux-Klan-Versammlungen in Erinnerung behielt, und Briefe und chiffrierte Kommuniqués zu tippen, die Ethrom zu mitternächtlicher Stunde in seinem Pick-up mit den verräterisch klappernden Nocken auslieferte.

      »Eines Tages wirst du über den gesamten Süden herrschen«, versicherte er seinem Sohn. »Amerika verlangt von dir, dass du ein Großer wirst, mein Junge. Du bist der Auserwählte. Du wirst den Süden wieder in seine Ära der Weißen zurückführen.«

      Abends, nachdem Johnny zwei oder drei Stunden lang die Korrespondenz für den Ku-Klux-Klan erledigt hatte, half Ethrom ihm dann immer beim Waschen in einer Schüssel, goss aus einem Krug Wasser über seine Hände und sorgte dafür, dass er einen sauberen Nachttopf unter dem Bett hatte. Dann erzählte er seinem Sohn Gutenachtgeschichten über den Klan, die er von seinem Vater gelernt hatte, über die ruhmreiche Zeit der zwanziger Jahre, als der Klan mächtig genug war, die Präsidentschaftskandidaten zu Fall zu bringen. Manchmal las er seinem Sohn Flugschriften mit Hasstiraden vor, als wären sie Geschichten aus dem Alten Testament. Eines Nachts war er bis in seine eisige Seele hinein erschüttert, als er erfahren musste, dass 80 Prozent der Psychiater in Alabama Juden waren. Er hatte darüber in einem Stapel von Flugblättern des Klans gelesen, die an diesem Tag aus der Druckerei kamen. »Sie bringen die Nichtjuden in die abgelegene Wildnis von Alaska und nehmen dann Lobotomien an ihnen vor. Weißt du, was eine Lobotomie ist, mein Junge? Da rennen sie dir ein Messer mitten in die Stirn, um dich in einen Atheisten zu verwandeln. Die Regierung macht das andauernd. Es gibt da dieses vom FBI geführte Krankenhaus in Alaska, wo sie einen zum garantierten Kommunisten machen. Du bist dann so etwas wie ein Spielzeugroboter, mein Junge, und wenn sie dich erwischen, hast du dafür zu sorgen, dass das Alte Testament das einzige heilige Buch in Amerika ist! — Das Alllllte Tessstament. Es wird dann kein Neues Tessstament mehr geben.«

      Johnny lief es kalt über den Rücken.

      Die regionale Machtverteilung legte fest, dass örtliche Klanzellen geheime Terrorkommandos bilden sollten. Diese mussten klein sein, gut bewaffnet, mobil und bereit zu töten. Ethrom folgte dem Ruf mit Freuden. Seine Gruppe wurde bekannt als The Secret Six. »Bald«, sagte er mit einem seinen Sohn förmlich durchdringenden Blick, »werden es die Secret Seven sein.«

      Er war der Meinung, er habe die Schlüssel zum Universum an Johnny Ray übergeben, der hart, unerschütterlich und zugleich unbeeindruckt dreinzuschauen versuchte.

      »Verstanden, Junge?«

      Johnny mied seinen Blick.

      »Verstanden, Junge!!!?« Ethrom trat näher an ihn heran und rüttelte an seinen Schultern.

      »Verstanden!?«

      »Verstanden, Dad.«

      Er gab seinem Sohn einen Gutenachtkuss, dann hielt Ethrom an, um sich selbst im Vorzimmerspiegel zu betrachten, und hüpfte aus Freude darüber, dass sein Erbgut sich fortpflanzen würde, dass große Zeiten bevorstanden, mit Geld, Macht, dem Ruf Gottes und der Nation.

      Eine weitere der Pflichten, die Johnny für den Klan erledigen musste, war es, Kreuze aus langen Vierkanthölzern zu zimmern und diese dann in Sackleinwand zu wickeln. Ethrom wollte sie so groß wie möglich haben, aber sie mussten noch auf die Ladefläche des Lastwagens passen. Wenn riesige Kreuze für große Versammlungen benötigt wurden, musste Johnny sie direkt auf der Wiese, wo das Treffen stattfinden würde, sägen, nageln, verklammern und mit Streifen aus Kartoffelsäcken umwickeln.

      Am späten Nachmittag, nachdem er das Kreuz eingewickelt hatte, machte er sich auf den Weg zur geheimen Lichtung im Wald und hackte den Rasen mit einem Grabeisen auf. Er legte das Kreuz neben das Loch und stellte in der Nähe einen Benzinkanister bereit.

      Wenn das getan war, hatte Johnny Ray Slage ein paar Minuten Zeit für sich und konnte Gitarre üben. Er besaß einen angenehmen, wohltönenden Tenor. Es war ein eher seltsamer Anblick, wenn Johnny Ray Slage im Jahr 1966 auf einem Ku-Klux-Klan-Kreuz am Rand einer Gruppe von Walnussbäumen saß und Bob Dylans »The Times They Are A-Changin’« oder John Lennons »Norwegian Wood« sang.

      Nach Einbruch der Dunkelheit und kurz vor der Versammlung schüttete er Benzin von oben bis unten auf das mit Sackleinen umwickelte Kreuz und setzte es in das Loch. Johnny stand in diesen Schreckensnächten am Rand und beobachtete seinen Vater bei dessen Aktivitäten. Manchmal saß er während der Feuerzeremonien draußen im Lastwagen und las Artikel, die Talbot ihm geschickt hatte, wobei das Feuer der getränkten Sackleinwand seine Leselampe war.

      Zu Hause traf Ethrom oftmals Johnny Ray beim Studieren der verbotenen Sachen an. Ethrom war so stolz auf seinen Sohn, dass er sogar gegenüber den Schallplatten blind war, die sein Sohn überall im Haus hatte, etwa von den Fugs, den Mothers of Invention, von Blues Project, John Fahey, Pete Seeger, Rubber Soul von den Beatles, Leadbelly, Wilson Pickett, den Rolling Stones, Joan Baez und ein paar frühe Tonbandaufnahmen von Janis Joplin und Big Brother and the Holding Company.

      Wir konnten nicht im geringsten wissen, welchen Einfluss wir auf Johnny Ray Slage hatten oder wie schnell wir mitgeholfen hatten, ihn zu verändern. Er erzählte uns, er hätte damals begonnen, sich die Haare lang wachsen zu lassen, lang zumindest für die Verhältnisse von Alabama, und es hing ihm bereits in typischer Hippieart bacchantisch herab. Sein Vater fand das nicht in Ordnung, auch nicht, als Johnny es oben nach der Art von Elvis zurückzukämmen versuchte. Ethrom ließ sich nicht zum Narren halten und schnitt ihm eines nachmittags mit einer Schafschere beinahe eine Glatze.

      Ich sandte ihm einen elektrischen Tonabnehmer für die Gibson samt einer Beschreibung, wie er zu installieren war. Die Fugs besaßen einen zusätzlichen Verstärker, den wir nach Alabama hinunterschickten, obwohl wir fürchteten, dass das auf die Leinenbespannung gemalte Auge des Horus, welches von leuchtenden Marihuanablättern umgeben war, ihn in Schwierigkeiten bringen könnte.

СКАЧАТЬ