Название: Human Punk For Real
Автор: Marco Thiede
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 9783862871384
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Schaschlik und ich kamen aber nicht weit. Am Marktplatz hatte uns schon ‘ne Streife gestellt.
Mit den Händen auf ‘m Autodach filzte uns der Beamte. Er fand dann auch schnell eine Dose CS-Gas in meiner Jackentasche, die er dem meuchelnden Mob dann voller Stolz präsentierte. Die Passanten hätten uns am liebsten gelyncht.
Wir wurden dann festgenommen und aufs 6. Polizeirevier gebracht. Bei der Personengegenüberstellung kamen ein paar Hippies die für uns aussagten, und meinten „Die waren es nicht“. So mussten uns die Herren Beamten dann doch gehen lassen.
Beim Herausgehen meinte Schaschlik auf einmal, „Ich war‘s!“. Was für ‘n Honk, dachte ich, aber so was war nun mal Teil seiner Show...
Ein paar Wochen später war ‘ne Party bei Lohse in der Gertrudenstraße. Es waren jede Menge Leute dort. Irgendwann kam Schmanuel die Treppe hoch und meinte, draußen stehen ein paar Leute von uns und haben Stress mit zwei Faschos. Er erklärte mir dann, wer alles unten sei, dass sich aber irgendwie keiner traute.
Waaas...? Sieben von uns gegen zwei und alle haben Schiss? Das ging absolut nicht in meinen Schädel und ich rannte wütend hinunter auf die Straße. Sofort ergriff ich das Wort und hatte die allergrößte Fresse. Einer der Hools namens Fisch kam dann auch gleich auf mich zu und machte den Breiten. Ich konnte es gar nicht fassen, Schaschlik, Koma, Gockel, alles gute Hauer, und keiner wollte so richtig. Irgendwann standen Fisch und ich uns dann gegenüber und pöbelten uns verbal an. (Fuck, dachte ich, jetzt wird’s ernst und ich hatte mich bis dahin nie so richtig gehauen) Ich zitterte am ganzen Körper und sagte ihm „Du hast den ersten Schlag“. „Ne du.“ Das ging dann ein wenig hin und her, bis ich dann dachte, tick ihn lieber eine, bevor er dir welche langt. Also schmetterte ich ihm eine mitten ins Gesicht. Als er dann völlig überrascht herumtaumelte, schnappte ich ihn mir und drückte seinen Kopf gegen den Kantstein. Ich drückte so lange, bis er aufgab und danach desillusioniert abzischte. Alle klopften mir danach auf die Schulter und gaben mir den ganzen Abend Getränke aus. Besonders Koma schien ziemlich beeindruckt gewesen zu sein.
Weitere Überfälle auf Punks, die auf den Weg zum Schlachthof waren, sollten folgen.
So erwischte es dann auch Zulu, der alleine durch den Findorff-Tunnel ging und von circa 40 Skinheads abgefangen wurde. Einer der Wortführer, K. Panzer, dessen Vater ein stadtbekannter Wehrsportbulle war, drückte Zulu seine Gasknarre an den Kopf und drückte ab. Zulu musste für einige Tage ins Krankenhaus und erstattete Anzeige.
Irgendwann kam es zur Verhandlung und wie der Zufall es wollte, hatte ich am selben Tag einen Gerichtstermin wegen eines kleinen Verkehrsdeliktes. Ich machte mich schlau und ging eine Stunde früher zum Gerichtsgebäude, um bei Panzers Verhandlung reinzuschauen. Als ich ankam, schloss der Richter gerade den Gerichtssaal ab und es stand „Tötet alle Punks!“ mit Blut an die Wand geschrieben! „Was war hier denn los?“ fragte ich. Der Richter erklärte mir die Situation und meinte, Zulus Vater wäre in den Gerichtssaal gekommen und hatte Panzer ein Messer in den Nacken gerammt. Irgendwelche Punks haben sich dann um die restlichen Glatzen gekümmert.
Panzer überlebte und brachte es zu Zeiten von Selbstjustiz à la Marianne Bachmeier sogar auf die Titelseite des Stern-Magazins. Derjenige, der „Tötet alle Punks“ an die Wand geschrieben hatte, ist heute ein guter Freund mir. Holger K., damals auf der anderen Seite, erzählte mir dieselbe Story aus seiner Sicht bei einem Essen vor ein paar Monaten. Was man circa dreißig Jahre später alles so rausfindet...
Wir hingen Woche für Woche am Sielwalleck herum und hatten jede Menge Spaß. Bei Wind und Wetter. Und bei jedem Werder Bremen-Heimspiel hieß es dann mal wieder die Stellung zu halten. Es kam immer wieder zu kleineren Zwischenfällen. Mittlerweile hatten die Glatzen auch ihren selbsternannten Möchtegern-Führer namens M. Privenau. Privenau hatte sich in Bremen einen Namen gemacht, da er bei einer seiner Wehrsportübungen einen Jäger erschossen hatte und dafür nur Bewährung bekam.
Unglaublich! Das hätte man mal als RAF-Sympathisant tun sollen, da hätte es mindestens lebenslänglich gegeben. Aber der deutsche Staat war und ist ja gerne auf dem „rechten Auge“ blind.
Privenau hielt seinen Mob gut zusammen und organisierte des Öfteren Übergriffe auf einzelne Punks. Aber auch er hat sein Fett mächtig wegbekommen.
Ich saß irgendwann mit meiner Schwester und Gockel im Auto an der St. Jürgenstraße, als ich Privenau auf seinem Fahrrad sah. Ich rief, „da ist Privenau, die Sau!“ Privenau wartete an der roten Ampel und hatte uns nicht bemerkt. Sofort machte ich ‘ne „Texas Wende“ und nix wie hinterher.
Was dann kam, musste wie in ‘nem schlechten Buster Keaton-Film ausgesehen haben. Gockel hangelte sich aus dem Seitenfenster, mit dem Baseballschläger im Anschlag. Ich fuhr dann mit einem Reifen auf dem Radweg, um näher an Privenau ranzukommen.
Dieser dumme Fascho hatte uns immer noch nicht bemerkt. Als Gockel dann ausholte und zuschlug, bog Privenau aber plötzlich nach rechts ab und hatte gar nichts davon bemerkt. Wie dusselig muss das denn ausgesehen haben? Egal, zweiter Versuch. Das Gleiche nochmal, als wir ihn auf der Kurfürstenallee aufspürten. Diesmal bemerkte er uns aber rechtzeitig und Gockel erwischte ihn nur an der Hand. Es gab ‘ne erneute „Texas Wende“ und eine kleine Verfolgungsjagd durch die Seitenstraßen.
Irgendwann in diesem Durcheinander stellte ich ihm ‘ne Falle und fing ihn dann in einer Sackgasse ab. Er fuhr mit seinem üblichen Kampfgeschrei auf mich zu und ich warf ihm mit aller Gewalt meinen Baseballschläger in den Körper. Unglaublich, dass der nicht vom Fahrrad gefallen ist!
Er machte dann noch ein paar Meter, entschied sich aber, ohne Fahrrad über die Parzellen zu flüchten. Am nächsten Tag ging dann „Neonazi bedrohte farbigen Doktor mit Axt“ durch die Presse. Was war geschehen?
Privenau war wohl doch etwas mehr angeschlagen, als gedacht. Auf seiner Flucht brach er in einer Parzelle ein und klaute eine Axt, um sich im Notfall verteidigen zu können. Als er dann im Krankenhaus eintraf und behandelt werden sollte, kam ihm ein farbiger Oberarzt entgegen, den er sofort mit seiner Axt bedrohte. Was für ein krankes Hirn!
Asi-Kneipen wie die Kogge in Gröpelingen, das Storyville und das Chateau gab es nun leider nicht mehr. Jetzt hingen wir vermehrt im Römer und im Kirmes ab.
Bei einer Samstagsschlägerei mit Fußballglatzen ging‘s einmal direkt vor dem Kirmes ab. Eigentlich hatten wir mit einer Handvoll Leute die Situation im Griff. Aber Kahrs konnte mal wieder nicht genug kriegen und lief zu weit nach vorne. Dummerweise schnitt ihm eine Straßenbahn den Rückweg zu uns ab und er musste dann Einiges einstecken, beim zahlenmäßig weit überlegenen Mob.
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