Märchen aus China. Richard Wilhelm
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Название: Märchen aus China

Автор: Richard Wilhelm

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783843800082

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СКАЧАТЬ Bart und Augenbrauen, alles sah man deutlich wie ein Spiegelbild.

      Nach einiger Zeit wurde der Mond allmählich trübe. Die Schüler gingen, um Licht zu machen. Als sie wiederkamen; saß der Priester allein da, die Gäste waren verschwunden, aber die Reste des Essens lagen noch auf dem Tisch. Der Mond an der Wand hing noch da als rundes Stück Papier.

      Der Priester fragte sie: »Habt ihr genug getrunken?«

      Sie sagten: »Genug.«

      »Nun, wenn ihr genug habt, so müsst ihr früh schlafen gehen, damit ihr die Arbeit morgen nicht versäumt.«

      Die Schüler zogen sich gehorsam zurück. Wang ward durch diese Sache aufs Neue ermutigt, und die Heimwehgedanken verschwanden.

      Wieder verging ein Monat. Die Mühen waren unerträglich, und der Priester hatte ihm nicht ein einziges Geheimnis überliefert.

      Da hielt er es nicht mehr länger aus, sondern verabschiedete sich: »Hundert Meilen weit bin ich hergekommen, um Eure Belehrung zu empfangen. Nun sehe ich, dass ich das Geheimnis der Unsterblichkeit doch nicht erlangen kann. Doch hättet Ihr mir vielleicht irgend etwas Kleineres mitteilen können, um mein lernbegieriges Gemüt zu befriedigen. Zwei, drei Monate sind vergangen ohne andere Beschäftigung, als morgens hinauszugehen zum Reisig sammeln und abends müde heimzukommen. Ein solches Leben war ich zu Hause nicht gewöhnt.«

      Der Priester sagte lächelnd: »Ich habe dir es ja gleich gesagt, dass du der harten Arbeit nicht gewachsen seist. Nun ist es wirklich so. Morgen früh will ich dich entlassen.«

      Wang sprach: »Ich habe Euch lange gedient, Ihr könntet mir wenigstens ein kleines Kunststück mitteilen, dass ich nicht ganz umsonst gekommen bin.«

      »Und welches Kunststück möchtest du denn lernen?« fragte der Priester.

      »Wenn ich Euch gehen sah, so merkte ich, dass Wände und Mauern Euch nicht behindern können. Wenn ich nur dieses Kunststück könnte, so wäre ich schon zufrieden.«

      Der Priester sagte lächelnd zu und lehrte ihn einen Zauberspruch, mit dem Wang sich segnen musste.

      Dann rief er: »Nun zu!«

      Wang stand mit dem Gesicht nach der Wand, aber wagte nicht hineinzugehen.

      Der Priester sprach: »Probiere doch, hineinzugehen!«

      Da ging er gemächlich auf die Wand zu, aber sie hielt ihn auf.

      Der Priester sprach: »Du musst den Kopf neigen und einfach frisch drauflos rennen, ohne ängstliches Bedenken.«

      Wang nahm einen Anlauf von einigen Schritten und rannte auf die Wand zu. Als er an die Wand kam, da gab sie nach, als wäre nichts an der Stelle. Er blickte sich um, und richtig war er draußen. Da war er hocherfreut, ging wieder hinein und bedankte sich.

      Der Priester sprach: »So, nun geh heim! Du musst es aber vorsichtig wahren, sonst verliert sich die Kraft.«

      Darauf gab er ihm Wegzehrung und entließ ihn.

      Zu Hause angekommen, rühmte sich Wang, dass er einen Heiligen getroffen habe, und dass die stärksten Wände für ihn kein Hindernis mehr seien. Seine Frau glaubte es nicht. Da wollte er ihr seine Kunst vor Augen führen, trat einige Schritte von der Mauer zurück und lief darauf zu. Er stieß mit dem Kopf an die harte Wand, prallte ab und brach zusammen. Die Frau hob ihn auf und sah nach ihm. Da hatte er an seiner Stirn eine Beule von der Größe eines Eis. Die Frau machte sich über ihn lustig. Er aber war beschämt und wütend und schalt auf den alten Priester als einen gewissenlosen Menschen.

      35. Der geizige Bauer

      Es war einmal ein Bauer, der führte Birnen nach dem Markt. Weil sie sehr süß und duftend waren, hoffte er einen guten Preis dafür zu bekommen. Ein Bonze in zerrissener Mütze und zerfetzten Kleidern trat an den Wagen heran und bat um eine. Der Bauer wies ihn ab, doch der Bonze ging nicht. Da ward der Bauer böse und begann ihn zu beschimpfen. Der Bonze sprach: ,,In Eurem Wagen habt Ihr viele hundert Birnen. Ich bitte Euch ja nur um eine. Das bringt Euch doch nicht großen Schaden. Warum werdet Ihr gleich so böse?«

      Die Umstehenden sagten, er solle ihm doch eine der geringeren geben und ihn gehen lassen. Aber der Bauer wollte durchaus nicht. Ein Handwerker sah es von seinem Laden aus, und weil ihm der Lärm lästig war, so holte er Geld, kaufte eine und gab sie dem Bonzen.

      Der Bonze bedankte sich und sprach: »Unsereiner, der die Welt verlassen hat, darf nicht knickrig sein. Ich habe schöne Birnen und lade Euch alle ein mitzuessen.« Es sagte einer: »Wenn du Birnen hast, warum isst du denn nicht deine eigenen?« Er sprach: »Ich brauche erst einen Kern zum Stecken.« Damit begann er die Birne schmatzend aufzuessen. Als er fertig war, hielt er einen Kern in der Hand, nahm seine Hacke von der Schulter und grub ein Loch von ein paar Zoll. Er steckte den Kern hinein und bedeckte ihn mit Erde. Dann verlangte er von den Marktleuten Suppe, um ihn zu begießen. Ein paar Neugierige holten in einer Straßenherberge heißes Wasser, und der Bonze begoß damit den Kern. Tausend Augen waren auf die Stelle geheftet. Schon sah man einen Keim herauskommen. Allmählich wuchs er und war im Augenblick zu einem Baum geworden. Zweige und Laub sprossten hervor. Er blühte, und alsbald waren die Früchte reif: lauter große, duftende Birnen, die in dichten Mengen am Baum hingen. Der Bonze stieg auf den Baum und gab sie den Umstehenden. Im Augenblick war der Baum leer gegessen. Da nahm er seine Hacke und hackte den Baum ab. Krach, krach, ging es eine Weile, da war er ab. Er nahm den Baum auf die Schulter und ging mit gemächlichen Schritten weg.

      Als der Bonze seinen Zauber hatte spielen lassen, da hatte auch der Bauer sich unter die Zuschauer gemischt. Mit langem Hals und stieren Augen hatte er dagestanden und seinen Birnenhandel ganz vergessen. Als der Bonze weg war, da sah er sich nach seinem Wagen um. Die Birnen waren alle fort. Da merkte er, dass, was jener verteilt hatte, seine eignen Birnen gewesen waren. Er sah näher zu, da fehlte an dem Wagen auch die Deichsel. Man konnte ganz deutlich sehen, dass sie frisch abgehackt war. Er ward aufgebracht und lief, so schnell er konnte, dem Bonzen nach. Als er um eine Ecke kam, lag das fehlende Stück der Deichsel unten an der Stadtmauer. Da merkte er, dass der abgehackte Birnbaum seine Deichsel war. Der Bonze aber war nirgends zu finden. Und der ganze Markt brach in lautes Gelächter aus.

      36. Strafe des Unglaubens

      Es war einmal ein Mann, der hieß We Be Yang. Er ging mit drei Jüngern in den Wald und kochte dort das Lebenselixier. Da er aber wußte, dass nicht alle seine Jünger von ganzem Herzen seinen Lehren glaubten, beschloss er sie zu prüfen. Er sprach zu ihnen: »Das Lebenselixier ist nun zwar fertig, doch weiß ich noch nicht, ob es Kraft hat. Ich will zuerst davon dem Hunde geben, um zu sehen, wie es wirkt.« Er gab dem Hunde davon, der starb. Da sprach We Be Yang: »Wie schwierig ist es, das Lebenselixier fertig zu bekommen! Nun habe ich’s fertig, und der Hund stirbt daran. Das ist ein Zeichen, dass es mir nicht vergönnt ist, Unsterblichkeit zu erlangen. Weib und Kind habe ich verlassen und bin in die Berge gegangen, um geheimen Sinn zu verstehen. Ich schäme mich, nun wieder heimzukehren. Lieber will ich sterben.«

      Danach aß er auch von dem Lebenselixier. Kaum hatte er es im Munde, so war er tot.

      Seine Jünger sahen sich erschrocken an und sprachen: »Man macht das Lebenselixier, um ewig zu leben; statt dessen bringt es nur den Tod, wie geht das zu?«

      Es war aber einer unter den Jüngern, der sagte: »Unser Meister ist kein gewöhnlicher Mensch. Vielleicht hat er nur unseren Glauben СКАЧАТЬ