Im wilden Balkan. David Urquhart
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Название: Im wilden Balkan

Автор: David Urquhart

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Edition Erdmann

isbn: 9783843800709

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СКАЧАТЬ zu wachen, und von Gesetzen zum Schutz der einheimischen Industrie dennoch eine Leichtigkeit in allen Handelsgeschäften bemerken, die demjenigen unbegreiflich ist, der das nationale Gedeihen an gewisse Regierungsformen knüpft, an Spezial-Departments und Ausschüsse und an tausend Bögen voll von Verordnungen. Die Schlussfolgerung ist, dass in der Türkei andere Elemente des politischen und wirtschaftlichen Erfolgs bestehen müssen als diejenigen, worauf Englands Erfolg beruht, und folglich, dass Englands oder irgendeines anderen Landes oder Systems Erfahrung nicht ausreicht, die Gesetze zu bestimmen, welche die menschliche Gesellschaft beherrschen. Da er aber nichts gesehen hat, was die Wichtigkeit der oben angedeuteten Grundlagen von Englands Größe verringern könnte, so muss er folgern, dass mit Vorteilen, welche die Türkei nicht besitzt, England an Übeln leidet, welche die Türkei nicht kennt. Er wird deshalb auf den Punkt zurückgeführt werden, von dem er hätte ausgehen sollen: dass nämlich vieles zu lernen ist; dass die Dogmen der Parteien, dass die Meinungen der Politiker noch nicht unfehlbar sind, und dass der menschliche Geist selbst für den Staatsmann ein wichtigeres Studium ist als Regierungsformen.

      1 Wäschestärke [Red.].

      1 Anspielung auf Horaz, Carmina I 5 – und damit auf ein bekanntes Gedicht des englischen Dramatikers und Lyrikers Ben Jonson (1572–1637) [Red.].

      1 Das kommt von der türkischen Gewohnheit her, die Dienstboten durch gelegentliche Geschenke, aber nicht durch festen Lohn zu bezahlen.

      1 Whigs und Tories waren vom Ende 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als Land- bzw. Hofpartei die beiden wichtigsten, politisch meinungsbildenden Gruppierungen in England. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand außerdem die Partei der Radikalen, der eher die Mittelschicht angehörte und die Interessen der Handwerker und Arbeiter vertrat. Im Jahr 1859 gründeten Whigs und Radikale die Liberale Partei [Red.].

      2 Der Chemiker und Physiker Michael Faraday (1791–1867), der aus Hannover stammende Astronom Friedrich Wilhelm Herschel (1738–1822), der Mathematiker, Mechaniker und Nationalökonom Charles Babbage (1791–1871), der Geologe William Buckland (1784–1856) galten als die führenden Fachvertreter ihrer Zeit [Red.].

      1 Der Tory Sir Robert Peel (1788–1850) gehört zu Urquharts Lebzeiten zu den einflussreichsten Politikern bzw. politischen Reformern Englands [Red.].

      2 Lord Charles Grey (1764–1845), der eher liberale Grundsätze vertrat und sich beispielsweise für die Abschaffung des Sklavenhandels einsetzte, war einer der bedeutenden politischen Gegner Peels [Red.].

      3 John Arthur Roebuck (1802–1879) war ein prominenter Vertreter des dritten politischen Flügels im englischen Unterhaus, nämlich der Radikalen [Red.].

      4 Der Geologe James Hutton (1726–1797) hatte ein System der Geochronologie entwickelt, das die Entstehung mineralischer Stoffe auf vulkanische Vorgänge zurückführte. Eine andere Theorie verfolgte der Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749–1817), der die Entstehung von Gesteinen unter dem Einfluss des Wassers erklärte. In der Folgezeit entstand ein viel beachteter Streit beider Schulen, der mit den Schlagworten des Plutonismus bzw. des Neptunismus ausgetragen wurde [Red.].

      FÜNFTES KAPITEL

      AUSFLUG VON SALONIKA ZUR VERFOLGUNG VON RÄUBERN

      Da ich voraussetze, dass der Leser genug von Klephten und Armatolis gesehen habe1, so will ich ihn nicht durch die piërischen Gebirge2 führen, sondern ihn bitten, nach dem Schluss des vorigen Kapitels über sechs Wochen hinwegzuspringen und sich zu vorzustellen, dass er an einem hellen sonnigen Septembernachmittag, der schon etwas von der Hitze, aber nichts von dem Glanz der Sonnenstrahlen im Hochsommer verloren hatte, im Schatten einer Platanengruppe sitzt, die die Gräber vor dem östlichen Tor von Salonika überdeckt. Während der Leser dort unter dem schönen Laubdach die Erquickung einer Pfeife oder einen Nargileh3 und die Kühlung des sich eben aus den Fluten erhebenden Seewindes genießt, wird er aus den Toren der alten Mauern einen bunten und fröhlichen Haufen von Reisenden kommen sehen, die längs der Bucht fortreiten, um ihre Schritte in die kaum besuchten Gegenden von Südmakedonien zu lenken.

      Der Vorderste in dieser Gruppe ist ein Surridschi oder Fährtensucher, dessen Anzug aus einem ganzen Haufen schmutziger Lumpen zusammengesetzt scheint, die aber nicht ohne ein Ansehen von Lebhaftigkeit und Anmut seiner Person angepasst sind, als ob ein Künstler hätte zeigen wollen, wie viel Malerisches sich aus Flicken machen lasse. Ein schmutzig aussehendes Handtuch ist rund um eine Kappe gewunden, die einmal rot gewesen ist, und die ehemalige Stickerei der Fransen baumelt um seinen Nacken und hebt die Hindu-Züge, die sie beschattet, denn der Surridschi ist ein Zigeuner. Eine enge, ärmellose, dem Körper angepasste Jacke und eine Oberjacke, deren Ärmel von den Schultern herabfallen, geben den genauen Umriss seiner Brust; die weiten Ärmel seines Hemdes, aufgeschürzt über den Schultern, lassen seine derben, bronzefarbigen Arme und Nacken entblößt; ein anderes Handtuch ist eng um seine Hüften gegürtet, darunter bauscht ein Paar weiter Beinkleider, die durch kurze Steigbügel an dem hohen Sattel zusammengehalten werden und in den Zierklappen enden, die über seine Reisestiefel herabhängen. Doch während die Zierde geblieben, ist das Nützliche verschwunden, und die nackten Zehen drängen sich unten durch die Stiefel und die Schaufel-Steigbügel. Der Surridschi führt immer die Vorhut, indem er den Halfter des Pack- oder Leitpferdes oder mehrerer Pferde hält. Unmittelbar nach ihm kommt der Tatar oder Führer, wer es auch sein mag, immer dazu bereit, dem zaudernden Pferd oder dem widerspenstigen Surridschi einen Peitschenhieb zu verabreichen. Dann folgen die Herren von Rang.

      Diesmal war es kein Tatar, der den Packpferden folgte, sondern zwei höher stehende Personen, wie man an den silbernen Knöpfen ihrer Kavasch-Stäbe1 sehen konnte, die mehr oder weniger auf den Hälsen ihrer Pferde lagen. Dabei hatten sie die Stäbe durch die Sattelgabel gesteckt, also in den freien Raum zwischen Sattel und Pferd.

Images

       Thessaloniki (um 1830)

      Mit Ausnahme des durch die einfache rote Mütze ersetzten Turbans trugen sie das alte türkische Kostüm: gestickte Westen und Jacken mit offenen oder hängenden Ärmeln und den prunkenden, nicht unzierlichen Schalvar2; Pistolen und Yatagan3 im Gürtel, den Säbel an einer rotseidenen Schnur über die Schulter geschlungen; abermals Pistolen aus den Halftern hervorragend; vom Sattelknopf eine Muskete an der einen Seite herabhängend und ein langes Tuchfutteral für die Pfeife an der andern. Aber das Verzeichnis ihrer Ausrüstung ist noch nicht vollständig. Zwei silberne Patronentaschen waren hinten festgeschnürt, durch einen Gürtel um den Leib, und von diesem hing ein kleiner Kasten herab mit Fett für ihre Waffen, Feuersteinen und Werg; wohlgefüllte Tabakbeutel aus gesticktem Tuch oder Samt baumelten an ihren Schenkeln, und ein eng gerollter Mantel war hinter den Sattel geschnallt. Hinter ihnen kam etwas dem Osmanen Ähnliches, das auf einem grauen Maultier ritt, und daneben ritt ein Franke, mit knapper Jacke und Mütze aus blauem Tuch und engen Duckhosen1, die in Ermangelung der Strippen sich rund um das Knie hinaufgerollt hatten. Die Prozession wurde durch zwei Griechen und zwei türkische Diener vollzählig gemacht. Das graue Maultier war Aristoteles, aber ich war nicht der Franke.

      Es war meine Absicht gewesen, von Salonika nach Monastir2 zu reisen. Der Weg war offen, und da von der Reise weder Schwierigkeiten noch Gefahren irgendeiner Art zu erwarten waren, so verringerte sich meine Sehnsucht, Monastir zu sehen. Der Blick, den ich vom Olymp auf den Athos geworfen hatte, hatte meine Gedanken auf den „Heiligen Berg“ gerichtet. Die Berichte, die ich in Salonika von dem zerrütteten Zustand dieses Bezirks vernommen hatte, und die allgemeine Meinung der Vizekonsuln in Salonika, es sei nicht geboten, ihn aufzusuchen, führten mich allmählich gerade zu dem Entschluss, den Athos zu besuchen, und es bedurfte nur des folgenden Vorfalles, um mich zu bestimmen, meine Pilgerfahrt auf den Hagion Oros, den Heiligen СКАЧАТЬ