Название: Atlan 622: Anti-Homunk
Автор: Hubert Haensel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics
isbn: 9783845344966
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»Steuertriebwerke drei und vier ausgefallen«, meldete Rico.
Selbsttätig aktivierten sich die Schutzschirme, und fast augenblicklich verstummte jegliches von außen kommende Geräusch. Dafür wurde die Basis von verglühenden Partikeln eingehüllt. Die Materiedichte innerhalb dieser Zone mochte der intergalaktischer Wasserstoffwolken nahekommen, wie sie schon 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild des Löwen existierte. Jene Ballung atomaren Wasserstoffs entsprach einer Milliarde Sonnenmassen, und die selbst in unserem Jahrhundert noch unerforschte Besonderheit war, dass diese Wolke trotz ihrer Rotationsgeschwindigkeit von über 80 Kilometer pro Sekunde an den Rändern nicht ausfranste. Der Grund dafür schien in ungeheuren Kräften in ihrem Innern zu liegen. Letzte Berechnungen und Messungen des Phänomens hatten für die unsichtbare »Klammer« den Gegenwert von annähernd 100 Milliarden Sonnenmassen ergeben. Es war bedauerlich, dass die Menschheit selbst im 36. Jahrhundert solche Phänomene noch nicht hatte untersuchen können, obwohl durchaus von kosmischer Nachbarschaft zu sprechen war. Interessant war vor allem, dass die unsichtbare Masse nicht nur die Wolke neutralen Wasserstoffs zusammenhielt, sondern möglicherweise auch die sie umgebenden 20 bis 30 Galaxien. Natürlich existierten unterschiedliche wissenschaftliche Lesarten, von denen jede mehr oder minder logisch untermauert war. Überwiegend wurde die rotierende Gaswolke für eine Proto-Galaxis gehalten – eine Galaxis, die zwar schon eine kleine Ewigkeit bestand, aber dennoch keine leuchtenden Sterne hervorgebracht hatte.
Du meinst, dass dies alles deine Vermutung bestätigt, wir könnten es tatsächlich mit einer Materiequelle zu tun haben, wisperte der Extrasinn.
»Warum nicht?«, gab ich zur Antwort.
Das Hologramm stabilisierte sich wieder. Im gleichen Maß, wie die Bewegung der Basis gebremst wurde, schwächte sich das Glühen der Schutzschirme ab.
»Dieses Ding will uns nicht haben«, ließ Rico verlauten. »Wir werden erneut abgestoßen.«
»Glaubst du, es könnte sich um eine Materiequelle handeln?«
»Nach allem, was du mir über dein Ziel erzählt hast, kann ich es zumindest nicht gänzlich ausschließen.«
»Egal wie, es muss einen Weg geben, das Wallen zu durchdringen.« Als Rico zögerte, fügte ich rasch hinzu: »Belaste die Antriebssysteme notfalls bis zur Überpulsion, sie werden es einige Minuten lang überstehen. Vielleicht haben wir nur diese Chance.«
Rico schwieg für etliche Sekunden. Ich erkannte, dass er mit den anderen Robotern kommunizierte.
»Wir sollten unsere Waffensysteme aktivieren«, schlug er dann vor. »Vor allem durch den Einsatz der Jenseitsenergieschleuder könnte kurzfristig eine neutrale Zone geschaffen werden, die uns ein müheloses Manövrieren ermöglicht.«
»Nein.« Ich wehrte entschieden ab. Vermutlich verstanden die Roboter meine Gründe nicht, aber ich war überzeugt davon, dass die Kosmokraten jeglichen Einsatz von Waffen verurteilen würden.
»Sämtliche Energien auf Überlichtantrieb!«, befahl ich. »Schutzschirme in Flugrichtung staffeln, ansonsten abbauen!«
Angespannt beobachtete ich die Kontrollen, die rasch in den Warnbereich hochschnellten. Meine Finger verkrampften sich um die Lehne meines Sessels. Wir mussten es einfach schaffen. Daran, dass ich die Basis unbekannten Gefahren aussetzte, dachte ich in diesem Moment nicht. Das dumpfe Dröhnen überlasteter Aggregate schwoll an. Ich spürte stärker werdende Vibrationen, die das Schiff bis in seine Grundfesten erschütterten. Rico blickte kurz zu mir herüber.
»Weitermachen!«, bedeutete ich ihm. Ich konnte und wollte nicht zurück; vor allem jetzt nicht, da mein Ziel so nahe schien.
Ein gleißendes Leuchten brach über uns herein. Geblendet nahm ich nur noch Schatten wahr, die sich träge bewegten.
»Gib Feuererlaubnis.« Das war Ricos Stimme. »Wenn wir gegen die Hülle der Namenlosen Zone prallen, sind wir verloren.«
Jeden Augenblick mochten wir in die Materiequelle vordringen. Ich zögerte.
»Entscheide dich«, drängte der Roboter. »Die Basis wird zerstört ...« Er brach überrascht ab.
Schlagartig herrschte Stille.
Auch die brodelnde Helligkeit war verschwunden.
Erstaunt blickte ich auf das Hologramm, das nur noch die Schwärze des uns umgebenden Weltraums zeigte.
»Wir haben die Position nicht verändert«, bemerkte Rico.
Ich nickte zögernd. Hatte ich mit meiner Entscheidung zu lange gewartet? Oder hatte Anti-ES eingegriffen? Ich verlangte eine Auswertung des Vorgefallenen.
»Bis wann?«, fragte der Roboter.
»Am liebsten vorgestern.«
Natürlich verstand er nicht, wie ich das meinte.
*
Etliche Stunden kreuzten wir in diesem Abschnitt der Namenlosen Zone. Meine Hoffnung, die seltsame Erscheinung möge sich wieder zeigen, erfüllte sich nicht. Allerdings war unklar, ob wir uns nicht längst Millionen von Kilometern entfernt hatten.
Ein mir namentlich nicht bekannter Roboter überbrachte schließlich das Auswertungsergebnis. Sein Gesicht wirkte unsagbar traurig.
»Wieso kommt Rico nicht?«, wollte ich wissen.
Der Roboter, er war gut einen Kopf kleiner als ich, blickte mich von unten herauf an.
»Er hegt Befürchtungen ...«
»Was für Befürchtungen?«
»Du könntest mit ihm unzufrieden sein.«
Ich hatte weiß Gott in meinem Leben schon seltsame Roboter kennen gelernt, doch diese hier übertrafen alles.
»Wir hatten es mit einer normalen Aufrissfront in der Hülle der Namenlosen Zone zu tun«, fuhr mein Gegenüber fort. »Diese vorübergehend instabile Erscheinung kann mit einer der von dir erwähnten Materiequellen nichts gemein haben.«
»Bedeutet der Begriff ›Aufrissfront‹, dass hier ein Übergang zu einer anderen Dimension existierte?« Überraschend schnell fand ich mich mit den Tatsachen ab. Allerdings hatte ich mir inzwischen auch die Argumentation des Extrasinns zu eigen gemacht, derzufolge in diesem Abschnitt der Namenlosen Zone keine Materiequelle existierte. Das wäre unlogisch gewesen.
»Die Erscheinung entstand durch eine Berührung zweier Kontinua, die lediglich energetische Wechselwirkungen hervorrief«, antwortete der Roboter.
»Trotzdem muss ein Durchdringen der Hülle möglich sein.«
Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
»Es tut mir leid. Darüber liegen keinerlei Daten vor.«
»Dann sammelt welche.« Ungehalten schlug ich meine Fäuste gegeneinander. »Und noch etwas: Stellt fest, ob eine solche Aufrissfront mit Hilfe von Jenseitsmaterie künstlich erzeugt werden kann.«
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