Atlan 622: Anti-Homunk. Hubert Haensel
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Название: Atlan 622: Anti-Homunk

Автор: Hubert Haensel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Atlan classics

isbn: 9783845344966

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      »Sämtliche zur Verfügung stehenden Daten wurden bereits abgerufen und auf Identität überprüft. Nichts Vergleichbares.«

      Im Hologramm erinnerte die Erscheinung an einen knapp faustgroßen Ball, dessen Oberfläche in brodelnder und wallender Bewegung befindlich war. Aber das waren nicht die Protuberanzen eines Sterns, die weit ins All hinausgeschleudert wurden.

      »Kursberichtigung!«, befahl ich. »Wir fliegen das Objekt an.«

      Die Bildwiedergabe verbreitete einen warmen, wohligen Schein. Trotzdem war die Helligkeit zu gering, um die Beleuchtung der Zentrale entbehrlich zu machen. Sobald ich näher an das Hologramm herantrat, glaubte ich, unzählige winzige Lichtpunkte auszumachen, die den weiter anwachsenden Ball auf den unterschiedlichsten Bahnen umkreisten.

      Eine Reihe flackernder Kontrollanzeigen lenkte meine Aufmerksamkeit ab. Ich wusste nur, dass sie das Antriebssystem der Basis betrafen. Tatsächlich schienen Komplikationen aufzutreten; ein halbes Dutzend Roboter entwickelte plötzlich hektische Aktivitäten. Da nicht einmal Rico auf meine Fragen antwortete, kam ich mir mehr oder weniger überflüssig vor. Die Vermutung, dass das entstehende Durcheinander mit dem neuen Flugziel der Basis in Verbindung stand, drängte sich geradezu auf.

      Endlich bekam ich einen der aufgeregt wirkenden Roboter am Arm zu fassen.

      »Ich will wissen, was los ist!«

      »Wir verlieren an Geschwindigkeit. Bis jetzt genau 12,3789 Prozent.«

      »Maschinenschaden?«, fragte ich.

      Der Roboter schüttelte den Kopf.

      »Da draußen ist etwas, was die Verzögerung bewirkt.«

      Er meinte das wabernde Leuchten, dessen Anblick meinen Puls schneller schlagen ließ. Viele der winzigen Lichtpunkte veränderten ständig ihre Bahn und vergingen, während an anderer Stelle neue geboren wurden.

      »Alle herhören!«, rief ich ins Rund der Zentrale. Einige der Maschinen hielten sofort inne, die restlichen wandten sich mir Sekunden später zu.

      »Du unterbrichst die Auswertungen«, tadelte Rico.

      »Ich will keine komplett detaillierte Analyse, sondern die Teilergebnisse vorweg erfahren.«

      »Es ist nicht deine Aufgabe, dich mit Unvollständigem zu befassen, Atlan. Wozu hast du schließlich uns ...?«

      »Rico«, stoppte ich seinen Redeschwall. Er legte den Kopf schräg und sah mich von der Seite her an. Die anderen nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf, ohne dass ich den Befehl dazu gegeben hätte. Ich hegte den Verdacht, dass er dahintersteckte.

      Ein Ächzen durchlief die Basis des Ersten Zählers, gefolgt von einer heftigen Erschütterung. Haltlos taumelte ich gegen das nächste Schaltpult, ehe die Neutralisatoren einsetzten.

      Der Ausfall des gesamten Antriebssystems im Unterlichtbereich war unschwer zu erkennen.

      Das Hologramm hatte sich ausgeweitet. Es zeigte nicht mehr nur das helle Wallen, sondern auch eine undefinierbare Aura, die sich gleichmäßig nach allen Seiten hin ausbreitete. Lediglich die leuchtenden Punkte waren bis auf wenige verschwunden.

      Sie sind ein Produkt deiner überreizten Sehnerven, behauptete der Extrasinn.

      Vermutlich waren wir in die Ausläufer einer energetischen Störfront geraten, die vorübergehend unsere gesamte Positronik beeinflusste. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zwischenfalls lag bei eins zu einer Million, doch was wusste ich schon von den Gegebenheiten innerhalb der Namenlosen Zone.

      »Die Distanz wächst. Dieses Etwas stößt uns regelrecht ab.«

      Einer der Roboter reichte mir eine Bildaufnahme. Die am unteren Rand eingeblendeten Zahlenkolonnen verrieten, dass sie unter Vorschaltung mehrerer Filter entstanden war. Im ersten Moment wusste ich herzlich wenig damit anzufangen, dann allerdings erkannte ich in dem grobgezackten Fleck das Gebilde vor der Basis, wenngleich seine Umrisse im Spektrallicht gänzlich verändert erschienen.

      Der Roboter tippte mit seinen dünnen Metallfingern auf das Bild.

      »Das hier«, erklärte er, »ist die sich wellenförmig ausbreitende Strömung, die uns mit sich treibt.«

      »Materie?«, fragte ich unwillkürlich. Immerhin zeigte die Aufnahme nicht viel mehr als einen verwaschenen Kreis.

      »Partikel«, antwortete der Roboter. »Und Strahlung.«

      Ein seltsamer Schauder erfasste mich. Ich fröstelte.

      Du ziehst voreilige Schlüsse, warnte der Logiksektor. Ein solcher Zufall ist nahezu ausgeschlossen.

      ... aber nicht unmöglich.

      Nein, kam es zögernd. Nicht unmöglich.

      Ich starrte das Hologramm an, als könnte ich es auf diese Weise beschwören. Eigentlich hatte ich mir eine Materiequelle immer anders vorgestellt. Wie? Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu ordnen; gleich flüchtigem Nebel zerrannen sie unter meinem Zugriff. In dieser Situation musste ich zugeben, dass ich absolut nichts wusste.

      Das Objekt begann zu verblassen.

      »Rico«, rief ich. »Unternimm etwas!«

      »Wir verlieren den Kontakt.«

      »Entfernung?«

      »Unbestimmt.«

      »Beschleunige mit Höchstwerten!«

      Erst als der Roboter in typisch menschlicher Manier abwinkte, fiel mir auf, dass die Triebwerke der Basis längst im kritischen Bereich arbeiteten. Wahrscheinlich schon seit mehreren Minuten. Dennoch kamen wir nicht vorwärts. Im Gegenteil. Ich brauchte mich nicht anzustrengen, um für dieses Wallen und die sich davon gleichmäßig nach allen Seiten ausbreitende Partikelströmung einen Vergleich zu finden. Die Überzeugung, auf eine Materiequelle gestoßen zu sein, erhärtete sich. Aber zugleich war ich auch ein wenig enttäuscht. Wie groß mochte das Objekt sein? Drei Kilometer im Durchmesser, allerhöchstens vier? Das war alles andere als imposant.

      Es wird bald völlig verschwunden sein, erinnerte der Extrasinn.

      Ich ordnete den Einsatz des Überlichtantriebs an.

      *

      Ein Wimmern hallte durch die Basis des Ersten Zählers. Zugleich hatte ich das Gefühl, vorwärtsgerissen zu werden. Der Roboter sagte etwas. Seine Worte klangen dumpf und verzerrt; ich verstand nicht, was er mir mitteilte.

      Das Wallen vor uns schien sich aufzublähen. Die Wiedergabe sprengte in Sekundenschnelle die Begrenzungsfelder des Hologramms, blieb aber dennoch erhalten, anstatt sofort in sich zusammenzufallen. Gut vier Meter durchmaß die Kugel, die auf mich zukam. Abwehrend streckte ich die Arme aus – die selbständig gewordene Projektion ließ sich nicht hindern, sie hüllte mich ein, schwebte weiter und berührte schließlich das nächste Aggregat, durch dessen nicht leitende Abdeckung sie zum Teil eindrang.

      Das Wimmern erstarb fast schlagartig.

      »Geschwindigkeit fällt«, plärrte eine Roboterstimme. »Wir nähern uns erneut dem Unterlichtbereich.«

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