Название: Heiße Keramik
Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783969699294
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»Und seitdem waren Sie … warst du nicht mehr in Schottland?«
»Nein. Warum auch?«
»Wegen der Landschaft?«
Gordan schaute amüsiert. »Klar. Ich steh auf Landschaft.«
»Ich dachte nur. Du versprühst einen gewissen Holzfällercharme.« Was laberte er da? »Und mit Charme meine ich Gestank.«
»Stehst du auf Holzfäller, Kleiner?«
»Robin. Und ja, unter anderem stehe ich auf Holzfäller. Außerdem auf Feuerwehrmänner, Polizisten, Geschäftsmänner, Stripper, Elektriker, Finanzbuchhalter«, er überlegte, »Balletttänzer … Hattest du mal was mit einem Balletttänzer? Der, den ich kannte, hatte den reinsten Nussknackerarsch. Und Beine wie Baumstämme. Wenn wir zusammen unterwegs waren, dachten alle, er wäre mein Bodyguard.«
Ludwig der Taxifahrer wirkte leicht beunruhigt. Gordan nicht. Der lachte. Sein Lachen war ganz nett. Heiser und warm wie Kaminfeuer.
»Ne, aber als ich so alt war wie du, also dreizehn, hatte ich eine Affäre mit einem Rugbyspieler. Der konnte mich mit einer Hand hochheben.«
»Oooh.« Robin drehte sich zu ihm um. »Erzähl mir mehr!«
»Nicht, bevor ich ein Bier intus habe.«
»Das lässt sich einrichten. Wir sind da.«
Das Taxi bremste, Gordan stieg aus, Robin bezahlte. Der Taxifahrer winkte ihn zu sich her, als er ihm den Zwanziger reichte.
»Junge.«
»Ich bin kein Junge.«
»Gut, Kleiner«, knarzte der Alte. Kalter Rauch umhüllte ihn. Seine Augen waren fast schwarz. »Gordan ist ein guter Kerl.«
»Ah ja?« Robin wusste nicht, was der Mann ihm sagen wollte. »Na, abgrundtief böse scheint er nicht zu sein, aber nett wäre eine Übertreibung. Außerdem könnte man seinen Sinn für Hygiene durchaus beanstanden.«
»Er ist ein guter Kerl.« Ludwig ließ sich nicht beirren. »Brich ihm nicht das Herz.«
Robin wäre fast ausgerutscht und gegen die Autotür gefallen. »Ich soll ihm … Nein, werde ich nicht. Keine Sorge. Da läuft nichts, falls Sie das denken.«
Schwarze Augen blickten ihn zweifelnd an.
»Warum sollte da was laufen?« Robin wurde langsam wütend. »Nur, weil wir zwei schwule Männer sind, müssen wir doch nichts miteinander haben. Ich fühle mich diskriminiert.«
»Brich ihm nicht das Herz, Kleiner.«
»Ich bin kein Kleiner. Ich bin … Ach, vergessen Sie’s. Schönen Abend noch.« Äußerst erwachsen und gelassen straffte Robin sich und folgte Gordan, der zu einer hohen Bretterwand aufsah. Die Rückseite der Wachtelwirtin. Der Geräusch-Mischmasch angetrunkener Unterhaltungen drang durch die Ritzen zwischen den rissigen Brettern.
»Hat Ludwig dich angeflirtet, oder warum hat das so lange gedauert?« Der Keramiker öffnete eine halb verborgene Tür im Efeu. »Oder hast du ihn etwa angegraben?«
»Leider hat er abgelehnt. Er war so viel charmanter als du.« Robin verzog das Gesicht. »Nein, er hat mich gebeten, dir nicht das Herz zu brechen.«
Gordan strauchelte. Eine Augenbraue hob sich. »Was?!«
»Keine Ahnung. Vielleicht dachte er, wir hätten ein Date.«
Ein Kopfschütteln. »Der weiß doch nicht mehr, wie ein Date aussieht, wenn’s ihm die Eier leckt. Verheiratet, seit er zwanzig war, der Bursche.«
Robin schauderte. »Armer Kerl.«
Wieder dieses heisere Lachen. Es wäre interessant, das mal im Bett zu hören. Was er nicht tun würde. Erstmal war Robin dafür zu professionell und dann schien der Mann nicht sonderlich interessiert an ihm zu sein. Was eine Unverschämtheit war.
Die Holztür öffnete sich ins Paradies, also den Biergarten. Gläserklirren und Gelächter erwarteten sie, vermischt mit dem süßen Duft der Sommerblumen und dem herben der alten Backsteinmauern. Die Bänke waren voll besetzt mit Einheimischen jeden Alters. In der Ecke beim Springbrunnen kreischte eine Gruppe älterer Damen, an einer der Bierbänke hatte sich eine Fußballmannschaft versammelt. TSV Sportfreunde Lummerdingen, las Robin auf den durchschwitzten Trikots, bei deren Anblick ihm einfiel, dass er noch nie einen Fußballer gevögelt hatte. Dabei waren die sexy: pralle Muskeln, starke Körper und sogar ganz ansehnliche Gesichter, wenn man die gruseligen Frisuren außer Acht ließ.
»Sabber nicht, Kleiner«, raunte Gordan in sein Ohr. Frisch geduschter Primatengeruch stieg ihm in die Nase. Gar nicht schlecht. Jetzt, wo die Schweißschicht abgewaschen war, blieb nur noch der würzig-herbe Geruch nach Kerl. Und das, was er schon im Atelier gerochen hatte. Diese ganz eigene Note, weder süß noch salzig, sondern etwas ganz eigenes. Aufregend wie der Moment vor einem Fallschirmsprung. Robin schluckte.
»Tu nicht so.« Er schnalzte mit der Zunge. »Du findest die doch genau so geil.«
»Ich?«
»Na, nach dem, was du im Taxi erzählt hast, bist du auch nicht immun gegen hübsche Waden.«
»Das ist lange her, Kleiner.«
»Und jetzt bist du impotent?«
»Nein, erwachsen. Ich habe schon lange nicht mehr …« Ein düsterer Schatten flog über sein Gesicht. So ernst, wie der schaute, hatte er bestimmt seit einem Monat keinen Sex mehr gehabt. Gruselig.
»Gordan!« Lisbeth kam aus der offenen Tür, ein Tablett in den Händen, das randvoll mit schaumbedeckten Halbliterkrügen war. »Was machst du denn hier?«, brüllte sie über die Köpfe der Fußballer hinweg. Mehrere Menschen drehten sich nach ihnen um. »Anschreiben lass ich dich aber nicht, das sag ich dir gleich!«
»Nicht nötig.« Gordan zeigte mit beiden Zeigefingern auf Robin. »Der feine Herr lädt mich ein!«
Feiner Herr war besser als Kleiner.
»Das wird teuer!« Lisbeth lachte. »Gordan säuft wie ein Loch, wenn er will!«
»Will ich nicht.« Gordan schien leicht verstimmt.
»Echt?« Robin sah ihn herausfordernd an. »Ist der mächtige Silberrücken etwa ein Leichtgewicht?«
»Ich geb dir gleich Silberrücken, Kleiner.«
»Du gibst mir gar nichts, Stinker.«
»Huiuiui, ist das etwa ein Date?«, fragte Lisbeth. Wie von Zauberhand stand sie plötzlich vor ihnen. Das Tablett war leer. »Brich ihm nicht das Herz, Kleiner.«
»Das ist kein Date«, sagten sie, wie aus einem Mund. Wie nervige Zwillinge.
»Und ich gebe mir äußerste Mühe, dein Herz nicht zu brechen, Gordan.« Robin legte die СКАЧАТЬ