Название: Flusenflug
Автор: Peter Maria Löw
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783955102395
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1992 hatte Löw bereits einiges erreicht. Während der »normale« Manager heutiger Prägung meist nur mit einem absolvierten Studium an den Start geht, war sein Weg bis dahin ein anderer gewesen. Mit einem juristischen Studium in Freiburg und dem zweitem Staatsexamen in Berlin, seinen geschichtlichen Studien der Neueren und Neuesten Geschichte in Freiburg, Berlin, Münster und Hamburg und dem Master of Business Administration an der INSEAD in Fontainebleau (Frankreich) verfügte er mit 31 Jahren über eine ungewöhnlich breite akademische Bildung. Eine Promotion zum Doktor beider Rechte in Hamburgund eine zum Doktor der Philosophie in Würzburg sowie ein Stabsoffiziersdiplom der Bundeswehr rundeten die Ausbildung ab. Löw war damit keineswegs der Underdog, der sich »vom Tellerwäscher zum Millionär« von ganz unten nach ganz oben durchboxen musste. Mit seiner akademischen Vita standen ihm viele Türen offen. Doch eine Zukunft in Justiz, Verwaltung, Wirtschaft oder Universität suchte er nicht.
Ungeachtet seines späten Einstiegs in die Unternehmenswelt gelang es ihm in weniger als 30 Jahren, Hunderte von Unternehmen zu erwerben, zu sanieren und fünf Börsengänge durchzuführen. Zwei dieser Unternehmen schafften es in den SDAX, zwei in den TecDAX und eines in den MDAX. Doch was geschah hier? Führten diese Firmenübernahmen tatsächlich zu Win-win-Situationen, von denen im Erfolgsfall neben dem Unternehmen auch die Mitarbeiter, die Lieferanten, die Kunden, die Steuerbehörden, die Kommunen und ihre Infrastruktur profitierten? Oder waren es angesichts vieler verlorener Arbeitsplätze die verdammenswertesten Exzesse des Kapitalismus und Löw selbst ein ruchloser Freibeuter der Wirtschaft? War Löw der Eigenbrötler, der einsam die Richtung vorgab, oder war das alles nur möglich, indem er Mitstreiter, Betriebsräte, Gewerkschaften und ganze Belegschaften für seine Art der Sanierung gewinnen konnte. Das Buch wird hierüber Aufschluss liefern.
Nach Löw basiert sein Erfolg damals wie heute nicht darauf, seine Verhandlungspartner über den Tisch zu ziehen oder Notsituationen unfair auszunutzen. Vielmehr beruht sein Erfolg in besonderem Maße auf den Unzulänglichkeiten der verkaufenden Konzerne und auf dem menschlichen Versagen zahlreicher Manager vor Ort. So geben seine detaillierten Schilderungen in Flusenflug den Blick frei auf eine Welt, die wir in dieser Unvollkommenheit nicht erwartet hätten. Mit jedem Kapitel verlieren wir ein wenig mehr die Hochachtung vor den angeblichen Autoritäten, den übermächtigen Konzernen, den Besserwissern, die schon immer zu wissen glaubten, wie man es richtig macht, es aber selbst nie hinbekommen haben.
Trotz der manchmal humorvoll-anekdotenhaften Schilderungen der Ereignisse um die Firmenübernahmen in Flusenflug darf man sich nichts vormachen, das Sanierungsgeschäft ist kein leichtes. Billig kaufen, sanieren und teuer verkaufen, das hört sich simpel an und doch verschleiert solch ein Bild das Ausmaß der aufzuwendenden Energie, den Umfang des persönlichen Einsatzes und die hohe Qualität des erforderlichen Know-hows. Das vormalige Management, die interne Taskforce und die externen Consultingfirmen, alle hatten doch ihr Bestes versucht und waren gescheitert. Die Verkäufer waren mit ihrem Latein am Ende. Es war ebendieser Umstand, der ihnen keine andere Wahl ließ, als an Löw und seine Partner zu verkaufen. Unter Mobilisierung aller Kräfte, insbesondere der in den Unternehmen ruhenden Selbstheilungsenergien, gingen diese nun daran, den »Karren aus dem Dreck zu ziehen«. Immer gelang das nicht, oft aber konnten die Unternehmen in aussichtsloser Lage gerettet und Zehntausende Arbeitsplätze nachhaltig erhalten werden.
Hatte Löw am Anfang seiner unternehmerischen Laufbahn bei seinen ersten »Abenteuern« noch besonders auf Kosteneinsparungen – auch im Personalbereich – gesetzt, so merkt man bei der Lektüre, dass dieses Instrument mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund trat. Produktentwicklung, Qualitätssteigerung, Expansion und Erschließung neuer Märkte wurden die Hebel, Umsatz- und Margensteigerungen die eigentlichen Sanierungstreiber.
Seine akademische Vita konnte Löw dennoch fortsetzen, indem er seit einigen Jahren als Honorarprofessor Lesungen zu interdisziplinären Themen an der päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz hält. Als Unterstützer und Förderer der Mission des Heiligen Stuhls wurde er zum höchsten päpstlichen Ritter ernannt. Mit dem »European Heritage Project«, bei dem er u. a. mit der UNESCO, dem WWF und der EU zusammenarbeitet, fand er ein neues Aufgabengebiet: den Wiederaufbau und Schutz gefährdeter Kulturdenkmäler in Europa, selbstredend ohne Banken, ohne Subventionen und nur aus dem eigenen Cashflow finanziert. Manches ändert sich eben nicht.
Wolf-Rüdiger Osburg
September 2020
Danksagung und Entschuldigung
Am Beginn dieses Buches soll all jenen gedankt werden, die an dessen Realisierung beteiligt waren. An erster Stelle möchte ich hier meine liebe Frau Clara nennen. Sie war es, die mich, meine Abneigung gegen Bade- und Sonnenurlaube kennend, im Mai 2019 mit der Mitteilung überraschte, dass sie im Juni in den Pfingstferien für uns alle einfach ein geräumiges Ferienhaus mit zugehörigem Personal in erster Meereslinie nahe Puerto Andratx auf Mallorca gebucht hatte. Ich liebe Urlaube, bei denen ich gefordert werde. Ich habe den Kilimandscharo bestiegen, bin mit dem Motorrad durch die Namib-Wüste gebraust, habe die Anden bezwungen, Stürme auf hoher See und ohne jede Segelerfahrung überstanden, war mit meinem Flugzeug in Miami beim Landen gecrasht, aber ein reiner Badeurlaub, der nur aus »chillen« unter Palmen bestände, das war nicht mein Ding. Mein Genörgel vorausahnend schlug sie mir vor, ich solle doch mal wieder ein Buch schreiben.
Diese Anregung und die Aussicht auf einen sonst sicher langweiligen »Erholungsurlaub« waren letztlich für mich der Grund, die folgenden Zeilen zu verfassen. Dabei wurde ich einmal mehr von meiner lieben Frau tatkräftig unterstützt. Sie war mir nicht nur tägliche Sparringspartnerin und damit dafür verantwortlich, dass die anzüglichsten Stellen und die beleidigendsten Passagen gestrichen wurden, sondern sie tippte die von mir zunächst auf Band gesprochenen Texte in Windeseile ein.
Ich möchte mich auch bei all jenen bedanken, die mir bei der weiteren Bearbeitung der Texte wieder auf die Sprünge geholfen haben, insbesondere bei denjenigen, die meine Wissenslücken auffrischen oder meine teilweise falschen Erinnerungen korrigieren halfen. Ihnen habe ich auch viele zusätzliche Anregungen zu verdanken.
Weiter möchte ich allen danken, die bereit waren und mir gestatteten, ihre Namen in diesem Buch vollständig zu verwenden.
Entschuldigen möchte ich mich schon einmal bei all denen, die sich in diesem Text falsch dargestellt fühlen oder denen ich an der einen oder anderen Stelle tatsächlich Unrecht getan haben sollte. Ich versichere jedoch, dass ich alles nach bestem Wissen und Gewissen verfasst habe.
Danken möchte ich auch all den Wegbegleitern, die in den gemeinsamen Holdingorganisationen, wie z. B. der System Kopie AG, der Certina AG, der Versatel AG, der Arques Industries AG, der BluO SE und schließlich der Livia Gruppe an meiner Seite gestanden haben. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich, die große Anzahl von Unternehmen neu auszurichten.
Zuletzt möchte ich noch denjenigen danken, die in den von mir übernommenen Firmen ihren täglichen Dienst verrichtet haben. Wenngleich einige im Zuge der Restrukturierung zweifelsfrei ihre Arbeitsplätze verloren haben, was mir sehr leidtut, konnten für viele andere die Arbeitsplätze gesichert werden und viele wurden in diesen Unternehmen auch neu angestellt. Ihre Loyalität zu ihrem jeweiligen Unternehmen, ihre Bereitschaft, das scheinbar sinkende Schiff nicht vorzeitig zu verlassen, sondern mit mir den »Karren aus dem Dreck zu ziehen«, haben letztlich die erfolgreichen Turnarounds1 ermöglicht.
Im Übrigen möchte ich schon an dieser Stelle auf den Disclaimer2 am Ende des Buches hinweisen.
Als sie ins Tal der Ameisen kamen, СКАЧАТЬ