Название: Deutsche Geschichte
Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Sachbücher bei Null Papier
isbn: 9783962817725
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Lothar war ein tüchtiger Herrscher. Er erreichte, dass sowohl Böhmen wie Dänemark in ein Vasallenverhältnis zu ihm traten; die Chroniken berichten mit Genugtuung, wie bei der Osterfeier in Halberstadt der dänische König dem mit dem Diadem geschmückten Lothar als Lehens- und Gefolgsmann das Schwert nachtrug. Auch in Italien vertrat er das Reich würdig. Während seiner Regierung kam das Zusammenwirken von Kaiser und Papst, das die Theorie verlangte, wie kaum jemals sonst zustande. Allerdings bestand er nicht auf der Rückgabe des Investiturrechtes, obwohl er einsah, dass ohne dies Recht eine kraftvolle Regierung nicht möglich war, und es deshalb auch forderte; allein er gab nach, um im einzelnen Falle doch selbstherrlich zu handeln. So hielt er das Reichskloster Monte Cassino fest, das der Papst an sich ziehen wollte, und setzte durch, dass der Normannenherzog in Süditalien nicht vom Papst allein, sondern vom Papst und ihm gemeinsam belehnt wurde. Vorwerfen konnte man ihm, dass er die sogenannten Mathildischen Güter, ein zerstreutes Gebiet, das sich teilweise mit dem heutigen Toskana deckt, vom Papst zu Lehen nahm, wodurch der Papst in die Lage kam, den Kaiser als seinen Lehensmann zu bezeichnen. Er unterließ nicht, sich in einer Inschrift im Lateranpalast, die er über dem Bilde Lothars anbringen ließ, damit zu brüsten. Lothar konnte zu seiner Entschuldigung sagen, dass es nur zweierlei gab, entweder Nachgiebigkeit des Kaisers in gewissen Punkten, um dadurch Nachgiebigkeit von seiten des Papstes zu erhandeln, oder dauernden Kampf. Persönlich war Lothar tapfer, meist glücklich im Kriege, Feinden und Besiegten gegenüber so grausam, so erschreckend roh, wie es im Charakter der Zeit lag, unermüdlich tätig, obwohl er, als er König wurde, sechzig Jahre alt war. Schon krank beschleunigte der Zweiundsiebzigjährige seine Rückkehr aus Italien, um in der Heimat zu sterben; aber nur der Tote erreichte sie und wurde in der von ihm gegründeten Stiftskirche zu Lutter, seitdem Königslutter, bestattet. Neben ihm ruhen seine geliebte Frau Richenza, die ihn immer begleitete, sein Schwiegersohn, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, der sein siegreicher Mitstreiter in Italien gewesen war, und seine Tochter Gertrud.
Große Macht empfahl damals nicht zur Kaiserwahl; die Fürsten sahen deshalb nach Lothars Tode von Heinrich dem Stolzen ab, der zugleich über Sachsen und Bayern gebot, und wählten Konrad von Staufen, den Bruder desselben Friedrich, der sich gegen Lothar nicht hatte durchsetzen können. Um seines Gegners Macht zu mindern, nahm ihm Konrad das Herzogtum Bayern und gab es seinem Halbbruder Leopold, dem Sohn des Markgrafen von Österreich, den seine Mutter Agnes, die Tochter Heinrichs IV., nach dem Tode ihres ersten Mannes geheiratet hatte. Nach dem frühen Tode Heinrichs des Stolzen erneuerte Konrad den Versuch, Welfen und Staufer durch eine Heirat zu versöhnen, indem er die Witwe Gertrud, die berühmte Sächsin, wie die Chroniken der Zeit sie nennen, mit seinem Halbbruder Heinrich verheiratete. Sie starb schon im folgenden Jahre an einer schweren Geburt und hinterließ ihr Erbe ihrem Sohn aus erster Ehe, der wie sein Vater Heinrich hieß und später der Löwe genannt wurde.
Konrad III. war sowohl an Liebenswürdigkeit wie an Erfolglosigkeit dem fränkischen König Konrad I. ähnlich, und auch darin, dass er hochherzig genug war, mit Übergehung seines eigenen, noch im kindlichen Alter stehenden Sohnes seinen bereits bewährten Neffen, Friedrich, Herzog von Schwaben, zur Nachfolge zu empfehlen. Friedrich I., der in Italien, wo seit der Zeit des Arminius das blonde Gelock der Germanen geliebt wurde, den Beinamen Barbarossa erhielt, ist ein Symbol der Kaiserzeit geworden, einer, dessen Name für alle steht, vielleicht deshalb, weil der Mittagshöhe seiner Regierung so bald der Absturz folgte. Wie die ersten Salier waren die Staufer ein herrisches Geschlecht, streng gegen andere und streng gegen sich im Erfassen ihrer kaiserlichen Pflicht. Die Möglichkeit, dass das Reich eine Erbmonarchie werde, in den Augen der Fürsten und des Papstes eine große Gefahr, brachten sie der Verwirklichung nah. Karl den Großen und Otto den Großen hatte Friedrich I. als Vorbilder stets vor Augen; was ihn persönlich von ihnen unterschied, war seine wachsame Selbstzucht an Stelle ihres breiteren, argloseren Sichgehenlassens. Friedrich hatte nicht den hohen Wuchs der Salier, er war nur mittelgroß, aber seine Haltung war so königlich, dass er trotzdem durch seine Erscheinung imponierte. Das Imperatorische seiner Gesinnung äußerte sich in seinen Mienen, die immer das Bewusstsein der Größe seiner Aufgabe widerspiegelten. Es machte großen Eindruck, dass er nach der Salbung und Krönung in Aachen, als einer seiner Dienstmannen, der wegen eines schweren Verbrechens in Ungnade gefallen war, sich ihm zu Füßen warf in der Meinung, in diesem Augenblick auf Verzeihung rechnen zu können, ihn abwies mit der Begründung, nicht aus persönlicher Abneigung, sondern um der Gerechtigkeit willen sei der Schuldige von seiner Gnade ausgeschlossen und müsse es bleiben; damit schien er anzudeuten, dass er sich mehr von der Gerechtigkeit als von der Gnade wolle leiten lassen. Strenge Beobachtung des Rechtes hat er sich während seiner ganzen Regierung angelegen sein lassen.
Seine erste Sorge ließ es Friedrich sein, die Spaltung im Reiche, die sich im Gegensatz der Staufer und Welfen ausdrückte, zu überwinden. War er doch im Hinblick darauf gewählt worden, dass er aus der Ehe eines Staufers mit einer Welfin stammte – seine Mutter war Judith, Tochter Herzog Heinrichs des Schwarzen von Bayern – sodass man sagte, er könne wie ein Eckstein die Kluft zwischen den zwei Häusern schließen. In großartiger Weise führte er die Versöhnung dadurch herbei, dass er seinem um sieben Jahre jüngeren Vetter Heinrich, dem Herzog von Sachsen, das Herzogtum Bayern wiedergab. Das war deshalb schwierig, weil Bayern zuvor dem Markgrafen Heinrich Jasomirgott von Österreich wieder abgenommen werden musste, der Friedrichs Halbbruder war und keinen Anlass zu irgendeiner Klage gegeben hatte. Nach umständlichen Verhandlungen glückte es dem König, den Besitzwechsel ohne Erregung von Feindseligkeiten zu vollziehen, indem er einen Teil von Bayern abtrennte und mit Österreich vereinigte und die bisherige Markgrafschaft zum Herzogtum Österreich erhob. Vor der Stadt Regensburg fand im September 1157 die in der Folge so bedeutungsvolle Handlung statt: Heinrich Jasomirgott verzichtete auf Bayern, indem er dem Kaiser sieben СКАЧАТЬ