Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ möge, etwas Stattliches zu seinem Ruhme zu verrichten.

      Als sie nach einigen Tagen heimritten durch den meilenlangen Wald, gesellte der Hochmeister sich zu ihm und begann ein ernstes Gespräch über das, was er sich für die Zukunft vorgenommen hätte. Ew. Gnaden haben mich herberufen nach Preußenland, sagte der Junker ein wenig verlegen, und ich warte täglich, wie Ew. Gnaden über meine Dienste bestimmen mögen. Wenn ich nach der Wahrheit sprechen darf, so wäre mir's das liebste, über Land und Leute gesetzt zu werden, aber nicht mitten im Lande, sondern an der Grenze, wo es gilt, immer wach und mit bewaffneter Hand bereit zu sein. Denn meine Jugend verlangt nach Kämpfen, daß ich mir Ehre und Gut erwerbe, da mein Erbteil gar schwach ausgefallen.

      Dazu wüßte ich wohl Rat, antwortete der Hochmeister freundlich lächelnd. Willst du ihm folgen und dich gut halten, so könnte es wohl geschehen, daß ich dich aus einem Dienstmann zu einem Herrn mache. Als ich dich zu mir berief, meinte ich, dir durch Empfehlung bei meinen Oberen im Orden nützlich sein zu können. Nun hat es Gott in seiner Gnade gefügt, daß ich selbst der Oberste bin und Macht habe über alle Brüder, die Herren sind in diesem Lande. Also ist auch mein Wort mächtig, wer unserer Brüderschaft neu angehören soll, und nicht besser kann ich für deine Zukunft sorgen, Heinrich, als wenn ich dich schon in so jungen Jahren in den Orden aufnehme als einen Ritter vom Deutschen Hause. Keine größere Ehre kannst du dir gewinnen, als gewürdigt zu werden, das schwarze Kreuz zu tragen im Dienste der Heiligen Jungfrau. Zeigst du dich aber klug und tapfer, so soll es dir auch an Ämtern nicht fehlen, in denen du ein großes Gut verwalten und über viel Leuten stehen magst. Gern will ich dich fördern, solange ich lebe, hoffe aber, daß du meiner Hilfe wenig benötigt sein wirst. Denn ich kenne dich als brav und ehrenfest. Solche Männer braucht der Orden. Sage mir also, ob du die Brüderschaft erwerben willst.

      Über dieses Anerbieten erschrak Heinz sehr. Nie war es ihm in den Sinn gekommen, ein geistlicher Ritter zu werden, so hoch er auch die Ehre schätzte. Nun war sein erster Gedanke an Maria und daß er ihr entsagen müßte, wenn er ein Kreuzherr würde. Wie konnte das geschehen? Nein! Nicht für alle Schätze der Welt meinte er seiner Liebe untreu werden zu können. So lockend die Ritterschaft war, von diesem Herzen durfte sie ihn nicht trennen. Er wurde sehr bleich und hielt die Zügel in schlaffer Hand, so daß sein Pferd stolperte. Zum Hochmeister wagte er gar nicht aufzusehen.

      Du überlegst noch? fragte derselbe nach einer Weile.

      Gnädiger Herr – stammelte der Junker, ich erkenne vollkommen Eure große Huld und Gnade, deren ich ganz unwürdig bin. Wie hätte ich mich eines solchen Antrages versehen sollen? Geizen doch Fürsten und mächtige Herren nach der Ehre des Ritterschlages, und ich – ein armer Junker – Aber es kann nicht sein, gnädigster Herr – bei Gott, es kann nicht sein. Haltet mich nicht für undankbar. Den schwersten Dienst will ich für Euch gern auf mich nehmen, aber das Gelübde –

      Der Hochmeister betrachtete ihn sehr ernst. Was muß ich hören? sagte er. Du kannst dich bedenken, eine Gunst anzunehmen, die du selbst so hoch stellst? Wahrlich, ich muß dich für verstört halten, wenn du zögern kannst, dein Glück zu ergreifen, wie es sich dir durch meine Hand bietet. Welche Aussichten für die Zukunft hast du sonst? Wie kann ich dir auf anderen Wegen in gleicher Art nützlich sein? Worauf baust du? Wie willst du dein Glück gründen? Verpasse nicht die Zeit. Nimmt dich der Orden auf, so gibt er dir Herrenrecht – ein mehreres kann dir meine Gunst und meine Liebe nicht zuwenden.

      Verkennt mich nicht, gnädigster Herr, antwortete Heinz, der sich ein wenig gesammelt hatte. Nichts Höheres weiß ich mir zu erstreben als Ritterschaft. Aber das Gelübde, das sie von mir fordert, vermag ich nicht zu leisten. Mein Herz –

      Es scheint gar sehr an weltlicher Lust zu hangen, fiel der Meister mit strengem Vorwurf ein. Wer freilich Gott dient, muß mancher Freude dieser Welt entsagen. Aber unser Amt ist geistlich und weltlich zugleich. Wir dienen Gott nicht allein mit Gebeten und frommen Übungen, sondern indem wir ihm hier auf Erden ein Reich aufrichten, darin man ihn bekennt und christliche Zucht hält und seines heiligen Friedens sich erfreut. Die Schulter, die das schwarze Kreuz trägt, trägt auch des Regimentes Bürde, und nicht jedem ist sie eine unbequeme Last. Große Aufgaben findet für sich der Mann, dessen Sinn nach weltlichen Dingen steht. Trägt er doch Schwert und Schild und sitzt im Kapitel, muß zu Rat und Tat stets bereit sein. Wird er aber wegen seiner bewährten Tüchtigkeit zum Komtur gewählt, so ist er Verwalter großen Gutes, Richter, Heerführer, ein Gebietiger über viele Tausende. Jeder Tag bringt ihm neue Geschäfte und Sorgen. Sein Leben erfüllt sich mit würdiger Arbeit, vielen ist er ein Helfer in der Not. Und ob er schon nicht für sich selbst erwirbt und kein Erbe hinterläßt, so mehrt er doch den Segen Gottes, eine Ehre über allen Ehren. Von welchem irdischen Tun kannst du dir mehr Genugtuung versprechen?

      Der Junker schwieg eine Weile; ihm war das Herz schwer, und er konnte es nicht erleichtern, wie er wollte. Gnädiger Herr, begann er dann, da die Stille immer peinlicher wurde, Ihr bedürftet solcher Zusprache nicht, wenn ich noch frei wäre zu wählen. Aber ich habe in meinem Innersten ein anderes Gelübde getan – das steht diesem entgegen, und ich wäre zeit meines Lebens ein Unglücklicher, wenn ich es mir nicht hielte. Das allein ist's, was mich hindert, Eurem Gebot zu folgen.

      Der Hochmeister wiegte den Kopf. Überlege, was du sprichst, sagte er; ich will nicht glauben, daß dieses dein letztes Wort ist. Hast du dich einem Weibe zugelobt, das wäre sehr unbedacht geschehen. Erwidere jetzt nichts – bedenke, was ich dir gesagt habe, und gib mir in den nächsten Tagen eine bessere Antwort.

      Somit ritt er von ihm ab und kehrte während der ganzen Reise nicht wieder zu ihm zurück. Heinz hielt sich allein; was er gehört hatte, gab ihm viel zu denken. Eine Strecke Weges gesellte sich der Großschäffer zu ihm und suchte ihn auszufragen, was der Meister so ernst mit ihm geredet hätte und weshalb er so bekümmert aussehe. Aber er erhielt nur mürrische und ausweichende Antworten, so daß er sich bald zurückzog.

      Nun kamen trübe Tage für den Junker. Ehrgeiz und Liebe bestanden miteinander einen harten Kampf. Einer von den deutschen Herren werden, das war eine lockende Aussicht. Aber Maria entsagen –? Unmöglich! Jetzt erst fühlte er mit ganzer Stärke, wie fest sie ihm ins Herz gewachsen war.

      Er vermied es, dem Hochmeister zu begegnen. Ungern hätte er ihn erzürnt und für immer seine Gnade verscherzt. Manchmal beschlichen ihn auch bange Zweifel, ob er das Ziel erreichen könnte, das er sich selbst gesetzt. Nie war ihm dergleichen vorher gekommen. Ob er geliebt wurde, war die einzige Frage, und auch da war er der Antwort bald gewiß. Er sah nicht auf seinen Weg, er fühlte ihn nicht unter seinem Fuß; leicht schwebten seine sehnsüchtigen Gedanken an das geliebte Mädchen darüber hin – Anfang und Ende seines glückseligsten Strebens war eins. Nun stellte sich so oft Huxers gedrungene Gestalt vor ihn hin, den Arm vorstreckend und mit der Hand zurückwinkend. Das verwetterte Gesicht des alten Reeders wollte ihm gar nicht vertrautsam erscheinen. Und wer war er nun? Was hatte er zu bedeuten in der Welt? Was bot ihm die Zukunft? Zog gar der Hochmeister seine Hand von ihm ab, so war seines Bleibens nicht länger im Lande. Und ehe er sich im Dienste fremder Fürsten mit dem Schwert eine geachtete Stellung erkämpfte – an so langes Warten dachte Maria schwerlich.

      Dann wieder meinte er, nur vor Tidemann Huxer hintreten und mit kühnem Wort sprechen dürfen: Ich liebe Eure Tochter – gebt sie mir zum Weibe! Wie konnte er seinem einzigen Kinde einen Herzenswunsch versagen, der so ernst gemeint war? Und es war ernst gemeint! Wie er Maria kannte, würde sie nicht von ihm lassen und selbst ihres Vaters Zorn und Drohung nicht fürchten. Und wenn sie nun fest blieb und unerschütterlich zu ihm hielt – was konnte sie trennen? Dann schwanden wieder alle Besorgnisse, und sein Herz jauchzte auf.

      Am liebsten setzte er sich in ein Boot und ruderte auf dem Schloßteich herum bis hoch hinauf zur Mühle. Da war er mit seinen Gedanken allein.

      Eines Abends, als er auf der oberen Galerie stand und, an einen Pfeiler gelehnt, in den Hof hinabschaute, legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. Er wandte sich СКАЧАТЬ