Wir denken neu – Damit sich Deutschland nicht weiter spaltet. Verena Bentele
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СКАЧАТЬ href="#ulink_a9f20c04-5a48-5873-a946-d8ea8e7681db"> Die Finanzierung ist möglich

       Würdige Pflege darf nicht vom Geld abhängen

       Kinder: Unsere Zukunft

       Kein Buch, kein Ausflug, kein Taschengeld

       Die Gesellschaft sägt an ihrer Zukunft

       Armutsbekämpfung ist der Schlüssel

       Armutsrisiko alleinerziehende Mutter

       Recht auf Kindergrundsicherung

       Kitas und Schulen angemessen fördern

       Investitionen in Kinder zahlen sich für alle aus

       Soziale Sicherheit gerecht finanzieren

       Welche Schultern tragen welche Last?

       Handwerker haben keinen Firmensitz im Ausland

       Steuern halten ein Land zusammen

       Exkurs: Wer zahlt eigentlich die Kosten der Corona-Krise?

       »Die letzte Million ist nicht so wichtig«

       Staatliche Hilfe nicht nur für Arme

       Sicherheit auch für Selbständige

       Unterversichert und rechtlos

       Es geht jetzt schon

       Ausblick

       Staat und Soziales

       Sozialversicherung schafft Werte

       Das Privileg der Festanstellung

       Nach der Krise ist vor der Krise

       Soziale Sicherung bedeutet gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität

       Ein Wort zum Schluss

       Soziale Sicherung: Ein Verfassungsauftrag

       Quellenangaben

       EINLEITUNG: WAS MICH ANTREIBT

      Liebe Leserinnen,

      liebe Leser,

      haben Sie gestern beim Frühstück die Zeitung gelesen, Radio gehört oder abends die Nachrichten im Fernsehen gesehen? In den Medien sind Rente, Pflege, Kinderarmut und die Finanzierung von Krisen täglich Thema. Chronisch Kranke, ältere Menschen am Existenzminimum, Solo-Selbstständige, Familien mit geringem Einkommen: Viele von ihnen sind auf staatliche Sicherungssysteme angewiesen. Wie man diese neu gestalten kann, dazu werde ich in diesem Buch sehr konkrete Vorschläge machen.

      Zunächst möchte ich auf den folgenden Seiten erklären, warum ich mich heute so intensiv mit Politik beschäftige, was mich geprägt hat und was mich antreibt. Lassen Sie mich also kurz damit beginnen, wo ich herkomme. Dies hilft zu verstehen, woher mein starker Wille und mein Wunsch nach politischer Veränderung kommen.

      Aufgewachsen bin ich in einer liebevollen Familie mit zwei Brüdern und meinen Eltern auf einem wunderschönen Bauernhof am Bodensee. Unsere Eltern haben uns Kindern vertraut und uns etwas zugetraut, und dieser Rückhalt half mir, manche Startschwierigkeiten gut zu meistern. Ich bin blind von Geburt an. Das bedeutet, dass ich nur Licht wahrnehmen kann. Und es bedeutet auch, dass mir viele Menschen zunächst nicht zugetraut haben, dass ich Leistung bringen und Ziele erreichen kann.

      Mein Glück waren einerseits meine Eltern, die mich gefördert haben, und andererseits mein sportliches Talent, das in meiner Schule früh erkannt wurde.

      Ich habe schon früh gemerkt, wie wichtig gesellschaftliche Unterstützung für mich ist. In der Schule für blinde Kinder wurde mein erstes Sprachprogramm für den Computer damals von der Krankenkasse bezahlt. Als ich erfuhr, was das kostet, war ich geschockt: Das hätte ich mir als Schülerin nie selbst leisten können. Der Zugang zu entsprechender Technologie und der Umgang damit waren jedoch eine wichtige Grundlage für mich – ebenso wie für alle anderen Kinder und Jugendlichen seit den 1990er-Jahren. Nur mithilfe dieser Unterstützung konnte ich in der Schule so viel technisches Verständnis entwickeln, dass ich an der Universität problemlos in den Vorlesungen mitschreiben und Bücher scannen konnte, um sie mir anschließend vorlesen zu lassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder das Recht hat, sein Potenzial zu entfalten. Für dieses Recht kämpfe ich. Ich glaube, dass alle Menschen tief im Herzen motiviert sind, etwas zu leisten. Doch nicht alle haben den familiären Hintergrund, jemanden, der ihre Fähigkeiten erkennt und fördert, und die erforderliche Portion Glück, um aus eigener Kraft ihr Leben zu meistern. In unser aller Leben gibt es Situationen, in denen wir auf Unterstützung angewiesen sind: von unserem Umfeld, aber eben auch vom Staat. Ein funktionierender Sozialstaat und eine gerechte Gesellschaft sind wir, wenn wir zusammenhalten, füreinander eintreten und uns gegenseitig helfen. So haben alle Menschen die Möglichkeit, ihre Potenziale auszuschöpfen.

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